Vorletzte Woche nutzte ich gemeinsam mit Freunden einen sonnigen Tag für eine Bergwanderung auf gleich zwei Berge. Die sind zwar nicht sonderlich hoch. Aber die Tour hat sich doch über viele Stunden hingezogen.
Los ging es in Gunzesried im Oberallgäu. Nach etwa 20 Minuten Gehzeit kamen wir an diesem Haus vorbei. Mancher mag nun meinen, daß das ja nichts Besonderes ist, wenn ein Holzhaus offensichtlich neue Schindeln erhält.
Bei mir ist das anders. So etwas sieht man nicht alle Tage und so fragt der neugierige Jürgen gleich den Bauherrn, der anwesend ist nach den technischen Details.
Auf einem Fundament aus Natursteinen steht ein Haus, welches vor 140 Jahren in Holzmassivbauweise errichtet wurde. Ich Laufe der Zeit hat man moderne Dinge wie neue Fenster, eine Zentralheizung, ein Bad, Elektrik, Wasserversorgung usw eingebaut. Nun sind neue Schindeln an der Reihe. Die werden aus Weisstanne angefertigt. Dieses Holz hält wie auch Lärche wesentlich länger als Fichtenholz. Die alten Schindeln sind so alt wie das Haus (140 Jahre!) und würden noch lange halten, wenn da nicht die Wärmedämmung wäre.
So hat man die alten Schindeln abgerissen, Holzfaserplatten (Pavatex) aufgenagelt und dann die Fassade mit gehobelten Fichtenbrettern verschalt. Pavatex ist wasserdicht. Ich habe diese Dämmstoffplatten selbst auf dem Hausdach. Logisch, daß der Bauherr hier weder Styropor noch Mineralwolle zum Dämmen verwendet.
Die Schindeln sind alle gleich groß und werden mit dem Druckluftnagler geklammert. Wasser und Schnee perlt ab und läuft die Fassade hinunter. Das hält wieder ein paar Generationen.
Wir laufen mal auf einem Pfad und mal auf einem befestigten Wirtschaftsweg nach oben. Typisch für diese Region sind die Nagelfluhfelsen auf den Weiden.
Auch diese Alpe wurde aus Massivholz gebaut und anschließend als Wetterschutz mit Schindeln verkleidet.
Weiter gehts an der nächsten Alpe vorbei. Das Jungvieh ist schon seit Wochen im Tal und so sind fast alle Alpen geschlossen.
Blick nach Süden über die Hörnergruppe
Für mich gibt es hier ein kleines Kraftpaket.
Dann geht es weiter in Richtung Steineberg.
Rechts an dieser Alpe, am Dach zu erkennen, sind wir vor einer Weile noch gewesen.
Ob solche Schilder wirklich alle Offroad-Radler davon abhalten, querfeldein überall da zu fahren wo es möglich ist weis ich nicht.
Ein kurzes Stück ist seilgesichert.
Nach gut zwei Stunden Gehzeit sind wir kurz vor dem Gipfel des Steinebergs.
Nun hat man zwei Möglichkeiten nach oben zu gelangen. Ich nehme wie schon beim letzten Mal die 17 Meter lange Leiter.
Meine Stöcke habe ich einem Bergkameraden gegeben, der den Umweg ohne diese Leiter auf den Gipfel nimmt.
Wir haben Ende Oktober und da fühlt sich das Metall doch ziemlich kalt an.
Hier gibts die verdiente Brotzeit mit einer halben Bier und einem Gipfelschnaps für die ganze Truppe.
Rückwärts möchte ich die Leiter nicht herunter klettern. Also geht es ein Stück westwärts um die Felsen herum wieder auf den ursprünglichen Steig.
Das ist der Steineberg von Westen gesehen. Links unten erkennt man Immenstadt.
Nach etwa 25 Minuten Gehzeit bin ich wieder an der Leiter angelangt.
Die Nordwand des Berges ist jetzt fast den ganzen Tag im Schatten. An anderen Stellen findet man selbst um diese Jahreszeit noch blühende Enzian.
Nach einer Stunde sind wir am Bärenkopf. Der ist unspektakulär und so finden sich dort viele Bergfreunde ein. Kein Wunder, von der Bergstation der Mittagbahn kann jeder mit Turnschuhen in 20 Minuten hierher laufen um sich ein begehrtes Gipfel-Selfie zu knipsen. Ich habe das vergessen.
Etwas unterhalb des Bärenkopfs liegt die Alpe Oberberg. Da gibts schon wieder eine halbe Bier. Diesmal vom Faß. Das darf auch sein, weil wir von hier aus auf einem befestigten Weg nach unten bis zum Haldertobel gehen. Die Absturzgefahr ist da ziemlich gering.
Das ist eine Alpe wie aus einem Heidifilm. Wäre da nicht die Bewirtung der Wanderer.
Kuhglocken werden den Kühen und Schumpen nur beim Almabtrieb, Viehscheid genannt umgehängt weil die nun mal dekorativer sind. Die Kuhglocke ist meist aus Messing gegossen wohingegen die Kuhschelle aus Blech geformt ist. Schellen sind viel billiger und folglich ist der Verlust durch Diebstahl eher zu verschmerzen als der einer Kuhglocke.
Auch in der Gaststube hängen nun die Glocken und Schellen bis zum Frühjahr weil das Vieh ja bereits unten im Tal ist.
Schauen wir uns doch einen von zwei Ställen mit Spaltenboden dieser Alpe mal genauer an. Der ist hochmodern, weil er nicht mehr ausgemistet werden muß. Die Exkremente der Kühe, falls sie denn überhaupt im Stall sind, fallen durch die Spalten und dann gehts etwas bergab in die Güllegrube, im Allgäu Bschidloch genannt.
Das ist eine Einzelbox für die Kuh Britta. Die wurde wohl am 31.5. gedeckt und wenn alles gut geht kommt nach 280 Tagen Tragzeit ein Kalb zur Welt. Britta hat das Kennzeichen, Ohrmarkennummer genannt 113.
Gegenüber dem Stall wird im Sommer gekäst.
Bis zum 31.10. konnte hier noch Käse auf der Alpe gekauft und gegessen werden. Seit 1.11. sind die Älpler im Tal. Es ist Winterpause.
Das war sie schon - unsere etwas längere Tour auf zwei nicht allzu hohe Berge.
Ich war schon früher auf diesen beiden Bergen, allerdings noch nie an einem Tag. Hier die Berichte dazu:
Wanderung auf den Steineberg im Gunzesrieder Tal

Wanderung zum Bärenkopf im Allgäu
Der führt an einem Südhang nördlich von Gunzesried vorbei.
Die Sonne kam zwar kaum hinter den Wolken…

RE: Wanderung durch den Haldertobel ins Gunzesrieder Tal
https://www.bosch.com/de/stories/aktiv-fuer-den-klimaschutz/
grüsse
jürgen

Die nächsten zwei Wochen gehts jedenfalls nicht in die Allgäuer Alpen. Diese Woche ist mit Arbeit ausgefüllt und nächste Woche wandere ich im Süden der Iberischen Halbinsel ein wenig.
jürgen