1. Forum
    1. Unerledigte Themen
    2. Privatforum
    3. Themen der letzten 10 Tage
  2. Medienverwaltung
    1. Bildergalerie-Alt
    2. Alben
    3. Nutzungsbedingungen
    4. Videokanäle
  3. Nepomuks
  4. Gamezone
    1. Highscore
  • Anmelden oder registrieren
  • Suche
Dieses Thema
  • Alles
  • Dieses Thema
  • Dieses Forum
  • Forum
  • Bilder
  • Videos
  • Seiten
  • Spiele
  • Erweiterte Suche
  1. Schoener Reisen » Forum » Sehen, erleben und berichten
  2. Forum
  3. Bildberichte aus anderen Ländern
  4. Europa: Der Osten
  5. Rumänien
  6. Siebenbürgen und Banat

Viscri (deutsch: Deutsch-Weißkirch) > Kirchenburg

  • Josef
  • 5. Februar 2013 um 22:24
  • Josef
    Ruhe in Frieden
    Beiträge
    4.960
    Bilder
    1.508
    Interessen
    Camping, Reisen und vieles mehr
    Lieblingsreiseland
    Europäische Länder
    • 5. Februar 2013 um 22:24
    • #1

    Viscri (deutsch: Deutsch-Weißkirch) ist ein Ort im Kreis Braşov, Siebenbürgen, Rumänien.

    Bekannt ist Viscri durch seine Kirchenburg. Aber auch die von sächsischen Höfen geprägte Dorfstruktur.
    Die Kirchenburg und das Dorf stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
    Wir fuhren von Südosten kommend die schlechte Schotterstraße entlang und erreichten
    abgelegene das Dorf ohne weitere Probleme.

    Die Einheimischen erklärten uns später wir hätten doch von Nordwesten
    anfahren sollen da hätte es eine Asphaltstraße gegeben. Zurückfuhren wir dann über die
    Asphaltstraße aber da wäre die Schotterstraße noch besser gewesen, denn die Straße war
    voller Asphaltaufbrüche und tiefen scharfkantigen Schlaglöchern.

    Schon am Ortsbeginn als wir kurz stehen geblieben waren blieb auch sofort ein Einheimischer mit dem
    Auto stehen und fragte uns ob wir irgenwelche Probleme hätten.

    Der Ort wurde Ende des 12. Jahrhunderts von Siebenbürger Sachsen gegründet.
    Im 18. und 20. Jahrhundert lebten im Dorf ca. 700 Einwohner, hauptsächlich Siebenbürger Sachsen,
    aber es gab auch einen kleinen rumänischen Dorfteil. Heute leben nur mehr ca. 10 ältere Siebenbürger Sachsen.
    Hauptsächlich leben hier Rumänen und Roma, seltener Ungarn.
    Der berühmteste Bürger der Stadt ist derzeit Prinz Charles, der Viscri bereits mehrfach besucht
    und ein altes Bauernhaus gekauft hat.
    Man sollte es nicht für möglich halten aber wie uns eine alte Frau erzählt hat würden hier in
    den Wäldern der Umgebung noch Wölfe und Bären leben. Dabei ist das Gebiet Hügelland von
    ca. 600 Metern Seehöhe und gehört zum Repser Land.

    Am nordwestlichen Ende des Dorfes steht die Kirchenburg. Im 12. Jahrhundert errichteten
    deutsche Siedlern eine kleine romanische Saalkirche.
    Im 13. Jahrhundert begann der Ausbau der Kirche. Nach den ersten Türkeneinfällen wurde um die Kirche
    mit dem Bau einer Wehranlage 1494 rings um die heutige Kirche begonnen, wie aus einer Eintragung
    in den Rechnungsbüchern von Sibiu (Hermannstadt) hervorgeht.
    Das Ortsbild von Viscri wird maßgeblich von der alles überragenden Burganlage mit den
    insgesamt sechs Wehrtürmen geprägt. Es gab eine doppelte Umfassungsmauer die nur mehr
    Teilweise erhalten ist.
    In die Burgmauer wurden neben den Wehrtürmen auch Wohn- und Vorratsräume integriert.
    Im 16. Jahrhundert erhielt die Kirchenburg durch verschiedene Umbauten ihre heutige Gestalt.
    Die Kirchenburg von Viscri wurde niemals von Feinden erobert.

