Typische Landschaften sind in meiner Region die Wacholderheiden. Es sind trockene Hänge mit nur dünner Erdschicht auf felsigem Untergrund; die einzige Art, sie landwirtschaftlich zu nutzen, war, Schafherden darauf weiden zu lassen. Schafe waren zwar genügsam, aber manche Pflanzen ließen sie stehen – vor allem Stachliges wie Wacholder, Silberdisteln und Hauhechel, aber auch Giftiges wie die Wolfsmilch-Zypresse. So entstand das typische Bild der "leeren", nur lückenhaft mit Wacholderbüschen bewachsenen Landschaft.
Noch gibt es Wanderschäfer auf der Schwäbischen Alb, aber zu wenige, denn Schafhaltung ist unrentabel geworden. Man ist bemüht, die Wacholderheiden offen zu halten – nicht nur, damit diese Sonderform der Kulturlandschaft nicht verschwindet, sondern auch weil sie Rückzugsorte für Pflanzen und Kleintiere sind, die woanders verschwunden sind. Deshalb werden sie teilweise auch von ehrenamtlichen Naturschützern betreut, damit sie nicht zuwachsen. Ich sehe auf den Wacholderheiden in meiner Gegend die "Hinterlassenschaften" der Schafe, aber auch von Menschenhand abgesägtes Gesträuch, zum Abtransport zusammengetragen – hier werden also beide Möglichkeiten genutzt.
Für Wacholderheiden typische Pflanzen gibt es nur bedingt, weil diese Art von Magerrasen in verschiedenen Regionen und auf verschiedenem Untergrund entstanden ist. Die Flora auf Kalkmagerrasen (wie bei uns) ist eine andere als auf sauren Böden. Ich zeige hier die Pflanzen, die mir auf den Wacholderheiden in der Gegend um Ulm begegnen.
Die Silberdistel (Carlina acaulis) gilt als eine Art Wahrzeichen der Schwäbischen Alb, und wirklich sieht man sie hier ständig auf Wegweisern.
Viel häufiger und für mich eigentlich das typische Gewächs ist der Feldthymian (Thymus pulegioides). Den Schafen schmeckt er nicht, und so kann er sich ungehindert ausbreiten.
Ebenso unerfreulich finden die Schafe die Dornige Hauhechel (Ononis spinosa, links); daneben die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris).
Im Frühling blüht an manchen Wacholderhängen die streng geschützte Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris); um sie zu sehen, muß ich allerdings schon etwas weiter fahren. Auch verblüht ist sie noch wunderschön.
Deutscher Ziest (Stachys germanica) und Natternkopf (Echium vulgare)
Wiesensalbei (Salvia pratensis) und Odermennig (Agrimonia eupatoria)
Flockenblume (Centaurea), blühend und verblüht
Klappertopf (Rhinantus)
Die Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) und der Rote Zahntrost (Odontites vulgaris), der jetzt, Ende August, das einzige ist, das noch in Mengen blüht.
Die Zypressen-Wolfsmilch ist längst verblüht, aber ihre allgegenwärtigen "Bäumchen" sind auch jetzt nicht zu übersehen. Es geht ihr gut auf der Wacholderheide, denn die Schafe hüten sich, die Giftpflanze zu fressen.