Auf dem Boot im Grand Harbour:
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Auf dem Boot im Grand Harbour:
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Ich habe es ja schon einmal gesagt, das ist wieder ein Reisebericht, besser als jeder Reiseführer oder irgendwelche online Beschreibungen. Heiko, deine Reiseberichte ließen sich in einem Buch veröffentlichen, aber schön, dass du sie uns zur Verfügung stellst.
Momentan kann ich sie nur am Handy lesen, sobald ich wieder in Wien bin, schaue ich mir alles am großen Bildschirm an.
LG
Johannes
03– Ein Tag auf Gozo – 20.06.2023
Der heutige Tag sollte ganz der Nachbarinsel Gozo gewidmet werden. Nach dem Frühstück ging’s also in den Norden nach Cirkewwa (Stadtteil von Mellieha), wo die Fähren abfahren. Sie kosten nichts. Nein – das stimmt natürlich nicht ganz. Die Hinfahrt muss jedoch nicht bezahlt werden. Die Rückfahrt kostet 15,70 €. Ich peilte die 9:00 Uhr – Fähre an und kam zu meinem Glück auch noch drauf. Nach mir aber höchstens noch 10 Autos. Dann war voll. Die Überfahrt dauert 25 Minuten.
Warten an der Fähre
Die Fahrt beginnt
Auf nach Gozo
Die Fähren zur Insel Gozo
Anfahrt in den Fährhafen von Mgarr
Die letzten PKW's verlassen die Fähre
Gozo ist deutlich ruhiger als ihre große Schwester, doch die Straßen sind von gleicher Qualität. Mein erstes Ziel war der kleine Küstenort Xlendi (sprich: Schlendi). Es ist ein schnuckeliger Ort in einer ebenso süßen Bucht. Ich parkte auf einem Parkplatz mit einem Warnschild. Man solle hier nicht parken, weil dieser Platz überflutet werden könne. Na ja – sicher nicht in der kurzen Zeit, in der ich hier war, also stellte ich mich zu den anderen Autos, die ebenfalls dort standen. Kommt man in die Bucht hinab, geht es rechter Hand hinter dem Restaurant Ta‘ Karolina einen kleinen Pfad hinauf. Von dort blickte ich in die kleine Bucht hinab. Ein schöner Blick. Ein Engländer kam mir entgegen. Er erzählte mir, dass er sich mit Anderen zum Tauchen treffen wollte. Die Sonne brannte bereits unerbittlich, so dass ich ohne einen Schluck aus der Pulle nicht auskam. Es ist nicht weit hier hinauf, doch der Schweiß lief bereits in Strömen.
Ankunft in Xlendi
In der hübschen Bucht
Hier geht der Pfad hinauf
Blick in die Bucht von Xlendi
Geht man den Pfad weiter, gelangt man hinab in die Grotte Ghar ta‘ Karolina. Ich quetschte mich eine schmale Treppe hinab, wand mich zwischen Felsen hindurch und kam an den unteren Höhleneingang am Wasser. Ein schönes Fleckchen. Der weitere Spaziergang führte mich wieder hinunter in die Bucht am kleinen Ortsstrand. Ein Schild mit der Aufschrift „Paulaner Weißbier“ ließ mich schmunzeln. An einigen Restaurants entlang, kam ich zur hinteren Buchtseite und lief die Straße hinauf. Man hält sich so weit wie möglich am Wasser, verlässt die Straße nach rechts und kommt in eine kleine Schlucht mit einer alten Brücke, die man schließlich überquert. Dann kommt man zum Beginn der Xlendi Bay an den Xlendi Tower. Es war wunderschön hier, und ich schoss etliche Fotos. Zurück im Hafen setzte ich mich an einen Tisch direkt am Wasser in den Schatten und gönnte mir einen Mojito und einen Orangensaft.
