Budapest, Denkmalrundgang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke

  • Budapest, Denkmalrundgang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke



    Teil 1


    Ich entschloss mich während meines Urlaubs 2008 zu einem Denkmalspaziergang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke in Budapest.


    Es stellte sich mir die Frage: Wo fange ich an?
    Da musste ich nicht lange überlegen. Der erste Weg führte mich zu der Frau die mich fasziniert:



    Erzsébet királyné Königin Elisabeth


    Ich fuhr mit dem Auto bis zum Rudas Fürdő und stellte es dort ab.
    Unter der "Erzsébet híd" hindurch ging ich zur "Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn".
    Sissi sitzt in der grünen Oase der Straßenschleife, die von der Elisabethbrücke zum Hotel Gellért führt, dem Döbrentei tér.


    budapest_010.jpg



    Am Hang des Gellertberges sieht man das Denkmal des Heiligen Gerhard.


    Inmitten der großstädtischen Hektik findet man hier einen Ort der Ruhe.


    Sisi_Bp._005.jpg



    Die bayerische Herzogstochter, die wir alle als Sissi kennen, heiratete 17-jährig "Franz Joseph I." und wurde Kaiserin von Österreich.
    Sie umgab sich bevorzugt mit ungarischen Hofdamen und pflegte Kontakte zu ungarischen Schriftstellern wie "József Eötvös" und "Jókai Mór".
    Sie war befreundet mit dem "Weisen der ungarischen Nation", "Ferenc Deák",
    und dem späteren Außenminister der kaiserlichen und königlichen Doppelmonarchie, dem Grafen "Gyula Andrássy".
    Am Zustandekommen des "österreichisch-ungarischen Ausgleichs" war Sissi maßgeblich beteiligt.


    Am 8. Juni 1867 wurde Sissi zur "Erzsébet királynő", zur Königin von Ungarn gekrönt.


    Danach verbrachte Sissi viele Tage im Grassalkovich-Schloss in Gödöllő, dem Krönungsgeschenk Ungarns.


    In Budapest verlor Sissi 1857 ihr erstes Kind, Erzherzogin Sophie, im Alter von 2 Jahren.


    Am 22. April 1868 gebar Sissi ihr "ungarisches Kind", Erzherzogin Marie Valerie, in der Burg von Ofen.


    Sissi liebte Ungarn und die Ungarn liebten ihre Königin.


    Am 10. September 1898 wurde Elisabeth in Genf von einem italienischen Anarchisten ermordet.



    Die Bronzefigur der Königin, ein Werk von György Zala wurde in einem Pavillon von Rezső Hikisch am 25. September 1932 am Eskű tér (heute március 15. tér) aufgestellt.


    Denkmal1932.jpg
    Ein Bild von der Einweihung



    Geschützt von Regen und Sonne saß die ungarische Königin in ihrem Pavillon.


    Eskue_terA.jpg



    Noch 1950 war der Pavillon an seinem Platz.


    Erzsebet_Pavillon_1951a.jpg



    Dann passte er nicht mehr zur Politik!
    1953 wurde das Denkmal abgetragen und die Statue eingemottet.


    1985 wurde, nach der Restaurierung durch Walter Madarassy, die Bronzefigur von "Erzsébet kiralyné" an ihrem jetzigen Standort
    an der Budaer Auffahrt zur Elisabeth-Brücke, am Döbrentei tér wieder aufgestellt.


    Sisi_Bp._006.jpg



    Es ist eine der schönsten Darstellungen der ungarischen Königin!


    Budapest10.jpg



    Nachdem ich Sissi ausgiebig betrachtet und fotografiert hatte ging ich die Stufen hinauf zur Erzsébet híd (Elisabethenbrücke).


    Nach ein paar Metern in Richtung Pest drehte ich mich um und erblickte das Denkmal vom Szent Gellért (Sankt Gerhardus) in einem Säulenhalbkreis.
    Etwa auf halber Höhe des etwa 130 Meter hohen, nach ihm benannten Szent Gellért hegy (Blocksberg) – einem Dolomitklotz –
    steht die von Gyula Jankovits 1904 geschaffene Bronzefigur des heiligen Gerhard.


    budapest_012_2.jpg

    So sieht der Gellértberg heute aus.........

    Gellert_Postkarte.jpg
    ........... und so sah das etwa 1930 aus.



    König István (Stephan) hatte den Benediktinerabt Gerhardus aus Venedig als Missionar, Bischof und Erzieher seines Sohnes Imre nach Ungarn berufen.
    Der Legende nach soll er bei den Heidenaufständen 1046 in ein Fass genagelt vom Berg in die Donau gestoßen worden sein.
    Er soll auf der gegenüberliegenden, der Pester Seite der Donau, dort wo jetzt die innerstädtische Pfarrkirche steht, begraben worden sein.


    budapest_017.jpg



    Das Bild zeigt die innerstädtische Pfarrkirche (Belvárosi Plébániatemplom) an der Pester Seite der Elisabethbrücke mit ihrer markanten Doppelturmfassade von 1723.
    In der romanischen Vorläuferkirche wurde 1211 Elisabeth (die spätere Heilige), die vierjährige Tochter von König Andreas II., mit dem künftigen Landgrafen Ludwig von Thüringen verlobt.
    Im Inneren der Kirche verbindet sich der edle, hochgotische Umgangschor nach französischem Vorbild (Ende 14. Jh.) mit einem barocken Langhaus.
    Eine Gebetsnische (Mihrab) im Chor verrät die Nutzung als Moschee.
    Wertvollster Kunstbesitz sind gotische Freskenreste eines italienischen Wandermalers in der Taufkapelle sowie die beiden Sakramentsnischen aus Rotmarmor,
    bahnbrechende Werke der Frührenaissance in Ungarn (1507).


    Doch bevor ich die Kirche erreichte habe ich noch ein paar Bilder von der Donau gemacht.


    budapest_013a.jpg
    das Pester Ufer mit dem Parlament im Hintergrund



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    die Donau, die gar nicht so blau wirkte, wie sie besungen wird



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    das Budaer Ufer mit dem Burgberg



    Doch nun noch etwas zur Geschichte der Elisabethbrücke:
    Die Brücke ist nach der österreichischen Kaiserin und ungarischen Königin Elisabeth benannt.
    Sie verbindet Buda zwischen Burgberg und Gellértberg mit dem Platz des 15. März (Március 15. tér) in Pest.
    Die ursprüngliche Brücke war eine Kettenbrücke. Es war die vierte Brücke in Budapest, erbaut von 1898 bis 1903.


    Elisabethbruecke_im_Bau.jpg
    Elisabethbrücke im Bau



    old_erzsebet_hid.jpg

    die Elisabetbrücke von der Budaer Seite aus..................

    Elisabethbrcke_Bp_IZ_Okt._1903.jpg
    .................und von der Pester Seite aus



    Mit je einem Pfeiler an den beiden Ufern hat die Elisabethbrücke eine Spannweite von 290 Metern und war zur Bauzeit die längste Brücke dieser Bauart weltweit.
    Bei Kriegsende wurde sie, wie alle anderen Brücken auch, am 18. Januar 1945 beim Rückzug durch die deutschen Truppen gesprengt.



    Brcken_nach_dem_Krieg.jpg



    Hier kann man sehr gut die Pontonbrücke erkennen die von russischen Pionieren gebaut wurde.


    Sie ist die einzige der Brücken in der Hauptstadt Ungarns, die nach dem Krieg nicht originalgetreu wiederaufgebaut wurde,
    da sie dem modernen Verkehrsaufkommen gewachsen sein sollte.


    Erst 1964 wurde an derselben, der schmalsten Donaustelle in Budapest, eine neue, breitere Hängebrücke aus Stahl dem Verkehr übergeben.
    Baubeginn nach den Plänen von Pál Sávoly war 1960. Nur die alten Brückenpfeiler konnten wiederverwendet werden.


    Im Gegensatz zur "Ferenc József híd" (Franz Joseph Brücke), die nach dem zweiten Weltkrieg in "Szabadság híd" (Freiheitsbrücke) umbenannt wurde,
    hat die Elisabethbrücke auch die kommunistische Zeit ohne Namenswechsel überstanden!


    Elisabethbrcke_Belasbarkeitsprfung.jpg
    die neue Elisabethbrücke bei der Belastbarkeitsprüfung!



    Video zur Neueröffnung 1964



    Heute sieht die Brücke so aus:


    budapest_025a.jpg



    Auf diesem Bild könnt Ihr auch die Zitadelle, ein nach der Revolution von 1848/49 zwischen 1850 und 1854 von den Österreichern errichteter Festungsbau,
    und das 1947 errichtete Freiheitsdenkmal, eine 14 m hohe Frauengestalt von Zsigmond Kisfaludi Stróbl, auf dem Gipfel des Gellértberges erkennen.


    Hier noch ein Bild der Freiheitsstatue, das ich bei wikipedia gefunden habe:


    Freiheitsstatue.jpg



    Fortsetzung folgt




    waldi :174:

  • Ein Ungarn- und Sissikenner bereichert unser Forum!!


    Danke, waldi, für diesen ersten Teil eines Budapestberichtes mit den ausführlichen Informationen über eine ungewöhnliche Frau , wie sie Sissi zu ihrer Zeit gewiss war.


    Gruß,
    Elke

  • Budapest, Denkmalrundgang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke



    Teil 2


    Danke Elke und Josef!


    Dann will ich mal gleich ein paar Schritte weiter gehen.



    Neben der innerstädtischen Pfarrkirche habe ich eine Statue der Szent Kinga entdeckt.
    Für Zsuzsa (meine Gattin) und mich ist dies deshalb interessant, weil eine Großnichte (Enkelin von Zsuzsas Schwester) diesen Namen trägt.




    Die heilige Kunigunde war eine Tochter des ungarischen Königs Béla IV., die 1239 den polnischen Herzog Boleslaw V. heiratete,
    dem sie bereits als Fünfjährige versprochen worden war.
    Das Ehepaar lebte in völliger Keuschheit, wodurch sie auch keine Nachkommen hinterließen.
    Kinga widmete ihr Leben der Kirche und half der Bevölkerung, besonders nach dem Einfall der Tataren.
    Heute gilt die heilige Kunigunde als Schutzpatronin von Polen und Litauen.
    Erst am 16. Juni 1999 wurde sie in Stary Sacz (früher Alt-Sandez) in Polen,
    wo sie ein Kloster gegründet hatte, von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen.


    >>> Hier kannst Du mehr über Szent Kinga erfahren <<<



    Am Rande des Március 15. tér gehe ich zur Piarista köz, die ihren Namen von einem früher hier stehenden Piaristenkloster hat.


    Diese Straßenschilder finde ich immer wieder wunderschön!




    Heute führt das Universitätsgebäude über die Straße:




    Am gegenüberliegenden Torbogen ist diese Gedenktafel angebracht:




    Meine freie Übersetzung nach Wörterbuch:


    Zitat

    "Vor diesem Haus begannen am Nachmittag des 23. Oktober 1956 die Budapester Studenten mit ihrer revolutionären Demonstration.
    Hier wirkte während der Revolutionstage der revolutionäre Studentenausschuss
    und hier wurde auch die Zeitung > Studentenjugend < verfasst."



    Hier trennten sich die Wege von Zsuzsa und mir.
    Zsuzsa stürzte sich in das Getümmel in der Váci utca und ich ging wieder Richtung Donau zum Platz des 15. März.


    Ein Bild des Platzes von der Elisabethbrücke aus:




    In Verbindung mit der Statue von Sándor Petőfi, die man am linken Bildrand erkennen kann, erinnert dieser Platz an den Beginn der Revolution von 1848.
    Hier deklamierte der Revolutionsdichter am 15. März 1848 seine aufrührerischen Verse dem empfänglichen ungarischen Volk:


    Zitat

    "Steht auf ihr Ungarn, eure Heimat ruft!
    Jetzt ist die Zeit, jetzt oder nie!
    Wollen wir Sklaven oder freie Menschen sein?
    Dies ist die Frage, antwortet ihr!"



    An diesen Vers soll die Papierrolle in der linken Hand Petőfis erinnern.




    Miklós Izsó, der Bildhauer dieser Statue starb 1875 und hinterließ das nahezu fertige Modell zum Petöfi-Monument.


    An diesem Platz, dem früheren "Eskű tér", dem Schwurplatz, (da muss früher etwa der Elisabeth-Pavillon gestanden haben) habe ich auch dieses Monument fotografiert:




    Damit kann ich aber überhaupt nichts anfangen. Es war wohl mal ein Brunnen (Tar István kút). Jetzt hat man ihn trockengelegt.


