Was die bosnischen Muslime und ihr weibliches Outfit betrifft, so sehe ich am Hamburger Hauptbahnhof mehr Kopftuchträgerinnen als in Sarajevo, Mostar oder Bihac; auch in Dörfern scheinen sie in der Minderheit zu sein. Um den Brunnen am Eingang der Bascarsija herum treten sie etwas gehäufter auf, dann waren es oft türkische Touristinnen, zum Teil aus Deutschland ...
Nach einer Kaffeepause geht die Stadtführung weiter.
An der schwedischen Botschaft vorbei, an der reger Publikumsverkehr herrscht
(es gibt viele bosnische Migranten in Schweden)
kommen wir zu dem Platz, der 1914 Weltgeschichte gemacht hat,
nämlich der Latinski Most oder Lateinerbrücke, an der der serbische Nationalist
Gavrilo Princip das österreichische Thronfolgerpaar erschossen hatt.
Da wo das rote Auto parkt, stand der 19jährige Prinzip, mit dem Gesicht zur Brücke, d.h. zu uns und ...
Knapp vier Jahre später starb er in Thereseinstadt an Tuberkulose, in völliger Isolationshaft einschliesslich Sprechverbot.
Dort wo die Bank steht, befand sich zeitweise ein Denkmal.
Vor dem letzten Krieg waren Princips Fußspuren im Asphalt einbetoniert, jetzt gibt's eine Nachbildung im Museum, das sich gegenüber dieser Ecke befindet und im wesentlichen das Attentat zum Thema hat.
Irgendwo da oben, wo jetzt die Masten stehen, stand 1992 - 95 serbische Artillerie, die fast pausenlos in die Stadt hineinschoss, ungezielt und oft auch gezielt dorthin, wo sich Menschen aufhielten. Das Leben in der Stadt muss damals die Hölle gewesen sein - und dort zu stehen, von wo ich diese Aufnahme gemacht habe, und wo jetzt unser bosnisch-serbischer Bus (weil die Firma, laut Erich, billiger und zuverlässiger ist als die Konkurrenz aus der Föderation) mit einem freundlichen und exzellenten Fahrer auf uns wartet, war damals lebensgefährlich.
Im Bus geht's durch die berüchtigte "Sniper-Allee", durch die man sich während der Belagerung nur im Laufschritt von Deckung zu Deckung oder - im Auto - mit Höchstgeschwindigkeit bewegen durfte, an einem Wald von Hochhäusern vorbei (in denen damals nicht nur die Aufzüge nicht funktionierten ...). Heute sind Aufzüge, Fenster etc. repariert, die Straßenbahn fährt, und man kann sich an den Ampelkreuzungen die Windschutzscheibe putzen lassen.
Über die Stadtautobahn kommt man in den Vorort Ilidza, und nach einer längeren Irrfahrt (eine Autobahnbrücke ist gesperrt) landen wir an der Quelle des Flusses, der diesem Land den Namen gegeben hat - der Bosna ...
in einem Park, der auch im Schwarzwald sein könnte
Der Versuch, ein Schwanenpärchen so aufzunehmen, dass beide Köpfe sichtbar und nicht unter Wassser sind, braucht einige Zeit - derweil hab ich die Gruppe verloren und nur der Umstand, dass ich mir (weil mir ähnliches schon öfter passiert ist) die Mobilnummer der Reiseleitung gespeichert habe, erspart mir eine längere Suche
Schärfer ging's unter diesen Umständen leider nicht.