Der Eichkogel bei Mödling

  • So schön das ist, was Du uns zeigst, so sehr wünsche ich dem Eichkogel eins:
    REGEN !!


    Wenn an manchen Stellen Pflanzen bereits nicht mehr zur Blüte kamen und andere dieses Jahr viel kleiner waren, so hoffe ich , dass das nicht der Anfang vom Verschwinden dieser Kostbarkeiten ist.

    Klimaänderung und Änderung der Wachstumsbedingungen ?


    Wie wird der Eichkogel in 5 oder 10 Jahren aussehen?

    Noch hast Du einen wunderschönen Diptam gesehen.

    Werden all die Pflanzen und Blumen, die Johannes und Du hier in diesem Strang im Forum gezeigt haben, weiterhin wachsen und blühen?


    Susanne da gibt es nur eins:
    So oft wie möglich hingehen , immer wieder nachschauen und Veränderungen beobachten.


    Danke für diesen neuen Bericht mit dem schön gemachten Rückblick am Beginn!


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Danke für Deine wichtige Frage, liebe Jofina.

    Ich will versuchen, sie halbwegs gut zu beantworten, denn ich bin nicht total informiert darüber. Viel besser kennt sich da Johannes aus, er wird vielleicht dazu Stellung nehmen, wenn er Deine Frage liest....


    Ich selber weiß nur, dass Pflegemaßnahmen immer wieder erforderlich sind, sonst

    werden viele Pflanzen überwuchert, Versteppung droht durch die geringen Niederschläge ohnehin....


    Ja, es gibt Pflegemaßnahmen am Eichkogel, aber vielleicht geringer, als es notwendig wäre. --- Vor allem die Hybriden der Weichsel sind Verursacher des Zuwachsens des Naturschutzgebiets. Sie blühen zwar herrlich im Frühling und die Weichsel duftet auch! Aber die Zwerg-Weichsel, die an sich nicht gefährlich ist, bildet Bastarde mit Kultur- und Steinweichsel. Diese Hybriden sind dann widerstandsfähiger und kräftiger - und somit mehr Gefahr für die seltenen Arten.


    Heuer scheint einiges an Pflege passiert zu sein. Am Südhang, wo es große Bestände der jungen Weichseltriebe gibt, wurde ordentlich umgegraben. Leider fehlen dadurch - zumindest in diesem Jahr - wunderbare Pflanzen, die dort ihren Lebensraum haben, z.B. der Färberginster und der wollige Spitzkiel scheinen heuer auszubleiben...


    Hoffentlich im nächsten Jahr, vielleicht fällt auch einmal im Frühling wieder mehr Regen. ----


    Das ist es, was ich weiß und nachgelesen habe!


    Danke für die Frage und alles Liebe!

    Susanne

  • Danke für deinen schönen Bericht, Susanne! Heute regnet es und das wird dem Eichkogel gut tun.


    Zur Frage von Jofina:


    Die einmalige Flora am Eichkogel konnte sich einerseits durch die besonderen Bodenbeschaffenheiten und die exponierte Lage entwickeln, andererseits aber durch die lange Bewirtschaftung als Hutweide mit Schafen. Dadurch hat sich eine ganz spezielle Pflanzengemeinschaft entwickelt.


    Diese ist weniger durch sogenannte „Unkräuter“ gefährdet, als durch das üppige Wachstum der Zwergweichsel. Dieser Strauch wächst alles zu und verdrängt damit die steppenartige Flora.


    Früher gab es noch Pflegemaßnahmen gemeinsam mit Schulen, deren Schüler dieses Wachstum in Zaum halten konnten. Doch das gibt es auch nicht mehr. Man hat es dann mit abgesteckter Beweidung und Elektrobezäunung versucht, aber auch hier findet sich niemand mehr, der diesen Aufwand betreiben möchte, die Plätze immer wieder umzustecken.


    Anderseits gefährdet auch der Mensch dieses Naturschutzgebiet. Am Südhang wurden durch Abgrabungen für einen Weingarten die Bestände der äußerst seltenen Violetten Phelipanche nahezu vernichtet. Auch frei laufende Hunde machen manchen Pflanzenbeständen den Garaus. Selbst Botaniker habe ich schon am Eichkogel gesehen, die großflächig Samen einsammeln und somit in das empfindliche System eingreifen.