    Ansicht der Kirchenburg.
    Aber als ich das Fenster öffnte um zu fotografieren, kam sofort das Pferd zum Auto
    scheinbar wollte es auch auf dem Foto sein.

    Der Aufgang von der Außenmauer zur Kirchenburg.

    .

    Bei der Kirche wurden wir von einer schon etwas älteren Frau begrüßt und die erzählte uns
    ausführlich über die Deutsche Besiedlung und voller Stolz auch über die Kirche die 1999 als
    Weltkulturerbe aufgenommen wurde. So unterhielt wir uns lange Zeit und vergasen fast
    die herrliche Anlage zu besichtigen.

    Die Wehrmauer hatte für die Aufbewahrung der Lebensmittel 2 Stockwerke, was eigemtlich
    selten bei diesen Kirchenburgen der Fall war.

    Natürlich besichtigten wir die Kirche auch ausführlich.

    Auch der alte unterirdische Fluchtweg war noch begehbar. Habe aber darauf verzichtet weiter hineinzugehen.


    Auch ist ein Museum eingerichtet die das Leben der sächsischen Bevölkerung über Jahrhunderte
    wiedergibt. Wir verbrachten einen ganzen Nachmittag alleine in der Kirche und im Museum.

    Zum Abschied begleitete uns die Dame noch bis zur Wehrmauer und der Abschied war
    wie immer herzlich.

    Natürlich war auch wieder starker Verkehr im Dorf.

    Die Viehtränke.

    Als wir im Ort standen spazierte auf einmal ein Pferd gemütlich die Straße herauf.
    Als es schon an uns vorbei war, ich konnte gar nicht so schnell schauen griff es ein
    Schäferhund derart massiv das Pferd an, dass es nur mit Mühe entkommen konnte.

    Natürlich wollten wir auch das Haus besuchen welches Prinz Carles gehörte.
    So fragten wir nochmals im Kaufhaus danach obwohl uns die Dame oben bei der
    Kirche das Haus schon genau beschrieben hatte.

    Das Haus unterschied sich von außen nicht von den anderen Häusern.

    Ein Socken Projekt für Viscri wurde durch Zufall gestartet.
    Es begann damit, dass die alte Leana das erste Paar Socken zu den 1996 zugezogenen Deutschen brachte, um
    sie gegen Lebensmittel einzutauschen: Mehl, Zucker, eine Flasche Öl. Dass es bei den Deutschen Lebensmittel gegen
    Socken gab, sprach sich schnell herum.
    So wurde bald ein ganzer Berg von Socken in allen Farben bei ihnen vorbeigebracht. Freunde und Besucher der beiden
    nahmen Socken mit nach Hause, trugen sie selbst oder versuchten sie zu verkaufen.

    Auch wir haben etliche paar Socken gekauft. In nächster Zukunft gibt es bei uns nur selbstgestrickte
    Socken. (lache)

    So sind fast bei jedem Haus Socken und gestrickte Hausschuhe zum Verkauf angeboten.

    Als wir aus dem Dorf fuhren waren gerade auch Hirtenhunde zu ihren Schafen unterwegs.
    Wenn das der Hirte mitbekommen hat, dass die Freunde sich von der Herde entfernt hatten,
    dann wird es Zores gegeben haben.

    Als wir Viscri schon verlassen hatten waren wir kurz stehen geblieben.
    Auch hatte es zu regnen begonnen und es begegnete uns ein Paar mit einem Pferdefuhrwerk.
    Wie die zwei zufrieden dahinfuhren und sich aneinander Schmiegten, dachte ich mir vielleicht leben
    die glücklicher zufriedener und als wir.

    Liebe Grüße

    Josef

  • Gast001
    Gast
    • 5. Februar 2013 um 23:12
    • #2

    Zum Glück hast Du zu Beginn ein Kärtchen eingestellt!
    Rumänien ist nach Kilometern gar nicht so weit weg - und doch in meiner Vorstellung sehr weit entfernt!
    Da hast Du mal wieder ein Kleinod entdeckt, das es verdient, in Bildern und Texten festgehalten zu werden.

