Oberer Vinschgau, Teil 2 Tartscher Bühel und nähere Umgebung

  • Ich möchte heute den 2. Teil der Serie über den Oberen Vinschgau einfügen.

    Und Euch - vielleicht noch einmal - über diese schöne Gegend der Welt berichten.


    Im Teil 1 habe ich über den Weg vom Reschenpass bis Burgeis und Mals erzählt.



    Und als ich vor ein paar Wochen das Rätsel zu den Rätischen Häusern am Tartscher Bühel eingestellt habe, war mir klar, dass dieser kleine Buckel im Oberen Vinschgau es verdient, in einem eigenen Beitrag gewürdigt zu werden.



    Es ist ein unauffälliger kleiner Hügel, der Bichl, an dem man unachtsam vorbei fahren kann, wenn man auf dem Weg von Mals Richtung Schluderns oder auch Richtung Glurns fährt. Aber er ist ist voller Historie, voller Geschichten, Schönheiten, einer sehr alten Kirche und interessanter botanischer Besonderheiten.


    Am besten sieht man den Hügel von oben, von der Churburg her, von St. Martin ob Glurns oder von ganz weit oben, von Prämajur:






    Der 1077 m hohe Rundbuckel aus Glimmerschiefer, sich in dem Dreieck zwischen Mals, Schluderns und Glurns erhebt, ist ein Relikt aus der Eiszeit. Viele Sagen ranken sich um ihn - und die Mähr, dass sich auf dem Hügel eine Stadt befunden hätte, bestätigten Ausgrabungen, die Teile eines Rätisches Hauses - als Teil einer größeren Siedlung frei legten.


    Ich habe oben schon auf das Rätsel verwiesen, zeige hier noch zur Ergänzung einige Bilder.











    Ergänzen möchte ich noch, dass das Entdecken der Rätischen Häuser am Tartscher Bühel mit der früheren Erforschung der Ausgrabungen am Ganglegg, hoch ober Schluderns, im Zusammenhang steht - und so beide Orte oft gemeinsam genannt werden. So habe auch ich in meinem Rätsel beides gemeinsam genannt. - Die Wanderung aufs Ganglegg habe ich bisher noch nicht in Angriff genommen, es dürfte sich um einen interessanten Ort handeln, der aber nur auf ziemlich steilen Weg nahe der Schlucht des Saldurbachs zu erreichen ist.


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    Die Kirche am Tartscher Bühel gehört zu den ältesten kirchlichen Bauwerken im Vinschgau. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert, ist ein St.Veit-Kirchlein - und wurde auf einer alten vorchristlichen Kultstätte erbaut. Die Kirche ist nicht mehr als Gottesdienststätte in Verwendung, hin und wieder finden darin Konzerte statt. Vor Jahren hatte ich einmal Gelegenheit, an einem solchen teilzunehmen.


    Die alten Steine und der besondere Platz üben einen Reiz aus, der die über 2000 Jahre, in der Menschen hier gelebt und gebetet haben, spürbar werden lässt. Einige Blicke zur Kirche, von allen Seiten (ich bin schon oft und zu vielen verschiedenen Jahreszeiten hier oben gestanden).







    Vom Hügel aus kann man rundum die schönen Blicke genießen, besonders hübsch ist der auf das Städchen Glurn, wo die Lage der kleinen Stadt mit den Stadtmauern ganz deutlich zu sehen ist.




    Hier noch der Blick auf den Hauptort des Oberen Vinschgau, Mals, und auf Tartsch, wohin der kleine Abstieg jetzt gehen wird, einige junge Leute sind hier in diesem Sommer schon auf dem Weg:



    Eine kleine Wanderung über den Hügel...





    und ein Blick über den Hügel zur Churburg und auf Tartsch:



    Zuletzt noch einige Bilder zur Vegetation, manches habe ich schon einmal gezeigt. Die Flora ist typisch für Trockenrasen, wie ihn der Tartscher Bühel, aber auch die Hänge der Sonnseite des Vinschgau bietet. Im Frühling wachsen hier seltene Berg-Küchenschellen, ihre Fruchtstände kann man weit hin sehen. Sogar jetzt im Sommer noch ein allerletzter weißer Schopf:






    Spinnweben-Hauwurz, wilde Steinnelke, Schweizer Schöterich gehören zu den sommerlichen Schönheiten.