    Im Gegensatz dazu bringt der "Petőfibrunnen" eine kühle Erfrischung. Elke, hast Du das Wasser gekostet?




    Außerdem passt er auch besser in diesen Park




    findet


    waldi :174:

  • Elke, hast Du das Wasser gekostet?


    Hab ich nicht, waldi. Ich wusste ja nicht, ob es Trinkwasser ist.


    Aber ich genieße es jetzt, mit Deinem Bericht und Deinen Bildern wieder an all die schönen Plätze erinnert zu werden, die ich teilweise mit Erna und Josef zusammen besucht habe.


    **\'6


    Oh ja, Budapest ist eine schöne, sehenswerte Stadt!!
    Selbst eine Woche war viel zu kurz!


    Gruß,
    Elke

  • Budapest, Denkmalrundgang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke



    Teil 3



    Wenn es gefällt, dann mache ich gleich weiter.



    Ich verließ Petőfi und ging den Dunakorzó in Richtung Kettenbrücke.


    budapest_lancz_hid_2.jpg



    Die Brücke ließ ich – im wahrsten Sinne des Wortes – erst mal links liegen.


    Auf dem Weg zum Roosevelt tér blieb ich an dieser Säule stehen und rätselte über ihre Bedeutung.


    budapest_026.jpg



    Ich dachte zuerst an etwas Jüdisches!?
    Leider konnte ich keine Informationen darüber finden.
    Vielleicht weiß ja einer von Euch was sie darstellt.



    Mein Weg führte mich an diesem imposanten Gebäude vorbei.


    budapest_vigado.jpg



    Es ist die Vigado Konzerthalle. Erbaut wurde sie von Frigyes Feszl im Jahre 1865.


    In Anlehnung an Goethes Bemerkung, Architektur sei in Stein gefasste Musik, nannte sie ein deutscher Architekt den "kristallisierten Tschardasch",
    nach der wilden Zigeunermusik, die in vielen Lokalen Budapests gespielt wird.
    Ähnlich wie Lechner, einige Jahrzehnte später, wollte Feszl einen eigenen - östlich-orientalische, ungarische und westliche Elemente zusammenfügenden - Baustil schaffen.
    Der Büstenfries über den Fenstern zeigt viele Gestalten der ungarischen Geschichte:
    Hier stehen zwei der beliebtesten Habsburger, Maria-Theresia und Palatin Joseph neben den größten ungarischen Königen.


    Maria_Theresia.jpg



    Man findet auch nichtkönigliche Helden wie Széchenyi und Attila den Hunnen.


    Arpad__Attila.jpg



    Der schmucke Innenraum kann nur im Rahmen eines Konzertes besichtigt werden.
    Von der Kassenhalle aus, die nachmittags geöffnet ist, kann man zumindest einen Blick in das Treppenhaus werfen.


    Ich lief weiter und vor mir öffnete sich der Blick auf den Roosevelt tér.


    Vor dem Eingang des "Intercontinental" entdeckte ich József Eötvös (sprich Ötwösch).
    Das ist einer der seltenen Fälle in der ungarischen Sprache wo nicht "buchstäblich" gesprochen wird.


    budapest_etvs_029.jpg



    József Eötvös war ein Schriftsteller und Staatsmann (1813 bis 1871).
    Zur Zeit der Revolution von 1848 galt er bereits als einer der führenden Schriftsteller und Politiker Ungarns.
    Seine Redekunst hatte eine solche Anziehungskraft, dass sogar der Palatin, der österreichische Erzherzog Joseph,
    diese in Anspruch nehmen musste, wenn er die volle Aufmerksamkeit der Magnatentafel wünschte.
    Jetzt traten die liberalen Ideen Eötvös' einen Siegeszug an.
    Eötvös wurde Kultusminister in der ersten ungarischen Regierung unter dem liberalen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány.
    Sein Einfluss ging jedoch weit über sein eigenes Fachgebiet hinaus.
    Mit Ferenc Deák und István Széchenyi verkörperte er die pazifistische und moderate Seite des Ministerrats.
    Aus Protest gegen den politisch radikaleren Lajos Kossuth zog sich Eötvös jedoch im Herbst 1848 nach München zurück.
    Obwohl dort den Stürmen des Unabhängigkeitskrieges entzogen, diente er seinem Land dennoch weiter mit Stift und Feder.
    Sein Werk "Einfluß der herrschenden Ideen des 19. Jahrhunderts auf den Staat" (1851-1854, deutschsprachige Ausgaben in Wien und Leipzig)
    beeinflusste nachhaltig Literatur und öffentliche Meinung in Ungarn.


    Nach seiner Rückkehr im Jahre 1851 hielt sich Eötvös von allen politischen Bewegungen fern.


    1866 wurde er zum Präsidenten der ungarischen Akademie der Wissenschaften berufen.


    In den Nationalversammlungen von 1865 und 1867 kämpfte er erneut mit vollem Eifer an der Seite Deáks, mit dessen Politik er sich nun vollständig identifizierte.
    Bei der Bildung der Regierung um Gyula Andrássy im Februar 1867 nahm er erneut das Amt des Kultusministers an.
    Er war damit der einzige Minister von 1848, der in sein Amt zurückkehren konnte. Eötvös hatte nun endlich die Möglichkeit, einige seiner lebenslangen Ideale umzusetzen.
    Im selben Jahr verabschiedete die Nationalversammlung seinen Gesetzesentwurf zur Gleichstellung der Juden;
    seine weiteren Bemühungen in Richtung Religionsfreiheit waren jedoch weniger erfolgreich,
    hauptsächlich aufgrund des Widerstands der Katholiken.
    Sein größter Verdienst jedoch war die Verabschiedung des nationalen Schulgesetzes.
    Dieses Gesetz sah das umfassendste Schulsystem in Ungarn seit den Tagen Maria Theresias vor.
    Als guter Katholik (in Religionsfragen war er ein Schüler Montalemberts) bereitete Eötvös das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit einiges Missfallen.
    Er verteidigte hartnäckig den Ausgleich mit Österreich und saß während der Abwesenheit Andrássys dem Ministerrat vor.
    Die Anstrengungen der letzten Jahre waren jedoch zuviel für seine nachlassende Gesundheit, und er starb in Pest am 2. Februar 1871.
    Am 3. Mai 1879 wurde ihm zu Ehren dieses Standbild von Adolf Huszár auf dem Eötvös Platz in Pest errichtet.


    Weil wir noch einigen anderen Persönlichkeiten aus der Revolutionszeit von 1848 begegnen werden, zeige ich hier mal das erste ungarische Parlament:


    Regierung.jpg


    József Eötvös als Kultusminister in der ersten ungarischen Regierung (unten links), außerdem Ministerpräsident Batthyány (ganz oben),
    Lajos Kossuth (oben rechts), Ferenc Deák (oben links), Gábor Klauzál (ganz unten rechts), Paul III. Anton Fürst Esterházy (ganz unten links),
    Bertalan Szemere ( unten rechts), Lázár Mészáros (Mitte rechts) und István Széchenyi (Mitte links)



    Ein paar Schritte weiter begegnete mir schon der nächste große Ungar: Ferenc Deák.


    budapest_deak.jpg



    1833 löste Ferenc Deák seinen Bruder Antal als Gesandten in der Nationalversammlung in Pozsony (Bratislava) ab, der ihn mit den folgenden Worten empfahl:
    "Ich schicke Euch statt meiner einen jungen Mann, in dessen kleinem Finger mehr Wissen steckt als in mir insgesamt."
    In der Nationalversammlung gehörte er zur Opposition.
    Er setzte sich für die Rechte der Bauern ein, kämpfte für die Meinungs- und Religionsfreiheit sowie für die Abschaffung der Todesstrafe.
    Deák schweißte die liberale Opposition zu einer Partei zusammen und wurde ihr führender Redner.
    Er war Gesandter des Komitats Zala in den Nationalversammlungen von 1832/36 und 1839/40. 1848 wurde er in der ersten ungarischen Regierung Justizminister.


    Als aus der Revolution ein Freiheitskampf wurde, versuchte er zwischen der ungarischen Regierung und dem Wiener Hof zu vermitteln.
    Nach den gescheiterten Verhandlungen zog er sich auf sein Gut in Kehidakustány zurück.
    Nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes kündigte er die Politik des passiven Widerstands an.
    1854 verkaufte er die Ländereien in Kehidakustány und zog nach Pest.
    An der Nationalversammlung 1861 in Pest nahm er als Gesandter der Innenstadt Pest teil.
    Seine wichtigsten Unterstützer und Anhänger waren József Eötvös und István Széchenyi.


    Am 15. April 1865 erschien in der Zeitung "Pesti Napló" sein berühmter Artikel, der die Verhandlungen zum Ausgleich 1867 in Gang setzte.
    Der Ausgleich wird als Deáks Werk angesehen, da er ihn wesentlich geprägt hat.
    Lajos Kossuth, der im Exil lebende Politiker, schrieb einen offenen Brief an Ferenc Deák, in dem er den Ausgleich als den Niedergang der ungarischen Nation bezeichnete.
    Dieser Brief ist auf Grund seines Inhalts als Kossuths "Kassandra-Brief" in der ungarischen Geschichte bekannt.
    Der österreichische Kaiser, Franz Joseph I. wurde am 8. Juni 1867 als Ergebnis des Ausgleichs zum apostolischen König von Ungarn gekrönt.
    Der Ministerpräsident der neu gegründeten ungarischen Regierung wurde Graf Andrássy.
    Deák übernahm auf eigenen Wunsch weder in der Regierung noch in der nach ihm benannten Regierungspartei einen Posten.


    In den Jahren nach dem Ausgleich spielte er eine bedeutende Rolle bei der Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches,
    aber später zog er sich vom öffentlichen Leben immer mehr zurück.


    Ferenc Deák hatte nicht nur in Ungarn, sondern auch in Europa Einfluss.
    Der liberale Geist seiner Gesetze hatte große Wirkung auf die europäischen Gesetzgebungen.
    Die irische Verfassung von 1937 beruht auf dem Gesetzestext aus dem Jahre 1867 von Ferenc Deák.


    Am 28. Januar 1876 starb er in Pest an einem Herzleiden. In einem Staatsbegräbnis wurde er von der Nationalversammlung beerdigt.
    Sein Mausoleum befindet sich auf dem Friedhof an der Fiumei út (Kerepesi temető) in Budapest.


    Auch Kaiserin Elisabeth trauerte um einen Freund.
    Sie eilte an die Bahre Deáks in der Vorhalle der Akademie der Wissenschaften und erteilte ihm ihre Referenz.
    Dies zeigt ein Marmorrelief von Barnabás Holló von 1914 (nach der Zeichnung von Mihály Zichy) das heute wieder im Festibül der Akademie hängt.


    Akademie_007600.jpg



    Ihm gegenüber steht sein Mitstreiter Graf István Széchenyi.
    Er war der "Dritte im Bunde".


    budapest_szechenyi_034.jpg



    1791 wurde István Széchenyi als Sohn eines wohlhabenden Aristokraten in Wien geboren.
    Seine Mutter Julianna Festetics stammte ebenfalls aus einer alten ungarischen Adelsfamilie mit Hauptsitz in Keszthely.
    Er begann eine Karriere beim Militär und kämpfte in der Völkerschlacht bei Leipzig gegen Napoleon.
    Später reiste er nach England und in die Türkei.
    Er nahm sich das industriell weit entwickelte England als Vorbild und begann sein Wissen und seine Vorstellungen in seiner Heimat Ungarn umzusetzen.


    Es wirkte wie ein Schock als der damals 34-jährige Rittmeister Graf Széchenyi am 12. Oktober 1825 bei der Magnatentafel in Pressburg
    völlig unerwartet eine Rede in ungarischer Sprache hielt, war doch bis dahin Deutsch und Latein die Amtssprache.


    Széchenyi war kein Theoretiker sondern ein Mann der Tat.


    1830 veröffentlichte er sein erstes Buch "Hitel" (Kredit).
    In ungarischer Sprache, die er selbst noch nicht perfekt beherrschte,
    setzte er sich für die Befreiung der Leibeigenen und die Abschaffung der Steuerfreiheit der ungarischen Adeligen ein.


