Amorsbrunn

  • Amorsbrunn 1. Teil Stationsweg "Sieben Schmerzen Mariens"


    Im entsprechenden Thema habe ich Euch den Christophorus an der Kapelle von Amorsbrunn gezeigt.



    Mit einem Hauch Schnee habe ich sie auch im Advent eingestellt.


    Über diese Kapelle gibt es noch einiges zu erzählen.

    Dazu werde ich in einem eigenen Thema schreiben wenn ich auch in der Kapelle war.

    Leider ist sie im Winter nicht zugänglich. Deshalb muss ich bis zum Mai damit warten.

    Nun war der Mai gekommen und ich habe die Kapelle erneut besucht.


    Doch erst ist der Weg mein Ziel!

    Am Weg von Amorbach zum Amorsbrunn verlief schon 1768 ein Kreuzweg. Dabei kam man damals schon an dem von mir beschriebenen Nepomuk auf der Mudbrücke vorbei.


    Im Ortskern von Amorbach steht ein zweiter Nepomuk auf der "steinernen Brücke" die über die Mud führt.


    Nepomuks_Amorbach_007af.jpg

    Die einzelnen Stationen in der Amorsbrunner Straße waren in Kapellchen untergebracht. 1909-1910 wurde der Kreuzweg zu einem Stationsweg der "Sieben Schmerzen Mariens" umgestaltet.

    Bevor wir zur Ankündigungsstation kommen begrüßt den Pilger ein Marienmarterl.



    Die erste Kapelle "Ankündigung".



    Eine Tafel erzählt die Geschichte der Entstehung des Stationsweges.



    Das Relief in der Kapelle trägt den Titel "Herbergsuche".


    Josef Metzger, Würzburg, 1912


    Die Inschrift im Sockel.



    Die erste Station.




    Luigia Knottner, St. Ulrich im Grödnertal um 1910


    Am Wegrand steht dieses Marterl…



    ...mit einer Pieta.



    Die Inschrift im Sockel.





    Luigia Knottner, St. Ulrich im Grödnertal um 1910




    Luigia Knottner, St. Ulrich im Grödnertal um 1910




    Luigia Knottner, St. Ulrich im Grödnertal um 1910



    Das 1862 gestiftete Sandsteinkreuz wurde in den Stationsweg aufgenommen und durch die beiden Skulpturen Maria und Johannes von Josef Metzger ergänzt.




    Die einfache Kapelle der VI. Station befindet sich hinter der Kapelle von Amorsbrunn und überdacht eine Pieta aus französischem Marmor, geschaffen 1910 von Josef Metzger.




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    Die letzte Station finden wir in der Amorsbrunner Kapelle. Die "Grablegung Christi" stand früher an der Friedhofsmauer.


    Luigia Knottner, St. Ulrich im Grödnertal, 1909


    Weiter gehts im 2. Teil.



    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    Einmal editiert, zuletzt von waldi () aus folgendem Grund: Titel geändert

  • waldi

    Hat den Titel des Themas von „Amorsbrunn 1. Teil Stationsweg "Sieben Schmerzen Mariens"“ zu „Amorsbrunn“ geändert.
  • Amorsbrunn 2. Teil Die Kapelle und ihre Umgebung


    Nachdem wir auf dem Stationsweg die 5. Station passiert haben führt der Weg ins Otterbachtal und wir sehen die Kapelle und das ehemalige Küsterhaus.



    In der Baumgruppe rechts stehen drei Sandsteinstelen deren Inschriften kaum mehr zu entziffern sind.



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    Die linke und die mittlere Stele stammen offensichtlich vom gleichen Stifter Hans Beck aus Amorbach ( 1575 ? ).




    Die rechte Stele stftete Oswald Linck im Jahre 1626.



    Hinter den Bäumen plätschert der Amorbach.


    Dahinter fällt der große Christophorus an der äußeren Chorwand der Kapelle von Amorsbrunn auf.




    Ich hatte ihn schon hier eingestellt.

    Bereits 1535 berichten die Amorbacher Klosterrechnungen von Materiallieferungen um "zu sant Amor den Christoffel zu machen". Die Initiative dazu kam vermutlich von der kurz vorher gegründeten Christophorus-Bruderschaft. Danach wurde der Christophorus mehrmals renoviert und umgestaltet. Weil vornehme Herrschaften an dem allzu kurzen Rock des Christophorus Anstoss nahmen wurde das Bild 1890 mit einem Kreuz übermalt. Da man aber nicht ganz auf den Christophorus verzichten wollte wurde 1900 von Prof. Philipp Otto Schaefer der heutige Christophorus in züchtigerem Gewand gemalt.