    Ich bin mit Euch gereist, Dein lebendiger Bericht mit den aussagekräftige Bildern hat es mir leicht gemacht, mir dieses Dorf und die Landschaft vorzustellen.
    Ich hoffe nur, dass in diesem entlegenen Teil Europas soche Erinnerungen an die Siebenbürger Kultur noch lange erhalten bleiben und gepflegt werden.

    Danke Josef, für die Arbeit, die Du Dir mit diesem Bericht gemacht hast.
    Er ist mit seinen Bildern und Hintergrundinformationen wieder einmal einmalig geworden!

    Liebe Grüße,
    Elke

  • Josef
    Ruhe in Frieden
    Beiträge
    4.960
    Bilder
    1.508
    Interessen
    Camping, Reisen und vieles mehr
    Lieblingsreiseland
    Europäische Länder
    • 6. Februar 2013 um 00:32
    • #3

    Elke, jene deutschsprachigen Personen die noch
    in Rumänien geboren und Ihr ganzes Leben in diesem
    Land verbracht haben, sterben langsam aus.
    Diese Menschen versuchen noch mit ihren letzten Kräften die
    Tradition zu Pflegen und die Kirchen und Musen zu erhalten.
    Kann diesen Menschen bei ihren Erzählungen stundenlang
    zuhören.
    Habe auch schon Dörfer erlebt wo Personen aus Österreich
    oder Deutschland von kirchlichen Organisationen entsandt
    wurden und die jetzt versuchen in die Fußstapfen dieser
    Menschen zu treten.
    Die erzählen Dir dann was sie alles leisten und welchen Rang Sie
    genießen. Eine jüngere Dame weis nicht mehr von welcher kirchlicher
    Institution sie kam, die hatte nur Geld im Kopf.

    Liebe Grüße

    Josef

  • claus-juergen
    Administrator
    Beiträge
    10.552
    Bilder
    23.780
    Geschlecht
    Männlich
    Interessen
    eigentlich alles, von Natur aus neugierig
    Lieblingsreiseland
    Kroatien, Thailand, Frankreich, Spanien
    • 6. Februar 2013 um 07:41
    • #4

    hallo josef,

    vielen dank deines informativen berichts einer gegend, die ich vor etwa 8 jahren selbst kennenlernen durfte. anscheinend hat sich dort so gut wie nichts verändert. dies mag für uns zwar romantisch erscheinen, ich glaube aber, aufgrund der mangelnden arbeitsmöglichkeiten dürfte nach der abwanderung der deutschsprachigen bevölkerungsgruppe nun auch die abwanderung der verbliebenen menschen in die städte kommen.

    vor diesem hintergrund ist es erstaunlich, mit welch primitiven mitteln die einheimischen versuchen, daß kulturelle erbe zu erhalten. allein der titel "weltkulturerbe" bringt erst mal gar nichts. ich nehme an, ihr wart für viele tage die einzigen touristen in dem ort.

    dein bericht bestärkt mich in meinem vorhaben, demnächst mal wieder die gegend aufzusuchen. beim letzten mal sind wir gemeinsam mit ehemaligen hermannstädtern (landler) als ortkundige durch die gegend gefahren und haben dort ähnliche eindrücke wie du gewonnen. leider war dies vor meiner digitalen fotozeit, so daß die erinnerungen schon langsam verschwinden.

    grüsse

    jürgen

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.149
    • 6. Februar 2013 um 08:11
    • #5

    Danke Josef!
    So was findet man glaube ich nur noch in Siebenbürgen.
    Es gibt sogar eine deutschsprachige Internetseite des Dorfes.
    Sie wird aber leider irgendwann verschwinden wenn die letzten Deutschstämmigen weggestorben sind.
    Deshalb ist die Dokumentation - Deine Bilder und die Geschichten dazu - so wertvoll!
    Nochmals danke!


    waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • wallbergler
    Gast
    • 6. Februar 2013 um 09:41
    • #6
    Zitat von Josef

    Wie die zwei zufrieden dahinfuhren und sich aneinander Schmiegten, dachte ich mir vielleicht leben
    die glücklicher zufriedener und als wir.

    Lieber Josef,

    mit diesem Satz beschreibst du die Seele deines außergewöhnlich aufwändigen Reisebericht`s.

    Ich habe mir den Bericht ein paar mal durch gelesen.

