Gestern haben wir eine Wanderung auf einen Berg gemacht, den wohl kaum jemand kennt und der deshalb, weil vermeintlich unattraktiv auch kein klassischer Berg für die Begehung ist. Der Albengipfel ist ein Gipfel im Gebirge rund um den Hahnenkamm bei Reutte im Lechtal. Den wiederum kennen viele Skifahrer und Bergwanderer weil er mit Bergbahnen, Pisten und Alpen sehr gut erschlossen ist.
Wir nutzten den trockenen sonnigen und wolkigen Tag für die Jungfernfahrt mit dem neuen Spielzeug für ältere Herren und Damen. Das Auto wurde am Parkplatz der Talstation der Hahnenkammbahn in Höfen abgestellt und dann ging es los.
Der trockene Kanal hat wohl solche Dimensionen um viel Wasser nach ergiebigen Regenfällen in den Lech abzuleiten.
Wir kommen an ein paar vereinzelten Häusern von Höfen vorbei.
Dann geht auf einem steilen Steig in den Wald immer bergauf in Richtung Lechaschauer Alpe.
Im Hintergrund erkennt man die Antenne des Hahnenkamms. Um den herum gibt es ein paar Nebengipfel wovon wir uns einen unbedeutenden ausgesucht haben.
Ein Teil des Weges ist weniger steil weil wir bergan einen Forstweg nutzen können. Im Tal ist Reutte zu erkennen.
Fast im Schritttempo kommt uns bergab ein Holzlaster entgegen. Wenn der ins Rutschen kommt landet das Fahrzeug im Graben.
Im Wald geht es so steil nach oben, daß wir immer wieder mal eine Verschnaufpause einlegen müssen. Nach dem Erreichen der Baumgrenze sieht man zumindest unser Zwischenziel, die Lechaschauer Alpe.
Der Berg rechts davon ist der 2009 Meter hohe Schneidspitze.
Die Alpe wird über eine Materialseilbahn versorgt.
Die drei fühlen sich hier oben sauwohl. Vermutlich jedoch nur noch ein paar Wochen weil es am Ende der Saison auch auf dieser Alpe ein Schlachtschüsselessen gibt.
Die Lechaschauer Alpe liegt auf 1670 Metern Höhe und somit haben wir in eindreiviertel Stunden immerhin 800 Höhenmeter überwunden. Der Albengipfel ist gut 100 Meter höher und damit keine sonderliche Anstrengung mehr. Doch zuerst wollten wir uns hier stärken.
Das war jedoch nicht möglich. Gut, die online Registrierung brachte ich noch auf die Reihe.
Tatsächlich fanden wir auch einen Tisch an welchem wir alleine sitzen konnten. Aber der Berg von Geschirr, Flaschen und Gläsern neben der Hüttentüre war verdächtig. Da hier Selbstbedienung gefragt ist ging ich in die Hütte um mich nach Speis und Trank zu erkundigen. Die Wirtin erklärte mir, daß ich was zu trinken aus der Flasche haben könne und in nächster Zeit keine Speisen zubereitet und den Gästen serviert werden, weil das wenige Personal mit der Arbeit ziemlich im Rückstand wäre.
Also gab es ein Bier und ein seltsam schmeckendes Johannesbeerschorle für uns. Der kluge Bergsteiger beugt vor uns hat immer eine Brotzeit und ausreichend zu trinken dabei. Dann eben später am Gipfel.
Warum hier so ein Chaos herrschte kann ich mir nur folgendermaßen erklären. Da die Küche offen war hatte ich den Eindruck, daß die beiden Wirtsleute alleine waren um die Gäste zu versorgen.
Ein weiterer Grund ist die eine knappe Stunde Gehzeit entfernte Bergstation der Hahnenkammbahn. Da fahren wohl die allermeisten Urlauber nach oben und machen sich auf einem relativ ebenen und bequemen Weg zu einer der vier bewirtschafteten Alpen um "Echtes Bergfeeling" zu erleben. Das ist der Grund, warum ich solche Wandergebiete wie den Hahnenkamm bisher gemieden habe. Aber nun waren wir schon mal da und damit ging es weiter zu unserem eigentlichen Ziel dem Albengipfel.
Anders als der Hahnenkamm ist der nicht völlig frei und folglich hat man von dem 1779 Meter hohen Berg eine weniger gute Sicht. Das stört uns aber nicht. Hauptsache hier waren wir so gut wie alleine. Auf dem Weg von der Bergstation zur Lechaschauer Alpe könnte man zwar einen Abstecher hierher machen. Das ist jedoch anscheinend den allermeisten zu anstrengend. Mir soll es recht sein.
Prost!
Rechts die Lechaschauer Alpe
Der Hahnenkamm ist knapp einhundert Meter höher und verfügt statt einem Gipfelkreuz über eine riesige Antenne.
Blick vom Albengipfel auf Höfen rechts und Reutte links.
Unser Abstieg erfolgt nun meist auf der Versorgungsstraße der Bergstation und anderer Hütten, die fast nur im Winter geöffnet haben und Skifahrer zur Einkehr animieren.
Der Klotz im Vordergrund war früher die Bergstation der alten Bergbahn und hat heute ausgedient. Jetzt rottet diese Burg seit etwa 20 Jahren vor sich hin. Eigentlich schade. Ich meine, daß man in dieser Lage sicherlich ein schönes Berghotel aus dem alten Kasten machen könnte.
Die Lage ist jedenfalls sehr gut. Blick ins Lechtal und Blick auf andere Berge sind garantiert. Die Erschließung ist ja auch vorhanden.
Auf einer Schotterstraße geht es nun mehr oder weniger langweilig in Serpentinen stetig bergab. Die Höfener Alm im Hintergrund ist geöffnet. Gehzeit von der Bergstation etwa 20 Minuten.
Auch die Schirmbar ist eine Hütte, die nur im Winter für Skifahrer geöffnet ist. Unter dem Schirm sah ich sogar noch angebrochene Schnapsflaschen. Mein Dust darauf hielt sich jedoch in Grenzen.
Blick zurück auf das Skigebiet Hahnenkamm.
Ganz langsam kommt die Talstation in Höfen näher. Aber nur ganz langsam.
Hinter der Schranke sieht man den Säuling dessen Gipfel genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich liegt.
Die fünfeinhalbstündige Wanderung hat uns einerseits gut gefallen. Andererseits war es vor allem für Angelika konditionell schon an der Grenze. Der krönende Abschluß des Tages war die Rückfahrt im Cabrio mit geöffnetem Verdeck und guter Musik. So macht Urlaub daheim Spaß.
jürgen