    Aber am deutlichsten sieht man die Folgen durch den Klimawandel. Hitze und Trockenheit verändern die Zusammensetzung der Pflanzengemeinschaft am nachhaltigsten. Einzelne Arten halten das aus, andere verschwinden. Und mit ihnen verschwindet auch ein Gutteil der Fauna, die in Gemeinschaft und Abhängigkeit von diesen Pflanzen lebt.


    Johannes

  • Lieber Johannes, liebe Alle!


    danke für die ausführlichen Erklärungen, die sehr einleuchtend sind! -

    Es ist das Buch der Frau Foelsche, dem ich entnehme, dass es vor allem die Hybridbildung der Zwerg-Weichsel mit den anderen Weichselarten ist, die zu so starker Ausbreitung und zum Zuwachsen des Naturschutzgebietes beiträgt.


    Am Südhang Richtung Gumpoldskirchen scheint heuer eine Rodung stattgefunden zu haben. Es ist aber genau jener Bereich, in dem im Vorjahr einige Exemplare des Zottigen Spitzkiels wuchsen. Hier sieht es heuer trocken und fast wüstenartig aus.


    So blühte der Spitzkiel im Vorjahr, obwohl es 2019 schon ziemlich trocken war:


        


    Und so sieht es heuer, etwa an dieser Stelle aus. Nur einige Blüten des Wachtelweizens und des Feld-Rittersporns können sich hier behaupten.




    Aber ich kehre zurück an den Nordhang, wo es doch einiges an erfreulichem Wachstum gibt.

    In der Nähe der Iris graminea und des Diptam fand ich Schwalbenwurz, junge Triebe der Clematis recta (Aufrecht-Waldrebe), Gelbes Labkraut und Wiesen-Salbei.






    Besonders glücklich war ich darüber, dass sich hier das Federgras im Wind bewegte.



    In den Vorjahren war der Südhang ein wogendes Meer von Federgras,




    letzte Woche lag es total ausgetrocknet und ohne Leben in der Wiese!


               


    Besonders schön blühten 2019 die Groß-Kreuzblumen in einem bezaubernden Hell-Violett:


    Nach und nach sind sie auch heuer aufgeblüht - und stehen sehr hübsch auf jener Wiese - und fast genau an derselben Stelle der Groß-Küchenschellen vor 2 Monaten.





    Als ich so über den Eichkogel wanderte und mich umsah, musste ich immer wieder an die Widmung denken, die Johannes vor 2 Jahren den Orobanchen, Sommerwurzen, gegeben hatte. Denn die sind heuer zahlreich, sie scheinen Hitze und Dürre gut zu vertragen, sind aber nicht recht vielfältig in ihrer Art.





    Aus einem der Vorjahre eine Vergrößerung der Blutrot-Sommerwurz:



    Und die ziemlich seltene Gelb-Sommerwurz, die ich nur 2018 gefunden habe.



    Ebenfalls nur im Mai 2018 und seither nicht mehr entdeckt, den Seidenhaar-Backenklee, der zu den Besonderheiten des Eichkogel gehört:



    Der Lorbeer-Seidelbast, ebenfalls ein Bewohner der warmen, sonnigen, trockenen Gebiete, hat heuer sehr schön geblüht.


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    Beim nächsten Besuch am Eichkogel trug er grüne Beeren,



    jetzt sind sie schwarz geworden, scheinen aber doch vom Schädling befallen zu sein, schade. Sie sind zwar sehr giftig, sehen aber sonst sehr hübsch aus.



    Für heute abschließend eine interessante Lauch-Blüte, die ich nun schon das 3. Jahr in ziemlichen Beständen im Wald, in der Nähe des Seidelbast, finde. Es sind das recht große Lauch-Blüten, wie es sie sonst nur als Zierlauch im Garten gibt. Ob sie hierher verwildert sind, vermag ich nicht zu sagen. Beschrieben ist diese rosa blühende Lauch-Art für dieses Gebiet nicht. - Nur die Blüten des wild wachsenden Flieder-Lauchs sehen noch so ähnlich aus...





    Vielleicht weiß jemand von Euch die "Lauch-Lösung", das wäre sehr interessant!