    Unabhängig von den geschichtlichen Wirren und der damit betroffenen Volksgruppen ist jetzt in Transsylvanien schon lange Frieden eingekehrt, und nun tritt auf Grund mangelnder Perspektiven leider eine Überalterung der Siebenbürger Sachen ein.
    Wobei , wenn man die so eindrucksvoll in Szene gesetzten Bilder betrachtet, der Lebensabend in dieser Stille , ( selbst das Pferd reagiert auf Abwechslung) die duldsam und voll Demut ertragen wird, wiederum zu großer Würde verhilft.

    Herzlichen Dank
    lieber Josef
    für diesen so nachdenklich machenden Bericht

  • Gast001
    Gast
    • 6. Februar 2013 um 09:45
    • #7
    Zitat

    Deshalb ist die Dokumentation - Deine Bilder und die Geschichten dazu - so wertvoll!

    Wie Recht hast Du, waldi!
    Das gilt nicht nur für diese Dokumentation, sondern für viele andere ebenso! Auch von Dir, waldi!
    Sie sind ein unbezahlbarer Schatz hier im Forum - schau nur mal, was es allein von Siebenbürgen gibt!
    https://www.schoener-reisen.at/forum/forumdis…Crgen-und-Banat

    Dabei sind (für mich) besonders beeindruckende Berichte wie z.B. die hier über die ältestes Kirche Rumäniens, weitab von Hauptverkehrsadern)
    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthre…che-Rum%E4niens

    **\'6

    Liebe Grüße,
    Elke

  • Josef
    Ruhe in Frieden
    Beiträge
    4.960
    Bilder
    1.508
    Interessen
    Camping, Reisen und vieles mehr
    Lieblingsreiseland
    Europäische Länder
    • 6. Februar 2013 um 15:06
    • #8

    @ Jürgen!

    Jürgen es stimmt genau, wenn Du schreibst, dass sich nicht viel
    geändert hat in dieser Zeit. Auch die Abwanderung aus den Dörfern
    ist sehr bedauerlich aber nicht aufzuhalten.
    Wenn man mit ortskundigen Personen unterwegs sein kann ist das natürlich von
    großem Vorteil.
    Wir haben dieses mal 3 Wochen fast ausschließlich in Siebenbürgen verbracht.
    Gewohnt haben wir zum großen Teil in Hermannstadt in einem Hotel.
    Als wir vor ca. 10 Jahren das erste Mal in Siebenbürgen waren hat man
    noch viele deutschsprachige Menschen getroffen. Die wurden bei jedem Besuch
    Siebenbürgens weniger und als wir voriges Jahr im Mai dort waren, waren viele
    von denen die wir bei unseren vorhergehenden Fahrten kennengelernt hatten nicht mehr da.
    Hatte eine Menge Fotos mit die ich von diesen Personen aufgenommen hatte und
    Ihnen bringen wollte, aber auch manchen Pack Bohnenkaffee der für diese alten Menschen
    eigentlich ein Luxusartikel war.
    Wir fragten zwar nach ihnen aber wussten schon vorher die Antwort von den Nachbarn
    die meistens Rumänen oder Roma waren und uns mit einem Kreuzzeichen zu verstehen
    gaben das sie gestorben seien.
    Möchte nicht übertreiben haben aber einen großen Teil der von deutschsprachigen Personen
    bewohnten Dörfer im laufe der Jahre besucht.

    @ Waldi!
    Ja es tut mir oft das Herz weh, wenn ich in Dörfer komme wo vor einigen
    Jahren noch Frauen die Kirchen und eventuell ein kleines Museum mit viel
    Liebe gepflegt haben und beim nächsten Besuch alles versperrt vorfand.
    Du hast vor allem noch einen großen Vorteil, da Deine Gattin ungarisch spricht
    und doch sehr viele Ungarn noch hier wohnen und Deiner Gattin viel leichter
    Ihre wirklichen Probleme erzählen.

    @ Wallberger!

    Ich versuch doch in meinen Berichten ein wenig meine Eindrücke wiederzugeben.
    Leider bin ich kein guter Schreiber. Aber auch vermeide ich die unendlich große
    Armut der ländlichen Bevölkerung zu sehr zu erwähnen, denn ich möchte
    niemanden herabsetzen.
    Jedenfalls danke für deinen mich berührenden Bericht. Du hast das geschrieben
    was ich oft empfinde und doch nicht wiedergeben kann da ich oft Angst habe
    in meinem Schreiben als Träumer zu wirken.

