Wenn man auf der Budaer Seite der Donau den "Budai alsó rakpart", die Uferstraße zwischen Kettenbrücke und Elisabethenbrücke entlang spaziert
hat man einen guten Blick auf das Pester Ufer.
Zwischen den Hotelkästen von Intercontinental und Marriot erkennen wir ein architektonisches Schmuckstück,
A Pesti Vigadó.
Nach der Vertreibung der Osmanen aus Buda und Pest im Jahre 1868 begann die Stadtentwicklung nach den Plänen von Mihály Pollack.
Wo heute das Vigadó steht, stand bis in die Türkenzeit einer der nördlichen Ecktürme der Stadtbefestigung von Pest.
linker Bildteil, dort wo die Schwimmbrücke über die Donau nach Buda führt
Im Jahre 1829 begann Pollack mit dem Bau der Redoute,
dem Vorgänger des heutigen Vigadó in Pest und im Jahre 1833 öffnete der neoklassische Bau seine Pforten.
Es sollte ein Tanzhaus sein mit einem prächtigen Konzertsaal.
Johann Strauss Vater und Sohn, Ferenc Erkel und Franz Liszt spielten hier auf.
Am 5.Juli 1848 wurde im Pesti Vigado das erste ungarische Parlament eröffnet.
Doch schon 1849 zerstörten österreichische Kanonen im Freiheitskampf das herrliche Gebäude.
1859 begann Frigyes Feszl den Bau der neuen Konzerthalle und 1856 wurde das Vigadó neu eröffnet.
Es diente wieder als Konzert- und Ballsaal. Wieder spielten berühmte Musiker ihre Werke im Vigadó.
Auch das Königspaar wohnte hier nach der Krönung 1867 einem Bankett bei.
1875 gaben Franz Liszt und Richard Wagner ein gemeinsames Konzert.
Wladimir Horowitz, Ernő (Ernst von) Dohnányi, Mascagni, Dvorak, Debussy und Arthur Rubinstein,
Béla Bartok, Prokofjew, János Ferenczik, Teddy Sinclair und Herbert von Karajan belebten dieses Haus.
Die Pester Konzerthalle vor der Zerstörung im zweiten Weltkrieg
Im zweiten Weltkrieg wurde das Vigadó jedoch stark beschädigt.
Erst am 15. März 1980 wurde das Vigadó wiedereröffnet.
2004 wurde die Konzerthalle geschlossen - die alte Pracht bröckelte.
2011 beschloss man die Restaurierung und seit letztem Jahr erstrahlt das Vigadó wieder in alter Pracht.
Von der Oberkante der Fassade schaut eine Galerie Gesichter auf uns herab.
Sie zeigt 14 Persönlichkeiten, 10 Köpfe sind an der Hauptfassade und jeweils 2 an der Nord- und Südseite des Gebäudes angebracht - von links nach rechts stellen sie dar:
Sigismund von Luxemburg und Maria Theresia, zwei Könige auf dem ungarischen Thron aus ausländischen Herrscherhäusern...
... Bela IV., Heilige Elisabeth...
... István Széchenyi, János Hunyadi, Ludwig der Große, König Matthias,
Nikolaus Zrinski, Palatin Joseph, Erzsébet Szilágyi, J. Vabula,
und an der Südseite Árpád und Attila die Urväter der Ungarn.
Frigyes Feszl der Architekt des Vigadó hattte dabei das Konzept einer ausgeklügelten Symmetrie:
Das zentral gelegene Wappen wird rechts und links von den beiden mächtigsten ungarischen Königen Nagy Lajos und Matthias flankiert.
Nach außen folgen ihnen auf beiden Seiten die beiden größten Feldherren János Hunyadi und Miklós Zrínyi.
Dann folgen zwei prominente Persönlichkeiten der damaligen Zeit, die zwei großen Förderer des Ungartums Palatin Joseph und István Széchenyi.
Wieder symmetrisch links und rechts folgen zwei berühmte weibliche Figuren der ungarischen Geschichte die Heilige Elisabeth und Erzsébet Szilágyi
(Gattin von János Hunyadi und Mutter von Matthias).
Die beiden äußeren Figuren der Vorderfront sind die großen Wiederaufbauer: Béla IV. nach dem Mongolensturm und Jakab Vabula nach der türkischen Besetzung
(er war der erste Stadtrichter von Pest nach der türkischen Besetzung).
Über den Arkaden, zwischen den Fenstern des ersten Stocks, hinter dem sich der große Festsaal befindet, stehen sechs Urinstrumente.
Von links: Syrinx (Panflöte), Tibia (Aulos) und Trommel…
… Lyra, Triangel und Zimbel (kleine Becken).
In den Arkaden...
... finden wir Gedenktafeln an Béla Bartok...
... an das gemeinsame Konzert von Ferenc Liszt und Richard Wagner...
... und Andere.
Als ich 2013 am Vigadó vorbei ging habe ich durch die schmutzigen Glastüren nur eine Baustelle fotografiert.
Jetzt sieht es schon etwas anders aus.
Zwischen den Mittelsäulen durch kommt man in ein prachtvolles Treppenhaus.
Der Blick fällt auf ein großes Gemälde.
Licht fällt durch ein buntes Glasfenster im Zenith.
An den Wänden Darstellungen des Gesangs, der Melodie, des Gedichtes, des Humors, der Liebe, usw., den Dingen die diesem Haus Leben gaben und nun wieder geben.
...
Im ersten Stock...
... konnte ich einen Blick in den Konzert- und Tanzsaal werfen.
Leider ist das Bild zur Bühne total verwackelt und nicht zeigbar.
Ein ausgeliehenes Bild von der Neueröffnung des Vigadó im letzten Jahr.
Quelle: https://vigado.hu/en/web/en
Aber eine Teilansicht kann ich zeigen...
... und einen Blick an die Decke...
... mit dem ungarischen Wappen im Zentrum.
Über den Flur...
... gingen wir zum Aufzug um zur Dachterrasse hochzufahren.
Von hier hat man einen herrlichen Ausblick über die Donau zum Gellertberg...
... mit der Zitadelle und der Freiheitsstatue.
Der Burgberg...
Hier könnt Ihr sehen dass mir der Petrus nicht gut gesinnt war. Ich rechnete jeden Moment mit Regen. Deshalb habe ich leider keine besseren Bilder.
Trotzdem habe ich mir den Burgberg noch etwas näher geholt.
Ich wollte Euch unbedingt die neuen Burggärten, den Bazár, zeigen.
Die stark gezoomte Kuppel des Burgpalastes...
... wirkt fast so nah wie eine der Kronen auf der Fassade des Vigadó.
Mit dem Lift fuhren wir wieder runter in den ersten Stock und verließen über die Prachttreppe das Vigadó.
httpss://www.youtube.com/watch?v=DLEkgYG24ZE&feature=youtu.be
Eröffnung im März 2014
Liebe Grüße von waldi