Der Kalvarienberg in Banská Štiavnica (deutsch: Schemnitz) in der Slowakei
Dieser Bericht ist dem Gedenken an Josef (Mitglied seit 1. September 2005, verstorben im September 2021) gewidmet.
Josef hätte dieser Kalvarienberg sicherlich gefallen. Der Kalvarienberg wurde zwischen 1744 und 1751 gebaut. Der Jesuit František Perger (* 1. Juli 1700 in Rom; †† 26. April 1772 ebenda) war ein slowakischer Jesuit. Er förderte und leitete den Bau des Kalvarienbergs in Banská Štiavnica (1744 – 1751) und der Kalvarienberg- Kirche in Prešov (1753).
Das als Pilgerweg auf einem Berg angelegte barocke Ensemble besteht aus 25 Stationen, dazu gehören 24 Kapellen, 2 Kirchen, die Heilige Stiege und die Statue der Schmerzensmutter unter dem Kreuz. Zusammen mit der historischen Altstadt und technischer Bergbauanlagen in der Umgebung ist er Teil einer UNESCO-Welterbestätte in der Slowakei.
Schon bei der Anreise sieht man den Kalvarienberg von der Ferne.
Auch von der Stadt aus sieht man den Kalvarienberg von fast überall.
Jede der Kapellen war mit kunstvollen Figurengruppen der einzelnen Kreuzwegszenen ausgestattet. Die Kirchenfresken wurden von Anton Schmidt in Trompe-l’œil Technik angefertigt. Banská Štiavnica ist die älteste Bergbaustadt der Slowakei und hatte ihren Höhepunkt im 18. Jahrhundert. Reiche Bürger und Bergbaubesitzer, sowie Adel unterstützten das Vorhaben des Kalvarienberges. Auch Franz I Stephan, der Gemahl von Maria Theresia spendete eine Kapelle, die mit Hilfe der Bevölkerung und der Bergarbeiter errichtet wurden.
Bis 1951 war es eine vielbesuchte Pilgerstätte, bis die Kommunisten ein Verbot für Pilger aussprachen und die Kapellen sowie der Weg zunehmend dem Verfall preisgegeben waren. Vandalismus und Kunstraub machten den Kalvarienberg zu einem der 100 meist gefährdeten Kulturdenkmäler der Welt. Der Kalvarienberg und die Stadt Banská Štiavnica wurden im Jahr1993 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. 2007 begann man mit der Rekonstruktion und Restaurierung, vorhandene barocke Tafeln und Figuren wurden in das Museum in der alten Burg gebracht, wo Artefakte heute unter dem Ausstellungstitel „Calvary in Asylum“ zu sehen sind.
2008 wurde ein Fonds zur vollständigen Restaurierung geschaffen, 2018 konnten die Obere Kirche und die wichtigsten Stationen fertiggestellt werden.
Im Infocenter am Fuße des Kalvarienberges kann man sich einen Schlüssel für die obere Kirche ausleihen.
Im Folgenden zeige ich den Kalvarienberg und die Darstellungen in den einzelnen Kapellen und Kirchen in der Reihenfolge der Stationen. Im Prospekt, welches man im Infocenter bekommt, sind die Stationen und die Kategorien gelistet:
Stationen 1, 2 und 3 befinden sich in Restauration
Stationen 4, 5, 6, 8, 13, 16 und 17 sind Kapellen der Kirchen und der Sichtachse des Kalvarienberges
Stationen 7, 9, 10, 11, 12, 14 und 15 zeigen Szenen aus der Passion
Stationen 18, 19, 20, 21, 22, 23 und 24 zeigen Motive der Mutter Jesu und aus dem Leben von Jesus, die beim Hinuntergehen besucht werden. Man geht links entlang der Stationen hinauf bis zur oberen Kirche und rechts hinunter, so ergibt sich eine logische Reihenfolge der Stationen.
Vom Infocenter hat man bereits einen Blick hinauf auf die Kapellen und die obere Kirche.
Die Station 1 heißt „Beurlaubung“. Die Szene zeigt Jesus nimmt Abschied von seiner Mutter. Der Abschied Christi von Maria wird regional auch als Urlaub bezeichnet (von mittelhochdeutsch urloup „Erlaubnis, wegzugehen“), bildliche oder figurale Darstellungen als Urlaubergruppe. Der Typus war vor allem zur Zeit des Barock – im Zuge der damals im Rahmen der Gegenreformation vermehrt gepflegten Formen der Marienverehrung – weit verbreitet.