Blick von oberhalb der Höhle zum Buchteingang mit dem Xlendi Tower
In die Höhle hinab
In der Höhle Ta' Karolina
Blick aus der Höhle
Sonnenanbeter
Blick von der anderen Seite in die Bucht
Blick zum Xlendi Tower
Am Eingang in die Bucht
Fußgängerbrücke zum Xlendi Tower
Xlendi Tower
Auf Gozo gibt es den Dwejra-See oder auch Inland Sea genannt. Es handelt sich um einen kleinen See, der mittels eines unterirdischen Felsdurchbruchs mit dem Meer verbunden ist. Man kann hier mit einem Boot durch den Felsspalt auf das offene Meer hinaus fahren. Von oben musste das herrlich aussehen, und so war mein Ziel zunächst der „Inland Sea Viewpoint“ östlich des Sees. Ich fuhr mit dem Wagen hinab, doch der Weg wurde immer schlechter und war mit dem PKW eigentlich nicht mehr zu fahren. Ich wollte mich nicht festfahren, stellte mein Gefährt vor einem Gatter ab und lief zu Fuß den Berg hinab. Der Weg war schmal, felsig und führte mittels enger Serpentinen immer tiefer. Und dann – nicht zu fassen – kam ein alter LKW von unten diesen Weg hinauf. Die Einheimischen kennen da nix. Neben mir kam er zum Stehen. Der Fahrer fragte mich, ob der PKW ganz oben an dem Gatter mir gehöre. Er hatte ihn von weitem bereits gesehen. Der müsse weg, da ein Kollege gleich mit einem weiteren LKW dort hineinfahren müsse. Das durfte doch nicht wahr sein! Da war ich also umsonst hier hinab gelaufen, ohne zum Viewpoint zu gelangen. Ich war wenig gewillt, nun wieder hinaufzulaufen und fragte den Fahrer, ob ich mitfahren könne. Da er mich hinein winkte, hievte ich meinen Hintern auf den hohen Sitz. Das erlebt auch nicht jeder! Und so fuhren wir im ersten Gang ganz langsam den Berg hinauf. Ein Rätsel, wie man sich das mit diesem LKW wagen kann!
Im LKW
Gut, dann fuhr ich jetzt also von der anderen Seite richtig an den See. Zuvor hielt ich an der Gemeindekirche in San Lawrenz, die ich beeindruckend fand. Lustigerweise kam auch mein LKW-Fahrer am Platz vorbeigefahren, und wir winkten uns. Oberhalb des Dwejra-Sees parkte ich meinen Mietwagen. Zuerst wollte ich den Dwejra Tower näher in Augenschein nehmen. Von ihm aus hat man einen schönen Blick in die nahe gelegene Dwejra Bucht und den kleinen Fungus Rock, der mittig vor der Bucht im Meer thront. Im Anschluss lief ich hinunter zum See, der mit dem Felsspalt schon von weitem sehenswert aussah. Da er ein Besuchermagnet ist, verwundert es nicht, dass man rund um den See einige Getränkebuden und Imbisse vorfindet. Vor einem Shop spielte ein Herr mit einer Gitarre. Ich betrat die kleine Kapelle Sant‘ Anna. Da drei Besucher in ein Gebet vertieft waren, machte ich kehrt, um sie nicht zu stören.
Fungus Rock
Ein erster Blick auf den Dwejra-See
Dwejra-Tower
Dwejra Bucht
Ankunft am See
Im Westen des Sees befindet sich das Blue Hole. Es ist eine sehenswerte Stelle mit einem tiefen, blauen Loch, welches einige Touristen zum Tauchen nutzen. Bis zum Jahre 2017 stand nebenan das spektakuläre Azure Window. Es war ein natürlich entstandenes Felsentor mit etwa 100 Metern Länge und 20 Metern Höhe. Während eines Sturms stürzte es im März 2017 ein. Die Felsformationen entstanden vor vielen Millionen Jahren. Das Azure Window und auch das Blue Hole entstanden durch den Einsturz zweier großer Höhlen. Die gesamte Steilküste der Insel stellt den letzten Teil einer ehemaligen Landbrücke zwischen Afrika und Europa dar, die zum Ende der letzten Eiszeit unterbrochen wurde. Die Felsformation des Azure Window selbst bildete sich nach Ansicht von Geologen jedoch erst im 19. Jahrhundert.
Am Blue Hole
Die Formation war permanent starkem Wind und heftigen Wellen ausgesetzt, was sie langsam auszehrte. Im April 2012 stürzte bereits ein Teil ein. Seitdem war das Betreten verboten und wurde im Januar 2017 sogar unter Strafe gestellt. 2010 wurde für Game Of Thrones die Hochzeit von Daenerys Targaryen und Khal Drogo in Sichtweite des Felsentors gedreht, was selbstverständlich kritische Stimmen von Umweltschützern auslöste.
