Südliche Fachwerkstraße: EPPINGEN

  • Als Vadda und Huewer in ihren Berichten zu Beginn des Jahres von der deutschen Fachwerkstraße berichteten und Bilder zeigten , da setzte sich bei mir der Wunsch fest, auch einmal das eine oder andere hübsche Städtchen an dieser Themenstraße zu besichtigen.


    Letzte Woche bot sich mir die Gelegenheit, das kleine Städtchen Eppingen im südlichen Abschnitt der Fachwerkstraße zu besuchen.


    Eppingen liegt nur rund 22 Kilometer westlich von Heilbronn.


    An einem Sonntag war es überhaupt kein Problem, nahe der historischen Altstadt einen Parkplatz zu finden


    Die Eppinger machen es dem Besucher leicht:
    Auf der Homepage der Stadt gibt es einen Plan und Bilder, mit denen man sehr gut den Stadtrundgang vorbereiten kann.
    https://www.eppingen.de/de/tou…adtrundgang.php?navid=128


    Es war Zufall, dass ich einen Parkplatz in der Nähe des wohl schönsten Fachwerkhaus fand:
    dem Baumann'schen Haus, ein reiches Bürgerhaus , das der Metzger und Viehhändler Hans Ziemer 1582 erbauen ließ.






    Am Baumann'schen Haus vorbei - die Straße hinauf zur Kirche




    Neben der Kirche steht ein Fachwerkhaus, genannt Katharinenkapelle, erbaut 1459 , nach der Reformation als Schule verwendet.




    Der 10 m lange Fries an dem Gebäude mit seinen dezenten Farben zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Sieht es zunächst aus, als sei er sehr alt, so erfährt man, dass er aus dem Jahr 2002 stammt ( gemalt von dem Freiburger Künstler Friedbert Andernach)


    Er ist ganz in dem Stil der Totentanzdarstellungen gemalt , wie es sie seit dem Mittelalter gibt.


    Ob Kleinkind , ob junge oder alte Menschen - alle werden mitgenommen.
    In der Mitte die Musikkapelle mit dem Dirigenten, der in die Gruft deutet.



    Bemerkung am Rand
    Ich musste unwillkürlich an die eindrucksvollste Totentanzdarstellung denken, die ich Anfang dieses Jahres je gesehen habe:
    in Hrastovlje in Slowenien - ein MUSS für jeden, der nach Istrien fährt.
    https://www.slovenia.info/?kul_zgod_znamenitosti=4544&lng=3
    https://www.travelbilder.de/sl…directory=.&currentPic=29


    Die katholische Stadtkirche "Unsere Liebe Frau"



    Im Chor der Kirche wunderbar erhaltene gotische Wandmalereien von der Zeit um 1320





    Neben der Kirche das Handwerkerhaus mit einer großen Ladeluke im oberen Teil



    Der Pfeifferturm, ehemaliger Beobachtungs- und Wachtturm aus dem 13. Jahrhundert



    Der Marktplatz am Rande des Altstadtkerns ( mit empfehlenswerter Eisdiele!!)



    Eine ornithologische Besonderheit:
    Der "Mischtkrabb"


    eine Anspielung auf den stolzen Adler im Wappen der Stadt
    https://www.heimat2010.de/themen/mischtkrabben/


    Am Rande der Altstadt befindet sich die ehemalige alte Synagoge, erbaut 1731, die der Zerstörung im Dritten Reich entging und die mich besonders beeindruckte, weil an ihr noch jüdische Traditionen erkennbar werden.
    Jordanbad (rituelles Bad, Mikwe) und Hochzeitsstein






    Mesusakerbe am Türstock






    ( s. auch Rätsel hier im Forum)


    An einer Kreuzung in der Altstadt stehen 3 Häuser mit unterschiedlichem Fachwerkbaustil nebeneinander. Es scheint mir eine Wissenschaft für sich zu sein, die drei Baustile auseinanderzuhalten zu können.


    Fränkisches Fachwerkhaus von 1640



    Alemannische Bauweise von 1488



    Barocker Fachwerkstil von 1772



    Auf dem Weg zum mittelalterlichen Marktplatz


    Das Kaufmannshaus






    Die Ratssschänke ( 1483)



    Eine Besonderheit ist dieses große, hohe Fachwerkhaus, genannt "Alte Universität"




    Es wurde 1494/95 erbaut und diente ursprünglich als Fleischhaus.
    Heute beherbergt es das Stadt- und Fachwerkmuseum.



    In den Gassen Eppingens mangelt es nicht an kleinen Gasthäusern.


    Leider hatte ich nicht so viel Zeit- sicher hätte mir ein schönes schwäbische Vesper, vielleicht ein gekochtes Ripple, Ochsenmaulsalat oder ein paar geschmälzte Maultaschen gut geschmeckt. Aber ich musste zurück.