    Neben der Kapellentür hängt diese Sandsteinplatte.




    Woher kommt die Bezeichnung Amorsbrunn?

    Warum wird ein Heiliger Amor in der Kapelle verehrt?


    Ein Amor war der Überlieferung zufolge zusammen mit Pirmin von der Reichenau am Oberrhein und im Elsass als Missionar unterwegs und gründete - von Gaugraf Ruthard ins Land geholt - um 734 das Kloster Amorbach im Odenwald, von dem aus der Odenwald christianisiert wurde. Pirmin soll schon 714 mit dem Quellwasser des "Amorsbrunnen", einer heilkräftigen Quelle in der Nähe des Klosters, die ersten Taufen der Gegend vollzogen haben. Amor wurde demnach Abt des Klosters. Ist er der Namensgeber?


    Bekannt wurde Amorsbrunn im 11. Jahrhundert, als der Amorbacher Mönch Theodorich von Fleury nach einer Gichtheilung in Amorbach der Stätte den Namen "Sancti amoris fons" gab, was wörtlich übersetzt "Heilende Quelle der göttlichen Liebe" bedeutet. "Quell der Liebe" oder "Bach der Liebe"?


    1443 kam der aus Rothenburg ob der Tauber stammende Weltpriester Johannes Keck in die Abtei Amorbach. Er schuf die Überlieferung von der Gründung des Klosters durch Amor. Er suchte und fand einen hl. Amor. Zur Bestätigung reiste er nach Munsterbilzen bei Maastricht in Belgien wo dieser bestattet war und überführte einige von Amors Reliquien und solche von Landrada von Munsterbilzen in die Kapelle von Amorsbrunn, die dadurch Ziel vieler Wallfahrer wurde. Hatte damit der Amorsbrunn seinen Heiligen?


    Schon bald merkte man, dass der hl. Amor von Munsterbilzen zeitlich und räumlich nicht der Abt von Amorbach gewesen sein konnte. Deshalb schuf man sich den hl. Amor von Amorbach. Zeitweise versuchte man beide Identitäten zu vereinen und war sich nicht einig ob nun der Eine oder der Andere oder beide in Amorsbrunn verehrt werden. Selbst das ökumenische Heiligenlexikon vermischt beide Identitäten.


    Die moderne Geschichtsschreibung sieht den Ursprung weder beim römischen Liebesgott, noch bei einem der beiden beschriebenen Heiligen, sondern im mittelalterlichen Wort "amar" für "Emmer", einer alten Getreideart oder der Bezeichnung "Ammer" für ein sumpfiges Gebiet. Dies lässt auch die belegte Bezeichnung des Baches vermuten. Er wurde im Jahr 788 Amerbach, 1144 Ammerbach, und erst 1336 Amorbach genannt. Der heutige Name ist durch volksetymologische Umdeutung entstanden.



    Nun kommen wir zur Quelle von Amorsbrunn, der Kapelle und deren Umgebung.


    Am Hang hinter der der Gottesmutter Maria geweihten Kapelle entspringt eine Quelle die vermutlich schon vor der Christianisierung als Quellheiligtum verehrt wurde. Aus den hier erbauten Klosterzellen und einer kleinen Kapelle entstand im nahen Amorbach ein neues Kloster das 734 vom hl. Bonfatius geweiht wurde.

    Spätestens im 12. Jahrhundert wurde bei der Quelle ein romanisches Kirchlein errichtet, dessen Reste noch im heutigen Bauwerk stecken. In den Neubau aus dem 15./16. Jahrhundert wurde die als heilkräftig geltende Quelle integriert.

    1521 entstand bei einer Renovierung und Vergrößerung die Kapelle in ihrer heutigen Form.



    1940 stieß man bei Renovierungsarbeiten auf zwei romanische Rundbogenfenster die zugemauert waren, woraus man auf die Vorgängerkirche aus dem 12.
    Jahrhundert schließt. Um diese Zeit wurde auch aus dem "Marienbronn" der "Sankt Amors Bronn".


    Neben der Kapelle, wo früher die Behausung der Eremiten standen die die Kapelle betreuten, steht seit 1865 das ehemalige Küsterhaus. Es gehört der Kirchenstiftung und der Pächter verpflichtet sich dazu, sich um die Kapelle und das Umfeld zu kümmern.



