Von Meran zum Schloss Tirol und nach Algund

  • Hoch über Meran und dem Etschtal steht das Schloss Tirol -das historisch bedeutendste Schloss des Landes Tirol, erbaut zwischen 1138 und 1160 von Grafen von Vinschgau, die sich auch Grafen von Tirol nannten.


    Blick vom Tappeiner Weg auf Schloss Tirol



    Das Schloss verlor an Bedeutung als Herzog "Friedrich mit der leeren Tasche" die Residenz 1420 nach Innsbruck verlegte.


    Die Burg zerfiel, Teile davon stürzten sogar auf dem nicht sehr stabilen Untergrund ein und die Ruine wurde zeitweise als Steinbruch benützt.
    Schließlich erwarb 1816 die Stadt Meran das Schloss und schenkte es später Kaiser Franz I.


    Erst im späten 19. Jahrhundert wurden Teile der Anlage wiederhergestellt.


    Nach dem Ersten Weltkrieg ging das Schloss in den Besitz des italienischen Staates über.


    Seit 1972 gehört die Burg der Autonomen Provinz Bozen und 2003 wurde darin das Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte eingerichtet.


    Das Museum umfasst die frühe Zeit, das Mittelalter, aber auch in sehr eindrucksvoller Weise die schwierige Zeit Südtirols und seiner Menschen zwischen dem ersten Weltkrieg und heute.


    Das Museum ist sehr gut gemacht, mit Originalen und auch Kopien, mit mehrsprachigen Erklärungen - multimedial mit Tonaufnahmen und Bildershows.


    Auch die Website ist sehr informativ und gut gestaltet
    https://www.schlosstirol.it/


    Schloss Tirol ist ein lohnenswertes Ziel bei einem Besuch von Meran.


    Ich verband den Besuch mit einer kleinen Wanderung von Meran über Schloss Tirol nach Algund.


    Zum Schloss führt kein öffentlicher Fahrweg- es gibt dort oben auch keinen Parkplatz.


    Ich wählte den Weg über Dorf Tirol ( Mit dem Bus direkt von Meran erreichbar oder auch mit der Sesselbahn, anschließendem Fußweg oder Busfahrt bis zum Platz vor der Kirche in Dorf Tirol)


    Die Pfarrkirche des hl. Johannes d. T.in Dorf Tirol



    Auf einem bequemen Fußweg geht es entlang an Weinbergen und an Apfelplantagen, immer mit Blick auf Schloss Tirol.



    Schloss Brunnenburg unterhalb von Schloss Tirol. (Privat, mit landwirtschaftlichem Museum)
    Der Blick geht nach Westen ins Vinschgau und zur Silvrettagruppe.


    Unten im Tal der Ort Algund - Ziel meines Tagesausfluges.



    Der ursprüngliche Weg zum Schloss führte um den Moränenhang herum und war steil und unwegsam. 1682 ließ der Tiroler Verwalter Jakob Andrä einen 83,5 m langen Tunnel durch den Hang treiben.



    Im Burghof von Schloss Tirol - links hinten der hohe Bergfried, in dem auf mehreren Etagen eindrucksvoll die schwierige Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert ausführlich dokumentiert ist.





    Ein Höhepunkt der ganzen Anlagen waren für mich die kunstvollen romanischen Skulpturen an Portalen und Kapitellen.


    Das Portal zur Kapelle

    Zitat aus https://www.schlosstirol.it/schloss-museum/portale/
    "In ihrem Programm um Häresie, Sündenfall und Heilsgeschehen stellen sie ein in Marmor gemeißeltes Lexikon des Weltbildes, der Symbolik und Gebärdensprache im Mittelalter dar..."



    Kreuzabnahme - in einer einfach berührenden Formensprache



    Adam und Eva, die Schlange mit gefährlich geöffnetem Maul.(Oder doch eher höhnisch grinsend?)



    Daniel in der Löwengrube? ( Die Löwen ganz friedlich ...)



    Ein Teufel stürzt einen Sünder hinab in die Hölle



    De Kapelle mit einer Galerie - vermutlich früher nur für besondere Gottesdienstbesucher



    Der Altar , um 1370 entstanden, ist der älteste Flügelaltar im Alpenraum.


    Das hier ist eine Kopie, das Original steht sich seit 1938 im Museum Ferdinandeum in Innsbruck



    Der Rittersaal war der repräsentative Raum im Schloss . Hier wurden Gäste empfangen und Recht gesprochen.
    https://www.schlosstirol.it/schloss-museum/rittersaal/


    Der Saal bot einen eindrucksvollen Ausblick auf das Land.



    Die Ausstattung des Palas war entsprechend reich .


    Kunstvolle Gestaltung der Kapitelle an den Fenstern


    Unverkennbar ist der Einfluss der lombardischen Bildhauertraditionen .