Taucher im Blue Hole
Genau über dem Felsentor führt ein Pfad entlang. Hier wollte ich hin. Im Internet hatte ich gesehen, dass sich hier „Karrenspuren“ befinden sollen. Die sogenannten „Karrenspuren“ (Cart Ruts) sind vermutlich tausende Jahre alte Spuren tief im Gestein, die man an vielen Orten auf Malta, aber auch auf Gozo findet. Oftmals befinden sie sich in Küstennähe. Der genaue Ursprung ist unbekannt. Von wirklichen Karren können die Spuren wahrscheinlich nicht stammen, da sich meines Wissens nach die Spurbreite hin und wieder ändert. Da sie an vielen Stellen schnurgerade über die Insel führen, wird jedoch der Ursprung durch Menschenhand anerkannt. Manche Forscher glauben an vorzeitliche Bewässerungssysteme. Vielleicht sind die tiefen Rillen im Gestein auch einfach Überreste der Spuren des Transports der großen Megalithe, mit denen man die vielen Tempel erbaut hat. Laut des britischen Schriftstellers und Journalisten Graham Hancock haben Taucher diese Spuren auch auf weit entfernten Inseln und sogar auf dem Meeresgrund gefunden. Und das ist das Mysteriöse, denn sollte dies stimmen, wäre eine mögliche Erklärung, dass sie bereits so alt sind, dass sie schon zur letzten Eiszeit existierten, als an diesen Stellen auf dem Meeresgrund kein Wasser war. Auf jeden Fall sind die Spuren ein Mysterium.
Blick zum Dwejra-See
Also bewegte ich mich den Hügel hinauf. Die Sonne knallte auf den steinigen Boden. Mein Kopftuch fing den Schweiß auf. Es hatte viel zu tun. Niemand sonst war hier oben anzutreffen – niemand sonst ist so verrückt. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf den See. Von den Karrenspuren jedoch war nichts zu sehen.
Blick von oben
Ab zum See. Ein Bier im Schatten musste her. Welch Erlösung! Eine deutsche Frau hatte sich an den Nebentisch gesetzt. Ich hatte noch gehört, wie sie etwas zu ihrem Mann gesagt hatte, der nun im Innern des Restaurants „Azure Window“ verschwunden war. Ich sprach sie an. Es ist schön, sich mal mit einem Deutschen unterhalten zu können. Sie wunderte sich, woher ich wusste, dass sie Deutsche war, und erzählte mir, dass sie sich vor ein paar Tagen eine halbe Stunde mit einem anderen Paar auf Englisch unterhalten hatten, bevor sie merkten, dass auch die Anderen Deutsche waren. Haha. Ja, das kann passieren. Sie hatten ihren Urlaub zweigeteilt. Zuerst eine Woche auf Gozo, und dann eine Woche auf Malta. Wir sprachen über vielerlei Dinge, und schließlich lief ich hinab zum See, um in eines der Boote zu steigen, die den See durch das Felsentor verließen. Die Fahrt kostet 5 € pro Person.
Am Dwejra-See
Gleich geht's los!
Am See stehen einige kleine Steingebäude mit bunten Türen. Etliche schmale Stege führen auf das Wasser hinaus. Die Insassen des Bootes bekamen orangene Rettungswesten verpasst. Als das Boot voll war, legten wir ab. Durch den langen Spalt hindurch, um auf der anderen Seite auf dem Meer wieder herauszukommen. Dann ging es rechts ab. Der Fahrer zeigte uns einige, weitere Höhlen und Felsformationen unterhalb der hohen Steilküste. Fledermäuse mögen diese Höhlen komischerweise nicht; dafür werden sie von vielen Tauben bewohnt. Einer der Felsen hatte die Form eines Krokodils. Die Fahrt dauert lediglich 15 – 20 Minuten.
Auf geht's!