    Zwischen der Kapelle und dem Küsterhaus steht eine barocke Mondsichelmadonna die 1720 von einem Eremiten gestiftet wurde.


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    Daneben hat man 1903 eine Außenkanzel postiert.



    Die eingehauene Jahreszahl 1576 weist auf ihren früheren Standort in der Kirche von Hettigenbeuern hin die um diese Zeit erneuert wurde.



    Über eine Steintreppe neben der Madonna steige ich hinauf in die Kanzel.



    So sah der Prediger auf die Pilger herab.


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    Der Glockenturm in dem zwei kleine Glocken hängen wird von einem kunstvoll geschmiedeten Kreuz mit Wetterhahn gekrönt. Die kleinere Glocke mit dem Schlagton cis wurde 1952 gegossen und 1961 aufgehängt. Die 60 kg schwere Glocke mit dem Schlagton a stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurde 1969 aus Reichartshausen angekauft. Ihr Taufname ist Susanna. Sie trägt die Inschrift "SUSANNA HEIS ICH MAURICIUM SEIN ICH". Das war nicht leicht zu entziffern weil einige Buchstaben auf dem Kopf stehen und andere spiegelverkehrt sitzen. Geweiht ist sie dem hl. Mauritius.


    Hinter der Kapelle führt ein Pfad auf die andere Seite der Kapelle. Dort fällt mein Blick auf die Kapelle mit der VI. Station des Stationsweges, den alten Friedhof, ein Wasserbecken und eine Pferdekoppel.



    Die VI. Station mit der Pieta.



    Bis zur Fertigstellung des Friedhofs an der Amorbacher Pfarrkirche 1586 war dies der Bestattungsplatz der Amorbacher. Danach wurden meist nur noch die Amorsbrunner Eremiten oder in Amorbach verstorbene Fremde hier bestattet. Früher hatte dieser Friedhof auch ein Beinhaus und eine Freikanzel. Heute wirkt er wie ein verwildeter Garten.



    Am Anfang dieses Beitrags hatte ich geschrieben: "Am Hang hinter der der Gottesmutter Maria geweihten Kapelle entspringt eine Quelle…". Beim Neubau der Kapelle 1521 führte man das Quellwasser in einem 7 Meter langen Sandsteinkanal unter die Kapelle um in der Kapelle eine Schöpfstelle zu schaffen. Dort kann man durch ein Loch im Boden aus etwa 80 cm Tiefe das Wasser schöpfen. Der Wasserkanal führt nun unterirdisch weiter nach draußen zu einem Wasserbecken, dem "Heilbad".



    Unter der Sitzbank in der rechten Ecke tritt das Heilwasser wieder zu Tage.



    Dieses Wasserbecken aus Sandstein wurde 1565 erbaut. Über eine Treppe kann man zu einer Ganzkörperanwendung ins kalte Nass eintauchen. Das habe ich unterlassen weil ich meine Badehose vergessen hatte. :wink:



    Um 1440 machten vermehrte Meldungen über wundersame Heilungen durch das Amorbrunner Wasser die Quelle zum Wallfahrtsort. Von Augenleiden bis Zahnweh – das Amorbrunner Wasser konnte helfen!

    Dazu empfahl man folgende Vorgehensweise: Je nach Krankheit sollte man das Wasser entweder trinken oder den entsprechenden Körperteil mit dem Wasser einreiben oder ins Wasser eintauchen, sich bekreuzigen, und dann nach Möglichkeit den Körperteil mit dem Glockenseil umwickeln und damit läuten. Die heilende Wirkung sprach man der Fürsprache des hl. Amor zu.


    In den Sandstein der Beckenumrandung sind mehrmals 5 Vertiefungen in Form der 5 auf einem Würfel eingehauen.



    Wer in diese Näpfchen Wasser aus der Quelle schöpft, dann die Finger hineintaucht und über die Augen streicht, dem wird gegen Augenleiden geholfen. Bis ins 18. Jahrhundert war das Bad überdacht. Die teilweise kurios anmutenden Heilmethoden und noch mehr Geschichte(n) zum Amorsbrunn sind in einem Buch zum 500. Jahrestag des Kapellenneubaus 1521 "Allhier Sankt Amors Bronn entspringt" nachlesbar.