    Seltene gelbe Scharfgarben kann man hier immer wieder entdecken. Sehr reich vertreten sind Büsche mit Rosen-Malve - und der schöne weiße Mauerpfeffer gehört zu den Besonderheiten des Hügels.





    Nicht alles war in diesem Sommer zu finden. Die große Hitze und der wenige Regen ließen die Wiesen am Tartscher Bühel schon im Juni ziemlich vertrocknet erscheinen.


    Die Büsche mit echtem Wermut (Absinth) halten auch viel Trockenheit und Wärme aus.



    Vom frühen Frühling bis in den höchsten Sommer ist dieser Hügel also eine Wanderung wert. Und im Herbst, wenn die Temperaturen hier auf dem Sonnenhügel angenehm werden, wird es auch so manches zu entdecken geben.


    Beim Abstieg kommen wir in den kleinen Ort Tartsch mit einer Kirche, die aber leider zumeist verschlossen ist.



    Nähere Betrachtungen des Hauptorts Mals, des Städtchens Glurns und dem Ort Schluderns mit der Churburg wären noch vorbereitet. Vielleicht.... folgen hier noch Bilder und Erklärungen...


    Herzliche Grüße!

    Susanne



    Über die weitere Teile des Vinschgaus und seine Besonderheiten gibt es von mir schon zwei Beiträge



  • Liebe Susanne -

    es ist heute ein sehr warmer Sommerabend , aber Dein Bericht über den Oberen Vinschgau lässt mich das vergessen und verschafft mir wunderbare Entspannung.

    So wie Du ihn zeigst, kann ich mit den schönen Bildern und interessanten Informationen mich hineinvertiefen in diese wunderbare und kulturell reiche Landschaft.

    Dazu noch ein Streifzug durch die Vegetation in verschiedenen Jahreszeiten !

    So kann nur jemand berichten, der mit einer Gegend schon lange intensiv verbunden ist,

    Danke !

    Ich frag mich , warum ich noch nie dort war? Immer nun weiter "unten " im Burggräfler Land rund um Meran herum ?


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Liebe Susanne,


    auch dir lieben Dank für deine vielen aussagekräftigen Berichte und

    ganz tollen Fotos von deinen Reisen.


    Ganz besonders faszinieren mich deine Bericht mit einzigartigen Motiven vom Obervinschgau,

    welches ich von der Anfahrt zu unseren Urlauben im Untervinschgau oder

    an den Gardasee kenne.


    Wir haben ins diese schöne Landschaft verliebt ;)


    Ich verfolge und lese deine Berichte immer mit Begeisterung,

    auch wenn ich nicht immer dazu antworte.


    Da mir aus privaten Gründen oft die Zeit fehlt,

    um im Forum bei so vielen neuen Beiträgen zu antworten.

    Aber, wenn ich Abends auf dem Balkon, wie zur Zeit oft, oder auf der Couch bin,

    schaue ich mit dem IPad ins Forum und schalte mit den Berichten richtig ab.


    Allerdings ist für uns das Untervischgau besser wegen Heinz seiner Gesundheit.

    Da gibt es sehr viele verschiedene Waalwege, die dir auch bekannt sind,

    welche nicht so viele Steigungen haben und wunderschön zum Wandern sind.


    Sonntag in 4 Wochen geht's wieder nach Partschins in die gleiche Unterkunft.

    Mit jedem Tag steigt meine Vorfreude.


    Dieses Mal möchten wir den Riffianer Waalweg nach holen in Verbindung mit einem

    Besuch in der Wallfahrtskirche Riffian,

    dieses hatten wir im Juni wegen der Hitze nicht mehr unternommen.


    Liebe Grüße

    Steffi

  • Liebe Susanne,


    auch ich bin begeistert von deinen Berichten über das Vinschgau, deinen schönen Fotos und dem Hintergrund-Wissen über Geschichte oder Flora :thumbup: .

    In dieser wunderbaren Landschaft zu wandern verspricht Genuss pur. Ich wünsche dir, dass du diese Natur noch lange genießen kannst.


    Grüße

    Citronella

  • Liebe Leser*in,


    abschließend möchte ich heute kurz die angekündigten Bilder jener Orte einfügen, die rund um den Tartscher Bühel liegen.


    Der Hauptort des Oberen Vinschgau, Mals, ist schon mehrfach beschrieben worden. Hier noch einige Ergänzungen. Mals gilt als der "Ort der Türme", wie man aus dem folgenden Bild von oben gut ersehen kann:



    Größtenteils Kirchen, aufgehobene Kirchen - und der Fröhlichturm, ein wahrhaft schönes Stück mit alter Tradition.