An der Küste entlang
Felsen in Form eines Krokodils
Durch den Felsspalt zurück
Als ich wieder den Weg hinauf kam, am Restaurant Azure Window vorbei, saß die deutsche Frau noch immer dort. Ich grüßte kurz und setzte mich auf einen schönen Platz im Restaurant ganz vorn in der Ecke mit Blick auf den See. Ich hatte Hunger und gelesen, dass sie auch hier Kaninchen anboten. Also wollte ich die Gunst der Stunde nutzen. Bei den Temperaturen brauchte man auch einfach viele Pausen. Das Kaninchen kam ganz typisch in Rotweinsoße, mit Brot, Rosmarinkartoffeln und Grillgemüse. Dazu bestellte ich ein Glas Rotwein. Zunächst kam jedoch etwas Bruschetta auf’s Haus. Das gesamte Essen schmeckte hervorragend, obwohl der typische Kaninchengeschmack natürlich in der Rotweinsoße untergegangen war, doch ich kam auf meine Kosten.
Vorspeise
Hauptspeise
In der Nähe des Ortes Gharb gibt es einen Wallfahrtsort. Es handelt sich um das Heiligtum Madonna Ta‘ Pinu und damit um mein nächstes Ziel. Die stattliche Basilika ist schon von weitem sichtbar. Die im neoromanischen Stil erbaute Kirche beinhaltet im Innenraum 6 Mosaike und Fenster in 76! Farben. Der schlanke, frei stehende Glockenturm ist über 60 Meter hoch. Im 19. Jahrhundert soll eine Einheimische die Stimme der Mutter Gottes aus der einstigen Kapelle vernommen haben, die ihr nahelegte, drei Ave Maria zu sprechen. Daraufhin soll ihre schwer kranke Mutter genesen sein. Ganze Busse voller Pilgerer kommen hier her. Auf dem großen Vorplatz stehen zwei Mauern mit aufwendigen Bildnissen und einige Statuen. Der Innenraum ist durchaus sehenswert, doch für meine ungläubigen Augen jetzt auch nicht gerade umwerfend.
Blick von weitem auf das Heiligtum Madonna Ta' Pinu
Ankunft an der Basilika
Die Mauern auf dem Vorplatz
Im Innern des Gotteshauses
Nun wollte ich zum Wied i-Mielah. Ein Wied ist ähnlich wie im arabischen Raum ein kleines Flusstal. Ich kenne auch dies noch von meinem Marokko-Urlaub, wo nahezu jeder Fluss so bezeichnet wird, da dort jeder Fluss nur ein vertrocknetes Flussbett ist. Die Hinfahrt war etwas abenteuerlich, und so war ich hier dann auch allein. Das Wied il-Mielah hat eine kleine Besonderheit. Als ich einen schmalen Pfad zur Küste hinab lief, erblickte ich einen herrlichen Kalksteinbogen. Es ist die kleine Schwester des 2017 eingestürzten Azure Window. Es ist ein sehr schöner Ort, an dem ich etwas verweilen musste, auch wenn ich hier vergeblich nach Schatten suchte. Als ich wieder abfuhr, kamen denn auch ein paar andere Besucher.
Das Felsenfenster im Wied i-Mielah
Durchblick
Auf dem Weg zurück konnte ich nicht umhin, kurz in Gharb zu halten. Die Gassen waren erstaunlich schön geschmückt. Ich kam an einen schönen Platz mit einem kleinen Brunnen. Die sehr alten Häuser sind sehenswert, und die barocke Pfarrkirche Madonna tal-Virtut ist mal wieder ein Hingucker. Ich kam mit einem Einheimischen ins Gespräch, der mir erzählte, dass man die Straßen bereits für das kommende Kirchenfest zu Ehren des Heiligen Paulus geschmückt hatte. Durch ihn habe ich gelernt, dass man den Namen des Ortes „Arb“ ausspricht und nicht „Gharb“. Das „Gh“ vorne wird einfach verschluckt. Er war wohl etwas erstaunt, dass ich als Deutscher in seinem kleinen Ort Halt gemacht hatte.