    Kapitelle und Säulen






    Ausblick auf das Dorf Tirol



    Ins Etschtal



    Ins Vinschgau - Richtung Naturns und Reschen



    Blick auf den Weg zur kleinen Kirche St Peter- mein nächstes Ziel





    Blick zurück auf Schloss Tirol


    Auf bequemem Panoramaweg führt der Weg langsam immer weiter bergab mit wunderbaren Ausblicken auf Meran, das Etschtal im Süden und das Vinschgau im Westen






    Nach nur wenigen hundert Metern erreicht man das romanische Kirchlein Sankt Peter mit Fresken und Malereien aus vorgotischer und gotischer Zeit.
    https://www.burggrafenamt.com/…ol/st-peter-in-tirol.html







    Hier lockt ein Gebäude mit einer wunderschönen Aussichtsterrasse zur Einkehr:
    Schlos Thurnstein - im Privatbesitz mit einem Restaurant.
    Leider: Ruhetag - ich wanderte weiter




    Der Asphaltweg mündete in einen befestigten Fußweg - immer durch Wein- und Obstanlagen.



    Für kurze Zeit hatte ich einen ortskundigen Begleiter.




    Hinunter nach Algund geht es stellenweise steil bergab



    Das ist nicht der Eingang zu einem Park - es ist die Dorfstraße, die zur Ortsmitte von Algund führt.



    Von Algund nach Meran fährt ein Linienbus und nach 20 Min Fahrzeit war ich am Bahnhof in Meran.


    Elke

  • Immer wieder kann man sehen, dass die "Herrschaften" schon wussten wo es schön ist.

    Lieben Gruß Karin
    Wer der Sonne entgegen wandert lässt den Schatten hinter sich. (Bruno Hans Bürgel)

  • Liebe Elke!


    Das ist wieder ein Bericht zum Geniessen!
    Bilder von hervorragender Qualität - wie man sie von Dir gewohnt ist - gepaart mit Infos und Links, die die Geschichte abrunden.
    Herzlichen Dank dafür.


    Zitat

    Elisabeth nimmt wieder fast keine Verpflichtungen wahr (zweiter Besuch vom 16.10.1871 bis 14.05.1872) und macht fast nur noch durch ihren Bewegungsdrang von sich reden.
    Etwa als sie sich mit einem Wagen zur Töll fahren lässt, um von dort zu Fuß und mit Umweg über Schloss Tirol nach Obermais zurückzukehren.
    Ein andermal reitet sie über Schloss Lebenberg bei Marling nach Lana und Burgstall oder über Riffian nach Saltaus und den steilen Aufstieg nach Verdins.


    Quelle: "Sissi in Meran" von Josef Rohrer, Folio Verlag Wien/Bozen, ISBN: 978-3-85256-405-0



    Wie Du siehst, warst Du wieder (nahezu) auf Spuren der Kaiserin Elisabeth- nur in der anderen Richtung.


    Mach weiter so...



    wünscht sich waldi :174:

  • Danke für Eure lobenden Kommentare! Es bereitet mir wirklich Freude, wenn ich etwas von der Schönheit des Meraner Landes übermitteln konnte!


    waldi
    Töll ist ein Nachbarort von Algund.


    Wenn ich mir die Strecke von Töll über Schloss Tirol und Dorf Tirol hinunter nach Meran und wieder hinauf zum Schloss Trauttmannsdorff in Obermais anschaue, so kann ich das eigentlich fast als Gewaltmarsch bezeichnen. Unglaublich !


    Das Schloss Tirol sah 1871/72 sicher noch ganz anders aus- vermutlich war es eine Ruine oder eine große Baustelle, keinesfalls vergleichbar mit dem schönen Bauwerk , das es heute ist.


    Hier habe in den Unterlagen des Landesarchivs gefunden:
    https://www.provinz.bz.it/land…tuelles_article_id=360114


    Zitat:
    "Als Tirol 1805/06 an das Königreich Bayern fiel, sollte Schloss Tirol als Wahrzeichen des Landes getilgt werden und wurde 1808 an einen Privatier verkauft. Nach dem Ende der bayerischen Herrschaft erwarb die Stadt Meran die Burg 1816 und schenkte sie Kaiser Franz I. Zwischen 1882 und 1892 wurde die Burg unter der Leitung von David von Schönherr umfassend restauriert. Dabei kam es allerdings auch zu erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz, die vom k. k. Denkmalamt in Wien stark kritisiert wurden."


    Aber sich vorzustellen , dass die Kaiserin auch schon vermutlich auf diesem Weg gegangen ist, den ich ( in umgekehrter Richtung) ein Stück weit spaziert bin, hat schon etwas für sich.