Station 2 – Die Versuchung Jesu. Jesus wird vom Satan in drei verschiedenen Versuchungen auf die Probe gestellt und beweist seine Stärke und Entschlossenheit, indem er jedes Mal widersteht. Der Überlieferung nach fand dies auf dem Berg der Versuchung im heutigen Westjordanland statt.
Station 3 – Jesus wäscht den Aposteln die Füße. In Johannes 13 (Joh 12,1–20) wird beschrieben, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Das symbolisiert auch das, was wir heute füreinander tun sollen.
Die untere Kirche mit drei Kapellen
Station 4 – Kapelle des heiligsten Herzens Jesu
Station 5 – Kapelle des Letzten Abendmahls
Station 6 – Kapelle des schmerzenden Herzens der Jungfrau Maria
Station 7 – Christus am Ölberg
Station 8 – Die Heilige Treppe mit der Kapelle der Dreifaltigkeit
Dieses Bauwerk bezieht sich auf die Scala Santa (deutsch Heilige Treppe) im Lateran in Rom, die zur Capella Sancta Sanctorum hinaufführt. Auf ihr habe Jesus von Nazaret hinaufsteigen müssen, als er zum Verhör bei Pontius Pilatus geführt wurde. Die Pilger dürfen diese Treppe nur auf Knien emporgehen. Es gibt aber daneben eine normale Treppe für diejenigen, die es nicht schaffen, auf den Knien empor zu rutschen.
Station 9 – Jesus wird von Judas verraten
Station 10 – Jesus vor Kaiphas
Station 11 – Jesus vor Herodes
Station 13 – Ecce Homo Kapelle und Gefängnis. Hier habe ich es verabsäumt, ein Foto der Kapelle zu machen, deshalb ein Foto aus Wikipedia mit Quellenangabe.
Ecce Homo
Fotografie: Patrik Kunec (Diskussion) - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60729066
Station 14 – Jesus trägt das Kreuz
Station 15 – Jesus wird ans Kreuz genagelt
Die obere Kirche
Station 16 – Kapelle der Kreuzigung
Wenn man sich den Schlüssel ausgeliehen hat, kann man auch auf den Turm steigen und hat eine herrliche Aussicht auf Banská Štiavnica und die Schemnitzer Berge.
Hinter der Kirche befindet sich die Station 17 – Das Grab.
Danach setzen wir unseren Kreuzweg mit den Motiven der Schmerzensmutter Maria und dem Leben von Jesus fort.
Station 18 – Beschneidung Jesu
Station 19 – Flucht nach Ägypten
Station 20 – Der zwölfjährige Jesus im Tempel
Station 21 – Jesus begegnet seiner Mutter. Diese Szene wird in den meisten Kreuzwegen als vierte Station gezeigt. Hier werden die Szenen mit der Mutter Maria erst am Abstieg von der obersten Szene mit der Kapelle der Kreuzigung thematisch zusammengefasst. Die meisten Kreuzwege haben auch nur vierzehn Stationen, manche zeigen noch eine Szene mit der Auferstehung als fünfzehnte Station. Der Kalvarienberg in Banská Štiavnica hat 25 Stationen, die Wege sind nach den Passionsszenen und die Szenen mit der Mutter Maria getrennt rechts und links einer zentralen Blickachse mit den zwei Kirchen, der Statue der Maria Dolores unter dem Kreuz, der Ecce Homo Kapelle und der Oberen Kirche dargestellt. Diese Blickachse zeige ich bei Station 25, die gleichzeitig die letzte Station darstellt.
Station 22 – Maria unter dem Kreuz
Station 23 – Schmerz Maria (Pietà)
Station 25 – Maria Dolores, sieben Schmerzen der seligen Jungfrau Maria
Hier sieht man in der Blickachse die untere Kirche, die Ecce Homo Kapelle und die obere Kirche. Rechts und links die beschriebenen Kapellen.
Im alten Schloss gibt es die Ausstellung mit original Tafeln der einzelnen Bilder. Leider war es zu spät, uns diese Ausstellung noch anzusehen. Es geht mir wie mit vielen Orten, die ich besucht habe. Nach dem ersten Besuch und nachherigen Recherchen würde sich ein weiterer Besuch mit dem nun angeeigneten Wissen lohnen. Aber da gäbe es ja noch die schöne Stadt Prešov mit dem Kalvarienberg zu besichtigen, wenn das nicht so weit weg wäre.
Johannes