    1831 und 1833 folgten zwei Folgebände, "Világ" (Licht) und "Stadium".
    Er forderte die Aufhebung der Zünfte, der Monopole und sonstiger Beschränkungen, sowie eine Verbesserung des Verkehrs.


    Sein Wunsch zur Einführung der ungarischen Sprache in Wirtschaft und Verwaltung wurde zum geflügelten Wort:
    "Nyelvében él a nemzet!"
    (In seiner Sprache lebt ein Volk!)


    Széchenyi sagte einmal auf einer Parlamentsdebatte unter anderem:
    "A magyarnak csak itt van egyedüli hazája… A szegény magyar édes hazánkat kivéve, széles e világon se találtatik."
    "Der Ungar hat nur hier seine einzige Heimat… Mit Ausnahme unserer armen, lieben ungarischen Heimat ist auch auf der weiten Welt keine andere zu finden."
    Diese Worte waren die Grundlage für den "Szózat", den "Aufruf", das wohl berühmteste Gedicht des Mihály Vörösmarty.


    Széchenyi ließ den ersten Tierschutzverein gründen.
    Er beschaffte Schiffe aus England.
    Nach 20 Jahren waren es 48 Stück, die auf der Donau und dem Balaton verkehrten.
    Er schuf einen Hafen und eine Werft in Obuda.
    Er holte ausländische Fachleute und organisierte mit ihnen die Regulierung der Theiss und die Schiffbarmachung der Donau am eisernen Tor.


    Höhepunkt seines Engagements war die Errichtung der ersten ständigen und winterfesten Verbindung zwischen Buda und Pest,
    der "Láncz-híd" (Kettenbrücke), wozu er den Brückenbaumeister Adam Clark aus Schottland holte.


    Dass ein Gesetz alle Benutzer der Kettenbrücke, also auch die Adligen, zur Zahlung einer Gebühr in der Höhe von zwei Groschen verpflichtete,
    war eine erste symbolische "Durchlöcherung" der adligen Steuerfreiheit.
    In Fortsetzung der Kettenbrücke auf der Pester Seite ließ Széchenyi einen Tunnel durch den Burgberg bauen.
    Humorige Zeitgenossen meinten, dass dann abends die Kettenbrücke eingeschoben werden könnte.


    Er war auch an der Errichtung eines Nationaltheaters, eines Konservatoriums und einer Gewerbeschule maßgeblich beteiligt.
    Es folgten die erste moderne Maschinenfabrik und eine Eisengießerei.
    Er war Mitbegründer des ersten Sportklubs und eines Rudervereins.


    Und dies ist nur ein Teil der Verdienste dieses großen ungarischen Wirtschafts- und Sozialreformers.


    Széchenyi war nie ein Politiker, außer seiner Zeit als Verkehrsminister in der kurzen Regierung Batthyánys.
    Um 1840, als Széchenyis Popularität ihren Höhepunkt erreichte, bekam er von Lajos Kossuth den Ehrentitel des "größten Ungarn" verliehen.


    Mit Kossuth verband Széchenyi ein jahrelanger Streit um die Erneuerung Ungarns.
    Széchenyi wollte die Umwandlung ohne Konflikt mit Habsburg erreichen.
    Kossuth dagegen erhob Anspruch auf nationale Selbstbestimmung, obwohl auch er bis 1848 nicht an eine Loslösung vom Haus Habsburg dachte.


    In der Revolutionszeit brach Széchenyi seelisch zusammen.
    Die letzten elf Jahre seines Lebens verbrachte er in einer Nervenheilanstalt in Döbling bei Wien.
    Dem Griff der Behörden, die ihm nach einem scharf formulierten anonymen Pamphlet ("Blick") die Überführung in eine öffentliche Irrenanstalt androhten,
    entzog er sich durch Selbstmord.



    Der nördliche Abschluss des Roosevelt tér wird durch das Gebäude der Akademie der Wissenschaften gebildet.


    budapest_036.jpg



    Die Magyar Tudományos Akadémia wurde, wie die Kettenbrücke, auf Initiative des Grafen Széchenyi gebaut,
    der für die Gründung ein ganzes Jahreseinkommen zur Verfügung stellte.
    Die 1864 fertiggestellte Akademie war das erste Neorenaissancegebäude in Budapest und auch die erste der vielen monumentalen Huldigungen
    gegenüber dem wachsenden ungarischen Nationalgefühl.



    Vor dieser Akademie, am Rande des Platzes habe ich noch zwei Büsten entdeckt.
    Die erste zeigt einen Herrn namens Ferencz Salamon.


    budapest_salamon.jpg



    Salamon (1825 bis 1892) war Historiker, Ästhetiker, Theaterkritiker und Übersetzer



    Die zweite Büste zeigt Gábor Szarvas.


    budapest_szarvas_035.jpg



    Szarvas (1825 bis 1892) war Sprachwissenschaftler und gilt als Schöpfer der modernen ungarischen Sprachkultur.



    Zur Komplettierung des Roosevelt tér fehlt nun noch der Gresham- Palast.


    budapest_031.jpg



    1905 wurde dieses Gebäude von Zsigmond Quittner für die Londoner Versicherungsgesellschaft Gresham im Jugendstil erbaut.
    Das Gebäude ist voll von faszinierenden Einzelheiten: z.B.: die feinen schmiedeeisernen Gitter mit Pfauenmotiven.


    12._August_116a.jpg



    Früher war das Porträt von Lord Gresham, dem Gründer der Londoner Börse, auf der Stirnseite des Gebäudes zu sehen.
    In den letzten Jahren wurde das Gebäude restauriert und dient heute als Hotel "Gresham Palace".


    Noch eine kleine Ergänzung zum Roosevelt tér:
    Ein Foto etwa aus dem Jahre 1867 zeigt vor der Akademie den Krönungshügel. Hier schwang der frischgekrönte König Ferenc József
    sein Schwert zum Königshieb in die vier Himmelsrichtungen und schwur die Verteidigung Ungarns gegen seine Feinde.


    Franz-Joseph-Platz.jpg




    waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    Einmal editiert, zuletzt von waldi () aus folgendem Grund: Korrektur

  • Hallo Waldi,


    da ich meine Beiträge rund um den 1000 er erstellte, sehe ich erst jetzt, welche große Mühe du dir gemacht hast, uns diese schöne Stadt in mehreren Berichten näher zu bringen. Und nicht nur das, auch sehr , sehr viel interessante Hintergrundinformation, toll strukturiert ,dazu beigesteuert hast.


    Herzlichen Dank für den aufwändigen Bericht, den ich entsprechend aufmerksam verfolgt habe.
    Eine wertvolle Bereicherung für unser Forum, Respekt.
    wallbergler

  • Budapest, Denkmalrundgang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke



    Teil 4



    Wallbergler, bei so viel Lob werd ich ja ganz verlegen!
    Ich mach mal schnell weiter.



    Vom Roosevelt tér lief ich über den Széchenyi rakpart in Richtung Parlament.


    Ein erster Blick fiel auf die Südseite des Országház (wörtlich: Landeshaus).




    Ungefähr am gleichen Platz stand übrigens früher das große Reiterstandbild von Gyula Andrássy,
    dem ersten Ministerpräsidenten Ungarns nach dem Ausgleich, und späteren Außenminister der Doppelmonarchie.
    Hier eine alte Ansichtskarte.




    Auf der rechten Straßenseite steht Béla Kovács, Generalsekretär der "Független Kisgazda-, Földmunkás- és Polgári Párt"
    (unabhängige Partei der Kleinlandwirte, der Landarbeiter und des Bürgertums).




    Die FKgP gewann bei den Parlamentswahlen im November 1945 eine deutliche Mehrheit der Wähler für sich,
    während Kommunisten und Sozialdemokraten sich jeweils mit 14% der Wählerstimmen begnügen mussten.
    Der Parteiführer Zoltán Tildy wurde daraufhin Ministerpräsident. Sein Nachfolger im Amt war Ferenc Nagy.
    1946 wurde die Republik ausgerufen, deren erster Präsident am 2. Februar 1946 Zoltán Tildy wurde.
    Obwohl die Kommunistische Partei zu diesem Zeitpunkt nur 17 Parlamentsmitglieder stellte, setzte die Sowjetunion eine sozialistische Regierung durch.
    Auch zur Zeit der nahezu vollständigen Durchsetzung des kommunistischen Machtanspruchs 1947 konnte die FKgP mit Lajos Dinnyés zunächst noch den Ministerpräsidenten stellen.
    Der entscheidende Schachzug, der der jungen Demokratie in Ungarn den Todesstoss versetzte,
    war im Februar 1947 die Verhaftung des Generalsekretärs der Kleinlandwirte, des Abgeordneten Béla Kovács, durch die sowjetischen Sicherheitsorgane.
    Der zweite Mann der weitaus stärksten Koalitionspartei, dessen Immunität von der Parlamentsmehrheit ausdrücklich bekräftigt worden war,
    wurde unter dem Vorwand, "bewaffnete terroristische Gruppen errichtet und aktive Spionage für einen westlichen Geheimdienst gegen die Sowjetunion getrieben zu haben",
    in die UdSSR verschleppt und erst 1956 wieder frei gelassen.
    Er war in der Revolutionsregierung Imre Nagys am 03. November 1956 zum Landwirtschaftsminister ernannt worden.
    Nach dem 4. November bemühte er sich um einen Ausgleich mit der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei und verhandelte mit Kádár.
    Im November 1958 wurde er Parlamentsabgeordneter, konnte den Posten aber aufgrund der gesundheitlichen Folgen seiner Gefangenschaft in der Sowjetunion nicht mehr antreten.
    Er verstarb am 21.06.1959 in Pécs.




    Ihm gegenüber, auf der anderen Straßenseite, sitzt dieser nachdenkliche Herr:



    Attila József, ein junger ungarischer Dichter, geboren 1905 in Budapest, blickt hier sinnend vor sich hin.
    1918 verfasste er seine ersten Gedichte. 1922 veröffentlichte die liberale Literaturzeitschrift "Nyugat" seine ersten Werke.
    In dieser Zeit erschien auch sein erster Gedichtband mit dem Titel "Szépség koldusa" (Bettler der Schönheit).
    1925 zog es ihn nach Wien und weiter nach Paris.
    Er kehrte 1927 endgültig nach Ungarn zurück und wurde dort 1930 Mitglied der Kommunistischen Partei Ungarns.
    1935 wurde er Chefredakteur der Literaturzeitschrift "Szép szó".
    Er war damals schon schwer krank: er litt unter schweren Depressionen, weswegen er sich psychoanalytischen Therapien unterzog.
    Ein Jahr später 1936 erschien seine letzte Gedichtsammlung "Nagyon fáj" (großer Schmerz).
    1937 kam er in ein Nervensanatorium.
    Im Alter von 32 Jahren stürzte er sich in Balatonszárszó vor einen Güterzug.


    Trotz seiner nur kurzen Schaffensperiode wurde er zu einem der beliebtesten Dichter Ungarns.



    Ich ging weiter Richtung Vértanúk tere (Platz des Märtyrers). Dort entdeckte ich in einer kleinen grünen Oase eine bronzene Brücke über einem Teich,
    auf der ein nachdenklich blickender Mann in Straßenanzug und Schlapphut und Kneifer auf der Nase steht.




    Ich sah Imre Nagy, der von den revolutionären Studenten 1956 in das Amt des Ministerpräsidenten - überwiegend friedlich - hineindemonstriert wurde,
    ein überzeugter moskautreuer Kommunist, der in der kurzen Zeit der Revolution zum Anhänger des Volkswillens wurde,
    auf dem Weg vom absolutistischen Kommunismus über die Brücke zu seiner Vision, einem freien, unabhängigen und demokratischen Sozialismus.
    Das Ziel immer klarer vor Augen traf ihn der schändliche Verrat seines Mitstreiters János Kádár,
    und der sowjetische Imperialismus zerbombte die Brücke unter ihm und riss ihn in den Tod.
    (bildlich gesprochen)


    Er konnte nie erfahren, ob sein Traum funktioniert hätte.


    Am 16. Juni 1958 wurde Imre Nagy mit seinem Verteidigungsminister Pál Maléter und dem Redakteur Miklós Gimes im Zentralgefängnis von Budapest erhängt.


    Das Bronzedenkmal wurde von Tamás Varga 1996 geschaffen.


    Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein "denk mal" für mich.
    Es hebt sich in seiner Schlichtheit wohltuend von den vielen großen heroisierenden Monumenten von Kossuth und Rákóczi vor dem Parlament ab.



