Die Kirchenburg in Honigberg
(sächsisch - Hoenschprich, rumänisch – Hărman, ungarisch - Szászhermány)
Ab etwa 895 besiedelten die Ungarn im Zuge ihrer Landnahme das Karpatenbecken und damit auch das Gebiet des heutigen Siebenbürgen. Erst durch den Vertrag von Trianon nach dem ersten Weltkrieg wurde dieses Gebiet, das die Ungarn als Wiege ihres Staates ansehen, Rumänien zugeteilt.
Die ersten deutschen Siedler wurden schon um 1150 vom ungarischen König Geza II. nach Siebenbürgen geholt. Diese waren aus dem Tross des zweiten Kreuzzuges abgeworben worden, der Ungarn auf dem Weg in das Heilige Land passiert hatte. Daraus wurden die Siebenbürger Sachsen. Das hat nichts mit der tatsächlichen Herkunft der Siedler zu tun, sondern damit, dass die Ungarn sie als „Saxones“ bezeichneten. Es waren hauptsächlich Menschen die aus dem Mittelrhein- und Moselgebiet, Flandern und der Wallonie stammten.
Honigberg liegt im Burzenland und dieses liegt in einer Senke im südöstlichen Karpatenbogen. Es wurde 1211 vom ungarischen König Andreas II. an den deutschen Ritterorden verliehen. Dieser brachte neue deutsche Siedler in das Gebiet die Dörfer gründeten. Die größte vom Ritterorden gegründete Stadt ist heute Kronstadt (Brașov, Brassó). Etwa 13 km nördlich davon entstand Honigberg das 1240 erstmals in Urkunden erwähnt wird.
in der rechten unteren Ecke, der Punkt über dem S von Brasov
Die deutschen Siedler brachten ihren katholischen Glauben mit und bauten Kirchen. Diese wechselten teilweise mehrmals ihre Glaubensrichtung.
Nach dem Einfall der Tataren war der größte Teil Siebenbürgens verwüstet. Die Honigberger begannen – anstelle der kleinen Holzkirche - auf dem Dorfplatz mit dem Bau einer dreischiffigen Basilika, der Kirche zum Heiligen Nikolaus.
1432 zerstörten die Türken das Burzenland. Nur das gut befestigte Kronstadt konnte den Türken widerstehen. Darauf begannen die Honigberger mit dem Bau einer Befestigung, mit der Kirche als Mittelpunkt. Daraus entstand bis zur Mitte des 17ten Jahrhunderts eine der größten Kirchenburgen in Siebenbürgen.
Um 1550 erreicht die Reformation das Gebiet und es setzte sich der evangelische Glaube durch. Zu dieser Zeit bestimmte der Bürger seinen Glauben nicht selbst, sondern musste sich der Glaubensrichtung seines Herren anschließen. Seitdem ist die Kirche von Honigberg evangelisch.
1552 wurde das Dorf von Eroberern aus der Walachei niedergebrannt. Nur die Kirchenburg konnte nicht eingenommen werden. Sie hatte sich bewährt.
Einlass gewährte uns der Burghüter - in unserem Fall eine Burghüterin.
Der Haupteingang zur Kirche.
Nach einem verheerenden Brand im Jahre 1593, dem das ganze Dorf und die Kirchenburg zum Opfer fielen wurde die Kirche frisch eingewölbt, das mit Stichkappen versehene Tonnengewölbe erhielt die heutige Netzrippendekoration und in die alten und hohen Wände des Mittelschiffs wurden Spitzbogenfenster gebrochen.
Zwischen 1600 und 1604 wurde das Dorf gleich 4-mal niedergebrannt.
Die Honigberger verteidigten 1612 heldenhaft ihre Kirchenburg gegen ein 7000 Mann starkes Heer des siebenbürgischen Fürsten Gabriel Bathory.
Mit der Errichtung des zweigeschossigen Wehrgebäudes mit darunter befindlichem Eingangstunnel wird der Kirchenburgbau 1644 abgeschlossen.
Bei einer Volkszählung verzeichnet man 1698 in Honigberg 174 Haushalte/Familien. Davon waren 152 sächsische und 22 rumänische Familien.
Als um 1710 schwedische Soldaten auf ihrem Rückmarsch in Honigberg unterkamen und versorgt worden waren, spendeten sie Geld für einen Altar und eine Orgel. Als 1888 die Orgel vergrößert wurde, wurden Teile der alten Orgel verwendet.