    Danke für Deine Ergänzungen ( Jetzt wird's wirklich Zeit, dass Du selbst mal hinfährst. Wie wäre es mit einem Ausflug mit Euren Damen in "zeitgemäßer" Kleidung?
    siehe hier in # 22) :wink:


    Liebe Grüße,
    Elke


  • Wenn ich mir die Strecke von Töll über Schloss Tirol und Dorf Tirol hinunter nach Meran und wieder hinauf zum Schloss Trauttmannsdorff in Obermais anschaue, so kann ich das eigentlich fast als Gewaltmarsch bezeichnen. Unglaublich !


    Ganz so schlimm wars nicht, Elke.
    Sie wohnte ja damals auf Rottenstein, musste also nicht weiter nach Trauttmansdorff. :roll:
    Und wenn man bedenkt, dass sie mal aus einer Laune heraus von Feldafing nach München (etwa 25 km) marschierte....
    oder an die zehnstündige Überquerung des "Toten Gebirges" im Juni 1888 denkt.
    Darüber hat Elisabeth sogar ein Gedicht verfasst! Das gefällt mir sehr gut. Leider besteht es aus 42 Vierzeilern, sonst hätte ich es hier eingestellt.


    Aber sich vorzustellen , dass die Kaiserin auch schon vermutlich auf diesem Weg gegangen ist, den ich ( in umgekehrter Richtung) ein Stück weit spaziert bin, hat schon etwas für sich.


    So ist es!
    Wenigstens EINE die mich versteht! :14:


    Danke für Deine Ergänzungen ( Jetzt wird's wirklich Zeit, dass Du selbst mal hinfährst. Wie wäre es mit einem Ausflug mit Euren Damen in "zeitgemäßer" Kleidung?
    siehe hier in # 22) :wink:


    Das ist eines unserer zukünftigen Ziele, Elke!
    Dieses Jahr kochen wir auf Sparflamme und treffen uns in Dresden. Da bin ich aber aus Termingründen leider nicht dabei.
    Für nächstes Jahr sind Ischl, Meran und Cap Martin im Gespräch. Mal sehen wie wir uns einigen können.
    Jedenfalls steht Meran bei mir an erster Stelle!



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Liebe Elke, es ist immer wieder eine Freude deine Berichte zu lesen und mitzuerleben. Insbesondere die kleinen Details wie dein "ortskundiger Begleiter" lockern die ohnehin schon kurzweiligen und informativen Berichte auf.


    Danke fürs mitnehmen.

  • Liebe Elke,


    leider verspätet, war Montag und Dienstag unterwegs, mehr dazu später an anderer Stelle.


    1966 war die Hochzeitsreise nach Dorf Tirol im August. Da zogen wir in der Umgebung ausführlich durch Obst Plantagen und zu vielen Sehenswürdigkeiten, wie auch den Tappeiner Weg. Allerdings war das damals noch nicht so perfekt erschlossen.


    Deine Bilder lassen wieder herrliche Erinnerungen ins Gedächtnis rufen. Nur- die Burgbesichtigungen ließen wir damals schon aus.
    Es ging hinauf mit der Seilbahn zum Hochmuth, mit Spaziergang durch die an die steilen Hänge wie angenagelten Bauernhöfe. (alte Gondel).


    Vieles , was du bisher beschrieben hast , war natürlich auch u. a. zu erkunden und Algund ist bis heute nicht vergessen, wenn es gilt einen billigen aber nicht minder guten Bergkäse zu kaufen.


    Vielen Dank für die herrlichen Motive .


    Ganz lieben Gruß
    Helmut



    P.S.
    leider konnte ich auch einige Zeit nicht meinen Lappi benützen. Denn es gab einen schönen blauen Hintergrund. Ihr kennt das, gell.
    Aber Gott sei Dank war es kein Virus, sondern der Crash wurde hervorgerufen durch googlecrashhandler.exe.
    Falls ihr so was mal erlebt, hier die Lösung.


    google


    Kostet halt Zeit und Mühen.

  • Hallo Elke,


    wunderbarer Bildbericht aus " meinem " Südtirol, die Fotos toll und sehr schön getroffen ....:up:

  • Ein sehr schöner Bericht. In der Gegen gibt es viele schöne Schlösser, das Schloss Tirol gehört da natürlich dazu.
    Ich persönlich finde aber auch das Schloss Trauttmansdorff sehr schön. Bilder dazu gibts auf der Seite des Tourismusvereins auf https://www.marling.info/de/bo…ten-trauttmansdorff-d.htm


    Für Geschichtsliebhaber lohnt sich die Gegend also sehr, da man hier in "alte" Welten abtauchen kann, denn es gibt auch mehrere Museen über die Kultur und Geschichte Südtirols.

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