    Ich ging wieder zurück zum Kossuth tér und machte ein Bild vom Parlament.



    Das Parlamentsgebäude (Országház) verkörpert sowohl das geistige als auch das bauliche Streben der Zeit.
    1885 begannen die Bauarbeiten unter der Leitung des Architekten Imre Steidl, der 17 Jahre später, kurz vor der Einweihung 1902, verstarb.
    Das Bauwerk fasst, mit seinen das Donauufer begleitenden Fialen und der eleganten Renaissance-Kuppel, auf der wiederum eine gotische Spitze thront,
    in abenteuerlicher Weise die Möglichkeiten des Eklektizismus (ein grausliges Wort!) zusammen.
    Ministerpräsident Kálman Tísza war unerschütterlich von dem symbolischen Wert des Bauwerks überzeugt.
    Er erklärte, seine 691 Räume, 27 Eingänge und 41 kg 24-karätigen Goldes müssten "…die Augen unserer Freunde und auch unserer Feinde" beeindrucken.
    Im Land wurden die ungeheueren Kosten zu einer tiefgreifenden Streitfrage, während andere sich mit der Substanz des Symbols beschäftigten:
    Würde es je genug Demokratie geben um diesen Raum zu füllen?
    Leider ist die Antwort bis vor über 20 Jahren ein sehr deutliches "Nein" gewesen.
    Bis auf die wenigen chaotischen Monate der "Ungarischen Republik" von Mihály Károlyi 1918/19
    und die kurzen Jahre bedrohter Demokratie nach 1945 war das Parlament nur ein Trugbild: die wirkliche Macht saß woanders.
    Während der kommunistischen Ära erinnerte der rote Stern auf der Kuppelspitze ständig an die Machtlosigkeit der Institution.
    Aber eben hier versammelten sich im Sommer 1989 tausende von Menschen, um das Parlament dazu zu zwingen, zum ersten Mal gegen die Regierung zu stimmen.
    Und von dem Balkon auf dem Kossuth tér wurde wenige Monate später das Ende der "Ungarischen Volksrepublik" erklärt.
    Der rote Stern wurde 1990 entfernt, Zeichen der demokratischen Wiedergeburt Ungarns.


    Am 23. Oktober 1956 erreichten die revolutionären Demonstranten eine Rede Imre Nagys von dem gleichen Balkon.
    An die Revolution erinnert ein polierter schwarzer Marmorblock (oder ist es Granit?) vor dem Parlament.




    Ein anderer Stein erinnert an die Geschehnisse vom 25. Oktober 1956.



    Am Vormittag des 25. Oktobers versammelten sich mehrere tausend Demonstranten vor dem Parlament und forderten Gerős Ablösung und riefen nach Imre Nagy.
    Unvermittelt eröffneten Leute des verhassten ÁVH, dem Sicherheitsdienst, mit schweren Maschinengewehren von den umliegenden Dächern das Feuer auf die unbewaffnete Menge.
    Erst als die russischen Panzer, die in der Nähe postiert waren ihre Türme schwenkten und mit ihren Kanonen die MG-Nester beschossen, nahm das Massaker ein Ende.
    Man schreibt von etwa 300 Toten und vielen Verletzten.
    Noch am gleichen Tag wurde der Innenminister abgelöst und es begann die Auflösung der ÁVH.



    Gegenüber vom Parlament steht das Néprajzi múzeum (Ethnographisches Museum).




    Für den Entwurf des Parlamentsgebäudes wurde 1880 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, bei dem Alajos Hauzsmann nach Imre Steidl den zweiten Preis gewann.
    In einem Anfall bürgerlichen Großmuts beschloss die Regierung, alle drei prämierten Entwürfe zu verwirklichen.
    So wurde der zweite Entwurf zum Obersten Gerichtshof (der dritte Entwurf wurde zum Landwirtschaftsministerium direkt daneben).
    Die Dauerausstellung des heutigen Museums dokumentiert verschiedene Bereiche der Volks- und Kulturgeschichte Ungarns:
    die Entwicklung der Besiedlung, das Leben der Bevölkerung, religiöse Feiern und regionale Feste und ähnliches.



    An einem Pfeiler der Arkaden entdecke ich ein weiteres Mahnmal:




    Auch hier erinnert man an den véres csütörtök, den "blutigen Donnerstag", den Tag des ÁVH-Massakers.



    Wenden wir uns wieder zum Platz vor dem Parlament, dann sehen wir links das Standbild von Ferenc II. Rákóczi,
    dem Führer des Kuruzenaufstandes von 1703 bis 1711,
    dem letzten und größten Aufstand ungarischer Adliger gegen die Habsburger.




    Rákóczi entstammte einer Adelsfamilie, deren Namen schon mehrmals mit Aufständen in der Slowakei, Kroatien und Siebenbürgen zu tun hatten.
    Zunächst widersetzte er sich einer Teilnahme an Aufständen, doch die harte Unterdrückung durch die Habsburger bewirkten einen Sinneswandel.
    Ein erster geplanter Aufstand wurde verraten und er landete im Gefängnis in der Wiener Neustadt.
    Mit Hilfe seiner Frau und eines Offiziers, der dafür mit dem Leben bezahlte, entkam er aber am 24. November 1701 in Dragoneruniform und ging nach Polen ins Exil.
    Der Kaiser ließ ihn 1703 in Abwesenheit zum Tode verurteilen, setzte ein Kopfgeld aus und zog seine Güter ein.
    Anfang 1703 überredeten ihn aufständische Bauern aus Nordostungarn, die Führung ihres Aufstands zu übernehmen,
    und er schickte ab Mai Fahnen mit der Aufschrift „Cum deo pro patra et libertate“ ins Land und rief jeden Ungarn zu den Waffen.
    Im Juni überschritt er mit seinen wenigen Bauern die Karpatengrenze. Die Adligen vermuteten zunächst einen Bauernaufstand und zögerten.
    Als man von seiner Führung erfuhr, schlossen sie sich ab Herbst 1703 aber in großer Zahl an.
    Ende des Jahres beherrschte er schon Oberungarn (die heutige Slowakei) und den mittleren Teil der Tiefebene und drang in Siebenbürgen und Transdanubien ein.
    Als sie schon die österreichische Grenze erreichten, erhielt er auch Unterstützung durch einen bayrisch/französischen Vorstoß, der sich aber in Tirol verzettelte,
    sodass die Alliierten aufholen konnten und die Franzosen und Bayern bei Höchstädt am 13. August 1704 vernichtend schlagen konnten.
    Auf dem Höhepunkt bestand seine Kuruzen-Armee aus über 60.000 Reitern (Husaren), die 1704 bis vor Wien marodierten.
    Allerdings waren sie nur mangelhaft bewaffnet und daher in offener Feldschlacht meist unterlegen, somit zur Guerillataktik gezwungen.
    Erst 1708 konnten die Habsburger, die im Spanischen Erbfolgekrieg kämpften, eine Armee unter Feldmarschall Guido von Starhemberg gegen die Kuruzen schicken,
    die auf dem Weg nach Schlesien Trenčín belagerten.
    Dort wurde Rákóczis Heer am 4. August vernichtend geschlagen.
    1711 wurde der Frieden von Szatmar geschlossen und der Aufstand beendet.
    Franz II. Rákoczi lehnte den Vertrag und eine Amnestie für sich (samt angebotenem deutschem Fürstentum) ab und ging 1713 nach Paris ins Exil.
    1735 stirbt er in seinem Haus und wird in der katholischen Kirche von Smyrna beigesetzt.
    Erst am 28. Oktober 1906 wurden die Überreste des Fürsten (mit denen seiner Mutter) auf Staatskosten in das damalige Königreich Ungarn heimgebracht
    und am 29. Oktober feierlich im Elisabeth-Dom zu Kassa (Košice) in der heutigen Slowakei begraben.



    Auf der rechten Seite des Platzes überwältigt das heroische Monument des Lajos Kossuth.




    Während der Stalin-Zeit wurde das ursprüngliche, feine, weiß-marmorne Denkmal durch diese glorifizierende Darstellung ersetzt.
    Wahrscheinlich ist es ein Werk von Zsigmond Kisfaludi Stróbl, dem Meister heroisierender Plastiken.


    Lajos Kossuth war Rechtsanwalt, Politiker und ein bedeutender ungarischer Freiheitskämpfer.
    Heute wird er als ungarischer Nationalheld verehrt.
    Zu Beginn der Märzrevolution 1848 im Kaiserreich Österreich forderte er in einer am 3. März 1848 verfassten Rede
    die konstitutionelle Umwandlung der Monarchie sowie Verfassungen für die österreichischen Länder.
    Im Verlauf der Revolution radikalisierte er seine Vorstellungen bis hin zur Forderung nach und schließlich zum Kampf für die Unabhängigkeit Ungarns von Österreich.
    1848 war er in der ersten eigenständigen ungarischen Regierung unter dem liberalen Ministerpräsident Lajos Batthyány Finanzminister und Vorsitzender des Verteidigungsausschusses.
    Als prägende Kraft dieser Regierung setzte er Reformen wie beispielsweise die Bauernbefreiung um.
    Er baute ein ungarisches Freiwilligenheer (Honvéd) gegen die Aufstände der nichtmagyarischen Volksgruppen auf,
    das vor allem die Kroaten unter der Führung von Josip Ban Jelačić in Schach halten sollte,
    die sich der damaligen nationalistischen Magyarisierungspolitik widersetzen
    und in der ungarischen Reichshälfte die nationalen kroatischen Interessen und die Interessen Österreichs vertraten.
    Ungarn setzte sich mit seiner Politik immer mehr von der österreichischen Vorherrschaft ab.
    Nach dem Rücktritt des österreichischen Kaisers Ferdinand I. als Folge der revolutionären Ereignisse in Österreich seit März 1848
    verweigerte Ungarn dessen Nachfolger Franz Joseph I. im Dezember 1848 die ungarische Königskrone.
    Als der Kaiser am 7. März 1849 eine Verfassung oktroyieren wollte, kam es zum ungarischen Unabhängigkeitsaufstand gegen Österreich,
    bis Kossuth am 14. April 1849 die Unabhängigkeit Ungarns ausrief.
    Kossuth wurde zum ungarischen Reichsverweser gewählt und hatte als solcher diktatorische Vollmachten.
    Die ungarische Revolutionsarmee, die durch Freischaren und polnische Emigranten verstärkt wurde,
    konnte die einmarschierte österreichische Armee unter der Führung von Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz zunächst zurückdrängen.
    Schließlich gelang es Österreich mit Beistand von Russland, den ungarischen Freiheitskampf zu ersticken.
    Nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution und des Freiheitskrieges wurden 13 Generäle und Offiziere in Arad
    sowie der ehemalige Ministerpräsident Batthyány am 6. Oktober 1849, dem ersten Jahrestag der zweiten Wiener Revolution, in Pest hingerichtet.
    Lajos Kossuth konnte ins Exil fliehen und ging zunächst ins Osmanische Reich.
    Über England, Frankreich und die USA landete er schließlich in Italien.
    1867 wurde Lajos Kossuth im Rahmen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs amnestiert,
    in dessen Folge auch Kaiser Franz Joseph I. von Österreich zum König von Ungarn gekrönt wurde.
    Als Gegner dieses Ausgleichs verblieb Kossuth aber im italienischen Exil.
    Ohne sein Ziel zu Lebzeiten erreicht zu haben, starb er am 20. März 1894 im Alter von 91 Jahren in Turin.



    Ich ging ein paar Schritte weiter zum nördlichen Ende des Parlaments.
    Dort steht in einem Torbogen ein Mann mit Stock.




    Imre Varga, der wohl bekannteste ungarische Bildhauer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat dieses Denkmal 1975 im Andenken an Graf Mihály Károlyi geschaffen.


