Der Eichkogel bei Mödling

  • Ich wusste nicht genau, wie der Diptam aussieht.
    Wunderschön! Als Einzelblüte , aber auch vor allem in dieser großen Anzahl!!!


    Das Plätzchen am Eichkogel ist wie ein Schatzkammer.
    Hoffentlich gelingt es, den Standort zu hüten, entsprechend zu pflegen und vor schwerwiegenden Veränderungen zu schützen.


    ätherische Öle

    Wonach duftet der Diptam?


    Und was ist die nächste seltene Blüte am Eichkogel, auf die Du wartest?


    Danke und liebe Grüße,
    Elke

  • Der Diptam hat einen zitronenartigen Duft, der sich bei Sonnenschein besonders intensiv entwickelt. Bei sehr heißem Wetter können sich diese ätherischen Öle selbst entzünden, manche meinen, dass mit dem Brennenden Busch in der Bibel ein Diptam gemeint ist.


    Aber Achtung, manche Menschen reagieren mit einer phototoxischen Reaktion auf die Öle, weswegen ein Berühren bei Sonnenschein nicht zu empfehlen ist!


    Was noch kommt, wird man sehen. Im Sommer kommt der große Auftritt der duftenden Phelipanchen und Orobanchen, den Sommerwurzen.


    Die nächste seltene Schönheit hat aber jetzt schon am Nordhang etwas abseits der wuchtigen Diptamblüte ihre zarten Blüten entfaltet.


    Iris graminea, die Gras-Schwertlilie, auch Pflaumenduft- Iris.






    Johannes

  • 23. 05. 2018


    Jetzt entfaltet der Eichkogel seine botanische Fülle mit einer vielfältigen Blütenpracht. Seltene Steppenpflanzen und eiszeitliche Reliktpflanzen wetteifern mit Farben, Düften und üppigen Blüten um die Gunst ihrer Bestäuber. Einige haben sich als Halbschmarotzer und Schmarotzer auf andere, seltene Pflanzen spezialisiert und gedeihen hier dank des Erhalts derer auch in ansehnlichen Beständen.


    Clematis recta, Aufrechte Waldrebe:






    Der Diptam hat bereits seine Fruchtsände ausgebildet:



    Rapistrum perenne, Steppen-Rapsdotter:






    Der Rapsdotter ist ein Steppenroller, der im Herbst an der Basis abreißt und vom Wind rollend über die Wiesen transportiert wird, wodurch er seine Samen weit verbreitet.


    Oxytropis pilosa, Wolliger Spitzkiel, Haariger Spitzkiel:




    Der Wollige, Haarige, auch Zottige Spitzkiel hat sein letztes Refugium in Östereich hier am Eichkogel gefunden. Er ist eine indigene Pflanze, die sich in der Eiszeit vom Altai Gebirge nach Westen ausgebreitet hat und heute in Österreich und Deutschland sowie Inneralpin nur noch an wenigen Inselstandorten vertreten ist. Die Bestände am Eichkogel sind in den letzten Jahren leider auch deutlich zurückgegangen. Er ist eine besondere botanische Rarität.


    Muscari tenuiflorum, Schmalblütige Traubenhyazinthe:






    Die Traubenhyazinthen gehören zu den Spargelgewächsen. Die Schmalblütige Traubenhyazinthe ist ähnlich der Schopf-Traubenhyazinthe, Muscari comosum. Beim genauen Hinsehen kann man sie unterscheiden, da bei tenuiflorum die Mündung des Perigons schwarz gesäumt ist.


    Stipa pennata, Federgras:





    Campanula sibirica, Steppen-Glockenblume:



    Salvia nemorosa, Steppen-Salbei:



    Phlomis tuberosa, Knollen-Brandkraut:





    Das Knollen-Brandkraut gehört auch zu den besonderen Kostbarkeiten des Eichkogels. Jahrelang war es verschwunden, ist dann wieder aufgetaucht und heute an einigen Standorten regelmäßig vertreten.