    @ Elke!

    Ja mit Siebenbürgen geht es mir oft nicht gut.
    Hätte von so vielen Siebenbürger Wehrkirchen und Bauernburgen Fotos.
    Aber für mich ist das Schreiben von Berichten eine so große Aufgabe da meine
    Stärken leider nicht im Schreiben liegen. (weine)
    Schon bei meinen beruflichen Prüfungen musste ich immer meine schriftlichen
    Arbeiten bei den folgenden mündlichen Prüfungen wieder ausgleichen, da konnte
    ich so richtig loslegen. (lache)

    Hätte von Siebenbürgen über meine Erlebnisse viel zu erzählen, manches Mal leider
    auch beschämendes für mich.
    Als wir einmal zu einer großen Kirche kamen und ich die Stiegen hinauf ging sah
    ich einen alten Mann der mir doch etwas suspekt erschien und ich etwas falsches von
    Ihm annahm (dachte er möchte betteln).
    Ich wich Ihm aus und ging weiter zur Kirche und zum Eingang. Leider war die Kirche
    versperrt und meine Enttäuschung groß.
    Weiter weg sah ich eine alte Frau der man Ihre Armut und Behinderung ansehen konnte.
    Ich ging zu Ihr und wollte Ihr Geld geben. Doch diese Frau sagte in gutem Deutsch nur mit
    Sprachfehlern, dass Sie kein Geld möchte, aber wenn ich die in die Kirche möchte sie hätte
    den Schlüssel.
    Glaube ich habe sie ungläubig und erstaut angesehen, denn Sie humpelte schon eilends
    fort und tauchte wirklich mit dem Kirchenschlüssel auf.
    So konnten wir die herrliche große Kirche besichtigen.
    Inzwischen war auch der Mann dem ich vorher ausgewichen war in die Kirche gekommen
    und es stellte sich heraus, dass es der Bruder der Frau war.
    Ich schämte mich fast zu Tode aber es kam dann doch eine herzliche Atmosphäre zu Stande.
    So erzählten sie mir sie würden alleine diese Kirche betreuen und auch zusammenkehren.
    Aber es würde eh kaum Schmutz in die Kirche kommen da nur mehr vereinzelt aus der Umgebung
    Kirchenbesucher kommen würden, da nicht mehr viele deutschsprachige am Leben seien.
    Rumänen würden die Kirche nicht besuchen, da diese ja orthodox seien und ihre eigenen Kirchen
    hätten.
    So saßen wir gemeinsam lange Zeit in der Kirche und Sie erzählten uns von Ihren schweren
    Leben. Beide waren nie verheiratet und lebten gemeinsam in einem Haus welches sie von
    Ihren Eltern gerbt hatten. Da ein kleiner Grund dabei wäre könnten sie alles anbauen was sie
    zum Leben benötigen würden. Da die Frau von Geburt an einen Sprachfehler hatte und behindert war
    musste sie immer nur schwer arbeiten und wurde überall ausgenützt.
    Dementsprechend ist auch war auch die Rente die beide jetzt bekommen.
    Ich wagte das Thema Geld oder Hilfe nicht anzusprechen da ich Angst hatte sie würden es trotz
    Ihrer sichtbaren großen Armut als Beleidigung empfinden.

