Im Sommer verließ die Familie von Herzog Max in Bayern das Herzog Max Palais in München um der städtischen Hitze zu entfliehen und die heißen Tage des Jahres im Schloss Possenhofen am Würmsee (erst 1962 erhielt er den Namen Starnberger See) zu verbringen. Nach ihrer Heirat mit Kaiser Franz Joseph von Österreich war das elterliche Schloss für Kaiserin Elisabeth nicht mehr standesgemäß und auch zu klein um die Suite der Kaiserin aufzunehmen. Deshalb mietete der Wiener Hof für die Zeit der Besuche der Kaiserin bei ihren Eltern im Nachbarort Feldafing das Hotel Strauch, das heutige Golfhotel Kaiserin Elisabeth.
Ein bisschen Geschichte zum Hotel Strauch, später Hotel Kaiserin Elisabeth findet Ihr in diesem Spoiler
Neben der 1508 fertiggestellten Kirche in Feldafing entstand auch ein Wirtshaus mit eigener Metzgerei und Bäckerei.
1856 kaufte Reichsrat Joseph Anton Ritter von Maffei, der Gründer der ältesten deutschen Lokomotivfabrik, Münchener Bürger und Großgrundbesitzer in Feldafing, den Gasthof und ließ mit einem sicheren Gespür für die landschaftliche Schönheit gleich daneben einen Gasthof mit Terrasse mit freiem Blick auf den Würmsee bauen.
Nur drei Jahre vorher hatte König Max II. den Hofgartendirektor Peter Joseph Lenné beauftragt, die Flächen zwischen Feldafing und dem Seeufer als Park anzulegen. Max II. wollte auf diesem Gelände, am heutigen Loch 11 des 1926 gegründeten Golfplatzes, ein neues Schloss erbauen lassen. Nach dem Tod von König Max II. ließ König Ludwig II. allerdings das Schlossprojekt einstellen und die bis dahin entstandenen Bauteile wieder abtragen. Der Park dagegen wurde vollendet.
Bewirtschaftet von Johann und Elisabeth Hierl erfreute sich der Terrassengasthof großer Beliebtheit. Die um diese Zeit angelegte Bahnlinie mag dazu verholfen haben, dass der einheimische Baumeister Johann Biersack die Vergrößerung zu einem Schweizer Gasthaus ausführen musste.
Ab 1870 nutzte die österreichische Kaiserin Elisabeth das Hotel wenn sie in den Sommermonaten auf Besuch zu ihrer Familie an den Starnberger See kam. Das strenge Hofprotokoll ließ es nicht zu im Schloss der Eltern in Possenhofen zu logieren. Selbst Hofdamen kritisierten die Einfachheit und die lockeren Umgangsformen im Schloss von Elisabeths Eltern.
Der alljährliche Aufenthalt der Kaiserin Elisabeth von Österreich machte 1876 eine nochmalige Vergrößerung unter dem neuen Besitzer, Max Strauch, notwendig. Es entstanden das Nebenhaus und Ställe für die Pferde der Kaiserin. Ein Turnzimmer wurde eingerichtet. Zur Sicherheit der Kaiserin wurde sogar ein Fluchtweg in Form einer Wendeltreppe angebaut.
24 Sommer lang logierte Kaiserin Elisabeth von Österreich im Hotel Strauch, dem heutigen Golfhotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing.
Meist reiste sie mit dem Hofzug in ihrem eigenen Eisenbahnwaggon am Bahnhof Possenhofen an. Vorher wurde das gesamte Hotel umgeräumt und für den Aufenthalt der Kaiserin eingerichtet. Sie brachte neben ihrem Hofstaat von 50 bis 60 Personen auch gut zwei Dutzend Pferde, eine riesige Garderobe, und sogar ihr kaiserliches Geschirr mit.
Weit weg vom höfischen Zeremoniell in Wien fühlte sich Elisabeth hier in Feldafing sehr wohl. Sie unternahm Wanderungen bis hinüber nach Andechs und sogar auch mal bis München, und ließ sich mit dem Ruderboot auf den See hinaus oder zur Roseninsel fahren. Wenn sie am See baden ging, dann wurde das gesamte Ufer im Park gesperrt.
Nach den Mahlzeiten soll Elisabeth sich gerne in einer Hängematte im großen Garten des Hotels ausgeruht haben.