Geschmückte Straßen in Gharb
Pfarrkirche Madonna tal-Virtut
Am Ende dieses wunderbaren Gozo-Tags machte ich Halt in der Xwejni-Bucht, 1,5 Kilometer westlich von Marsalforn im Inselnorden. Die Xwejni-Bucht ist eine Schöne, an der man durchaus baden könnte. Westlich der Bucht befinden sich sehenswerte Salzpfannen. Ich erklomm extra einen kleinen Hügel, um Bilder von oben machen zu können. Zurück in der Bucht musste ich mich wieder vor einer Bar in den Schatten setzen und trank einen Granatapfelsaft. Im Osten der Bucht befindet sich die johannitische Artillerie-Batterie Qolla i-Bajda, die ebenfalls über einige kleine Salzpfannen verfügt. Auch sie nahm ich näher in Augenschein.
In der Xwejni-Bucht
An den Salzpfannen
Blick von oben auf die Salzpfannen
Zurück in die Xwejni-Bucht
Artillerie-Batterie Qolla i-Bajda
Bevor ich wieder zur Fähre nach Mgarr fuhr, schaute ich noch in Marsalforn. Marsalforn ist der touristischste Ort der Insel. Der Ort liegt in einer tiefen Bucht und hat einen großen Hafen, der von großen Hotels flankiert wird. Hier war einiges los. Viele sehenswerte Gebäude stehen an der gegenüberliegenden Seite. Ich sah einen Gastwirt, der mit offenem Mund vor seinem Restaurant schlief. Das fand ich einfach zu herrlich. Der ganze Tumult im Hafen war ihm einfach egal. Ich schlich mich an und knipste ihn. Das musste einfach sein. Was bin ich nur für ein fieser Hund. Viele Boote liegen hinter einer großen Hafenmole. Zum Abschluss nahm ich noch vor einem Restaurant Platz und trank eine Piña Colada, die jedoch zum größten Teil aus Schaum bestand. Man kann nicht immer Glück haben.
Ankunft in Marsalforn
Blick über den Hafen
Am Hafen
Siesta
Viele Hotels befinden sich hier
An den Molen entlang
Schließlich fuhr ich zum Fähranleger und genoss die Rückfahrt nach Malta. Nach dem Abendessen im Hotel lief ich auch heute hinüber zu Welbee’s Supermarket, um mir noch das eine oder andere Getränk zu kaufen. Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende zu. Es war der schönste Tag bisher.
Durch den Felsspalt am Dwejra-See:
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hallo Heiko,
wie immer hast du dich anscheinend auch auf diese Reise so gut vorbereitet, daß du nicht nur die Hotsports die jeder Tourist besucht anschaust sondern auch andere Dinge.
Das Thema Karrenspuren klingt wirklich interessant. Irgendwie ist es faszinierend, daß man die genaue Entstehung und den einstigen Zweck trotz vieler schlauer Archäologen noch nicht herausgefunden hat. Weist du wie tief im Meer die auch vorhanden sind? So könnte man ja Rückschlüsse ziehen weil der unterschiedliche Meeresspiegel über viele Tausend Jahre hinweg bekannt ist.
Auf jeden Fall ist der Juni wohl schon zu heiß um eine Insel wie Malta zu besichtigen. Sicherlich wird sich deine Klage über die Hitze in den Folgebeiträgen noch fortsetzen. Wenn es mir zu heiß ist, dann habe ich zumindest keine Lust auf ausdauernde Besichtigungen, selbst wenn ich mir ein entsprechendes Tagesprogramm vorgenommen habe.
Dann die Geschichte mit der Mitfahrt im Lkw. So eine Situation ärgert einen im ersten Moment. Letztendlich ist es eine Erfahrung der besonderen Art. Ein Bild der besonderen Art ist dir mit dem schlafenden Wirt gelungen.
Kannst du noch etwas zu den Salzpfannen sagen? Es scheint sich hier um eine Saline zu handeln die jedoch nicht mehr in Betrieb ist.
grüsse
jürgen
Hallo Jürgen,
leider entzieht es sich meiner Kenntnis, in welcher Meerestiefe diese Spuren gesichtet wurden. Ich hatte eine Dokumentation gesehen. Diese Informationen wurden jedoch nicht gegeben.
Es fühlte sich in der Tat zu heiß an, wobei wir aber höchstens 30° Celsius hatten. Das ist für Erkundungen in der prallen Sonne aber schon eine hohe Temperatur.
