Malaga hat einen englischen Friedhof. Er liegt relativ zentral an der Av. de Pries 1.
Warum es einen solchen Friedhof überhaupt hier gibt ist recht schnell erzählt. Spanien war bis nach dem 2. Weltkrieg ein streng katholisches Land. Allerdings hatte man bereits im 19. Jahrhundert wirtschaftliche Beziehungen zu Großbritannien. Der wichtigste Handelshafen war Malaga. Nun kam es immer wieder vor, daß Ausländer mit einem nicht-katholischen Glauben in Spanien, und hier vorwiegend in Malaga verstarben.
Da es gesetzlich verboten war, diese "Heiden" auf einem katholischen Friedhof zu bestatten, wurden die Toten in der Regel nachts heimlich am Strand vergraben. Das war deshalb schlecht, weil die nächste Sturmflut die Toten wieder zum Vorschein brachte und auch streunende Hunde an den Leichen ein gefundenes Fressen fanden.
So hat man nach langem Zögern einen eigenen Friedhof in Malaga für die Verstorbenen Nichtkatholiken eingerichtet. Dieser Friedhof besteht bis zum heutigen Tag und kann besichtigt werden. Makaber ist diese Besichtigung nicht. Vielmehr gewährt der Besuch einen guten Einblick in die Geschichte der Stadt.
Der Friedhof ist nicht ständig geöffnet.
Hier kauft man die Tickets und erhält einen Plan in welchem die wichtigsten Gräber eingezeichnet sind.
Auf dem Friedhof steht die St. Georgskirche in welcher jeden Sonntag um 11.00 Uhr eine anglikanische Messe gelesen wird. Derzeit ist Chaplain Fr. Louis Darrant der zuständige Priester.
Auch heute noch werden hier die religiösen Zeremonien der anglikanischen Kirche durchgeführt. Man kann hier folglich kirchlich heiraten, sein Kind taufen oder eine Messe für Verstorbene lesen lassen.
Schauen wir uns einmal auf dem Friedhof um. Natürlich sind hier nicht nur Engländer, sondern Verstorbene aller möglichen Nationalitäten nichtkatholischen Glaubens bestattet.
Die meisten Grabstellen sind mit Namen versehen. Daneben gibt es Familiengräber und Gemeinschaftsgräber.
Ich zeige euch eine willkürliche Auswahl.
Natürlich sind auch Deutsche unter den hier Bestatteten.
Was war wohl die Todesursache für den jungen Gymnasiasten aus Wiesbaden?
Ich habe herausgefunden, daß die Familie Delius nach Malaga ausgewandert ist. Sie exportierte Wein, Öl und Früchte. Das Geschäft lief anscheinend gut, weil die Familie ein luxuriöses Anwesen mit dem Namen Pantheon in Malaga baute. Dort stattete der Schriftsteller Hans Christian Andersen der Familie auch einen Besuch ab.
Wie auch auf anderen Friedhöfen sind manche Gräber pompös und zeugen vom Wohlstand der Verstorbenen.
Auch Amerikaner aus Nord und Süd sind hier vertreten.
Selbst der britische Konsul fand hier seine letzte Ruhe.
Was wohl die "Gasanstalt" einst für Zwecke erfüllte? Vielleicht wurde hier aus Kohle einmal Stadtgas produziert und der Direktor war ein Deutscher.
In dieser Grabstätte sind verstorbene Seeleute der S.M.S. Gneisenau bestattet. Das Schiff sank in einem Sturm vor Malaga. Bei den Rettungsarbeiten kamen auch einige einheimische Helfer ums Leben.
Die Geschichte des Kriegsschiffs erzählt uns Wikipedia.
https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Gneisenau_(1879)
Die Offiziere konnten natürlich nicht mit den einfachen Matrosen zusammen bestattet werden. Das ist wohl in allen Ländern so.
Natürlich hat auch der Kapitän, der wie es sich für einen Seeman seines Ranges gehört zusammen mit dem Schiff untergeht, seine eigene Grabstätte.
Als Dank an die Bürger von Málaga wurde 1909 von Deutschland eine Brücke gestiftet, welche noch heute als Puente de los Alemanes (Brücke der Deutschen) über den Fluss Guadalmedina führt. Da ließ sich Kaiser Wilhelm II. nicht lumpen.
Und auch die Bundesrepublik hat den Einsatz der Helfer nicht vergessen. Am 9. März 1982 wurde anlässlich des Besuches eines deutschen Flottenverbandes in Málaga aus einer Sammlung für den Erhalt der Brücke ein Scheck über 115.000 DM vom deutschen Botschafter in Spanien, Guido Brunner, an den Bürgermeister der Stadt für die Renovierung der Brücke übergeben.
jürgen