    Fazit: eine verwilderte Kulturpflanze

    Wahrscheinlich verwilderter Zierlauch, Allium.


    Für heute Abschluss! Für einen Beitrag hätte ich noch weitere Pflanzen, die ich Euch vorstellen könnte, wenn es Euch Freude macht!


    Herzliche Grüße an Euch alle!

    Susanne

  • Diesen hübschen Lauch kenne ich nicht.

    Aber nach diesem Teil des Eichkogelthreads habe ich noch mehr das Gefühl, dass es sehr wichtig ist, das alles zu dokumentieren.

    Und wenn es so genau gemacht wird wie Ihr es macht, dann ist deser Strang noch wertvoller.

    Man wird es in ein paar Jahren vergleichen können /müssen und sehen, was dieser vielleicht nur temporären Trockenheit geschuldet ist und wo eine dauerhafte Veränderung stattgefunden hat.

    Ich bin entsetzt, dass in diesem ökologisch empfindlichen Gebiet Rodungen offensichtlich ohne Rücksicht durchgeführt werden


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Liebe Susanne,


    Danke für die schöne Dokumentation. Diesen Lauch habe ich dort noch nie gesehen, ich kann auch gar nicht sagen, um welchen Lauch es sich handelt. Ich werde meine botanischen Freunde fragen.


    LG


    Johannes

  • Diesen Lauch habe ich dort noch nie gesehen, ich kann auch gar nicht sagen, um welchen Lauch es sich handelt. Ich werde meine botanischen Freunde fragen.

    Es ist sehr interessant: vor 2 Jahren, als ich ihn in diesem Waldstück das erste Mal entdeckt habe, waren einzelne Exemplare da.



    Diesmal, am 7. Mai, habe ich in der näheren Umgebung mehrere Stellen gesehen, wo zumindest jeweils 8-10 Kugeln da gestanden sind - ziemlich hoch gewachsen!



    Es scheint ihnen hier also gut zu gefallen, das Waldstück riecht auch deutlich danach - wer immer sie genau sind - sie sind hier angekommen!

    Aber nach diesem Teil des Eichkogelthreads habe ich noch mehr das Gefühl, dass es sehr wichtig ist, das alles zu dokumentieren.

    Ich werde demnächst fortsetzen und alles einfügen, was mir von diesem Berg besonders erscheint, teilweise wird es weiterhin Verdoppelungen geben zu den Bildern, die Johannes schon gezeigt hat. Ich möchte jeweils darauf hinweisen!


    Susanne

  • Hallo, meine Botanischen Freunde schrieben:


    Zum Allium: das ist ein Fremdling, die flach abspreizenden Perigonblätter zeigen das. Da kommt man rasch auf die Idee "Sternkugellauch" (A. christophii) der aber größere Blütenstände hat.

    Mit Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland 5 (Krautige Zier- und Nutzpflanzen) würde man zu A. macleanii kommen der gerne mit A. christophii und A. hollandicum gekreuzt wird.

    Fazit: eine verwilderte Kulturpflanze. Vorbehalt bei der Bestimmung: die Blätter am letzten Bild links gehören dazu?


    Johannes

  • Lieber Johannes, danke!

    Dank auch an Deine botanischen Freunde!


    die Variante mit der verwilderten Kulturpflanze erscheint mir am einleuchtendsten.

    Zu den Blättern: zugehörig sind nur die schmalen, langen typischen Lauchblätter.


    Ich werde also dazu schreiben: wahrscheinlich Zierlauch-verwildert, (Allium )


    Susanne

  • die Variante mit der verwilderten Kulturpflanze erscheint mir am einleuchtendsten.

    Nicht am Eichkogel,

    sondern in Nachbars Garten entdeckt.

    Der Nachbar sagt, er weiß nicht, wie diese hübsche Pflanze in seinen Garten kommt, sie hat sich schon an 3 Stellen angesiedelt.

    Könnte doch so ein Lauch sein ??


     


    Gruß,

    Elke

  • Liebe Alle,


    ich fahr' mit der Eichkogel-Vegetation einfach fort. Und stelle hier die besonderen Blumen vor, die ich im Hochfrühling heuer oder in Vorjahren gesehen und fotografiert habe.