Das Waschen der wadenlangen Haare war eine Tagesaufgabe. Man erzählt, dass die kaiserliche Haarpracht zum Trocknen auf die Wäscheleine im benachbarten Kirchgarten gehängt wurde.
Auch als König Ludwig II. am 13. Juni 1886 beim Schloss Berg am gegenüber liegenden Seeufer tot aufgefunden wurde, logierte Elisabeth gerade im Hotel Strauch. Sie pflückte einen kleinen Strauß Jasminblüten und bat darum, diesen in den Sarg des Königs zu legen. Er soll ihn in der linken Hand gehalten haben die auf seiner Brust lag, während er in der Hofkapelle in München aufgebahrt war. Trotz ihrer starken Bindung zum "König der kein Narr, sondern ein in einer anderen Ideenwelt lebender Sonderling" war, war sie bei seiner Bestattung nicht anwesend. Erst zwei Tage später legte sie in der Gruft der Wittelsbacher in der Münchner Michaelskirche einen Kranz an seinen Sarg.
Am 12. Juni 1893 verstarb in diesem Hotel der jüngste Bruder der Kaiserin, Herzog Max Emanuel in Bayern, genannt "Mapperl" nach einem Sturz vom Pferd an einem Blutsturz.
Leider hat das Äußere des Hotels im Lauf der Jahre viel von seinem ursprünglichen Charme verloren. So wurden die großen Gauben entfernt und die schönen alten Balkone mussten neuen, funktionelleren weichen. Die Sisi-Suite und die Stallungen sind derzeit aber noch erhalten
1894 soll Kaiserin Elisabeth zum letzten Mal nach Feldafing in das Hotel Strauch gekommen sein, bevor sie 1898 in Genf ermordet wurde.
1900 wurde vom kaiserlichen Hofmarschallamt in Wien die Erlaubnis erteilt, das Haus "Hotel Kaiserin Elisabeth" nennen zu dürfen. Im gleichen Jahre gelangte es in den Besitz der Familie Kraft-Borchard - in deren Besitz es heute noch ist - und bekam allmählich seine heutige Gestalt.
Zu meinem Geburtstag schenkte mir meine Familie ein Wochenende im Hotel Kaiserin Elisabeth.
Am vergangenen Wochenende war es so weit. Kurz nach 17 Uhr checkten wir ein und bezogen unser Zimmer im 3. Stock des Ostflügels.
3. Stock, Balkon zur Straße, links. Das war unser Zimmer.
Die Flasche Sekt mit dem Konterfei der Kaiserin war im Arrangement enthalten.
Vom Balkon hat man einen tollen Blick auf den Starnberger See und die Alpen.
Zu dem Arrangement gehörte auch ein "Sisi-Diner" am Ankunftsabend. Hier warteten wir darauf.
Es gab eine köstliche Kürbiscremesuppe. Es folgte Saiblingfilet auf Blattspinat in Safransauce. Den Abschluss bildete ein leckerer Kaiserschmarrn.
Satt, müde und zufrieden legten wir uns in die bequemen Betten.
Der Morgen nahm uns etwas die Freude weil es trübe war und Nieselregen aus Nebelschwaden fiel.
Trotzdem galt mein erstes Interesse dem Kaiserin Elisabeth-Denkmal im Park des Hotels. Von der Sonnenterrasse aus kann man es am Ende des Hotelparks erkennen.
Der böhmische Schriftsteller Alois John beschrieb die Arbeit des Bildhauers Karl Wilfert jr. so:
„Er schildert nicht die Majestät der Kaiserin, auch nicht die Dulderin auf dem Throne, noch die einsame Frau, die auf Korfu oder am Genfersee in der Größe und Schönheit der Natur Vergessen sucht, sondern einen jener Momente stillster träumerischster Seelenruhe, wie sie diese hohe Frau wohl öfter in ihrem erschütternden Leben überkommen haben mag. Lässig, die schlanke Gestalt zurückgelehnt, ruht die Kaiserin; das Buch, in dem sie soeben gelesen, ist seitwärts bewegt, und nachsinnend und träumerisch schaut der Blick in die Ferne. Ist es Nachdenken über das Gelesene oder wurde eine schmerzliche Erinnerung wach? Wir können es nicht entscheiden. Aber in dieser ruhenden Gestalt mit dem weltentrückten Blick in die Ferne ist Majestät, Hoheit und - Tragik gebreitet.“ (Alois John, 1909)
Das Denkmal hat eine bewegte Geschichte. Am 17. September 1905 wurde es in Franzensbad im Beisein des Thronfolgers Franz Ferdinand enthüllt.
