5. Tag
Der 31. 7.09, der Freitag, war für uns ein willkommener Tag zum Ausklingen. Wie sich das schon anhört. Aber es war tatsächlich so, dass auch die innere Anspannung, ob auch alles klappt, nunmehr völlig abfiel .
Wir nahmen uns nur noch vor, unsere guten und liebenswerten Bekannten in Schenna über Meran zu besuchen, die uns später beim Eintreffen überaus herzlich empfingen und bewirteten
Los ging`s. Beim gemütlichen Einrollen durch die Obstplantagen hinab zur Etsch,
sahen wir, dass diese doch arg mitgenommen wurden vom Hagel.
Aber dies traf nicht auf alle Obstbäume zu, weil sich viele mit Hagelnetzen abgesichert hatten.
Dieser Schutz ist aber sehr teuer. Nach Auskunft unseres guten Bekannten,
kostet dieser für rd. 1 ha 30.400.-€. Da bedarf es langer Amortisation.
Hatten wir beim Eintreffen in Schenna schon ein kleines Gewitter überstanden, so nutzten wir nach ausgiebiger und unterhaltsamer Gesellschaft die Zeit, um vor einem nachfolgenden Gewitter rechtzeitig zur Pension zurückzukommen.
Beim Eintreffen fanden wir auch schon die erforderlichen Ausdrucke der Fahrtzeiten für die am nächsten Tag geplante Rückfahrt mit dem Zug vor. Service pur.
So konnten wir unsere Rückreiseplanung beruhigt abschätzen.
6. Tag
Der 1. August 09 war also der Rückreisetag. Also zum Bahnhof nach Bozen.
Eigentlich bedarf es hier keiner Erläuterung mehr. Eine Zugfahrt halt. Aber, auch vor dieser hatten die Götter den Schweiß, besser in diesem Fall die Aufregung, gesetzt.
Was war los?
Wir kamen um 11.15 Uhr am Bahnhof in Bozen an. Da der Bahnhof nicht barrierefrei ist,
zumindest erkannten wir dies wegen der dauerenden Umbauarbeiten nicht, mussten schon mal die Räder in die Halle hinauf gewuchtet werden, was uns aber jetzt nicht mehr störte.
Nachdem wir unsere Tickets bezogen hatten, wobei wir erfuhren, dass der soeben eintreffende Intercity für Räder nicht geeignet war, sondern ausschließlich Regionalzüge, die in jeder Ortschaft hielten, dafür vorgesehen sind, holten wir , nachdem man uns angewiesen hatte, die Tickets in den grünen Kästen zu entwerten, die Fahrpläne in einem weiteren Schalter ab.
Dies wurde erforderlich, da auch die Regionalzüge nicht durch fuhren, sondern nur bis zum Brenner.
Dort war aber nicht eine Weiterfahrt mit dem Zug nach Innsbruck angesagt, sondern angeblich bis 29.8. wegen Gleisbauarbeiten, eine Ersatzbusfahrt. Also für uns eine Radfahrt hinunter nach Steinach.
War in Bozen noch die Gelegenheit mit dem Aufzug zu den einzelnen Bahnsteigen an verschiedenen Gleisen zu gelangen, so gab es dies nach Auskunft eines Bahnbeamten in der „Statione“ am Brenner nicht.
Auch gut. Zig Treppen rauf und runter und da wir Glück hatten und uns auch hier das Wetter hold war, gab es nun eine dynamisch, schwungvolle Abfahrt nach Steinach Bahnhof um den nächsten Zug zu erreichen.
So weit so gut, nun mussten wir uns bei einem Fahrkartenautomaten (kein Zugangestellter weit und breit für Rückfragen in Sicht) die erforderlichen Tickets lösen. Wobei dieser liebe Automat außer 10 und 5 € Scheinen, neben Münzen, nichts annahm.
Man sieht, die Bahn hat international übergreifend, echte Servicewüsteneigenschaften.
Das Problem wurde rechtzeitig gelöst, die unmittelbar anstehende Weiterfahrt bis Innsbruck war durch eine herrliche Aussicht bereichert, die Bahnsteige konnten am dortigen Hauptbahnhof mittels Aufzug verlassen werden.
Neue Tickets besorgen stand nun an, wir nahmen die nächste Fahrtmöglichkeit, und wählten einen durchgehenden Zug nach München. Von dort ging es dann mit Rad zurück zum Wohnsitz.
Normalerweise sind diese Dinge gar nicht anzusprechen, alltägliche Stolpersteine gibt es allenthalben, aber zeitgemäß ist diese Beförderungsart wegen ihrer aufgeteilten internationalen Verbindungen wahrlich nicht mehr. ( Dabei gab sich das Bahnpersonal länderübergreifend alle Mühe und war sehr freundlich und hilfsbereit). Hier haben nach meiner Meinung ganze Generationen von Politikern nicht weitblickend gehandelt. Höflich formuliert.
Ein solches Chaos ist bei dieser enorm gestiegenen Anfrage der Fernwanderer nicht mehr akzeptabel. Hier wird entgegen aller Vernunft wieder die Straße in den Focus gerückt.
Denn Reiseunternehmen mit ihren Bussen, wie gesehen, profitieren ebenfalls von der Schwäche der internationalen Bahnlogistik.
Auf die einzelnen Möglichkeiten, wie des Fahrradversandes von Südtirol brauche ich nicht einzugehen, scheiden sie doch wegen der teuren Räder außer Sichtweite aus.
Diese Anmerkungen sollen aber nicht einmal im Ansatz das für uns so gelungene Projekt der Alpenüberquerung mindern. Wir hatten überaus erfüllte Tage und es breitete sich große Zufriedenheit über unser Vorgehen aus.
Und , falls der geneigte Leser bis jetzt durchgehalten hat und nicht eingeschlafen ist, so möchte ich mich , möchten wir uns, für diese heroische Gewaltleistung, diesen Beitrag bewusst gelesen zu haben, ganz herzlich bedanken, zeigt es uns doch, dass es vielleicht den erwünschten Anklang findet.
Cilli und Helmut