    Es gibt ein interessantes Buch "Blütenparadies Eichkogel" von Gudrun Foelsche (2002), in dem z.B. beschrieben wird, dass am Eichkogel 6 verschiedene Alant-Arten wachsen.

    Voriges Jahr fand ich hier besonders schöne Gruppen davon, die wie Sonnen in der Wiese leuchteten.



    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um den Rauhaar-Alant, Inula hirta, handelt. Das "Rauhaar" kann man an den Blättern, besonders auf der Vergrößerung, deutlich erkennen.




    So sahen sie im Vorjahr am 17. Mai aus, heuer - fast datumsgleich - waren sie schon geöffnet, wirkten aber leider etwas kraftlos - erkennbar ist das Rauhaar allerdings auch...




    Nicht ganz so sicher bin ich mir bei den beiden anderen Pflanzen, ich vermute aber einen Weidenblatt- und einen Schwertblatt-Alant:




    Eine weitere Besonderheit des Eichkogels ist das Brand-Knabenkraut. Johannes hat es schon unter # 18 gezeigt. Hier ein Bild von mir aus den Vorjahren:



    Es steht zwar heuer an einer der bekannten Wachstumsstellen scheint aber mit der Trockenheit nicht sehr gut zurecht zu kommen - entwickelt sich nur langsam.


    Zuerst Bild vom 7. Mai 2020, dann 18. Mai....




    Sehr glücklich war ich, auch hier wieder das Sommer-Adonis-Röschen vorzufinden. Eine Pflanze, die nicht nur am Eichkogel selten geworden ist, sondern insgesamt vom Aussterben bedroht ist. Zwar war die Farbe der Blume heuer blasser, auch ihr fehlt offenbar ziemlich das Wasser zum Gedeihen. Aber immerhin: sie ist da!!!




    Im Vorjahr stand sie besonders schön leuchtend im Feld - und sie war auch zahlreicher vertreten.



    Eine leuchtend hellblaue Farbe erfreute letztes Jahr - ganz in der Nähe dieses Standorts - mein Herz: ein Österreich-Lein, der meines Wissens nach auch kein besonders häufiges Vorkommen hat.



    Ebenfalls unter #18 stellt Johannes den Rapsdotter vor, der heuer, etwas zaghaft zwar, aber doch schon an einigen Stellen, zu blühen beginnt. Rapsdotter, der Steppenroller, der dann tatsächlich im Herbst in Büscheln oder Bündeln über den Berg rollt...



    Für heute beenden möchte ich mit zwei Bildern des Blutrot-Storchschnabel, auch schon von Johannes (# 18) beschrieben. Er wächst üppig in den Wiesen. Allerdings auch im Vorjahr strahlender und intensiver als bisher in diesem Spätfrühling.




    Bis bald - am Blumenberg!

    Susanne

  • Der Nachbar sagt, er weiß nicht, wie diese hübsche Pflanze in seinen Garten kommt, sie hat sich schon an 3 Stellen angesiedelt.

    Der nachbar ist ein Glückspilz, ich habe in meiner Blumenwiese den Zierlauch selber gepflanzt, übrigens sind das Knollen gewesen...

    Zierlauch.jpg


    Habe aber bei meiner Himbeerstaude ein Gewächs entdeckt, das nicht von mir stammt, kennt das schöne Pflanzerl jemand?

    Unbekannte Pflanze.jpg

  • Susanne - ehem. Mitglied Was für eine Pracht! Was für Farben!

    Es ist Sommer!

    Die Blüten des Storchschnabels erinnern mich an rosa Zistrosen, aber solche Sträucher gibt es am Eichkogel natürlich nicht. Und die Blätter sind auch ganz anders.

    Mit den gelben Korbblütlern habe ich meine Probleme. Da gibt es so viele , auch ähnliche !


    @Bruce

    Es könnte ein Silberblatt sein.

    https://www.gartendialog.de/silberblatt-pflege/

    Es vermehrt sich sehr schnell über Samen, ich habe es auch schon in Wäldern an feuchten Standorten gesehen,

    Wir hatten es überall im Garten , nannten es "Judastaler" oder "Judaspfennig" , weil die Pflanze im Herbst wunderschöne silberne Samen hat, die man bis in den Winter hinein dekorativ verwenden kann .


    Liebe Grüße,

    Elke

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