Die Salzpfannen neben Marsalforn scheinen noch immer genutzt zu werden. Direkt an der Straße neben der Anlage ist ein Shop, wo man auch Salz kaufen kann. Hier gibt es nähere Informationen:
Die Salzpfannen von Gozo - Peter sei selig - Genusspunkt Küche
04 – Auf der Spur der maltesischen Vorfahren – 21.06.2023
Teil a (Morgen)
Heute war Sommersonnenwende. Zu diesem Anlass hatte ich schon im Vorfeld eine geführte Tour bei Sonnenaufgang im Tempel Hagar Qim im Süden Maltas gebucht. Hier gibt es an diesem Tag (und um diesen Tag herum) nämlich etwas Bestimmtes zu beobachten. In einigen hundert Metern Entfernung befindet sich ein weiterer Tempel, der Tempel Mnajdra. Von solchen alten Steinmegalith-Tempeln gibt es auf Malta und auf Gozo über 20, doch die Meisten sind nicht so gut erhalten. Die Wissenschaftler streiten sich teilweise um das genaue Alter dieser Tempel. Man schätzt durchschnittlich um die 3.000 Jahre, was meines Wissens jedoch auch teilweise auf gewisse Funde zurückzuführen ist, die man in den Tempeln machte, die man auf dieses Alter datieren konnte, wie zum Beispiel kleine Figuren, die so scheinen, als hätten sie keinen Kopf. Vielleicht sind die Tempel ja noch älter! Wer weiß? Warum haben die Figuren keinen Kopf?
Und alle hat man wohl nach astronomischen Gesichtspunkten ausgerichtet. Zunächst war man sich nicht sicher, nach welchen, da alle Tempel nicht genau zur gleichen Seite ausgerichtet sind, doch manche sind der Ansicht, dass die Ausrichtung auf den Stern Sirius genau passt, der nun mal der hellste ist. Da die Erde eine gewisse kleine „Delle“ an einer bestimmten Stelle hat, also nicht perfekt rund ist, verändert sich der Nachthimmel von Zeit zu Zeit ein wenig. Es besteht die Theorie, dass dieses alte Volk deswegen die Ausrichtung von neuen Tempeln immer wieder etwas anpassen musste. Das würde auch dafür sprechen, dass das Volk lange existierte. Anhand von Funden in den Tempeln weiß man eigentlich nur, dass man sich von Fisch, Fleisch und Gemüse ernährte. Man schätzt, dass die Tempel eine Art Bedachung hatten. Da die einzelnen „Türen“ im Innern Löcher an den Seiten haben, waren sie wohl verschließbar.
Also musste ich heute ausnahmsweise um 4:00 Uhr aufstehen, da man sich um 05:30 Uhr am Besucherzentrum der Tempel treffen wollte. Der Sonnenaufgang war um 5:46 Uhr. Da ich dann etwas zu früh dran war, nutzte ich die Zeit, um den Mietwagen wieder vollzutanken. Die Gruppe teilte sich auf die beiden Teilgruppen Hagar Qim und Mnajdra auf, denn auch in diesem Tempel gibt es zur Sommersonnenwende etwas zu beobachten. Pünktlich startete unsere Führung, und unser Guide gab uns nach und nach etliche Informationen. Die beiden Tempel sollen sich nahezu im Urzustand befinden. Heutzutage hat man lediglich zwischen den Steinen eine kleine Betonschicht hinzugefügt, damit die Steine auch weiterhin aufeinander bleiben. Das ist aber kaum zu sehen, wenn man es nicht weiß. Heutzutage werden die Tempel durch eine Zeltplane geschützt.
Ankunft am Tempelkomplex Hagar Qim
Blick durch den Eingang hinaus
Portal in einen separaten Raumteil
In diesem Raum sollten wir unsere Beobachung machen
Blick durch den Tempel
An den Eingangsportalen sind Löcher an den Seiten zu sehen
Natürlich waren zu diesem Anlass auch einige esoterisch interessierte Besucher dabei, die barfuß kamen, mit Flöten Melodien spielten und in den Tempeln meditierten. Wenige Minuten vor 6:00 Uhr fiel dann das Sonnenlicht durch ein bestimmtes Loch in der Außenwand auf einen Megalithen im Innern, und es entstand eine Art Halbmond, der beim Hinabsinken am Stein immer voller wurde, bis er versank. Zu diesem Zwecke hatten wir uns im Kreis im Raum postiert.
