Die Sonne lockte heute nicht nur Irmgard und Klaus hinter dem warmen Ofen hervor.
Ich nutzte die warmen Sonnenstrahlen zwar nicht zu einer Wellnesstour, aber mein Burgenfimmel packte mich wieder!
Der Wildenstein
Die Burgruine Wildenstein liegt etwas abseits von Verkehrswegen des Maintals tief im Spessart verborgen.
Wer es ganau wissen will, dem werden die Koordinaten geliefert.
Der Wildenstein steht auf einem Berggrat des Sommerberges, oberhalb der Gemeinde Wildenstein.
Über dem obersten Haus lässt sich der östliche Burggraben erkennen. Mehr aber auch nicht. Da muss ich näher ran.
Ich fahre durch den Ort, der wegen seiner "Größe" nur mit Hausnummern ausgestattet ist.
Ich suche mir einen Parkplatz und suche zu Fuß nach der Burgruine Wildenstein.
Ein Wegweiser zeigt mir den richtigen Weg.
Durch die Bäume sehe ich fast nur ein Baugerüst.
Eine Treppe bringt mich der Burg näher.
Erste Mauerreste tauchen auf.
Und da sehe ich die Südseite der Wildenstein.
Mit der Burg Wildenstein bei Eschau hat sich eines der größten und zugleich interessantesten Zeugnisse des Mittelalters im Spessart erhalten.
Der Bering mit seiner aufgelösten Buckelquadermauer spiegelt den ursprünglichen Umfang der staufischen Burg, die von den Grafen von Rieneck erbaut wurde.
Vermutlich ein einfaches Tor in der Mauer in der Mitte der Südseite, flankiert von zwei Steingebäuden, stellte den Zugang dar.
Die Zufahrtsrampe führte von Westen an das Tor heran.
Das schauen wir uns mal auf einem Plan genauer an.
Auf einer Hinweistafel finde ich eine Zeichnung wie man sich das Aussehen der Burg vorstellt.
Zu verdanken ist die Erhaltung und Erforschung der Wildenstein dem Verein "Burgfreunde Wildenstein"".
Am 23. Mai 1997 wurde im Gasthaus zum Löwen in Eschau die "Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Burgruine Wildenstein" gegründet.
Da die Burgruine dem Grafen von Erbach gehört, wurde vorher bei ihm nach Einwänden gefragt.
Er begrüßte die Entscheidung sehr, dass sich Eschauer Bürger für den Erhalt der Burg einsetzen und stellte sogar sämtliches benötigtes Bauholz aus seinem Wald dafür zur Verfügung.
Den 10 Gründungsmitgliedern folgten rasch weitere Burgfreunde, sodass die Anzahl auf ca. 25 Personen stieg.
Mit der Zeit wurde ihnen bewusst, dass sie auf dem besten Wege waren gesetzliche Rahmenbedingungen zu überschreiten.
Deshalb wurde eine Vereinsgründung dringend notwendig.
Am 26. März 2002 war es soweit, im Gasthaus zum Löwen wurde die Satzung von 26 Gründungsmitgliedern als "annehmbar" befunden und der Vorstand des Vereins gewählt.
Bislang standen zur Entschlüsselung der Geschichte der Burg Wildenstein lediglich die überlieferten Schriftquellen zur Verfügung.
Durch eine detaillierte Untersuchung des "Tatorts" Burg kamen zahlreiche neue Fakten hinzu, die unser Wissen über das Wohl und Wehe der Anlage erheblich präzisieren.
Der in den Ruinen wiederentdeckte, jahrhundertealte Müll steht am Beginn einer Spurensuche, die uns den Alltag auf der Burg vor Augen führt.
Mithilfe der Archäologie erfahren wir mehr über die Menschen, die dieses Bauwerk schufen und in ihm wohnten.
Ihre Geschichte erzählen Sie uns mit ihren Hinterlassenschaften.
Dazu zählen im Keller des Pallas vergrabene Nachgeburtstöpfe ebenso wie ein in Stein gehauenes Portrait des Burgherren,
die Reste eines Kettenhemds oder vergleichsweise unscheinbare Scherben eines Kochtopfs aus dem 12. Jahrhundert.
Pflaster, Mauerzüge, Wandnischen und Fundamente zeigen, wie man bis ins 17. Jahrhundert bemüht war, die Anlage funktionsfähig zu halten.
Mit den Ausgrabungen im Bereich des Pallas, des repräsentativen Versammlungs- und Wohnhauses der Burg,
konnten im Jahre 2011 zahlreiche neue Erkenntnisse über die Ursprünge und über die Funktion dieser Anlage gewonnen werden.
Die Grabungen der Burgfreunde Wildenstein fanden in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Spessartprojekt – Institut an der Universität Würzburg statt.
Eine Förderung erfolgte durch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
In knapp drei Monaten untersuchte ein Team von fünf Archäologen den Pallas und einen westlich daran anschließenden Raum.
Harald Rosmanitz vom Archäologischen Spessartprojekt, der die Ausgrabungen leitet, meint, alles deute darauf hin, dass es - früher als bisher angenommen -
schon kurz nach 1200 auf dem Berggrat bei Wildenstein eine Burg mit Palas (Saalbau) gegeben hat - Erbauer unbekannt.
Um 1240 folgte der Wehrbau der Rienecker als zweitgrößte Burg der Adeligen (Stammsitz im Sinngrund) und eventuell ihre Sommerresidenz.
Doch schon 1267 sei es zur Teilzerstörung gekommen im Gebietsstreit mit dem Mainzer Erzbischof.
Die Zerstörung der Burg umfasste wahrscheinlich nur die Schleifung des Tores mit einem Teil der anschließenden Mauer und den Baulichkeiten innerhalb des Berings.
Um 1330 sei die Burg wiederaufgebaut worden. Es gab dann ein neues Wehrkonzept mit dem inzwischen sanierten Turm, der Rittersaal wurde parzelliert.
Nach Aussterben der Rienecker kam die Burg 1560 an die Grafen von Erbach die wir schon von der Burg Breuberg her kennen.
Die Erbacher hatten hier zunächst noch einen Amtmann, später wurde die Burg bedeutungslos, um 1770 aufgegeben und dem Zerfall preisgegeben.
Weitgehend unbeeinträchtigt von späteren Über- und Ausbauten gibt uns die Ruine einen Eindruck von der Funktion einer hochmittelalterlichen Wehranlage.
Die Baulichkeiten innerhalb des Berings sind, mit Ausnahme des südwestlich gelegenen Wohnbaus, nur noch untertage vorhanden.
Wie auch bei der Burg Breuberg, so machte ich auch hier erst mal einen Rundgang um die Burg.
Weil der Bergkamm nach Süden und Norden steil abfiel, wurde der Kamm in West-Ostrichtung unterbrochen und es entstand ein Burggraben - der Halsgraben.
Unter der Torbrücke durch...
betrete ich den Halsgraben.
Der Blick von Westen auf die Zwinger- und Burgmauern.
Gegenüber schaut der blanke Fels aus dem Bergkamm.
Die herausgebrochenen Sandsteine hat man wahrscheinlich zum Bau der Burg verwendet.
Der Bergfried an der Nordseite der Burg.
...
...
Die Nordostecke der Burgmauer.
Die Südostecke.
Morgen gehen wir in die Burg.
Liebe Grüße von waldi