    Einige Meter neben dem Wasserbecken fließt das Wasser etwa 25 Meter in einem offenen Graben wo es in den Otterbach mündet. Ab hier trägt der Bach den Namen Amorbach.


    Die Pferde auf der Koppel haben freien Zugang zum Amorbach.




    Ob diese Pferde durch das Heilwasser gesünder bleiben konnte ich nicht herausfinden. :wink:


    Im nächsten Teil besichtigen wir die Kapelle von innen.



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Hallo Waldi,


    Es ist schon toll was du nach sicherlich intensiver Recherche für Dinge aus der Geschichte herausfinden konntest. Da geht man oft achtlos an steinernen Zeugen vorbei, mancher liest vielleicht noch eine Inschrift sofern sie überhaupt noch zu entziffern ist und wundert sich dann über die seltsame Sprache.


    Woher hast du bloß all die Details die du uns im Bericht schilderst?


    Danke jedenfalls fürs Vorstellen eines Kleinods deiner Heimat.


    Grüße


    Jürgen

  • Woher hast du bloß all die Details die du uns im Bericht schilderst?

    Ja, so hat jeder seine Vorlieben unterschiedlichster Art. waldi interessiert sich sehr für diese geschichtlichen Dinge und recherchiert nicht nur oberflächlich, wie ich es z.B. tun würde. Es macht ihm Spaß in die Tiefe zu gehen. 8)


    Danke Waldi für Deinen interessanten Bericht. :)

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Woher hast du bloß all die Details die du uns im Bericht schilderst?

    Ganz einfach, Jürgen. Ich habe drei Euro in den Opferstock geworfen den ich Euch im nächsten Teil zeigen werde und einen der ausgelegten Kirchenführer mitgenommen.

    Ja, so hat jeder seine Vorlieben unterschiedlichster Art. waldi interessiert sich sehr für diese geschichtlichen Dinge... Es macht ihm Spaß in die Tiefe zu gehen. 8)

    So ist es, Jofina! In dieser Beziehung nenne ich mich einen "Tüpfelscheisser".

    Entschuldigt bitte wenn ich manchmal etwas zu tief in die Geschichte einsteige und Euch mit augenscheinlich belanglosem Kram nerve, aber das ist meine Natur. Es macht mir tatsächlich Spaß!



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Amorsbrunn 3. Teil Die Kapelle von innen



    Durch ein Tor mit gotischem Spitzbogen betreten wir die Kapelle die nur im Sommerhalbjahr geöffnet ist.




    Der Blick fällt sofort auf eine vergoldete Holzfigur des Hl. Amor über einem Opferstock aus Sandstein. Hier ist er als Benediktinermönch und erster Abt der Amorbacher Abtei dargestellt.


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    Aus der Inschrift im Sockel lassen sich Stifter und Grund zweifelsfrei feststellen.


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    Diese "Leibesfrucht" war Valentin Kilian Joseph Planer der am 8. Juli 1734 als erstes von 8 Kindern der Stifter in Würzburg geboren wurde. Wie die falsche Jahreszahl auf den Sockel kam ist ungeklärt.


    Darunter steht der massiv wirkende Opferstock aus Sandstein mit schmiedeeisernem Verschluss.



    Die Steinmetzarbeiten führte 1742 Adam Hillenberger aus. Die Schlosserarbeiten erledigte Johannes Weimer. Beide stammten aus Amorbach. Heute dient er als Kasse für die ausgelegten Schriften. Hier habe ich den Kirchenführer gefunden und drei Euro dafür in den Opferstock geworfen.


    Gegenüber von Amor und Opferstock ist neben dem Eingang ein Weihwasserbecken aus Sandstein gemeißelt in die Wand eingesetzt.



    Der Weihwasserstein dürfte so alt sein wie die erneuerte Kapelle - 16. Jahrhundert.



    Oberhalb des Weihwasserbeckens ragt ein Sandstein mit einem Kreuz aus dem Putz.



    Das ist der Landradastein mit dem Landradakreuz. Als 1446 Reliquien des Hl. Amor aus Munsterbilzen nach Amorsbrunn geholt wurden brachte man auch Reliquien der Hl. Landrada mit. Ihr Symbol – das Landradakreuz – fand man bei Renovierungsarbeiten 1939 im Mauerwerk unter dem Verputz. Diesen einen Stein hat man zur Erinnerung in den Putz eingesetzt. Die Verehrung der Hl. Landrada fand aber in Amorsbrunn keine Anhänger und geriet in Vergessenheit.