    Am Ende des Rundgangs:
    das älteste Fachwerkhaus der Stadt, das Bäckerhaus von 1412.



    Ich hatte einen gemütlichen und schönen Rundgang durch dieses kleine, liebenswerte, an diesem Sonntagnachmittag etwas verschlafen wirkende, vermutlich wenig bekannte schwäbische Städtchen gemacht.


    Ich habe nicht alles fotografiert und hier dokumentiert, es hätte noch mehr gegeben.


    Vielleicht kommt jemand z.B. auf dem Weg in den Schwarzwald oder auf dem Weg von oder nach Heidelberg einmal in den Kraichgau - es lohnt sich, sich für Eppingen 2 oder 3 Stunden Zeit zu nehmen.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Eppingen


    Tipp für Wohnmobilreisende
    Es gibt unweit der Altstadt einen schönen Wohnmobilstellplatz
    https://www.eppingen.de/de/freizeit/wohnmobil.php?navid=143,


    Nachtrag : Es gibt hier im Forum schon einen Bericht über ein Städtchen an der südlichen Fachwerkstraße: .Besigheim, Fachwerk und Wein - nicht sehr weit von Eppingen entfernt ( auch mit Wohnmobilstellplatz)


    Elke

  • Ein toller Bericht, Elke, so recht nach meinem Geschmack.
    Fachwerkhäuser üben einen besonderen Reitz aus und zeigen uns, das nicht alles vergänglich und es allemal wert ist in die Erhaltung zu investieren.


    Dein gutes Auge für die Details und die Erläuterungen dazu machen diesen Bericht besonders lesenswert.


    Danke für die aufwendige Arbeit.

  • hallo elke,


    vielen dank für die mühen, dir du dir mit diesem bericht gemacht hast. danke auch für die recherchen in die geschichte des städtchens. das wetter hat auch noch gepasst, deshalb sind die fotos eine augenweide. noch dazu ein sonntag ohne störenden fahrzeugverkehr.


    gefallen hat mir der gedankliche ausflug in die jüdische geschichte des hauses. war es ein zufallstreffer oder hast du dich vorab mit der geschichte der stadt befasst?


    grüsse


    jürgen

  • Da hast du ja einen herrlich sonnigen Tag für deinen Ausflug erwischt. Gerne lassen wir uns durch deine wunderbaren Bilder an unsere "Fachwerktour" erinnern. Der Spruch an einem Fachwerkhaus in Wolfhagen zeigt, woran wir hängen:





    Liebe Grüße,
    Irmgard und Klaus

  • Liebe Elke,


    was für ein Fachwerk städtisches Kleinod . Bin ganz hin und weg.


    Herzlichen Dank auch für deinen wissenswerten Hintergrundbericht.


    Diese nachhaltige Bauweise im unterschiedlichen Fachwerkbaustil zu fotografieren , wäre ein weiterer Klassiker im Wettbewerb "so schön ist Deutschland".


    Was mich nachdenklich macht ist, wurden hier im Laufe der Zeit angepasste Baustoffe bei Sanierungen, Modernisierungen verwendet? Denn die ursprünglich im Mittelalter gebauten Fachwerkhäuser brennen doch wie Zunder?


    Herzlichen Dank auch dass du uns ebenso wie Klaus bei anderen Städten aufwändig diesen Teil der herrlichen Stadt (einschließlich vieler Detailmotive) näher gebracht hast.


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Danke für Eure aufmerksamen Kommentare! Ich freue mich, dass Ihr auch Gefallen an solch alten Mauern habt.


    Zitat von Claus-Juergen

    war es ein zufallstreffer oder hast du dich vorab mit der geschichte der stadt befasst


    Sowohl als auch - wie in dem Bericht vermerkt, gibt es auf der Webpräsenz von Eppingen Bilder für einen Stadtrundgang und einen Stadtplan.
    Das habe ich mir alles ausgedruckt.
    Dort war die alte Synagoge eingezeichnet. Was ich allerdings dort an Interessantem entdeckte , hat mich selbst überrascht.


    Zitat von Wallbergler

    Was mich nachdenklich macht ist, wurden hier im Laufe der Zeit angepasste Baustoffe bei Sanierungen, Modernisierungen verwendet? Denn die ursprünglich im Mittelalter gebauten Fachwerkhäuser brennen doch wie Zunder


    Helmut, das weiß ich nicht. Sicher verwendet man heute nicht mehr Lehm mit Stroh vermischt zum Ausfüllen des Fachwerks.
    Aber dass diese Häuser einer höheren Brandgefahr ausgesetzt sind , glaub ich schon.
    Von Freunden, die solch ein Haus umgebaut haben weiß ich, dass die Gebäudebrandversicherung höher angesetzt ist als bei einem Betonbau.


    Ich würde gerne in solch einem schön sanierten alten Haus wohnen!!


    Gruß,
    Elke

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