    Károlyi war Spross einer der ältesten und reichsten Aristokratenfamilien Ungarns.
    Seine politische Karriere begann Károlyi im konservativen Lager, von dem er sich aber bald löste.
    1913 wurde er der Führer der oppositionellen "Vereinigten Unabhängigkeitspartei".
    Vor 1914 galt die ungarische Politik als Spielfeld von nur vier adeligen Politikern: Károlyi, Tisza, Apponyi und Andrássy.
    Die politischen Auseinandersetzungen unter den Magnaten eskalierten am 2. Januar 1913 sogar in einem Säbelduell zwischen Károlyi und Tisza.
    Beide wurden leicht verletzt.
    Károlyi strebte mit seiner Partei eine größere Selbständigkeit Ungarns in Form einer reinen Personalunion mit Österreich an
    und war für das allgemeine Wahlrecht, eine bessere Sozialpolitik und eine Bodenreform.
    Bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges galt Károlyi als Entente-freundlicher Politiker.
    Unter dem Eindruck des Krieges wurde er fast zum Pazifisten.
    Im Krieg wollten Károlyi und seine oppositionelle linke Unabhängigkeitspartei einen annexionslosen Frieden, der die territoriale Integrität Österreich-Ungarns sichert.
    Károlyi sah in einem etwa notwendigen (Sonder-)Frieden, in dem Österreich das Trentino, einen Teil Galiziens und die Bukowina abtritt,
    sogar eine Stärkung der Übermacht Ungarns gegenüber dem dadurch geschwächten österreichischen Reichsteil.
    Im Herbst 1917 trug er seine Ideen auch in der neutralen Schweiz vor.
    Seine außenpolitische Orientierung stand im krassen Gegensatz zur Linie der meisten ungarischen Magnaten und führte zum Bruch mit ihnen.
    Im Juli 1916 trat er mit 23 anderen Abgeordneten aus der Unabhängigkeitspartei aus,
    als diese auf den Kriegskurs der Regierung einschwenkte und gründete die "Neue Unabhängigkeitspartei".
    Mit anderen Parteien (Demokratische Partei und Sozialdemokraten und Bürgerlichradikalen) erfolgte im Juni 1917 die Errichtung des Wahlrechtsblocks.
    Am 25. Oktober 1918 bildete Károlyis Partei mit den Bürgerlichradikalen und den Sozialdemokraten den Ungarischen Nationalrat.
    In der Nacht zum 31. Oktober 1918 besetzten militärische Einheiten,
    die sich dem Nationalrat angeschlossen hatten im Rahmen der bürgerlichen "Astern-Revolution" die Hauptstadt Budapest.
    Am 16. September 1918 rief Károlyi die "Republik Ungarn" aus.
    In deren Verfassung wurden die Redefreiheit und das allgemeine Wahlrecht für Männer und Frauen verankert.
    Vom Nationalrat wurde Károlyi am 11. Januar 1919 zum Präsidenten der Republik gewählt.
    Er bildete eine sozialistisch-bürgerliche Regierung.
    Sein Handlungsspielraum war jedoch denkbar klein, da das Waffenstillstandsabkommen durch tschechoslowakische,
    rumänische, serbische und besonders französische Truppen nicht eingehalten wurde.
    Die Lage war für Ungarn aussichtslos, so dass alle wichtigen Reformvorhaben wie Bodenreform oder neues Wahlgesetz letztlich auf der Strecke blieben.
    Károlyi ging dennoch bei der Bodenreform voran und begann am 23. Februar 1919 auf seinem Besitz in Kálkápolna der 30.000 Hektar umfasste persönlich mit der Landverteilung.
    Verhandlungen über die Umwandlung Ungarns in einen föderativen Staat erfolgten zu spät, da die Nationalitäten schon im Begriff waren, sich an die Nachbarstaaten anzuschließen.
    Gleichzeitig sammelten sich konservative und rechtsgerichtete Kräfte.
    Am 20. März 1919 ordneten die Alliierten einen weiteren Rückzug der Ungarn zu neuen Demarkationslinien im Südosten an,
    der auch magyarisch besiedelte Gebiete abtrennte und vom französischen Oberstleutnant Fernand Vix,
    dem Leiter der alliierten Militärmission in Budapest, als endgültige politische Grenze bezeichnet wurde.
    Ein Sturm der Entrüstung brach los und Károlyi musste am 21. März zurücktreten.
    Nutznießer der chaotischen Verhältnisse war die kleine Kommunistische Partei von Béla Kun, die einen Pakt mit den Sozialdemokraten geschlossen hatte.
    Károlyi übergab die Macht an den von Sozialdemokraten und Kommunisten gebildeten Revolutionsrat.
    Dieser rief eine Räterepublik aus und formierte in kurzer Zeit eine schlagkräftige Armee.
    Károlyi distanzierte sich nicht von der Räterepublik, verließ jedoch im Juli 1919 das Land und ging nach Prag.
    Später zog er nach Jugoslawien, wo er an der dalmatinischen Küste lebte. Weitere Exilstationen waren Paris und London.
    In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren arbeitete er dann eng mit der ungarischen Kommunistischen Partei zusammen,
    was ihm den Beinamen "Roter Graf" oder "Graf der Komintern" eintrug.
    Das Horthy-Regime klagte ihn wegen Landesverrats an und konfiszierte sein Vermögen.
    Im Februar 1946 rehabilitierte ihn das frei gewählte ungarische Parlament.
    Ab 1947 war er noch ungarischer Botschafter in Paris, ein Amt das er 1949 aus Protest gegen den Stalinismus in seiner Heimat niederlegte.
    1955 starb Károlyi im französischen Exil. 1961 erlaubte János Kádár das posthume Begräbnis seiner sterblichen Überreste auf dem Kerepesi-Friedhof in Budapest.
    Für Paul Lendvai war er ein "aufrichtiger Idealist ohne staatsmännische Fähigkeiten".



    Ein paar Meter weiter stoße ich auf ein unscheinbares Denkmal: eine Büste auf einer Säule.
    Es stellt István Bibo dar.



    Istvan Bibó studierte Jura in Szeged und als Stipendiat auch in Wien und Genf.
    Ab 1938 arbeitete er im Justizministerium.
    Während der deutschen Besatzung nutzte er seine Position im Ministerium, um Schutzpässe für Juden auszustellen.
    Er wurde von den Pfeilkreuzlern verhaftet.
    Im Februar 1945 bekam er eine Stelle im Innenministerium der provisorischen nationalen Regierung Ungarns.
    Er war an der Ausarbeitung des Wahlrechtsgesetzes und an der Vorbereitung der Wahlen am 4. November 1945 beteiligt.
    Aus Protest gegen die Zwangsaussiedlung der Deutschen aus Ungarn, trat er von seinem Posten als Innenminister zurück.
    Bis 1950 war er Professor an der Universität von Szeged.
    Ab 1950 arbeitete er als Bibliothekar in der Universitätsbibliothek in Budapest.
    Er beteiligte sich Ende Oktober 1956 an der Neuorganisation der Ungarischen Bauernpartei, die sich ab dem 1. November Petőfi-Partei nannte.
    Nachdem Bibó von seiner Partei für die Regierung von Imre Nagy als Minister nominiert wurde, erhielt er den Posten des Staatsministers.
    Während eines Besuchs in der amerikanischen Botschaft am 4. November ersuchte er die USA, für eine Kompromisslösung im Hinblick auf die ungarische Situation einzutreten:
    "…Ich appelliere an die Großmächte der Welt, im Interesse meines versklavten Landes und der Freiheit aller osteuropäischer Nationen eine kluge und mutige Entscheidung zu fällen.
    Gott schütze Ungarn!"

    Das waren die letzten Worte seines letzten Hilferufs.
    Von der Botschaft fuhr er zum Parlament und blieb dort bis zum 6. November.
    Zusammen mit Sándor Rónai, Zoltán Tildy und István Dobi hatte er die undankbare Aufgabe die sowjetischen Militärs zu empfangen und die Regierungsübergabe zu regeln.
    Er verfasste noch mehrere Erklärungen.
    Der Zentralarbeiterrat von Groß-Budapest nutzte ein von Bibó verfasstes Papier als Verhandlungsgrundlage.
    Im Mai 1957 wurde er verhaftet und 1958 zu lebenslanger Haft verurteilt.
    1963 ließ man ihn frei.
    Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er in der Bibliothek des Zentralamtes für Statistik.





    waldi :174:

  • Waldi - mit Dir würde ich gerne mal einen Stadtrundgang in Budapest machen! Es ist bewundernswert, was Du alles entdeckst.
    Manches habe ich gesehen, aber die vielen Hintergrundinformationen hatte ich nicht.


    Es ist eine faszinierende Idee, einmal eine Stadt entlang ihrer Denkmäler kennenzulernen! Verraten sie doch sehr viel über die Geschichte, die Politik und die Kultur eines Landes.


    Du hast das mit Texten und Bildern wunderbar verdeutlicht.
    Dafür herzlichen Dank!


    Budapest ist eine sympathische, interessante Stadt!!


    Gruß,
    Elke

  • Budapest, Denkmalrundgang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke



    Teil 5



    Ich ging den Széchenyi rakpart weiter und fasste die Margit híd (Margarethenbrücke) ins Auge, oder besser "in die Linse".




    Die bei ihrer Errichtung - als zweite Brücke in Budapest, 20 Jahre nach dem Bau der Kettenbrücke - längste Brücke Ungarns
    verläuft über die Südspitze der Margaretheninsel.


    Der Entwurf zur Brücke stammt von dem französischen Ingenieur Émile Gouin, der auch von 1872 bis zur Fertigstellung 1876 die Verantwortung für den Bau trug.
    Eine Besonderheit der Margarethenbrücke ist, dass sie aus zwei Teilen mit je drei Segmentbögen besteht,
    die sich auf der Margaretheninsel treffen und dort einen Winkel von 150° bilden.
    Sie macht also in der Mitte einen Knick!
    Der heute vorhandene Abzweig zur Margaretheninsel war im ursprünglichen Entwurf nicht vorgesehen, er wurde 1900 nachträglich integriert.
    Eine Verbreiterung der Brücke wurde in den Jahren 1935 bis 1939 vorgenommen.


    So hat sie vor ihrer Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg ausgesehen:



    Man beachte die "Mauthäuschen", die übrigens an allen Budapester Brücken früher vorhanden waren.
    Heute stehen sie nur noch an der Pester Seite der "Szabadság híd" (Freiheitsbrücke, früher Franz-Joseph-Brücke)
    Wie alle anderen Brücken wurde die Margarethenbrücke von der deutschen Wehrmacht mit Sprengsätzen versehen
    um sie beim Heranrücken der russischen Truppen, im Rahmen von Hitlers Befehl "Verbrannte Erde", zu vernichten.


    Jedoch bereits am 4. November 1944 (einem Samstag) um halb drei Uhr nachmittags,
    noch 40 Tage bevor die deutschen und ungarischen Truppen in Budapest überhaupt von der Roten Armee eingekesselt wurden,
    waren die angebrachten Minen versehentlich detoniert.
    Die Explosion war dem Untersuchungsbericht zufolge eingetreten, weil die Deutschen, nachdem sie die Wache von den Ungarn übernommen hatten,
    den an der Brücke montierten Zündsatz übungshalber scharf gemacht hatten und die Zündschnur sich aufgrund eines Funkens,
    der von einem durchfahrenden Schiff übersprang, entzündet hatte.
    Auf Pester Seite waren zwei Bögen abgerissen.
    Zum Zeitpunkt der Explosion befanden sich ca. 800 Menschen auf der Brücke – auch eine voll besetzte Straßenbahn.
    Die genaue Zahl der Opfer ist auch heute nicht bekannt, eine zeitgenössische Untersuchung spricht von etwa 600 Personen.
    Auch 40 deutsche Pioniere waren unter den Opfern.
    Da die Brücke teilweise eingestürzt, jedoch nicht vollständig zerstört war, wurde sie während des Rückzugs der deutschen und ungarischen Truppen
    auf die Budaer Seite ein weiteres Mal verkabelt und am 18. Januar 1945 erneut und dann komplett gesprengt.


    Bereits im August 1948 konnte die Margarethenbrücke nach zwei Jahren Wiederaufbau neu eröffnet werden.
    Ende der 1970er Jahre wurde sie grundlegend restauriert und wie die alte Brücke nachträglich verbreitert.


    Zurzeit befindet sie sich in einem restaurationsbedürftigen Zustand.


    Trotzdem überquerte ich sie, um auf der anderen Donauseite dieses Denkmal zu entdecken:




    Mit Przemysl konnte ich erst mal gar nix anfangen. Ich kanns ja noch nicht mal aussprechen!
    Also hab ich mir die Tafel am Fuße des Denkmals auch fotografiert, um später den Text übersetzen zu können.



    Frei von mir übersetzt:
    "Mit Respekt und Ehrfurcht erinnern wir an unsere ungarischen Brüder die in der Burg von Przemysl als Helden in den Tod gegangen sind."


