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Das Sachsengrab in Miltenberg

  • waldi
  • 1. November 2014 um 22:31
  • waldi
    Administrator
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    5.153
    • 1. November 2014 um 22:31
    • #1

    Wie viele anderen Leute war auch ich heute auf einem Friedhof.
    Der Grund meines Besuches unterscheidet sich aber von dem der Anderen. Aber darauf komme ich später zurück.


    Schon oft bin ich durch die Mainzer Straße in Miltenberg gefahren und habe es nicht beachtet, doch jetzt entdeckte ich am Straßenrand einen Löwen.
    Auf der Rückfahrt hielt an um dem Löwen auf den Grund zu gehen.


    Ein schönes Kerlchen, auch von hinten....


    ... aus dem reginalen Buntsandstein geschaffen von einem Miltenberger Steinmetz.


    Der Sandstein könnte aus der Wand neben dem Löwen stammen.


    Der Maschendraht dient zur Sicherung vor herabfallenden Felsbrocken.

    Was haben nun diese Löwen da zu suchen? Es sind Zwei.
    Und dazwischen erhebt sich ein Erd/Steinhaufen und ein Busch und ein Baum stehen hier rum.
    So sieht das von der gegenüberliegenden Straßenseite aus.


    Hinter dem Busch entdeckte ich eine Gedenktafel.


    Und weil es sich hier offensichtlich um Sachsen handelt nennt sich das...


    Jetzt wusste ich zwar, dass hier sächsische Soldaten ertrunken waren, aber erst die Suche im Internet ließ mich mehr darüber erfahren.

    Zitat

    Am 12. April 1814 kenterte nahe des Miltenberger Mainufers auf Höhe des heutigen Gasthofs zur Rose eine Fähre mit 76 Passagieren, alle Mitglieder des "Banners der freiwilligen Sachsen", die auf dem Weg von ihrer Heimat über Miltenberg nach Frankreich waren, damit Napoleon nicht ohne sie geschlagen würde. 62 Sachsen starben im Hochwasser des Mains, dazu noch die Fährleute Franz Joseph und Lorenz Anton Wolfermann sowie der 16-jährige Joseph Anton Pfahl aus Miltenberg.

    Schwimmen konnte kaum eins der Opfer, die Soldaten nicht und schon gar nicht die Miltenberger, die nicht ganz zu Unrecht den Spottnamen "die Bleiärsch" trugen.

    Warum wählte man gerade Miltenberg als Übersetzort über den Main aus?
    Miltenberg war in den Kriegen mit Frankreich seit 1792 wegen seiner guten Verkehrslage als hessischer Etappenort ausgewählt worden – mit schlimmen Folgen für die Einwohner gerade in den Jahren 1811 bis 1814. Man war verpflichtet den durchziehenden Soldaten Quartier und Fourage zur Verfügung zu stellen.
    Auch wenn die großherzoglich-hessische Kriegskostenkasse im Nachhinein die Kosten übernahm, musste die Stadt in Vorleistung treten und die großen Organisationsleistungen schultern.
    Ein Beispiel mit konkreten Zahlen: Im Januar 1814 stockte Darmstadt das großherzoglich-hessische Militär unter Oberst La Roche auf 34 Offiziere und 1374 Mann auf, die alle in Miltenberg untergebracht werden mussten, um den Ablauf der militärischen Durchzüge zu organisieren.
    Für sie musste in einer Woche Folgendes zur Verfügung gestellt werden: 200 Zentner Brot, 50 Zentner Fleisch, 12 Hektoliter Branntwein und 100 Hektoliter Bier – eine echte Leistung für die Stadt mit ihren damals etwa 3000 Einwohnern.

    Am 12. April 1814 wollten nun die Freiwilligen aus Sachsen schnell aus Miltenberg in Richtung Westen weiterziehen. Das war ein inhomogener Haufen der noch keine Kampferfahrung hatte, aber auf jeden Fall schnell nach Frankreich wollte damit Napoleon nicht ohne sie besiegt werden würde. Die Warnung der Fährleute, auf eine größere Fähre zu warten schlugen sie in den Wind, legten mit überladener Fähre ab und offensichtlich brachten zwei Soldaten, die in letzter Sekunde die Fähre noch erreichen wollten, das Schiff zum Kentern.
    Nur 14 Soldaten überlebten.
    Von den 62 Soldaten sind 17 hier begraben.
    Die Leichen von 9 Soldaten hat man einige Kilometer flussabwärts bei Kleinheubach aus dem Main gefischt. Dort erinnert ein Obelisk an die Sachsen.
    Die Leichen von 27 Soldaten und die der drei Fährleute wurden nie gefunden.