    In einem vorigen Beitrag hatte ich geschrieben: "Am Hang hinter der der Gottesmutter Maria geweihten Kapelle entspringt eine Quelle…". Beim Neubau der Kapelle 1521 führte man das Quellwasser in einem 7 Meter langen Sandsteinkanal unter die Kapelle um in der Kapelle eine Schöpfstelle zu schaffen. Dort kann man durch ein Loch im Boden aus etwa 80 cm Tiefe das Wasser schöpfen.



    Früher war eine Kette mit einem Holzeimerchen montiert womit man das heilende Nass schöpfen konnte. Das Loch war mit einem einfachen Holzdeckel verschlossen. Heute muss man eine eigene Schöpfkelle mitbringen.



    Das Loch ist jetzt mit einer Fischskulptur abgedeckt die nur wenige Jahre alt ist.




    Der Wasserkanal führt dann unterirdisch weiter nach draußen zum "Heilbad" das ich im Teil 2 gezeigt habe.


    Von der Rückwand unter der Empore sind es gut 16 Meter bis zur gegenüberliegenden Chorwand.

    Vor dieser steht der spätgotische Hochaltar. Davor stehen zwei fast baugleiche Seitenaltäre.



    Das Gemälde des linken Seitenaltars zeigt den Hl. Amor und ist mit einer Figur des Hl. Josef gekrönt.



    Die Wappen weisen auf die Stifter hin. Es ist das Allianzwappen des Rudolf Franz Erwein Graf von Schönborn und Maria Eleonore Charlotte von Dernbach, geb. Gräfin von Hatzfeld zu sehen. Das Paar hat 1701 geheiratet.



    Das Gemälde des rechten Seitenaltars zeigt die Geburt Jesu und ist mit einer Figur der Hl. Elisabeth gekrönt.



    Die Stifter waren Otto Ernst Graf von Limburg-Styrum zu Gemen und Amalia Elisabeth Gräfin von Schönborn. Dieses Paar hat 1706 geheiratet.



    Die beiden Familienmitglieder der Schönborn waren Geschwister. Eine weitere Schwester, Anna Maria Charlotte von Schönborn war mit dem Oberamtmann Johann Franz Sebastian von Ostein verheiratet und lebte in Amorbach. Sie gebar 18 Kinder. Dies schrieb man dem Amorsbrunner Wasser zu. Vermutlich war dies der Anlass für weitere Familienmitglieder um in Amorsbrunn um reichen Kindersegen zu bitten und die Erfolgsmeldungen im Adel weiterzutragen.


    Der Ruf des Wassers als Spezialmittel gegen Kinderlosigkeit gelangte bis in die höchsten Kreise, sogar bis zum Wiener Hof. Friedrich Karl Reichsgraf von Schönborn-Buchheim, ab 1705 Reichsvizekanzler in Wien und ab 1729 Fürstbischof von Würzburg brachte das Heilwasser nach Wien zu Kaiserin Elisabeth Christine, Gattin von Kaiser Karl VI. (HRR). Nach erfolgreicher Geburt dreier Kinder stiftete die Kaiserin 1500 Gulden. Die Zinsen sollten für Gottesdienste in Amorsbrunn verwendet werden. Die Auszahlung unterblieb aber bis Kaiserin Maria Theresia, das einzig überlebende Kind von Elisabeth Christine, die Stiftung 1769, nach der Geburt von 16 Kindern, um 400 Gulden erhöhte und für die Auszahlung der Zinsen sorgte. Danach wurden bis zum Ende der österreichischen Monarchie 1918 regelmäßig "Kaisermessen" in Amorsbrunn gehalten.


    Das spätgotische Rippengewölbe des Chorraums...



    ...mündet im Zenit in einem Schlussstein mit einem mir unbekannten Wappen.



    An einigen Stellen haben die Steinmetze im Sandstein ihre Zeichen hinterlassen.




    Der Erschaffer des Hauptaltars ist nicht eindeutig feststellbar.



    In der Predella des Altars liegt Jesse als Wurzel eines Baumes der aus seiner Brust wächst.



    Dessen unbelaubte Äste zeigen zwölf seiner königlichen Nachfahren. Im zentralen Strahlenkranz steht die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind. In den Seitenteilen stehen die Figuren der Eltern Marias, Joachim und Anna.