    Bei Wikipedia fand ich folgende Erklärung:

    Zitat

    "Zu Zeiten der österreichischen Monarchie gehörte Przemyśl zum Kronland Galizien; in den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde die ganze Stadt zu einer Festung gegen die sich entwickelnde Bedrohung durch das russische Reich ausgebaut (äußerer Festungsring: 45 km). 1914 waren über 140 000 Soldaten dort stationiert. 1915 wurde die Festung nach einem langen Ansturm von den Russen eingenommen (sogar der russische Zar besuchte damals Przemyśl), ebenfalls 1915 erfolgte die Rückeroberung durch österreichisch-ungarische und deutsche Truppen. Da die meisten Verteidiger der Festung Ungarn waren, wurde in Budapest ein Denkmal an der Margarethenbrücke zum Andenken an die Schlacht im Jahre 1915 errichtet."



    Ich verließ das Denkmal und ging den "Bem rakpart" bis zum Denkmal des Herren, der dieser Straße ihren Namen gab:
    Bem apó (Väterchen Bem).
    Die Statue zeigt ihn beim Antreiben seiner Soldaten auf der Piski-Brücke, den verwundeten Arm in einer Schlinge.




    Ein Werk von János Istók (1934), das früher am Pálffy tér stand.


    Józef Zachariasz Bem war ein polnischer General, der im März 1848 in Lemberg auftauchte und am 14. Oktober 1848 in Wien,
    wo er die Organisation der Verteidigungsmittel übernahm und außerordentliche Tätigkeit entwickelte,
    sich persönlich an mehreren Gefechten beteiligte, und den Ausfall vom 25. Oktober leitete.
    Am Tag der Kapitulation flüchtete er nach Ungarn.
    Dort erhielt er von der Regierung Kossuth den Oberbefehl in Siebenbürgen.
    Er organisierte dort rasch eine aus Széklern bestehende Honvedarmee von 10 000 Mann, führte mit großer Geschicklichkeit den kleinen Krieg,
    hielt sich gegen den Feldmarschallleutnant Puchner (den er am 19. Dezember 1848 bei Dees besiegt hatte) trotz seiner Niederlage bei Vizakna (Ocna Sibiuli/Salzburg, 4. Februar 1849),
    eroberte Brasso (Kronstadt) und Nagyszeben (Hermannstadt),
    drängte die Österreicher und Russen in die Walachei,
    vertrieb Puchner auch aus dem Banat und brachte seine Armee auf 43 000 Mann,
    musste aber dann vor der österreichisch-russischen Übermacht zurückweichen.
    Nachdem er vergebens versuchte, den Feind in das Moldau-Gebiet zu ziehen,
    unterlag er am 31. Juli 1849 in der Schlacht bei Segesvár (Schäßburg).
    Von Kossuth nach Ungarn zurückgerufen, nahm er noch an der Schlacht bei Temesvár (9. August 1849) teil,
    wo er aber durch allzu rasches Vorgehen zur Niederlage der Ungarn beitrug, und flüchtete dann,
    nachdem er noch einmal vergebens Siebenbürgen zu verteidigen versucht hatte,
    in die Türkei (Bulgarien), wo er zum Islam übertrat und den Namen Amurat Pascha annahm.
    Mit ihm zusammen konvertierten 72 Offiziere und Generäle sowie 6 000 ungarische und polnische Soldaten.
    Die Bem angewiesene Stellung in der türkischen Armee suchte er zu deren Reorganisation zu benutzen,
    erhielt aber auf die Einsprache Österreichs und Russlands 1850 Aleppo zum Aufenthaltsort angewiesen,
    wo er im November an der Spitze türkischer Truppen den blutigen Aufstand der arabischen Bevölkerung gegen die Christen niederschlug.
    Sein durch Strapazen und Wunden zerrütteter Körper wurde von einem hartnäckigen Fieber ergriffen, dem er, jede ärztliche Hilfe abweisend, am 10. Dezember 1850 erlag.
    Bem war ein vortrefflicher Feldherr und bei den Truppen sehr beliebt.
    1880 wurde ihm auch in Marosvásárhely (Târgu Mureş) ein Denkmal errichtet.
    Die Asche von General Joseph Bem wird seit dem 30. Juni 1929 im Sarkophag des "General-Joseph-Bem-Mausoleum" in Tarnów aufbewahrt.


    Hierher, zu seinem Denkmal, führte der erste Weg der Studenten am 23. Oktober 1956, um an diesen Helden der Revolution von 1848/49 zu erinnern.



    Ich spazierte weiter den Bem rakpart entlang und kam zum Batthyány tér.
    Er wird bestimmt durch die Szent Anna templom.




    Die Zwillingstürme der Sankt Anna Kirche sind ein ungewöhnliches Beispiel für den Einfluss des italienischen Barocks,
    der – durch die Jesuiten überall in Mitteleuropa verbreitet – in Budapest nur wenige Spuren hinterlassen hat.
    Die Kirche der heiligen Anna wurde in den Jahren 1740 bis 1746 erbaut
    Kristóf Hikisch überarbeitete sie 1805 noch einmal und Pál Molnar malte um 1930 die elliptische Kuppel aus.
    In den politisch düsteren frühen 50er Jahren schwebte die Sankt Anna Kirche in der Gefahr, aus ideologischen Gründen zerstört zu werden.
    Parteichef Mátyás Rákosi befürchtete, Stalin könne sich bei einem Besuch über diese noch zu auffälligen Glaubensreste ärgern,
    die von den Fenstern des Parlamentsgebäudes nicht zu übersehen waren.
    Mit der Begründung, dass die U-Bahn am Batthyány tér gebaut werden müsse, wurden Pläne für den Abriss der Kirche gemacht.
    Stalins Tod 1953 löste das Problem und die Kirche blieb erhalten.



    In unmittelbarer Nähe zur Szt. Anna templom fand ich ein Denkmal von
    Graf Lajos Batthyány von Németújvár.




    Mit etwas Glück kann man sogar die Inschrift auf dem strahlenden, allzu weißen Stein erkennen.
    (Deshalb habe ich das Bild bewusst so dunkel gemacht.) Darauf steht die Bronzefigur von Batthyány.
    Leider ist mein Bild davon - als eines der wenigen – unbrauchbar.


    Graf Batthyány wurde 1807 in Pozsony (Bratislava) geboren.
    Er war ein ungarischer Magnat, Graf und Herr von Ikervár, Schlaining und Neuhaus, sowie "főispán" (Erbobergespan) des Komitats Vas.
    Ab 1830 nahm er als Mitglied der Magnatentafel an der Sitzung des ungarischen Landtages in Pozsony teil.
    Am 4. Dezember 1834 vermählte er sich mit Antonie de Vazsonkő, geb. Zichy.
    In den Jahren 1832–1836 war er schon bedeutendes Mitglied der Opposition.
    1847 wurde er zum Vorsitzenden der Reformer gewählt.
    Als solcher kämpfte er entschlossen für die Rechte des ungarischen Volkes und um eine selbstständige Regierung und Verfassung.
    Er war aber kein Verfechter eines gewaltsamen Vorgehens,
    sondern als gemäßigter Reformer wollte er durch planmäßiges Verhandeln mit der Wiener Regierung das Ziel erreichen.
    Sein Vorbild war eher István Széchenyi als Lajos Kossuth.
    Auf dem Pressburger Landtag von 1848 wurden König Ferdinand V. in Wien die Wünsche der ungarischen Nation vorgelegt.
    Batthyány wurde der erste ungarische Ministerpräsident.
    Doch gerade als die neue Regierung ihre Tätigkeit aufnehmen wollte, entstand auch die panslawistische Bewegung, die eine Loslösung von Ungarn anstrebte.
    Graf Lamberg wurde zum Militärkommandanten in Ungarn bestimmt.
    Am 9. September marschierte Graf Jelačić in Ungarn ein.
    1848 kam Graf Windischgrätz mit 100 000 Mann Verstärkung, und auch Russland kam Österreich mit ca. 200 000 Mann zur Hilfe,
    um die Separationsbestrebungen Ungarns zu beenden.
    Kossuth und Artúr Görgey flüchteten mit 4 900 Offizieren und Soldaten in die Türkei (heute Bulgarien).
    Inzwischen wurde Franz Joseph I. österreichischer Kaiser.
    Batthyány huldigte ihm, um weiteres Blutvergießen zu beenden.


    Trotzdem wurde er gefangen genommen und auf massives Betreiben des Grafen Haynau am 6. Oktober 1849 in Pest erschossen.
    Die Hinrichtung löste weltweite Empörung aus.
    Mit Batthyány fanden an jenem Tag noch weitere 13 Generäle (die sogenannten Märtyrer von Arad) den Tod.
    Der 6. Oktober 1849 gilt seitdem in Ungarn als nationaler Trauertag.
    Der Leichnam Batthyánys wurde nach einigen Tagen in der Krypta der Pester Franziskanerkirche beigesetzt.
    Nach dem Ausgleich mit Österreich wurde er am 9. Juni 1870 im Kerepeser Mausoleum in Budapest feierlich bestattet.
    Am Ort seiner Hinrichtung brennt ein ewiges Licht zur Erinnerung an den ungarischen Märtyrer.
    (Dieses ewige Licht werde ich auf meinem nächsten Denkmalspaziergang durch Budapest besuchen!)


    Dank Wikipedia kann ich Euch doch noch die Statue dieses großen Mannes zeigen.



    Das Bild ist gemeinfrei!



    Mein weiterer Weg führte mich auf dem Bem rakpart zur nächsten schönen Kirche.




    Die reformierte Kirche mit ihren vielen ziegelroten Türmen und Fialen wurde 1896 von Samu Pecz, dem Architekten der Markthallen, gebaut.
    Mehr konnte ich zu diesem Bauwerk nicht in Erfahrung bringen.



    Auf meinem weiteren Weg in Richtung der Kettenbrücke konnte ich trotz der momentanen Baumaßnahmen
    und halbseitigen Sperrung des Bem rakpart einen Platz finden, wo mir nichts mehr den herrlichen
    Blick auf das Parlament versperrte.




    Dieser Anblick allein war den Denkmalspaziergang schon wert!
    Aber er ist ja noch nicht zu Ende!


    Ein paar Meter war ich nur weiter gelaufen, da überwältigte mich der Anblick der
    Széchenyi-Láncz-híd.




    Die Kettenbrücke wurde in der Zeit von 1839 bis 1849 auf Anregung des ungarischen Reformers Graf István Széchenyi erbaut, dessen Namen sie trägt.
    Sie ist die älteste und bekannteste der neun Budapester Brücken über die Donau.
    Außerdem war sie bei ihrer Einweihung 1849 die erste Donaubrücke unterhalb von Regensburg.
    Eine Legende erzählt davon, dass der Bauherr Graf Széchenyi von Buda aus seine Freundin in Pest öfter und trockenen Fußes besuchen wollte
    und aus diesem Grund die Brücke bauen ließ.
    Eine andere Sage berichtet, dass der Graf seinem auf der anderen Donauseite verstorbenen Vater die letzte Ehre nicht erweisen konnte,
    weil die Pontonbrücke, die zu dieser Zeit (seit 1776) die einzige Verbindung zwischen Buda und Pest darstellte, wegen Hochwasser demontiert war.
    Tatsächlich musste die Pontonbrücke auch über den Winter, wegen der Treibeisgefahr, demontiert und im Frühjahr wieder aufgebaut werden.


    Hier ein historisches Gemälde, das die Pontonbrücke zeigt:



    Links kann man die im Bau befindlichen Brückenpfeiler der Kettenbrücke erkennen.



    Széchenyi gründete 1832 den Budapester Brückenverein, dessen Aufgabe darin bestand, alle bekannten Brückenentwürfe zusammenzutragen.
    Außerdem sollte der Verein einen Neuentwurf unter Berücksichtigung der vorhandenen geologischen Untersuchungen des Gebietes ausarbeiten.
    Im Jahre 1838 hat ein verheerendes Hochwasser beide Städte stark beschädigt.
    Pest, das damals innerhalb der Stadtmauern mit etwa 20 000 Menschen bewohnt war, wurde zu etwa 80% zerstört.
    Nun kam es politisch darauf an, den Ungarn einen Neubeginn zu signalisieren.
    Außerdem wurden nun Geldmittel zur Verfügung gestellt, die es sonst kaum gegeben hätte.
    Jedenfalls holte Széchenyi den englischen Ingenieur William Tierny Clark nach Budapest und beauftragte ihn mit der Planung der Kettenbrücke.
    Die Bauleitung erhielt Adam Clark, der nach der Fertigstellung in Ungarn blieb.
    Nach ihm wurde der Platz an der Brückenauffahrt auf der Budaer Seite benannt,
    der Raum zwischen Brücke und Tunnel, da wo an Budapests einzigem Kreisverkehr auch der 0-Kilometerstein steht.




