Steinerne Rinnen sind eine Besonderheit kalkreicher Gegenden. In Deutschland gibt es zwölf, alle in Bayern. Sie bilden sich an den Karsträndern der Fränkischen Alb und am nördlichen Alpenrand, meist in Laubwäldern mit üppiger Bodenflora. Pro Jahr können sie um ein bis zwei Zentimeter wachsen. Da der Wachstumsprozess sehr störungsanfällig ist – schon herabfallendes Laub kann ihn unterbrechen – müssen die meisten Steinernen Rinnen vom Menschen gepflegt werden.
Von den sechs Steinernen Rinnen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen habe ich drei besucht: die bei bei Rohrbach (Gemeinde Ettenstatt), Wolfsbronn (Gemeinde Weinheim) und Hechlingen (Gemeinde Heidenheim).
Über die Entstehung informieren Hinweisschilder an beiden Rinnen; hier ein Ausschnitt aus dem Schild bei Rohrbach.
Die Steinerne Rinne bei Rohrbach ist 80 Meter lang bei einer mittleren Höhe von 1 Meter. Ein Holzsteg führt neben ihr entlang; oben gelangt man an die unscheinbare Quelle.
Vom Steg aus ist von der eigentlichen Rinne und dem darin fließenden Wasser kaum etwas zu sehen, so dicht ist der Bewuchs des Dammes.
Der von dem kleinen Wasserlauf geschaffene Damm fließt in Kurven, und stellenweise bildet er kleine Becken.
Daß der Damm recht breit ist, sieht man hier.
An geeigneten Stellen erlaubt der Steg beim Zurückschauen einen Blick auf in längeres Stück der Rinne.
Hier endet die Rinne, und das Wasser mündet in den Teil des Baches, der schon den ganzen Weg über in einiger Entfernung, teilweise auch unter dem Steg, dahingeflossen ist.
Die Steinerne Rinne bei Wolfsbronn ist leicht zu finden: Schon in den umliegenden Dörfern wird der Autofahrer durch Hinweisschilder geleitet und findet dann neben der Landstraße sogar ordentlich angelegte Parkplätze.
Diese Rinne ist mit 130 Metern die längste, und mit max. 160 Zentimetern sie ist auch höher als die von Rohrbach. Am Eingang wieder die Bitte an die Besucher, das Naturdenkmal nicht zu beschädigen. Oben im Wald fließt der Bach 30 Meter weit, bis er beginnt, sich einen Damm zu schaffen.
Anders als bei Rohrbach ist der Damm hier nur mit Moos bewachsen. Auch weiter unten bleibt der Grasbewuchs spärlich.
Auch hier sieht man, daß die Pflanzen der Umgebung sich nicht an dem Damm selbst ansiedeln. Woher dieser Unterschied gegenüber Rohrbach rührt, darüber haben mich die Schilder nicht aufgeklärt.
Die bisherigen Fotos wurden im September gemacht. Zum Vergleich habe ich die Steinerne Rinne von Wolfsbronn noch einmal im März besucht. Jetzt ist sie eine auffälligere Erscheinung als im Sommer: In der Farblosigkeit des kahlen Waldes windet sie sich in ihrem dichten Moosbewuchs wie eine giftgrüne Schlange dahin.
Obwohl der Bach schon seinen eigenen Tuffdamm gebaut hat, reicht der Kalkvorrat 100 Meter weiter unten immer noch für ein paar kleine Sinterstufen, gut erkennbar an der gelblichweißen Farbe und der Glätte.
Und weil es ganz in der Nähe, bei Hechlingen, noch eine andere Steinerne Rinne gibt, habe ich die auch angesehen. Sie ist kaum 15 Meter lang. Das war nicht immer so. Auf einem Informationsschild steht:
"Die Quellnische und der größte Teil des früher etwa 100 Meter langen Tuffdammes wurden durch eine Wasserleitung zerstört. Die jetzige Steinerne Rinne, die jährlich um einige Zentimeter wächst, wird durch ständige Betreuung in ihrem Verlauf gesichert."
Wie kann man etwas so Seltenes zerstören? Das mit der Wasserleitung hätte sich doch bestimmt auch anders lösen lassen ... Aber lange Zeit hatte man offenbar wenig Sinn für solche Naturerscheinungen.
Das ist das Ende ihres kurzen Laufs:
Auffällig ist hier, daß die Rinne an ihrer höchsten Stelle derart eng ist, daß das Wasser völlig darin verschwindet. Selbst wenn man sich mit der Kamera darüber beugt (hier geht das, weil man nicht auf einem Steg in einigem Abstand gehalten wird), ist vom Wasser und dem Grund der Rinne nichts zu sehen.