    In einer Nische der linken Chorwand steht eine 150 cm hohe Sandsteinskulptur des Hl. Amor.



    Diese Figur wurde 1446 geschaffen und stand ab 1506 am Hauptportal des Amorbacher Klosters. Die Statue ähnelt zwar der in Munsterbilzen, trägt aber in der linken Hand das Modell der Amorbacher Klosterkirche und einen ungewöhnlichen Hut. Auch hier wird die Verschmelzung der beiden Hl. Amor erkennbar.


    Ihm gegenüber an der rechten Chorwand hängt eine hölzerne Pieta aus dem 18. Jahrhundert über dessen Herkunft nichts bekannt ist.



    In der Trennwand von Chor und Langhaus ist ein Reliquienschrein eingemauert.



    Der Schrein ist unverschlossen...



    ... und heute leer.



    Die Reliquien des Hl. Amor von Maastricht und der Hl. Landrada wurden inzwischen in der Mensa des Altars beigesetzt.


    Gegenüber des Chores sieht man die Orgelempore.



    Sie trug nie eine Orgel. Man begnügte sich mit einem Harmonium. An der Brüstung hängen 14 gerahmte Kreuzwegbilder, geschaffen von dem Augsburger Kupferstecher Johann Elias Haid nach Vorlagen des Augsburger Malers Joseph Hartmann. Sie erscheinen erstmals 1809 im Inventar der Kapelle. Die Motive sind sehr ähnlich. Deshalb zeige ich hier nur die ersten drei Bilder.



    Unter dem Kreuzweg sind in sechs Feldern zweisprachige Verse niedergeschrieben die an eine Wunderheilung aus dem Jahr 1652 erinnern. Columban Mohr, ein dem Amorbacher Kloster angehöriger Benediktinermönch der später auch Prior wurde, litt über mehrere Wochen hinweg an starken Zahnschmerzen. Nach Anrufung des Hl. Amor und dem Putzen der Zähne mit dem Amorbrunner Quellwasser verschwanden die Schmerzen umgehend und traten nie mehr auf.








    Leider waren einige Bilder meines Besuches im Mai unbrauchbar und erforderten einen zweiten Besuch Anfang Juni. Aber auch diesmal habe ich das letzte Bild des Spruches verwackelt. grrr.... ||


    Der deutsche Text lautet:

    "Wann Schwere Kranckheit Umringt Dein Hertz,

    Und Leidest gar Grossen Schmertz

    Warumb Gibst Dem Artz So Grosse Gaben

    Undt Läst Fahren Die Göttliche Gnaden.

    Schaw Allhier S Amors Brunn Entspringt,

    Welcher Dir Vorige Gesundtheit Widerbringt.

    So du Beschrien bist, und dein Glieder Verdürre wollen

    Wasche Dich Mit Dieser Heylsamen Brunn-quellen

    Wann du Meinst Aus grossen Zahnweh müst Ich Vergehn

    mit Diesem Wasser Wasch Deine Zähn

    Dann Baldt Vielerley Kranckheit auß Sonderer Krafft,

    Haylet S. Amor Mit Gegenwertigen Safft."


    Unter der Empore hängt das Holzrelief der VII. Station des Stationsweges das ich schon im ersten Beitrag beschrieben habe.



    Über dem nördlichen Tor hängt ein Ölgemälde mit der biblischen Szene "Christus bei Maria und Martha" aus der Zeit um 1700. Maler und Herkunft sind ungeklärt.

    Das Gemälde ist inzwischen so nachgedunkelt dass ich nur mit einigen Tricks etwas sichtbar machen konnte.



    Das war mein Bericht über Amorsbrunn.

    Eins noch: In Amorbach brachte nicht der Storch die Babys sondern das "Ammefräle" (Ammenfräulein oder Ammerfräulein) aus dem Amorsbronn!


    Und damit Ihr nicht meint dass ich aus ganz uneigennütziger Frömmigkeit nach Amorbach gefahren bin... :wink:



     

      :up:



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Entschuldigt bitte wenn ich manchmal etwas zu tief in die Geschichte einsteige und Euch mit augenscheinlich belanglosem Kram nerve, aber das ist meine Natur. Es macht mir tatsächlich Spaß!

    Waldi, das nervt doch nicht. ;) Ganz im Gegenteil! 8)

    So erfahren wir Foris auf bequeme Art und Weise den geschichtlichen Hintergrund.

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

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