    Die Bauarbeiten begannen am 28. Juli 1840.
    Am 20. November 1849 wurde die Brücke dann, nach langen, von der Revolution unterbrochenen, Bauarbeiten,
    als damals größte Hängebrücke fertiggestellt und der Bevölkerung übergeben.
    Zwischen den beiden Pylonen wird eine Spannweite von 202 Metern überbrückt.
    Damit war sie die nächsten 30 Jahre die weiteste Brücke dieser Bauweise.
    Graf István Széchenyi war es aber nie vergönnt, seine Brücke zu begehen, da er nach einem Zusammenbruch im September 1848
    den Rest seines Lebens in der Döblinger Nervenheilanstalt zu Wien verbrachte.
    Im Jahr 1915 wurde die ursprüngliche Konstruktion durch eine stärkere ersetzt, da sie dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war.
    Die Holzteile wurden durch Eisen und Stahl ersetzt.
    Diese zweite Brücke bestand nun aus über 5000 Tonnen Stahl.
    Nur die beiden Brückenpfeiler waren noch unverändert.
    Allerdings wurde das Material, wo irgend möglich, wiederverwertet.
    Vieles konnte jetzt in Ungarn produziert werden.


    Am 18. Januar 1945, zum Ende des Zweiten Weltkrieges, fiel sie, wie alle anderen Donaubrücken,
    den Sprengkommandos der abziehenden deutschen Armee zum Opfer.




    Am 21. November 1949 konnte sie nach langen Rekonstruktionsarbeiten pünktlich am 100. Jahrestag der ersten Brückeneinweihung
    zum dritten Mal wiedereröffnet werden.



    An den Brückenaufgängen sitzen zu beiden Seiten Löwen.
    Das sind Arbeiten des Bildhauers János Marschalkó von 1885, der - so wird erzählt - als er erfuhr, dass er die Zungen der Löwen vergessen haben sollte, Selbstmord beging.
    Um es gleich klar zu stellen: Die Löwen haben Zungen!
    Aber man kann sie aus der Perspektive des Betrachters nicht erkennen, weil sie im Maul liegen!
    Man soll ab und zu mal wieder jemanden beobachten, der auf den Sockel steigt und dem Löwen ins Maul fasst, erzählt man.


    .....


    Jetzt wurde es aber Zeit über die Brücke zu gehen. Zsuzsa wartete sicher schon beim Gerbeaud!




    Wie Ihr unschwer erkennen könnt, war ich an einem Wochenende unterwegs.
    Da ist in der Zeit von Juni bis zum August an den Wochenenden die Brücke für den Verkehr gesperrt und
    der Nyári a Lánchídon, der "Sommer auf der Kettenbrücke" findet statt.
    Da findet man Würstchenbuden, Handwerker, Gaukler, Handarbeiten und vieles mehr.
    Wie Ihr sehen könnt, ist da ganz schön was los.


    Noch ein Blick zurück.





    Im Hintergrund kann man den Burgberg erkennen.


    Hinter dem Musikpavillon erkennt man noch einmal das Hotel Gresham.





    Wie gerne hätte ich dem Konzert gelauscht, leider hatte ich nicht mehr die Zeit dazu!





    waldi :174:

  • Unglaublich wieder, Waldi,
    nimmt man sich die Zeit , was sich allein schon aus Respekt zu deiner enormen Arbeit gebietet und verinnerlicht die Aussagen, so kommt man nur zum Schluss, dass auch in diesem schönen Land, dieser besonderen Stadt, die stete Kriegstreiberei und Machthaberei der in jedem Jahrhundert herrschenden Klasse im Nachhinein nur noch lächerlich erscheint.
    Lächerlich, da Krieg und Landgewinn zu welchen Gründen auch immer, noch nie Ziel führend waren.
    Verstärkt wird diese Ansicht gerade aus der Zusammenschau deiner Berichterstattung , wenn man den Bogen bis zu den von Leichtigkeit zeugenden Bildern vom "Sommer auf der Kettenbrücke" spannt.
    Und sie haben nichts gelernt daraus, auch heute noch nicht.
    Steinerne Zeitzeugen , soweit sie ins Siegerbild der Generationen passen, können daran nichts , aber auch gar nichts ändern.
    Diese Sicht liegt sicher nicht am Alter, sondern macht leider Sinn, wenn man auch die heutige politische Lage betrachtet.
    Dein Superbericht, lieber Waldi,
    zeigt dies auf (und es liegt nicht daran, dass ich so spät antworten kann, das Wetter ist derzeit einfach zum Ausnützen schön)
    herzlichen Dank
    wallbergler

  • Budapest, Denkmalrundgang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke



    Teil 6


    Schön, dass Du Dir die Zeit nimmst und auch die Texte liest, Wallbergler!
    Als ich beschloss, den Denkmalspaziergang zu machen, wollte ich eigentlich nur
    einem weiteren Schaufensterbummel mit meiner Gattin aus dem Weg gehen.
    Es reicht mir, wenn ich pro Urlaub einmal durch die Váci utca bummle.
    Bei Frauen ist das halt anders.
    Naja, jedenfalls hatte ich dann die Bilder gemacht und war neugierig geworden auf die Geschichten hinter den Denkmälern.
    Einiges wusste ich schon weil ich mich für die ungarische Geschichte interessiere,
    doch vieles erfuhr ich erst durch Bücher wälzen oder Internet.
    Ich habe dabei viel gelernt!
    Eigentlich hatte ich das nur für mich gemacht, aber dann dachte ich: vielleicht interessiert es noch jemand anderen und habe es im Ungarnforum eingestellt.
    Mit ein paar Änderungen und Ergänzungen habe ich es von dort übernommen.
    Ich habe versucht in meinen Beiträgen möglichst neutral zu berichten,
    aber bei den Denkmälern zu 1956 kamen schon Gefühle durch, glaube ich.



    Nun kommt der sechste und letzte Teil meines Denkmalrundgangs und der ist etwas leichter genießbar.


    Ich lief einfach quer über den Roosevelt tér, der übrigens früher Ferenc József tér hieß,
    weil der ungarische König hier seinen Krönungseid leistete und sein Schwert zum Zeichen seines Willens Ungarn zu verteidigen
    in alle vier Himmelsrichtungen schwang,
    also einfach zwischen den Herren Deák und Széchenyi hindurch und links vom Gresham-Palace in die Zrínyi u.


    Am Ende der Straße schien mir ein Gebäude den Weg zu versperren:




    Die Szent István Bazilika (die Basilika des heiligen Stephan) wird weniger wegen ihrer Form als ihres Ranges so genannt.
    Sie ist benannt nach dem ersten ungarischen König, der die heidnischen Magyaren christianisierte.
    Dafür wurde er 1083 heiliggesprochen und ist seitdem der ungarische Nationalheilige.


    Über diese Basilika werde ich einen eigenen Beitrag schreiben.



    Ich lief die Sas utca bis zur József Attila utca, bog nach rechts ab bis sich links der "József nádor tér" öffnete.




    Erzherzog Joseph Anton Johann von Österreich geboren 1776 in Florenz und gestorben 1847
    in Ofen - dem heutigen Buda - war ein Mitglied des Hauses Habsburg-Lothringen.
    Im Jahre 1795 wurde er Regent von Ungarn und ein Jahr später "Palatin von Ungarn".
    Auf seine Veranlassung wurde im Schlosspark von Alcsútdoboz ein Arboretum mit mehr als 300 verschiedenen Pflanzen angelegt.
    Leider wurde das Schloss von Alcsútdoboz nach dem zweiten Weltkrieg geplündert und in Brand gesetzt.
    So ist heute nur noch eine Ruine erhalten.
    In Ungarn ist sein Name als József nádor (Palatin Joseph) in Erinnerung geblieben und ihm zu Ehren wurde dieser Platz nach ihm benannt
    und 1869 diese Bronzestatue von Johann Halbig aufgestellt.
    Der Palatin war im Königreich Ungarn in den Jahren 1350 bis 1848 der vom König vorgeschlagene
    und vom Reichstag gewählte königliche Stellvertreter.
    Er war gleichzeitig der Oberste Richter des Landes.



    Nur ein paar Schritte weiter habe ich diese Nebelkrähe fotografiert.




    Endlich am Café Gerbeaud angekommen...




    ...reichte die Zeit für eine kleine Leckerei.




    Ein Besucher wollte was abhaben, da wurde aber nix draus!




    Henrik Kugler eröffnete 1857 am József nádor tér eine Konditorei.
    1870 verlegte er sein Geschäft an den Vörösmárty tér.
    Besonders beliebt waren bei seiner Kundschaft in dieser Zeit seine Kaffees, seine Liköre und seine Zuckerbonbons.
    Aber auch die Kugler-Torten und -Mignons erfreuten sich großer Beliebtheit.
    Auch oder gerade weil es erstmals bei Kugler möglich war, diese eingepackt auf einem Papiertablett mit nach Hause nehmen zu können.


    1882 traf Henrik Kugler auf einer Reise nach Paris zum ersten Mal auf Emil Gerbeaud und erkannte sofort Gerbeauds Talent und Unternehmungsgeist.
    1884 lud Kugler ihn schließlich nach Budapest ein, um ihn zu seinem Geschäftspartner zu erklären.
    Später übernahm Gerbeaud Kuglers Geschäft Stück für Stück, und behielt den ursprünglichen Namen des Geschäftes bei.
    Zahlreiche Neuerungen gingen mit Emil Gerbeaud einher. So vergrößerte er das Angebot.
    Er nahm unzählige neue Produkte auf, wie Buttercremes, Pariser Cremes, hunderte Sorten an Teegebäck, Zuckerwaren, Bonbons und Kirschwasserbonbons.


    Ein Blick in die Theke.




    Um seiner Kundschaft diese breite Produktpalette anbieten zu können, stellte er vor allem im Verkauf und im Service eine Vielzahl neuer Mitarbeiter ein.
    So hatte er bereits Ende 1899 ca. 150 Mitarbeiter und Angestellte, von denen viele nur nach Budapest kamen, um bei Gerbeaud lernen und arbeiten zu können.
    Da Gerbeaud auch einen guten Geschäftssinn hatte, rüstete er seine Backstube nach und nach mit modernen Maschinen aus.
    So wurde der Name Gerbeaud bald ein Synonym für Qualität und Backkunst.
    Da seine Kundschaft, die bereits zu Zeiten von Henrik Kugler eingeführten, aufwendig gestalteten Papierschachteln der Verkaufstorten liebte und forderte,
    führte Gerbeaud diese Tradition fort und fing an, diese selbst zu gestalten.
    Schließlich starb Henrik Kugler, woraufhin Gerbeaud 1908 unter dem Namen "Kuglers Nachfolger Gerbeaud AG"
    eine Aktiengesellschaft gründete, um die Geschäfte weiter zu führen.
    Bei der Einrichtung des Inneren seiner Konditorei ließ Gerbeaud sich um 1910 von Henrik Darilek
    beraten, wobei vornehmlich Marmor, edle Hölzer und Bronze verarbeitet wurden.
    Der Stuck an der Decke wurde im Rokoko-Stil von Ludwig dem XIV. angefertigt.
    Bei den Kronleuchtern ließ man sich von Maria Theresia inspirieren.




    Für die Gäste wurden sowohl französische Tische als auch sezessionistische Tische bereitgestellt,
    die Gerbaud von der Weltausstellung in Paris kommen ließ.


    Ein Blick in die fast unveränderten Gasträume.




    Der Name blieb dem Geschäft bis heute erhalten, ausgenommen der Zeit zwischen 1950 bis März 1984,
    wo es zwischenzeitig in "Vörösmarty" umbenannt wurde.
    1995 kaufte der deutsche Geschäftsmann Erwin Franz Müller die Konditorei Gerbeaud auf und ließ diese aufwändig renovieren.
    Die Spuren der letzten 50 Jahre sind so wieder verschwunden.
    Heute erstrahlt das Café Gerbeaud wieder in seinem ursprünglich von Emil Gerbeaud erbauten Stil.
    Aber leider gibt es heute keinen "hollandi kocka" (holländischen Würfel) mehr!



    Ich ging noch schnell mal runter in die Metro Station.
    Das ist der Abgang.