Nach dem ersten Weltkrieg und der Gründung der Tschechoslowakei mussten alle monarchistischen Denkmäler entfernt werden. So verschwand auch im April 1924 das Kaiserin Elisabeth-Denkmal in Franzensbad in einer Ecke des Museumshofes. Der Erschaffer des Denkmals, der Egerer Bildhauer Karl Wilfert jr. war kurz nach dem Krieg nach Feldafing umgesiedelt. Am 9. Januar 1926 bat er in einem Brief an den Stadtrat von Franzensbad um die Überlassung des Kaiserin-Elisabeth-Denkmals und um die Zustimmung zu dessen Installierung im Park des Hotels am Ufer des Starnberger Sees. Unter der Bedingung, dass auf dem Sockel des Standbildes angeführt wird, dass es sich um ein Geschenk der Stadt Franzensbad handelt, stimmte der Franzensbader Stadtrat zu.
Schon am 17. Mai 1926 gab Karl Wilfert das Denkmal zur Einweihung frei. Aus politischen Gründen kam es nie dazu. Im September 1926 verzichtete Franzensbad öffiziell auf die Eigentumsrechte an dem Kaiserindenkmal zu Gunsten der Gemeinde Feldafing. Nach dem "Heimholen" von Böhmen ins Reich 1940 wollte Franzensbad das Denkmal zurück. Es blieb bis heute in Feldafing.
Das schmackhafte Frühstück verbesserte die Laune wieder.
Danach fuhren wir nach Garatshausen, Mariabrunn und Schleißheim. Darüber berichte ich in eigenen Themen.
Schauen wir uns das Hotel mal etwas genauer an.
Das Hauptgebäude.
Das Hotel vom Hotelpark aus.
Die etwas verblassten Lüftlmalereien fallen kaum auf.
Das ist doch ein Christophorus an der Westfront!
Hier musste ich ein bisschen tricksen weil der Teil im Schatten sehr dunkel war.
Was sagt der Spruch zwischen den Malereien?
Leider werden die Zeilenenden durch das Fallrohr und dessen Schatten verdeckt. Es dürfte lauten:
"Wer da haftet am Alten
an Urväterart
wer da trotzt den Gewalten
und der Stunde gewahrt....
Den Autor konnte ich leider nicht zuordnen.
Am Hauptgebäude vorgebaut ist "Sisis Stüberl".
Neben dem Eingang hängt dieses kunstvolle Gemälde.
Zwischen den beiden Hotelflügeln kommt man in den Innehof.
Die Rückseite des Hauptgebäudes.
Der Ostflügel.
Im Norden wird der Hof durch die früheren Stallungen begrenzt.
Als ich 2012 mit dem Sissiforum hier war durfte ich auch einen Blick in die Stallungen werfen die extra für die Pferde der Kaiserin gebaut wurden.
In den Pferdeboxen stehen heute Drahtesel und Fitnessgeräte, oder werden einfach als Lagerraum genutzt.
Ein Überbleibsel aus der Zeit der Kaiserin ist auch die Sisi-Suite.
In diesem Bett soll Kaiserin Elisabeth geschlafen haben.
Einblicke in die Gasträume.
Am Sonntagmorgen überraschte uns das Wetter mit einem fantastischen Sonnenaufgang.
Nach dem Frühstück checkten wir aus und fuhren kurz ans Seeufer.
Über den anschließenden Besuch im Kaiserin Elisabeth Museum in Possenhofen und das Schloss berichte ich in einem eigenen Thema.
Das Treffen mit Tom und seinen Großeltern auf dem Heiligen Berg habe ich hier beschrieben.
Damit war unser Wochenendbesuch am Starnberger See zu Ende.
Ich bin froh und dankbar dafür dass meine Familie mir diesen Wochenendaufenthalt im Hotel Kaiserin Elisabeth zum Geburtstagsgeschenk gemacht hat. Dadurch konnte ich das Hotel noch im zumindest ähnlichen Zustand sehen und erleben wie es die Kaiserin tat, denn....
Leider schließt das Golfhotel Kaiserin Elisabeth zum Jahresende. Es soll saniert werden. Ich befürchte, dass dabei das Flair des Hotels gänzlich verloren geht. Hoffen wir das Beste!
Liebe Grüße von waldi