    Da die Frau auch von Ihren großen Schmerzen bei Ihrem gekrümmten Rücken und Beinen erzählte
    fragte ich ob es hier in der Nähe eine Apotheke geben würde da ich mir Aspirin kaufen möchte.
    Was sie bejahrten und um mir helfen zu können begleiteten sie uns beide zur Apotheke.
    Ich kaufte mir eine Schachtel Aspirin und da die Apothekerin gut deutsch sprach fragte
    ich sie ob sie die Frau kennen würde die draußen wartete. Natürlich kannte sie die Frau
    und erzählte auch, dass die Frau starke Medikamente benötigen würde die Ihr der Arzt
    verschreiben würde aber die Frau könnte sich diese Medikamente mit Ihrer Rente nicht
    leisten. Auf meine Frage ob Sie mir die Medikamente ohne Ärztliche Verschreibung auch
    verkaufen würde sagte die Apothekerin ja und holte die Frau in die Apotheke.
    Hier erklärte die Apothekerin der Frau genau wie sie die Mittel nehmen müsse und gab Ihr etliche Schachteln.
    Ein paar Schachteln zahlte ich der Apothekerin noch zusätzlich damit die Frau später nochmals
    die Medikamente holen konnte.
    Ich kann die Freude der Frau über die Schmerzmittel nicht beschreiben.
    Am Rückweg kaufte ich in einer Trafik noch eine Stange der billigen Zigaretten die der
    Mann rauchte. So saßen wir noch längere Zeit auf der Stiege die zur Kirche führte.
    Als wir wieder abfuhren winkten sie soweit wir sie sehen konnten und mir standen
    noch lange Zeit die Tränen in den Augen.
    Noch heute schäme ich mich, wenn ich daran denke, dass ich diese
    Menschen falsch eingeschätzt hatte.
    Wir haben Ihnen auch versprochen bei unserem nächsten Besuch in Siebenbürgen vorbeizukommen,
    aber da sie beide schon über 80 Jahren waren glaube ich kaum, dass es ein Wiedersehen gibt.
    Ja diese Erlebnisse bleiben einem in Erinnerung.
    Dass alles kann man aber nur erleben, wenn man selbst mit dem Auto unterwegs ist abseits
    in Seitentäler fährt und Zeit keine Rolle spielt. Man muss aber auch bereit sein auf die Menschen zuzugehen.
    So jetzt habe ich in meiner sentimentalen Erinnerung einen schönen Blödsinn geschrieben.

    Liebe Grüße

    Josef

  • Gast001
    Gast
    • 6. Februar 2013 um 20:13
    • #9

    Lieber Josef!

    Ich kenne kaum jemanden, der mit so viel Respekt, Achtung und Einfühlungsvermögen auf fremde Mensch zugeht wie Du!
    Ganz herzlichen Dank für diese persönliche Schilderung in #8.

    Ich beneide Dich für diese Art zu reisen und für Deine Begabung, auf Menschen einzugehen und zu versuchen sie zu verstehen.
    Danke , dass Du uns diese wunderbare und sympathische Seite von Dir hast sehen lassen - es ist weder sentimental und schon gar kein Blödsinn!! Wie kannst Du das nur schreiben!

    Ganz liebe Grüße,
    Elke

  • wallbergler
    Gast
    • 7. Februar 2013 um 12:51
    • #10

    Lieber Josef,

    den lieben und verständnisvollen Kommentaren hier ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

    Bleib um Himmels Willen so wie du bist und schreib was du denkst. Kein Mensch käme auf die Idee, dass du ein Träumer bist.
    Sondern man spürt deine echte Anteilnahme , mit Herzblut geschrieben , durch und durch.

    Außerdem regt es gerade zu an, sich mit diesen liebevollen Details auseinander zu setzen, das so manches Nachdenkliche in sich birgt.

    Ganz lieben Gruß
    Helmut

Wer ist/war online

  • Benutzer online 0
  • Wer war online 9

Benutzer online 0

zur Zeit sind 33 Gäste online - Rekord: 17.944 Benutzer (16. Januar 2022 um 14:27)

Wer war online 9

Heute waren bisher 9 Mitglieder online

Letzte Beiträge

  • OLDTIMER > Alte PKW-Modelle unterwegs

    Tom 22. Juni 2025 um 18:44
  • Variationen von Kanalabdeckungen

    claus-juergen 22. Juni 2025 um 12:23
  • Wanderung auf den Hochschergen bei Altenau

    Jofina 22. Juni 2025 um 12:02
  • Wanderung mit Tom und Alex auf die Roßgumpenalm

    claus-juergen 21. Juni 2025 um 16:59
  • 5. Motorradtour nach Kroatien

    claus-juergen 15. Juni 2025 um 17:47

Forum online seit...2005

19 Jahren, 10 Monaten, 2 Wochen, 4 Tagen, 7 Stunden und 37 Minuten
  1. Impressum
  2. Datenschutzerklärung
  3. Kontakt
  4. Nutzungsbedingungen
  1. Bildergalerie Alt
Community-Software: WoltLab Suite™