    Die wenigsten wissen, dass die Milliennumi Földalatti Vasút, die heutige M1 der U-Bahn von Budapest, die erste Untergrundbahn auf dem europäischen Kontinent war.
    Sie wurde 1896 in Betrieb genommen.




    Das ist der Metrobahnhof unter dem Vörösmárty tér, der bei der Eröffnung noch "Gizella tér" (nach der Tochter des Königspaares) hieß.
    Von hier aus führt die Strecke unter der Andrássy út, am Heldenplatz vorbei bis zur Mexikoi út, eine Station nach dem Széchenyi fürdő.
    Das frühere "Ártézi fürdő" war damals Endstation.


    Gebaut wurde die "Unterirdische" von dem deutschen Unternehmen "Siemens & Halske".



    Auf dem Platz vor dem Gerbeaud, dem früheren Pester Marktplatz, steht das Denkmal von Mihály Vörösmarty.




    Er war ein ungarischer Dichter, Schriftsteller und Übersetzer, geboren 1800 in Puszta-Nyék.
    Er schrieb Dramen, Gedichte, Epen und wechselte dann in die Romantik.
    Er wurde einer der Gründer der "Kisfaludy-Gesellschaft" und rief die Zeitschriften "Athenäum" und "Figyelmezö" ins Leben
    - erstere, die wichtigste Zeitschrift für Belletristik, die zweite das Blatt mit den besten Kritiken.


    Von 1830 bis 1843 widmete er sich hauptsächlich dem Drama, dem vielleicht besten seiner Stücke, "Vérnász" (Bluthochzeit) (1833),
    das den 200-Gulden-Preis der Akademie gewann.
    Er veröffentlichte einige Gedichtbände, die einige seiner besten Werke enthielten. "Szózat" (Aufruf, 1826), das ein Nationallied wurde,
    "Az elhagyott anya" (Die verlassene Mutter) (1837) und "Az uri hölgyhöz" (Für die adlige Dame) (1841) sind alle von brennendem Patriotismus beseelt.
    1848 nahm er zusammen mit János Arany und Sándor Petőfi eine ausgezeichnete Übersetzung von Shakespeares Werken in Angriff.
    Er selbst war verantwortlich für "Julius Cäsar" und "König Lear".
    Die nationale Katastrophe (die Niederlage der Revolution von 1848-49) berührte ihn tief.
    Kurze Zeit war er im Exil, und als er 1850 nach Ungarn zurückkehrte, war er schon ein alter Mann.
    Eine tiefe Melancholie machte ihm den Rest seines Lebens zu schaffen.
    1854 schrieb er sein letztes großes Gedicht, "A vén cigány" (Der alte Zigeuner).


    Er starb in Pest in demselben Haus, in dem auch Károly Kisfaludy zwanzig Jahre zuvor gestorben war.
    Seine Beerdigung auf dem Kerepesi Friedhof am 21. November 1855 war ein nationaler Trauertag.
    Sein populärstes Werk ist der "Szózat, der schon 1839 von Béni Eggressy erstmals vertont wurde und zur zweiten, inoffiziellen Nationalhymne neben dem "Himnusz" wurde.
    Am ungarischen Nationalfeiertag beginnt die Gedenkfeier in der Regel mit dem Himnusz und endet mit dem Szózat.



    Wer glaubt, dass "Christo und Jeanne-Claude" die Verpackungskunst erfunden haben, der irrt!
    Schon seit Jahrzehnten verpacken die Budapester Denkmalschützer ihre wertvollen Marmorstatuen im Spätherbst,
    um sie im Frühjahr wieder zu enthüllen.
    Durch die feinen Risse eingedrungenes Wasser könnte gefrieren und dadurch den Stein sprengen.
    Hier könnt ihr das Vörösmárty-Denkmal im Winter sehen (oder eben nicht sehen):




    Im Hintergrund seht ihr die Fassade des Luxus-Warenhauses, das 1911 von Kálmán Giergl und Floris Korb entworfen wurde.


    Wie hier am Vörösmarty-Denkmal, so trifft man in Budapest öfter auf Straßenmusikanten.
    Die meisten davon beherrschen ihr Instrument. Oft sind es pensionierte Berufsmusiker.




    An einer Seite des Vörösmarty tér hat man dieses, wie ich finde, völlig unpassende Gebäude hingestellt.




    Ich dachte erst, das Haus sei noch eingerüstet! Mitnichten! Das soll so sein!



    Wir verließen den Vörösmarty tér und gingen durch die Váci utca in Richtung Erzsébet híd.




    Am Kristóf tér fällt mir der Brunnen vom haláruslány auf.




    Dieses Werk von László Dunaisky, das 1862 am "Hal tér" aufgestellt worden war, musste 1899 dem Bau der Elisabethbrücke weichen.
    Es wurde in das Stadtwäldchen (Városliget) verbannt.
    1966 wurde die "Fischer Rézi" dann hier wieder aufgestellt.


    [/img]



    Überall in Budapest wurden in den letzten Jahren viele Gebäude restauriert.
    Man muss nur manchmal genauer hinsehen um auch die feinen Details zu erkennen.
    Nur einige Beispiele in der Váci utca:






    Noch ein weiteres Beispiel erhaltenswerter Bausubstanz: die "Bierquelle".




    Die Straßenlaternen in der Váci utca gefallen mir ganz besonders.




    Man sollte auch hier mal genauer hinsehen. Die Details sind sehenswert!




    In einem der vielen Innenhöfe habe ich diesen Souvenirladen fotografiert.




    Nach Madame Pompadours Bar, die noch auf ihre Restaurierung wartet,




    bogen wir links ab in die Kigyó utca (Schlangenstrasse), gingen am "Apostolom", einem bekannten Restaurant, vorbei, um in den Párisi udvar zu gelangen.




    Diese "Pariser Arkaden", eine wunderschöne hohe Passage mit Balkonen in venezianischem Stil wurde 1911 von Henrik Schmahl erbaut,
    ist eine etwas überladene, jedoch elegante Mischung von Neugotik und Jugendstil.
    Durch bunte Glasfenster vor schmiedeeisernen Gittern fließt flirrendes Licht.
    Diese beiden Bilder habe ich bei meinem Besuch im Dezember 2007 gemacht.




    Zwischen den Klotild Palota hindurch gehen wir zur Erzsébet híd.




    Hier kann man den Schlenker erkennen, den die Straße machen muss, um der Pfarrkirche auszuweichen.
    Der Architekt der Brücke wollte die Kirche abreißen lassen, was ihm aber "hálo istenem" untersagt wurde.


    Nach dem Überqueren der Brücke verabschiedete ich mich noch von Sissi und dann fuhren wir nach Hause.




    waldi :174:

  • Auch dein abschließender Bericht, waldi, zeigt mir wieder , was für eine schöne Stadt Budapest ist. Herrliche Fassaden, bis auf die vermutlich in fast jeder Stadt unerlässliche Bausünde, die wohl dem Profit zu schulden ist, saubere Straßen , gelungene gut erhaltene Architektur im Stadtbild und in künstlerisch, gelungenen Räumlichkeiten.
    Nach soviel schönen historischen und modernen Sehenswürdigkeiten, von dir ins rechte Bild gerückt, ist ja ein Besuch schon fast Pflicht,lach.
    Herzlichen Dank nochmal für die deine aufwendige Mühe
    Lieben Gruß
    wallbergler

  • Zitat

    Endlich am Café Gerbeaud angekommen.


    Diesen Seufzer "endlich" kann ich nachvollziehen nach diesem langen Spaziergang zwischen Elisabeth- und Margarethenbrücke.
    Im Cafe Gerbaud einzukehren ist fast "Pflicht" !!
    All diese Köstlichkeiten!


    Nach dem Denkmalrundgang hattest Du eine Pause verdient, waldi.
    Du hast uns sehr viel gezeigt und erklärt, was mich sehr beeindruckt hat. Die Geschichte der Sprengung der Margarethenbrücke ----- unvorstellbar.


    Aber auch die vielen Querverbindungen von den Denkmälern vor allem zu politischen Ereignissen zeichnen ein sehr lebhaftes Bild der ungarischen Geschichte - bis zur jüngeren Vergangenheit!


    Hast Du bei der Begegnung mit jungen Ungarn den Eindruck, dass vieles auch noch im Bewusstsein präsent ist?
    ( Bei uns werden Denkmäler ja oft nur am Rande und als "Dekoration" wahrgenommen.)


    Naben den Denkmälern bewundere ich natürlich auch die vielen inzwischen hervorragend restaurierten Gebäude. Ich liebe die Jugenstilgebäude!
    Die historische U Bahn M1 ( UNESCO Weltkulturerbe!!) habe ich extra nochmals aufgesucht...


    Ich stelle fest, dass ich nochmal nach Budapest fahren muss! Ich habe noch nicht mal die Hälfte von dem gesehen , was Du uns hier gezeigt hast.


    Gruß,
    Elke

  • Ach, das geht runter wie Öl! Lobt mich nur weiter so und Ihr werdet noch viele Bilder von mir angucken müssen! schäm...



    Hast Du bei der Begegnung mit jungen Ungarn den Eindruck, dass vieles auch noch im Bewusstsein präsent ist?
    ( Bei uns werden Denkmäler ja oft nur am Rande und als "Dekoration" wahrgenommen.)


    Erst mal zur "Dekoration"!
    Das ist in Ungarn nicht anders als bei uns. Das naheliegende ist doch sooo alltäglich und uninteressant. Das habe ich auch vor ein paar Tagen festgestellt. Ich war in meinem Heimatstädtchen mit meiner Kamera unterwegs um ein paar Bilder zu machen, weil ich mein Heimatstädtchen demnächst in einem bekannten Reiseforum vorstellen möchte. :wink:
    Dabei habe ich Details entdeckt, die mir vorher nie aufgefallen waren!


    Nun zu den Ungarn!
    Die Ungarn leben von Ihrer "großen" Vergangenheit und halten Ihre Helden und Märtyrer in Ehren. Wobei sich der Ausdruck "großen" hauptsächlich auf die Zeit im 19ten Jahrhundert bezieht. Davor waren zwar schon die Kuruzenaufstände, aber das ist schon weit weg.
    Aber die Märzrevolution 1848 und seine Helden wie Petőfi der Poet der im Freiheitskrieg umkam, Kossuth der große Führer der Revolution der danach nie aus dem Exil zurückkam, die haben an vielen Orten Denkmäler. Sie hatten auch den Vorteil, dass sie auch in der sozialistischen Zeit nicht aus den Schulbüchern verschwanden. Mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1868 war Siebenbürgen wieder Teil Ungarns und das Land blühte auf. Die Folgen von Trianon (Ungarn verlor 2/3 seines Landes) hat man bis heute nicht verarbeitet und akzeptiert.


    Ganz anders ist das mit den Revolutionären von 1956! Die schafften es nie in die Geschichtsbücher und auf meine Nachfragen in der ungarischen Verwandtschaft erntete ich meist nur Staunen und Verwunderung. Meist wusste ich mehr darüber als meine Gesprächspartner. Ich habe das Gefühl, dass man darüber immer noch nicht gerne spricht. Das erinnert mich an das Thema Holocoust in D.
    Den damaligen Ministerpräsidenten Imre Nagy kennt man gerade noch, aber die Namen seiner Mitstreiter sind für die meisten Ungarn böhmische Dörfer.
    Wen es interessiert, der kann im Ungarnforum gerne mehr erfahren. Hier sollte die Politik im Hintergrund bleiben, finde ich.
    Wer Lust hat meinen Beitrag über die Ereignisse von 1956 im Ungarnforum zu lesen, der gebe bitte bei der Suche Der ungarische Volksaufstand 1956 ein.
    Wer sich über die Zeit nach den zweiten Weltkrieg in Ungarn informieren möchte, dem empfehle ich einen Besuch des Terror háza in Budapest. Die Internetseite ist leider nur in englisch und ungarisch. Meinen Beitrag darüber im ungarnforum: bitte "Terror" suchen.
    Leider sind die Direktlinks ins Ungarnforum nicht möglich. Die Links werden leider zerstückelt und man kommt nicht dort an wo man hin will.


    Ich stelle fest, dass ich nochmal nach Budapest fahren muss! Ich habe noch nicht mal die Hälfte von dem gesehen , was Du uns hier gezeigt hast.


    Wie recht Du hast, Elke! Ich fahre ja nun schon 40 Jahre regelmäßig nach Ungarn und entdecke in Budapest immer wieder was neues!



    waldi :174:

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