Links hängt eine Fahne vom "Sächsischen Gewerbeverein von Honigberg".
Der schwedische Altar wurde 1787 durch den heutigen Barockaltar ersetzt.
Die Kanzel mit Kanzeltuch "Friede sei mit euch".
Noch ein paar Bilder vom Innenraum der Kirche.
Die "armen-Sünder-Bänke".
Die etwas Komfortableren wurden wohl von der Jugend bevorzugt.
Die Honoratioren durfte ganz vorne sitzen.
Gesungen wurde wohl auch.
Um 1720 wütete im Burzenland die Pest. In Honigberg starben 449 Bürger. Die Folgen erkennt man noch in der Zählung 1750. Die Konskription verzeichnet 164 sächsische, 40 rumänische und 23 zigeunerische Haushalte/Familien.
Der Blick aus dem Haupteingang auf einen der Wehrtürme und das Kriegerdenkmal.
"In Rußland gestorbene Honigberger"
1794 erhielt der 56m hohe Glockenturm seine heutige Form mit dem oktogonalen Pyramidenspitzdach und den vier Ecktürmchen.
Nach einem Erdbeben 1837 musste der Glockenturm mit sechs eisernen Ringen gesichert werden.
Die Kirchenburg von Honigberg ist mit ihren 14.526 m² und einem Umfang von 430 m (ohne den heute nicht mehr erkennbaren dritten Mauergürtel) als Fläche eine der größten Kirchenburgen Siebenbürgens. Der dreifache Mauergürtel um die Kirche ist ungefähr kreisrund. Der innere Bering ist 12 m hoch und an der Basis 4 m stark. Die Ringmauer ist mit sieben viergeschossigen Türmen versehen, die an ihren Außenecken mit 4-5 m hohen Mauern verbunden sind und dadurch einen Zwinger bilden. Um diesen ganzen Komplex befindet sich ein breiter Wassergraben, der auch heute noch als kreisförmige Senke zu sehen ist. Ganz verschwunden ist der dritte Mauergürtel mit Wehrtürmen, der den Außenrand des Wassergrabens umgeben hat.
Der größte der sieben Ringmauer-Türme ist der Fleischerturm.
Er steht über der Torwehr und hat ein Pyramidenstumpfdach mit einem Dachreiter und einer Glocke.
Der südwestliche Turm ist fünfeckig und der östliche hat als einziger ein Pultdach und beherbergt eine mit Wandmalereien ausgestattete Kapelle aus dem 15. Jahrhundert.
Bei einer Darstellung des Jüngsten Gerichtes handelt es sich um eines der wertvollsten Malerei-Ensembles Siebenbürgen-Sächsischer Kultstätten. Leider sind die Bilder davon nichts geworden.
Ein weiterer Wehrturm.
Entlang der inneren Ringmauer waren früher in drei Etagen Wohn- und Vorratskammern (heute nur noch an der Südseite vorhanden).
Durch Mauer und Türme läuft ein ausgemauerter Wehrgang, der nach außen mit Schießscharten und Pechnasen versehen ist. Eine zweigeschossige Torwehre bildet die ehemals mit Fallgitter versperrte Einfahrt. Ein Vorturm und eine Zugbrücke sicherten den überwölbten Eingang. Erst 1814 wurden diese entfernt und an ihrer Stelle der überdachte Gang mit Säulenarkaden errichtet.
Einige alte Grabsteine stehen auch noch rum.
Innerhalb der Kirchenburg hatte man auch einen Unterrichtsraum eingerichtet. Er ist heute wieder zu besichtigen.
Die Besonderheit dieser Kirchenburg besteht in den direkt an die Außenwand der Kirche angeklebten Vorratsräumen.
Auch am Kirchturm führen die hohen Holztreppen zu den Vorratsräumen.
Dass man die Kirchenburg heute in einem sehr guten Zustand besichtigen kann liegt mit an der „Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung“…
… die 1998 die Patenschaft für die Kirche übernommen hat und für die Renovierung und den Unterhalt Sorge trägt.
Noch ein Blick zurück bevor wir die Kirchenburg wieder verlassen.
Ein herrliches Bild mit einem Ziehbrunnen.
waldi