    Geranium sanguineum, Blutroter Storchschnabel:




    Polygala major, Große Kreuzblume:



    Melampyrum arvense, Acker-Wachtelweizen:



    Es gibt einige unterschiedliche Arten dieser inzwischen seltenen Pflanze. Sie ist als Halbschmarotzer auf andere Pflanzen angewiesen. Arvense ist mit Gräsern und Getreiden vergesellschaftet, früher war der Acker-Wachtelweizen oft am Rande von Feldern zu finden und ist inzwischen durch Unkrautvernichtung nahezu verschwunden. Melampyrum gehört in die Familie der Orobanchaceae, der Sommerwurzgewächse, womit wir schon zu den Sommerwurzen kommen, die sich als Schmarotzer auf spezielle Pflanzen spezialisiert haben.


    Orobanche gracilis, Blutrote Sommerwurz:



    Orobanche lutea, Gelbe Sommerwurz:



    Diese Sommerwurz ist an ihrem typischen Geruch zu erkennen, sie riecht nach Zyklamen.


    Es sind noch andere Sommerwurzen und die verwandten Phelipanchen (Ästige Sommerwurzen) später im Jahr zu erwarten. Dazu mehr zum gegebenen Zeitpunkt.


    Johannes

  • Es ist Sommer am Eichkogel!!

    Wunderschön!


    Genauso schön ist, dass Du die Pflanzen so genau beschreibst.

    Geht es mir doch so, dass ich auf den ersten Blick oft denke : Ja das kenne ich!

    Dann lese ich was Du geschrieben hast und sehe erst den Unterschied.


    Stammt das nicht von Goethe:

    Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht

    oft gekürzt auf

    Man sieht nur was man weiß

    Goethe, Gespräche. Gesellschaft bei Goethe, 24. April 1819


    Für mich als Laien- Pflanzen - liebhaberin ein großer Gewinn!


    **\'6

    Es wird mir u.a. auf meinen Reisen (nicht nur) in den Mittelmeerraum sicher helfen, bei manchen Pflanzen genauer hinzuschauen.


    Es ist wunderschön bei Euch!!!

    Nicht nur auf diesem Foto!


    Was ist denn das für ein Fluss, den man sieht ? Kanalisiert?


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    LIebe Grüße,

    Elke

  • Liebe Elke,


    ja, es stimmt, dass man öfter und besser das sieht, was man kennt. Die Hesperis tristis etwa wäre mir, bevor sie mir gezeigt wurde, gar nicht aufgefallen. Oder die vielen unterschiedlichen Sommerwurzen, die oft zwischen Gräsern versteckt sind. Da muss man sich niederknien und sie von der Nähe betrachten und daran riechen, dann offenbaren sie ihre verborgene Schönheit.


    Das ist kein Fluss, sondern eine Strasse, genauer gesagt die Weinstrasse, die von Mödling nach Gumpoldskirchen führt.


    Johannes

  • Was da alles so wächst! Unglaublich!

    Aber ob ich das sehen und beachten würde wenn ich da vorbei laufe bezweifle ich?


    Du kennst Dich sicher auch im Tiereich aus, Johannes.

    Hat der Diptam Besuch von einer Raupe die einmal ein Schwalbenschwanz werden will?


    13215-df1774e2.jpeg



    fragt waldi :174:

  • Sommerwurzen - Orobanchen und Phelipanchen


    Heuer war ein ungewöhnlich warmer Mai und auch der Juni war sehr warm und trocken. Mitte Juni ist der Eichkogel heuer bereits in spätsommerlichem Gewande:






    Das Echte Labkraut - Galium verum mit seiner gelben Blüte beherrscht das Szenario:




    Der Acker-Wachtelweizen - Melampyrum arvense - zählt zu den stark gefährdeten Pflanzen und blüht heuer auch nicht so üppig wie in vergangenen Jahren:




    Die Sommerwurzen habe ich heuer nahezu versäumt oder sie zeigten sich spärlich oder gar nicht.


