2008 fiel mir bei Budaörs ein Schild am Staßenrand auf das mich noch neugieriger machte als ich sowieso schon bin.
Über den ehemals schwäbischen Ort Budaörs, einem Vorort im Westen Budapests habe ich hier schon berichtet.
Dieser Ort ist vergleichbar mit Máriahalom. Auch hier wurde die deutschstämmige Bevölkerung nach dem WK II vertrieben.
Das soll heute nicht mein Thema sein, sondern ich möchte anschließen an meinen Beitrag über den Gedenkstein bei Mály.
Dort habe ich über den Ausbruchsversuch der im Kessel von Budapest eingeschlossenen deutschen Soldaten berichtet, den ein großer Teil nicht überlebte.
Auch Opfer dieses Ausbruchsversuches aus Budapest vom 11. Februar 1945 sind hier bestattet, bzw. hierher umgebettet worden.
Ich stellte mein Auto auf dem Parkplatz ab und beherzigte den Hinweis auf diesem Schild.
Hier entsteht der größte Soldatenfriedhof der deutschen Kriegsgräberfürsorge für deutsche und ungarische Kriegstote in Ungarn.
Hier ruhen Gefallene hauptsächlich aus dem Bereich östlich der Donau, aus den Komitaten Komáron-Esztergom und Pest sowie aus der Hauptstadt Budapest.
Bis heute haben hier über 16.300 Tote ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Der Eingang zum Soldatenfriedhof.
Der Blick auf die Gräberfelder ist beeindruckend!
Hinter jedem Namen verbirgt sich ein Schicksal und trauernde Hinterbliebene. Viele Opfer blieben bis heute anonym.
Beim Versetzen der Granitkreuze erhielt der Volksbund Hilfe durch die deutsche Bundeswehr. Gleichzeitig mit dem Ausbau des Friedhofes entstand auf dem etwa sechs Hektar großen Gelände, von dem man einen weiten Blick in die Budaer Berge (ein Landschaftsschutzgebiet) hat, ein Friedenspark mit insgesamt 674 Bäumen.
2001 wurden die Toten der Anlagen Budapest-Kispest, Budapest X. Bezirk und Esztergom ebenfalls hierher umgebettet. Die Anlage wurde am 19. Oktober 2002 eingeweiht.
Bei der Eröffnung des Friedensparks am 24. Oktober 1998 wurden die ersten 58 Friedensbäume gepflanzt. Schon sechs Monate später hatten 300 Bäume einen Paten. 15 Paten hatten den Eröffnungstag miterlebt.
Nach wie vor sind nicht alle in Ungarn gefallenen deutschen Soldaten auf dem großen Friedhof bei Budaörs bestattet.
Auf dem kleinen Soldatenfriedhof in Bajna, nur wenige Kilometer vom Gedenkstein bei Mály entfernt, liegen deutsche und ungarische Soldaten nahe beieinander.
Im Schloßgarten von Bajna wurden während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche deutsche Soldaten bestattet.
1989 erhielt der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge die Genehmigung, diese oberirdisch nicht mehr erkennbaren Gräber zu sondieren und die Toten auf den Gemeindefriedhof umzubetten, wo bereits 20 deutsche Kriegstote in Einzelgräbern bestattet waren. Bei den 1990 durchgeführten Arbeiten wurden 153 Tote geborgen und in dem Bereich des neu entstandenen Soldatenfriedhofs auf dem Gemeindefriedhof wieder begraben. Die Einweihung fand am 26. Juli 1992 statt.
Ein Hochkreuz aus Eichenholz steht am zentralen Platz der kleinen Anlage zwischen Gedenktafeln.
Heute ruhen hier 173 Kriegstote.
Die Grablagen wurden durch Metallkreuze mit Namen und Daten gekennzeichnet.
Auch in unseren Tagen können noch Einzelschicksale geklärt werden.
Aber viele Tote werden wohl immer unbekannt bleiben.
Deutsche, ungarische und unbekannte Kriegsopfer liegen hier friedlich beieinander.
Wie bei allen Kriegsgräbern außerhalb Deutschlands bemüht sich auch hier der Volksbund deutsche Kriegsgräber um die Gräberpflege.
In Ungarn gibt es derzeit noch weitere 14 Soldatenfriedhöfe:
Balatonkenese, 454 Gefallene
Böhönye, ursprünglich etwa 300, heute 2080 Kriegstote aus dem Komitat Somogy
Esztergom, Umbettung nach Budaörs 2001
Győr, ursprünglich 890 bestattete deutsche Soldaten, heute noch 400 Metallkreuze mit je einem Namen
Hajmáskér, Symbolkreuze für 520 gefallene deutsche Soldaten
Mosonmagyaróvár, 139 Einzelgräber mit Metallkreuzen auf dem Gelände des Stadtfriedhofes
Nagykanizsa, ursprünglich über 400 deutsche Soldaten in Einzelgräbern, 1991 Umbettung von 449 Gebeinen auf den neuen Soldatenfriedhof, wo heute 754 Kriegsopfer bestattet sind
Pápa, 400 Metallkreuze auf dem Soldatenfriedhof des Gemeindefriedhofes
Pécs, 220 Kriegstote in Einzelgräbern mit Metallkreuzen
Sopron, etwa 600 Gefallene des WK II, Fläche mit Symbolkreuzen auf dem Soldatenfriedhof vom WK I
Szeged, 220 Kriegstote mit Symbolkreuzen und Namentafeln
Székesfehérvár, ursprünglich etwa 750 Einzelgräber, mit Zubettungen aus dem Umland sind heute über 2300 Kriegstote hier bestattet
Szombathely, 440 Gefallene, meist in Einzelgräbern mit Steinkreuzen
Veszprém, Sammelfriedhof für die Komitate Veszprém und Györ-Moson-Sopron mit 4144 Kriegstoten
Dabei sollten wir nicht vergessen dass Ungarn an der Seite von Deutschland gekämpft hat und auch große Opfer zu beklagen hat.
In westlichen Lagern und bei Luftangriffen starben etwa 40 000 ungarische Soldaten,
an den Fronten starben etwa 160 000 Soldaten,
etwa 100 000 Zivilisten wurden Opfer von Luftangriffen auf Budapest und deren Belagerung,
in Konzentrationslagern verloren 350 000 Menschen ihr Leben,
in der Sowjetunion starben 505 000 Ungarn,
das Schicksal von etwa 100 000 Soldaten ist bis heute ungeklärt,
es kehrten etwa 100 000 Personen (mit Zivilisten) nicht nach Ungarn zurück.
Ungarn beklagt den Verlust von 1 355 000 Menschen durch den zweiten Weltkrieg!
Liebe Grüße von waldi