    Friedrich Rückert schrieb in seinem Gedicht: "Die Sachsen bei Miltenberg" in den Schlußzeilen:

    und die man nicht gefunden
    die waren geschwommen zum Rheine
    wo ihre Brüder stunden

    Alles anzeigen
    Zitat


    Auszüge aus dieser Quelle: https://www.museum-miltenberg.de/media/Zeitungs…ehrunglueck.pdf

    Fürst Karl Emich von Leiningen stiftete das Grabmal als letzte Ruhestätte für die toten Soldaten.
    Dahinter stand aber dessen zweite Gattin, Viktoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die sich ihren Landsleuten verbunden fühlte.
    Letztere verehelichte sich übrigens nach Karl Emich von Leiningens Tod mit Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn und gebar ein Jahr nach der Hochzeit am 24. Mai 1819 im Kensington Palace ihre Tochter Alexandrina Victoria, die spätere Königin Victoria, Ururgroßmutter der amtierenden Königin Elizabeth II., als auch deren Gemahl, Prinz Philip.


    Im obigen Zitat stand unter anderem:

    Zitat

    Die Leichen von 9 Soldaten hat man einige Kilometer flussabwärts bei Kleinheubach aus dem Main gefischt. Dort erinnert ein Obelisk an die Sachsen.


    Es ließ mir keine Ruhe und ich suchte nach diesem Gedenkstein. Im Internet fand ich nichts. Deshalb wandt ich mich an befreundete Eingeborene und man empfahl mir die Suche auf dem Friedhof. Genaueres wisse man nicht. (So gehts wenn man in Heimatkunde nicht aufpasst!)
    Also machte ich mich heute nach der Frühschicht (ja, auch an Allerheiligen müssen manche Menschen arbeiten!) auf zum Kleinheubacher Friedhof.
    Auf meiner Suche musste ich mehrfach dem Priester mit seinem Gefolge ausweichen, der kreuz und quer über den Friedhof eilte.
    Aber ich fand das gesuchte Grab.


    Die Vorderseite des Obelisken.

    etwas näher


    Die Inschrift der Vordeseite...

    ... und der Rückseite.


    Dieser Gedenkstein soll von Kleinheubacher Bürgern errichtet worden sein. Namen konnte ich nicht erfahren.

    Wer waren die Soldaten vom Banner der freiwilligen Sachsen?


    Solche Geschichten aus meiner Heimat faszinieren mich immer wieder.
    Durch die Recherche erfahre ich viel Neues und stoße auf andere interessante Begebenheiten.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • wallbergler
    Gast
    • 1. November 2014 um 23:45
    • #2

    Da ist er wieder , der Hintergrundbericht mit Detail Kenntnissen.

    Danke,lieber Waldi, dass du dir die Arbeit gemacht hast und zu höchst interessanten Ergebnissen gekommen bist.

    Es gäbe noch mehr so Hintergründe zu erforschen , das geben oft die Namen auf den Gräbern her. Siehe hier am Münchner Südfriedhof:

    Südfriedhof


    Ganz lieben Gruß
    Helmut

  • Gast001
    Gast
    • 2. November 2014 um 08:16
    • #3

    Waldi, Du zeigst uns wieder einmal , dass es interessante Geschichten zu erfoschen gibt an Plätzen, die man schon oft gesehen hat , aber an denen man jahrelang einfach nur vorbeigegangen ist.
    Ein Stück Heimatgeschichte, die weit über den Moment des Unglücks hinausreicht - gut ( und mit Hartnäckigkeit) recherchiert und hier für uns spannend aufbereitet.
    Dafür herzlichen Dank!

    Aber eine Frage bleibt für mich offen

    Zitat

    Was haben nun diese Löwen da zu suchen?


    Warum hat man für diese Gedenkstätte ausgerechnet diese beiden prächtigen Löwen gewählt?
    Ich bin sicher, waldi, Du findest dafür eine Erklärung!

    Liebe Grüße,
    Elke

  • herby_51
    Gast
    • 2. November 2014 um 10:29
    • #4

    Hallo Waldi,

    ich kann mich den Ausführungen von Helmut nur anschließen, interessante Heimatkunde ....

  • claus-juergen
    Administrator
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    • 2. November 2014 um 19:15
    • #5

    Hallo Waldi,

    Danke für deinen Ausflug in die kleine regionale Geschichte, die doch wie hier aufgezeigt in die Weltgeschichte eingebettet ist. Auch mir gefällt die Suche in unmittelbarem Umkreis meines Wohnortes nach Details der Historie.

    grüsse

    jürgen

  • waldi
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    • 2. November 2014 um 21:32
    • #6

    Es freut mich, dass sogar solche lokalen Ereignisse Euer Interesse finden!
    Herzlichen Dank dafür!

    Zitat von ELMA

    Warum hat man für diese Gedenkstätte ausgerechnet diese beiden prächtigen Löwen gewählt?
    Ich bin sicher, waldi, Du findest dafür eine Erklärung!