    In der Nomenklatur hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges geändert, so wurden die Phelipanchen ausgegliedert und im Deutschen Sprachgebrauch unterscheidet man Sommerwurzen (Orobanchen) von den Blausommerwurzen oder Blauwürgern (Phelipanchen). Jeder der einzelnen Arten hat ihren eigenen, charakteristischen Duft.


    Der Bestand der äußerst seltenen Phelipanche caesia, dem Blaugrau-Blauwürger, früher Weißwollige Sommerwurz wurde durch Grabungsarbeiten 1974 und 1999 stark zurückgedrängt. Ich hatte 2013 einige Exemplare von ihnen gefunden. Sie schmarotzen auf dem Pontischen Wermut - Artemisia pontica:










    Hier noch eine kleine Auswahl verschiedener Orobanchen:









    Sind es nicht wunderschöne Pflanzen?


    Ich habe Ihnen diese Zeilen gewidmet:


    Orobanche

    Ein griechischer Pflanzenname, der angeblich von orobos = Kichererbse und agchein = Kehle zusammenschnüren, würgen kommt. Für die Kulturpflanze Kichererbse waren die Orobanchen gefürchtete Schädlinge. Man könnte aber den Namen auch aus dem Italienischen ableiten, wo Oro = Gold und Banche = Banken heißt, also etwas Wertvolles bedeutet.

    „Schmarotzer“ sagen die, die sie nicht kennen

    “Würger“ nennen sie andere
    und blicken doch nur neidvoll
    auf ihren goldenen Schatz
    den er ihr tagtäglich schenkt.

    Doch in Wirklichkeit

    sind beide
    untrennbar miteinander verbunden.
    Sie gehören nicht nur zusammen,
    sie nehmen voneinander
    und sie geben
    einander.
    Er gibt ihr
    die Kraft
    die er von seiner Göttin,
    der Sonne
    bekommt
    und sie gibt ihm
    nicht nur ihre unsägliche Schönheit:

    Es ist nicht das Gold

    das ihn in ihren Bann zieht,
    Verehrer,
    die vor ihr niederknien,
    können es riechen:
    sie schenkt ihm
    den Duft
    ihrer gemeinsamen Liebe.

    stirbt sie
    stirbt auch er-
    stirbt er
    stirbt auch sie.


    Johannes

  • Wieder muss ich dran denken , dass man mehr sieht, wenn man etwas weiß!

    Ein Botaniker wie Du sieht einfach mehr!


    Vermutlich hätte ich diese Blüten nicht als Orchideen erkannt - nicht die Farben, nicht die Formen- aber der Duft scheint es zu sein, der sie zu etwas Besonderem macht.

    Offensichtlich müssen die Orobanche zu dieser Jahreszeit nicht mehr mit leuchtenden Farben auf sich aufmerksam machen wie viele Orchideen im Frühjahr .( Ich denke v.a. an jetzt an die vielen Arten des Knabenkrauts)


    Alle die Du zeigst , habe ich noch nie gesehen.

    Ich kenne nur die unscheinbare Nestwurz.

    https://www.schoener-reisen.at…ta/media/66/oNestwurz.jpg

    Auch ein Schmarotzer? Ich weiß es nicht.


    Es hat mir Freude bereitet , Dich auf Deinem Sommerspaziergang auf dem Eichkogel zu begleiten, wieder so viel Interessantes zu erfahren und Deine nachdenklichen Zeilen zu lesen,


    Ich bin gespannt, wie es auf dem Eichkogel weitergeht!


    Wer "nascht" denn da?


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    Liebe Grüße,

    Elke

  • Liebe Elke,


    Die Orobanchen sind keine Orchideen, sie gehören zu einer eigenen Familie, eben den Orobanchaceae, den Sommerwurzgewächsen. Es sind ganz spezialisierte Schmarotzer, die von ihren besonderen Wirtspflanzen abhängig sind.