Das Sonnenlicht fällt durch die Öffnung...
...und es entsteht der Halbmond auf dem Stein
Blick durch den Mittelgang
Blick nach draußen
Unsere Gruppe lauscht den Erklärungen
An der Außenwand
Im Anschluss wanderte ich hinüber zum Tempel Mnajdra. Auf dem Weg hinab, sieht man den Turm Hamrija an der Küste stehen. Im Tempel Mnajdra soll zur Sommersonnenwende das Licht genau auf den linken Rand zweier Megalithen fallen und so an dieser Seite eine Art Rahmen bilden. Zur Wintersonnenwende fällt das Licht genau auf den rechten Rand der Steine. So war das wohl eine Art früher Kalender. Insgesamt ist der Tempel Hagar Qim etwas größer – und wie ich finde – auch ein wenig schöner. Die Nutzung der Gebilde als eine Art Tempel oder Gebetsstätte steht natürlich nicht hundertprozentig fest. Klar ist, dass eine alte Zivilisation hier auf Malta gelebt haben muss, über die man kaum etwas weiß.
Blick auf die vorgelagerten Inselchen Filfla und Filfoletta
Blick auf den Tempekomplex Mnajdra mit esoterisch interessierter Gruppe im Vordergrund
Blick auf den Turm Hamrija und weitere Ruinen
Ankunft in Mnajdra
Am Hauptportal
Erster Blick hinein
Blick in eine Apsis
Im Innern
Im Tempelteil nebenan
Weitere Raumteile
Portal im Innern
Blick nach draußen
Im Anschluss fuhr ich zum Ghar Lapsi Natural Pool. Neben einem kleinen Hafen befindet sich dieses natürliche „Schwimmbad“ und hat im hinteren Bereich auch kleine Höhlen vorzuweisen. Einige frühe Schwimmer tummelten sich bereits im Wasser. Das Ganze ist recht hübsch anzusehen, aber ein Muss ist es nicht. Wenn man sich jedoch sowieso in der Nähe befindet, lohnt es einen kleinen Abstecher.
Zum kleinen Hafen hinab
Der natürliche Pool
In der Nähe im östlichen Süden der Insel befinden sich die Dingli Klippen. Es handelt sich um eine stellenweise senkrecht abfallende Steilküste. Zunächst wollte ich zu einem Aussichtspunkt, der auch auf Google Maps als „Dingli Cliffs Viewpoint“ angegeben ist. Die Straße wurde jedoch immer schlechter, und ab einem gewissen Punkt traute ich mich nicht mehr weiter. Ich konnte froh sein, dass ich auf dem Weg überhaupt noch irgendwie drehen konnte. Ich parkte und lief den Rest zu Fuß. Als ich fast angekommen war, stand ich vor einem verschlossenen Holztor. Privat. Na klasse. Egal. Ich fuhr zur Kapelle Maria Magdalena, wo sich auch der offizielle „Besucherpunkt“ befindet. Aus einem kleinen Wagen wurden hier Getränke und Snacks verkauft. Von hier konnte man schwach ein paar der Klippen erkennen, aber nicht wirklich zufriedenstellend. Hier muss man aber dazu sagen, dass man hier die gesamte, teilweise mit Obstbäumen bewirtschaftete Küste als Dingli Klippen bezeichnet.
Ein erster Blick über die Dingli Klippen
Mein Kinnie - beliebter Softdrink auf Malta
Die Dingli Klippen
Kapelle Maria Magdalena
Blick von der Kapelle
Nun wollte ich aber die eigentlichen Klippen noch näher betrachten. Fährt man auf der „Panoramastraße“ wieder ein Stück nach Westen – nur einige Hundert Meter – erreicht man eine Bushaltestelle. Hier führt ein Weg hinab. Er ist betoniert, aber äußerst schlecht und steil. Ich lief nach unten. Der Weg war schön zu gehen – inmitten der Natur zwischen Bäumen, Kakteen, bunten Blüten, Felsen und landwirtschaftlich genutzten Feldern – mit Blick auf das Meer. Das war Malta pur! Ein Bauer kam mit einem kleinen LKW den Weg hinab gefahren. Ich machte ihm Platz. Ich kam zu einem Feld mit Obstbäumen. Hier hatte auch der Bauer angehalten und arbeitete hinten auf dem Feld. Einen Weg gab es nun nicht mehr. Ich wollte noch näher an die Klippen heran. Also lief ich am Rand der frisch gepflügten Felder entlang, um möglichst wenig zu zerstören, und sprang jeweils auf das nächste, tiefer gelegene Feld. Der Bauer sah mich nicht. Schließlich kam ich fast bis an die steil abfallende Küste, direkt an den Klippen. Hier wollte ich hin. Ich hatte mein Ziel erreicht.
