Der gestrige Tag versprach sonnig und trocken zu sein. Also sollte er ideal für unsere geplante Wanderung in ein kaum bekanntes Seitental des Lechtals sein. Unsere Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen.
Los ging es in Grießau. Der kleine Ort liegt zwischen Häselgehr und Elbigenalp und ist nur über eine einspurige Lechbrücke erreichbar. Den Pkw stellt man am Ortsende ab und schon geht es auf einem schmalen geschotterten Fahrweg hinauf zur Alm.
Das Mini-Gipfelkreuz neben meinen Bergschuhen war das Einzige welches wir gestern "erklommen" haben.
An dieser Stelle befindet sich auch das Klein-Wasserkraftwerk von Grießau. Es versorgt nicht nur diesen Ort mit Strom sondern auch die Grießbachalm. Das Stromkabel ist über eine Länge von über 5 Kilometern im Schotterweg bis nach oben verlegt.
Verlaufen kann man sich hier nicht. Die einzige Abzweigung vom Schotterweg ist markiert.
Es geht etwa eine dreiviertel Stunde durch den Bergwald relativ gemütlich nach oben.
Blick ins Lechtal
Hier gehts links in Richtung Uganda und Rom.
Man gewinnt relativ schnell an Höhe obwohl der Fahrweg nicht sonderlich steil ist.
Nördlich von uns befinden sich die Allgäuer Alpen. Wir wandern gerade in den Lechtaler Alpen.
Beide Gebirge sind hier bis zu 2600 Meter hoch.
Nach etwa einer dreiviertel Stunde Gehzeit ändert sich der Weg und die Landschaft.
Der Fahrweg ist nun aus dem Felsen gehauen und verläuft ungesichert über etwa einen Kilometer entlang dem felsigen Hang.
Das erweitert natürlich die Sicht in die Ferne, aber auch hinunter ins Grießbachtal.
Verständlich, daß hier "strengstes Fahrverbot" besteht. Wer übermütig auf die Idee käme, mit einem allradgetriebenen Pkw hier hinauf zu fahren, könnte mehr als sein blaues Wunder erleben.
Nach jedem Winter ist erst eimal der Einsatz eines Baggers gefragt. Der beseitigt den Schutt, der bis zum Ende der Schneeschmelze auf die Fahrbahn geschwemmt wurde.
Die Almwiesen hier oben sind nicht besonders groß. Es reicht gerade um aktuell 33 Stück Jungvieh satt zu bekommen.
Blick zurück in Richtung Allgäuer Alpen
Wir können den Bach auf diesem hölzernen Steg überqueren. Die Fahrzeuge des Hüttenwirts und der Jäger und Holzrechtler müssen die immer naße Furt daneben nehmen. Die ist jedoch betoniert und so dürften diese Pkw im Sommer über immer bis zur Hütte gelangen.
Nach eineinhalb Stunden haben wir es geschafft und sind auf der Alm angekommen. Die ist ein reiner Holzbau aus Baumstämmen. Ein Haus wie aus einem Heidi-Film.
Da drin wohnt der Hüttenwirt, ein Allgäuer mit seiner Frau, im Sommer. Gästezimmer gibt es keine. Verläßt der letzte Gast am späten Nachmittag die Hütte, sind die beiden alleine hier oben.
Obwohl es drinnen auch nicht wärmer ist als draußen setzten wir uns ins Innere. Recht gemütlich erscheint mir der Gastraum.
Dieses Stilleben bezeichnet der Allgäuer als "griabig".
Die Grießbachalm ist auf diesem Wandbild verewigt.
Zu dieser kleinen nicht allzu anspruchsvollen Tour auf die lediglich 1500 Meter hoch gelegene Alm gehört eine Brotzeit in Form der Speckknödelsuppe.
Ansonsten gibt es wenig zu erzählen. Hier endet der einzige markierte Weg der gleichzeitig die Fahrstraße ist. Die um die 2500 Meter hohen umliegenden Berge sind nicht durch Wege erschlossen. Wer die folglich besteigen möchte, muß sowohl seine eigenen Fähigkeiten, aber auch den Berg und die Witterung richtig einschätzen können. Das ist nicht immer der Fall weil alle paar Jahre ein Bergfreund in diesem Gebirge verunglückt.
Der Wirt hat uns übrigens erzählt, daß er mit der Saison durchaus zufrieden ist. Das schlechte Wetter in diesem Sommer hat das Geschäft nicht beeinträchtigt. Bei Regentagen mußten die Wanderer oft draußen vor der Hütte warten bis drinnen ein Platz frei wurde. Wer hier seinen Urlaub verbringt will wohl bei jedem Wetter in die Berge weil man halt schon mal da ist.
Wir haben es da leichter. Wir schlafen zuhause aus, frühstücken in Ruhe und fahren dann gemütlich, jetzt sogar mit dem Cabrio zum Parkplatz und wandern in aller Ruhe nach oben. Ist das Wetter schlecht bleiben wir halt zuhause.
Am Regen hat es in letzter Zeit nicht gemangelt und so fand ich neben dem Weg ein paar Boviste. Ich laß die stehen. So ganz sicher bin ich mir über die Eßbarkeit nicht.
Jetzt im Spätsommer blühen auch die Silberdisteln.
Die Wanderung auf die Grießbachalm kann ich auch ungeübten Wanderern empfehlen. Selbst für Kinder ist diese Tour geeignet. Allerdings muß man die am ungesicherten Hang beaufsichtigen.
Ab heute haben wir zumindest bei uns wieder das bekannte Wetter des sogenannten Sommers 2021 mit Kälte und Regen. So schnell wird es wohl nichts mit der nächsten Bergtour.
jürgen