    Die von dir erwähnte Nestwurz hingegen gehört zur Familie der Orchideen und ist ebenfalls ein Vollschmarotzer. Bei ihr ist es aber etwas komplizierter, denn sie schmarotzt auf dem Wurzelgeflecht von Pilzen und diese ernähren sich wieder von Bäumen, also beziehen die Nestwurzen ihre benötigten Stoffe indirekt aus Bäumen, wie der Buche. Auch die Nestwurz hat einen charakteistischen Duft, nämlich nach Honig.


    Der Duft der Nestwurzen und der Sommerwurzen zieht verschiedenste Tiere an, die dann die tausenden Samen verbreiten. Bei den Sommerwurzen benötigen die Samen, die sehr lange lebensfähig und keimfähig bleiben wieder direkten Kontakt mit den Wurzeln der Wirtspflanze. Offensichtlich wurde der Hirschkäfer auch vom Duft betört...


    Johannes

  • Nachtrag Spätsommer / Herbst


    Heuer war es derart heiß und trocken, dass die Blüte am Eichkogel zu dieser Jahreszeit nahezu ausblieb. Deshalb greife ich auf zwei typische Pflanzen aus meiner Fotodokumentation der Jahre 2006 und 2008 zu.


    Ende Juli / Anfang August tauchte in diesen Jahren die zarte Blüte des Gelb-Lauchs, Allium flavum den Eichkogel in bezauberndes Gelb, welches aber rasch verblühte.








    Danach wetteiferte die Goldschopf-Steppenaster, Galatella linosyris mit ihrem noch kräftigeren Gelb um die Gunst ihrer Bewunderer.





    Beide Pflanzen sind Charakterpflanzen des Eichkogels, die am Ende des Sommers noch einmal einen grandiosen Auftritt in Gelb hatten. Allerdings war die Blüte nach 2008 nie mehr so ausgeprägt wie in den Jahren davor.


    Ich hoffe, dass sich die Vegetation in den nächsten Jahr nochmals von der ausgeprägten und langen Trockenheit des heurigen Jahres erholt. Ansonsten sind diese Bilder bereits Geschichte.


    Johannes

  • Ich warte schon eine ganze Weile gespannt auf Sommerbilder vom Eichkogel, jenem ganz besonderen Landstrich, den Du uns hier vorstellst.

    Zum Glück hast Du in Deinem privaten Archiv noch solch schöne Bilder . Es wäre traurig, wenn der gelbe Lauch und die gelbe Steppenaster vom Eichkogel ganz verschwinden würden.

    Du befürchtest, dass die Vegetion sich evtl. verändert, typische Pflanzen "verschwinden"?

    Klimabedingt?


    Hast Du auch schon Pflanzen entdeckt, die bisher am Eichkogel nicht zu sehen waren?


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Liebe Elke!


    Neue Pflanzen habe ich noch nicht gefunden, aber es sind in den Jahren, die ich es beobachte schon welche verschwunden, manche offensichtlich ganz, wie die Weißwollige Sommerwurz, andere tauchen mitunter wieder auf. Jedenfalls ist die Üppigkeit der Blüte im Sommer stark zurückgegangen. Der Eichkogel bekommt mehr und mehr einen Steppencharakter.


    Am Eichkogel spielt auch eine Rolle, dass er nicht mehr beweidet wird und sich dadurch gewisse Gräser und Kleinsträucher dominant durchsetzen.


    Dem Weißdorn scheint es nach wie vor zu gefallen.




    Die Herbstzeitlosen sind heuer auch sehr früh dran.




    Johannes

  • Der Eichkogel ist erwacht!


    Heuer ist der Eichkogel wieder früher erwacht mit seinen ersten Frühlingsboten, der Groß-Küchenschelle / Pannonische Küchenschelle (Pulsatilla grandis) und dem Frühlings Adonis (Adonis vernalis).


    Aber auch die Schwarz-Küchenschelle / Osterglocke (Pulsatilla pratensis ssp. nigricans) hat heuer bereits zu blühen begonnen.


    Hier einige Eindrücke vom diesjährigen Frühlingsauftakt am Eichkogel:


    Pulsatilla grandis:






    Adonis vernalis:






    Pulsatilla pratensis ssp. nigricans:






    Johannes

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