Der Weg hinab zu den Klippen
Der Bauer kommt...
...und fährt an mir vorbei
An den Klippen mit Filfla und Filfoletta im Hintergrund
Durch die Natur
Noch näher heran
Ankunft an der Küste
Der Bauer bei der Arbeit
Auf dem Rückweg
Blick nach Westen
Wieder am Auto, fuhr ich in Richtung der Buskett Wälder (eine der wenigen Wälder auf Malta) unterhalb des Verdala Palace. Der Palast ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Ich begnügte mich mit dem Blick von weitem. Jedes Jahr am 29. Juni sind die Buskett-Wälder Austragungsort eines aufwendigen Lichterfestes. Leider sollte ich an diesem Tag jedoch bereits nicht mehr auf Malta sein. Ich wollte zur Clapham Junction (Misrah Ghar il-Kihr). Dies ist eine große Ansammlung von „Karrenspuren“, die man nicht übersehen kann und sogar auf Google Maps zu sehen ist. Sie befindet sich auf einem großen Feld in der Nähe einiger Kiesgruben. Der Weg dorthin war noch gerade so mit dem PKW zu fahren. Inmitten einer weiten, karstigen Steppe voller Nichts hielt ich an und stieg aus. Dann lagen sie endlich vor mir. Meine ersten Karrenspuren. Ich war beeindruckt. Tiefe Furchen zogen sich in geraden Linien durch das Gestein. Überall. Und auch hier ist die Nähe zur Küste unverkennbar. Bis zu den Dingli-Klippen ist es von hier höchstens 1 Kilometer. Als wenn man etwas auf die Insel gezogen hätte. Vielleicht hat es ja doch etwas mit den Tempeln zu tun. Wer weiß? Zwischen den Karrenspuren befinden sich hier Gräber im Boden. Es sind tiefe Höhlengräber, durch deren Öffnungen man hinunter sehen kann.
Bei den Karrenspuren
Karrenspuren
Das Gestein ist in den Spuren fast völlig verschwunden
Sie verlaufen hier überall
Die Höhlengräber
Blick in ein Grab
hallo Heiko,
mitten in der Nacht aufstehen um an einem Sonnenaufgang der Besonderen Art teilzunehmen ist nicht jedermanns Sache. Es scheint, daß du neben den Esoterikern einer der wenigen anderen Besucher warst. Hat es sich aus deiner Sicht gelohnt?
Bei diesem Bild denke ich an "jemanden in meiner Familie". Noch heute gibt es Diskussionen weil ich mit dem Mietwagen auf Peljesac bis Podobuce und auch ein Stück östlich des Perucko Jezero auf der Schotterstraße gefahren bin. Dabei hatten wir sogar einen SUV als Mietwagen und die Straßen waren nicht sonderlich anspruchsvoll. Schmal ja, aber Absturzmöglichkeit keine. Aber Frauen denken in diesen Dingen wohl anders als wir Männer. Sei froh, daß du alleine unterwegs warst.
grüsse
jürgen
Ja Jürgen, es hat sich gelohnt. Auch für mich war es etwas Besonderes. Es war ein tolles Gefühl, zu einer solch frühen Morgenstunde an den Tempeln zu sein. Einmal im Urlaub kann man sich dazu mal früher aufraffen, finde ich. Ich glaube, diese Touren zur Sommersonnenwende werden recht gern gebucht. Sie fanden auch am Tag davor und am Tag danach statt. Wir waren entgegen Deiner Einschätzung gar nicht mal so wenige Besucher, die sich dann auf die beiden Tempelanlagen aufteilten. Und es waren weiß Gott nicht nur Esoteriker, sondern auch etliche ganz normale Touristen wie Du und ich.