    Zuviel der Ehre, Elke!
    Warum da links und rechts die Löwen liegen konnte ich nicht herauskriegen.
    Ich kann nur vermuten, dass es sich um gstandene bayrische Löwen handelt weil der Stifter Graf Emich Carl von Leiningen ein königlich bayerischer Generalleutnant und Regimentsinhaber war. Außerdem zieren das Wappen der Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg in Feld 2 und 3 des geviertelten Wappens ein schwarzer Löwe innerhalb eines roten Bordes in Silber.
    Auch im Wappen des Königreichs Sachsen finden sich in den 12 Feldern alleine 5 Löwen und der Schild wird von je einem goldenen rotgezungten widersehenden (nach hinten blickend) Löwen an rechts und links gehalten.

    Der Löwe ist ja allgemein das Wächtertier überhaupt.
    Schon die alten Chinesen ließen ihre Paläste von Steinlöwen bewachen (obwohl es in China nie Löwen gab!).
    Das "Tor der Höchsten Harmonie" wird wie viele der Palasttore der verbotenen Stadt in Peking von zwei Bronzelöwen bewacht, die die Stärke der kaiserlichen Macht versinnbildlichen.

    Vielleicht sollten die beiden bayrischen Miltenberger Löwen eben nur das Grab bewachen oder der Steinmetz konnte dieses Tier besonders gut darstellen.
    Kurz: Ich weiß es nicht.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • vadda
    Gast
    • 4. November 2014 um 17:53
    • #7

    Die beiden Löwen waren ursprünglich Teile des Kriegerdenkmals am Engelplatz in Miltenberg. Zum Bedauern der Enkelin des Bilhauers sind diese Löwen an die Mainzer Straße verbracht worden.

    Herzlichen Dank für diesen Bericht aus unserer "zweiten Heimat", waldi :174:. In wenigen Wochen werden wir hoffentlich wieder vor Ort sein!

    Lieben Gruß,
    Klaus

  • waldi
    Administrator
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    • 5. November 2014 um 00:50
    • #8

    Herzlichen Dank für Deine Info, Klaus!
    Das Kriegerdenkmal existiert ja leider nicht mehr, aber ich habe eine alte Ansichtskarte gefunden.


    Das müsste es sein, oder?
    Die beiden Löwen liegen rechts und links neben dem Krieger wenn ich das richtig sehe.
    Hast Du noch mehr Infos oder sogar Bilder dazu?
    Es scheint als ob Du/Ihr Kontakt zu der Bildhauersenkelin hättet.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • vadda
    Gast
    • 5. November 2014 um 11:32
    • #9
    Zitat

    Es scheint als ob Du/Ihr Kontakt zu der Bildhauersenkelin hättet.

    Leider nein, waldi. Ich habe die Information aus dem Main-Netz.

    Die alte Ansichtskarte reizt mich dazu, in alten Fotos zu wühlen, das kann ja richtig spannend sein.

    Lieben Gruß,
    Klaus

  • Willi Wamser
    Gast
    • 13. April 2015 um 09:08
    • #10

    Salute, Waldi .....

    Hier noch mal das Kriegerdenkmal in kompletter Figuration, errichtet 1901.
    Mensch, Löwen, Löwengleicher Soldat: französische Trophäen unter dem Fuß des Kriegers.

    Der bayrische Infanterist - (mit gezogenem Säbel) aus Bronze (Düsseldorfer Gießerei) - ist ein typisches Stereotyp der Wilhelminischen Denkmalskultur.
    So ungefähr kann man ihn sich auch in Miltenberg denken:

    Er wurde 1942 eingeschmolzen, nachdem er 1901 als Andenken an den
    Deutsch-Französischen Krieg errichtet worden war. Also - wie gesagt - es gab nur den Sockel, das Postament, die Löwen
    hinter einem Eisengitter. ...... mein Vater stand mit mir manchmal nach dem Besuch der Klosterkirche vor dem Denkmal mit den Löwen. Aber ohne Infanterist.

    Hermann Neubert hat zu diesem figurenlosen Ensemble mit Löwen in seinem Miltenbergbuch Bild und Kommentar, Hermann Neubert, S. 23

    https://tinyurl.com/mjbqvlc

    Inschriften:

    Wörth, Orleans, Paris, Sedan, Weißenburg, Bitsch.

    Gewidmet ihren siegreichen Söhnen von der dankbaren Stadt Miltenberg

    (vgl.J.J. Schirmer, Chronik der Stadt Miltenberg, S. 604)


    In den Nachkriegsjahren wurde das Restdenkmal entfernt, die beiden Steinlöwen,
    ein Werk des Bildhauers Joseph Haas, sind dann in der Anlage des Sachsengrabes in der Nähe des Hauptbahnhofes
    integriert worden.

    Aber wem sage ich das, Waldi hat hier bildtechnisch und recherchetechnisch sehr gute Arbeit geleistet.

    Die Löwentransaktion und deren Kontext sind beschrieben 1991 von Heinrich Beddrich im "Boten vom Untermain".

    "Statt Söhnen der Stadt blicken die Löwen heute den Sachsen ins Grab ....."


    Herzliche Grüße, auch von den Löwensteinlöwen in Kleinheubach :174: ........

    ww

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