    Etwas ganz Besonderes stellt das kleine Kirchlein St. Benedikt dar, da mag man sich selbst ein Bild über die Schönheit machen:





    Erwähnenswert ist die Innenausstattung der Pfarrkirche, die Deckenfresken zeigen deutliche Anklänge an die Kunst des Jugendstils, selten hier in Südtirol vertreten.




    Der immer wieder ins Bild gebrachte zentrale Platz in Mals ist in den letzten Jahren Fußgängerzone geworden, nur der City-Bus hat hier freie Fahrt. So ist es möglich, in Ruhe sich hier umzusehen, vielleicht auch noch eine kurze Rast zu machen.





    Hier noch ein Blick im Detail auf einige der Türme:





    Recht interessant auch der Wikipedia-Eintrag über Mals:


    Mals – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    Bevor ich auf die weiteren Orte rund um den Bichl eingehe, hier eine kurze Unterbrechung!

    Susanne

  • Fortsetzung mit Tartsch, Schluderns und Glurns:


    Fährt man an der Nordseite des Tartscher Bühels vorbei, kommt man an dem fast unscheinbaren Ort Tartsch mit der oben erwähnten fast immer verschlossenen Kirche vorbei. Von hier aus allerdings gibt es die zwei Möglichkeiten für den Aufstieg auf den Bichl.


    In wenigen Minuten erreicht man, auf der Staatsstraße ostwärts fahrend, den Ort Schluderns, man biegt von der Hauptstraße in enge Gässchen ein - und sieht auch schon sehr bald die Enge, in der die alten Häuser und die Kirche stehen.






    Der zentrale Platz des Ortes ist hübsch heraus geputzt. Ich bin hier an einem ruhigen Nachmittag und kann mich in Ruhe umsehen.





    Von weitem schon und an vielen Stellen in Schluderns erhascht man immer wieder schöne Blicke auf die Churburg. Von dort auf Schluderns geschaut sieht man ein wenig das alte, eng zusammengefügte Ortsbild.



    Die hochmittelalterliche Churburg selber ist sicher den ziemlich steilen, steinigen Anstieg wert. Weht die Fahne von den Zinnen der Burg weiß man, dass der Eigentümer anwesend ist.






    Auch hier möchte ich ergänzend den Wiki-Eintrag zeigen.


    Churburg – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    Zu allerletzt, den Tartscher Bühel sozusagen an seiner Südseite entlang fahrend, noch ein Kurzbesuch in Glurns, dem alten Städtchen.

    Es ist eines der kleinsten Städte der Alpen - mit einer noch vollständig erhaltenen Stadtmauer. Ein kleines, fast verwunschen wirkendes Städtchen, mit alten Laubengängen, schönen alten Gebäuden, dem Geburtshaus des Malers Paul Flora.

    Allerdings fließt sehr viel Verkehr durch die engen Gassen... es ist oft abenteuerlich, die vielen Autos, die Fahrräder, die Eis essenden Fußgänger, alle auf einer engen Straße - irgendwie geht es sich doch immer wieder aus.


    Ich beginne hier mit dem Wiki-Eintrag und zeige dann noch einige Bilder. Es gibt aber hier im Forum schon einige Beiträge, die über Glurns berichten, es soll nur eine Ergänzung sein und ein Abschluss dieses Bericht-Teils über den Oberen Vinschgau.


    Glurns – Wikipedia
    de.wikipedia.org












    Die Laubengänge, einmal entdecke ich hier auch eine Christophorus-Darstellung:





    Hier der Blick auf das Geburtshaus Paul Floras, dem Künstler mit dem Raben:




    Auf einer Anhöhe südlich von Glurns liegt einsam eine kleine alte Kapelle, St. Martin.



    Der Blick von hier bietet noch einmal die Rundschau auf die gezeigten und beschriebenen

    Orte. Vorne im Bild Glurns von dieser Talseite her, dahinter der Tartscher Bühel, die Turmspitze des Ortes Tartsch lugt über den Hügel.



    Links im Bilde würde bald der Hauptort Mals auftauchen, recht im Bilde Schluderns mit der Churburg.


    Damit sind die Berichte über viele meiner Eindrücke des Oberen Vinschgau abgeschlossen - und ich verabschiede mich, grüßend!


    Susanne

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