Zwischen Berlin und der Ostsee befindet sich die Mecklenburgische Seenplatte. Der Müritz Nationalpark schließt sich östlich an Deutschlands größtes Binnengewässer, die Müritz an. Hier wohnt kaum ein Mensch. Dafür gibt es hier Wald und Wasser und Natur im Überfluß. Ausgangspunkt für Wanderungen ist das kleine Dorf Speck im Zentrum des Nationalparks. Dieses Dorf möchte ich euch heute mal vorstellen.
Parken kann man hier fast überall. Die meisten Besucher wandern dann von Speck aus in alle vier Himmelsrichtungen oder sind mit dem Rad unterwegs.
Vor 100 Jahren waren die Einwohner dieses Gebiets extrem arm. Die moorigen Böden waren nicht sonderlich gut für Landwirtschaft geeignet. Die Häuser waren mit Ausnahme der Kirche reetgedeckt. Schilf gab und gibt es ja auch heute noch im Überfluß.
Häuser mit üppigem Blumenschmuck findet man hier viele.
Neben der alten Schmiede hält der Bus und nimmt Wanderer und Radler auf oder entlässt sie.
Mit dem Bus kann man auch weiter durch den Nationalpark bis Mirow fahren. Für andere Kraftfahrzeuge ist die Durchfahrt gesperrt.
Die kleine Kirche wurde 1877 an Stelle einer alten neu im klassizistischen Stil errichtet.
Das Besondere an ihr ist die blau bemalte Holzdecke.
Ungewöhnlich ist für mich, daß sich im Gotteshaus eine Bibliothek befindet.
Viele Bewohner verdienten mehr schlecht als recht bei den jeweiligen Bewohnern des Gutes ihren Unterhalt.
Unschwer zu erkennen ist, daß dieses Gebäude neben dem alten Gutshof aus der Zeit nach 1945 stammt. Hier wohnten Angehörige der NVA und der Stasi, die das nicht weit entfernt illegal im auch damals schon als Naturschutzgebiet ausgewiesenen (!) Nationalpark errichtete Jagdhaus von Willi Stoph bewachten. Da nicht an der Müritz gelegen ließ Stoph extra einen Kanal vom See bis zu seiner Villa bauen, wo sein Boot in einem Bootshaus wettergeschützt verwahrt werden konnte. Er selbst war meist nur einmal im Jahr für ein paar Tage zur Jagd und zum Segeln anwesend.
Willi Stoph war bis zur Wende Vorsitzender des Ministerrats der DDR und damit neben Erich Honecker der zweitwichtigste Mann im Staat. Schon bald nach dem 9. November, nachdem das Wachpersonal von heute auf morgen abgezogen war, machte sich die Einwohnerschaft von Speck auf den Weg zu Willis Anwesen um alles, was nicht niet- und nagelfest ist, aus diesem Jagdhaus zu bergen. Den Rest nahmen dann Angehörige der Streitkräfte der UdSSR, die in der Nähe stationiert waren, mit.
In einem Gespräch mit einem älteren Herrn im Dorf habe ich so manche Begebenheit aus der Zeit vor 1989 erfahren. Stolz zeigte der Herr mir in seinem Garten sein gläsernes Gewächshaus und ließ mich raten, wo und wann er dieses „geschenkt“ bekommen hatte. Ich konnte mir ein wissendes Lächeln nicht verkneifen...
Für uns war Speck Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Käflingsberg. Aber das wird ein eigener Bericht werden.
Jürgen