Um es gleich am Anfang dieses Berichts zu sagen: Vlora ist keine städtebauliche Schönheit. Da gibts kaum Historisches. Die Stadt ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen. Dies vor allem wegen dem Zuzug von Albanern aus dem armen Hinterland die sich in der Großstadt mit dem schnell wachsenden Tourismus eine Steigerung der Lebensqualität erhofften. Es wurde wild gebaut. Vieles davon schwarz. Und noch dazu gibts vor allem an den nördlichen Ausläufern der Stadt Altlasten von ehemaligen nun pleite gegangenen Industriebetrieben. Und doch haben wir Vlora wegen der Lage für unsere Erkundungen im Umland gewählt.
Um die Stadt zu erkunden fuhren wir etwa drei Kilometer bis ins Zentrum. Parken kann man immer in einer albanischen Großstadt. Es stellt sich nur die Frage wo. Parken in zweiter Reihe ist normal, in dritter Reihe nicht ungewöhnlich. Auch am Rand von Kreisverkehren oder Kreuzungen wird das Auto abgestellt. Irgendwie geht das alles. Die Bordsteine der Gehwege sind meist recht hoch, so daß nur SUV dort abgestellt werden können. Strafzettel sind anscheinend weitgehend unbekannt obwohl die Polizei durchaus Präsenz zeigt.
Wir hatten zwar ein paar Örtlichkeiten auf unserem Plan. Allerdings gibts Stellen die wir spontan näher angeschaut haben. So mache ich das oft wenn ich einen ganzen Tag Zeit für die Erkundung einer Stadt habe.
Hier finden wir einen Parkplatz.
In kleinsten Räumlichkeiten oder davor wird Handel mit was auch immer getrieben.
Wie auch in Montenegro bereits beobachtet haben die verzinkten Metallcontainer für den Müll keine Deckel. Logisch, der wird abmontiert und als Altmetall verschachert. Auch die Deckel von Müllcontainern aus Kunststoff fehlen. Das hat aber einen anderen Grund. So ein Ding wird nicht unbedingt sachgemäß behandelt.
Zum Frühstück gibts in einem Cafe Cappuccino mit kroatischen Kaffee der Marke Franck und Croissants.
Hier parkt niemand auf dem breiten Gehweg.
Der Roller von Yamaha ist vom Design her nicht gerade der neueste, dafür jedoch anscheinend gut gepflegt.
Wer aus welchen Quellen auch immer Geld hat muß in Albanien das seinen Mitmenschen zeigen. BMW, Mercedes, mit Einschränkungen Audi und Porsche SUV sind ideales Mittel dazu.
Nicht jeder hat eine Klimaanlage im Haus und so sind diese Markisen ideal die sommerliche Hitze zumindest etwas draußen zu lassen.
Hier kann man sich nach Maß individuelle Kleindungsstücke anfertigen lassen. Dazu gibt es jetzt im Oktober auch Olivenöl für 8 Euro der Liter zu kaufen.
Die albanische Eisenbahn ist ein Trauerspiel. Fast alle Strecken sind eingestellt. Auch der ehemalige Kopfbahnhof in Vlora ist verwaist.
Opa passt auf die Puten auf die anscheinend zwischen den Schienen etwas Nahrung finden.
Wir gehen bis zum Ende weil ich mir den Bahnhof ansehen möchte.
Das ist er im typischen Stil der kommunistischen Ära.
An der Fassade prangern die üblichen "glücklichen werktätigen Arbeiter mit ihren Familien".
Das waren noch Zeiten wo anfangs der große Bruder im Kreml und später der aus Peking das kleine Land im Mittelmeer unterstützte.
Der Traum von unendlicher Stromerzeugung durch Atomenergie wurde wohl aus Kostengründen nie verwirklicht. Wie gut, gibt es wenigstens zu den anderen Altlasten im Boden wenigstens keinen Atommüll dazu.
Ein paar Eimer Farbe und das wird schon wieder. Oder etwa nicht?
Dieser kleine Imbiß hat sich darauf spezialisiert nur Gerichte vom Holzkohlengrill aus Hühnern anzubieten. Rechts im Bild sieht man die Kohlensäcke die täglich neu angeliefert werden. Wir haben am nächsten Tag hier auch gegessen und es hat sich wirklich gelohnt.
Wir gehen auf der Prachtstraße ins Zentrum. Es gibt nicht nur zu beiden Seiten einen Gehweg sondern auch in der Mitte. Dazu kann man hier auch gefahrlos radeln.
Den Zweck dieses Gebäudes erkennt wohl jeder. Rechts sieht man das Stadtwappen.
Nicht weit weg ist die Muradie Moschee. Leider war die gerade geschlossen.
So begnügen wir uns mit dem Anblick des Fliesenbodens davor.
Der da ist wichtig für die nationale Identität des Landes. Leider wurde er ermordet. Albanien hatte es selbst nach 1912, der selbst erklärten Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich nicht leicht. Die Nachbarn Italien, Griechenland und Serbien haben seit Jahrhunderten ein Auge auf das Land der Skipetaren geworfen.
Ein Berg in der Stadt ist immer gut. Wenn man da hinauf gelangt hat man meist einen guten Blick auf das Häusermeer.
Bei dem hier handelt es sich um den Chef eines muslimischen Ordens der unter Enver Hoxha zwar ein paar Jahre toleriert wurde. Gegen Ende seines Lebens stand er jedoch unter Hausarrest.
Eine imposante Treppe führt zu dieser Figur.
Wir gehen den verfallenen Weg nach oben.
Manchmal frage ich mich schon in Albanien ob denn niemand Zeit und Lust hat zumindest ein bischen die Infrastruktur mit wenig Aufwand zu verbessern? Zwei Arbeiter und eine Motorsäge und flugs wäre an einem Tag diese Treppe wieder freigelegt.
Im Hintergrund erkennt man die Insel Sazan. Das ist die größte Insel Albaniens.
Fortsetzung folgt...
jürgen