Liebe Alle,
die Beschreibungen, die durch Deine Fahrt claus-juergen nach St. Valentin auf der Heide, Vinschgau, bei mir in Schwung gekommen sind, erinnern mich selber sehr an meine vielen Aufenthalte in dieser Ecke Südtirols. Und sie wecken in mir die Begeisterung, weiter darüber zu berichten und Bilder zu zeigen.
Vom Reschen kommend biegt sich die Vinschger Staatsstrasse vor Mals immer stärker in östliche Richtung. Vom Klima her hätte man den Eindruck, man fährt die ganze Zeit südwärts, von Ort zu Ort wird es wärmer - alles wirkt südlicher, Häuser, Vegetation, die Luft, die durchs offene Fenster herein kommt.
Eigene Beiträge verdienen die vielen Seitentäler, in die man im Verlauf der Fahrt einbiegen kann. Das nördlichste, das Rojental, habe ich bereits beschrieben, das Langtauferertal, das von Graun ostwärts geht, noch nicht erwähnt. Kurz vor Ortsbeginn von Mals zweigt scharf südwestlich die Straße ins Münstertal ab. Man fährt durch Taufers im Münstertal und ist schon nach wenigen Autominuten an der Schweizer Grenze, in Graubünden - im Müstair, einer Kirche, einem Kloster - einem Kleinod alter Baukunst. --
Doch darüber später, wenn ich mich den Seitentälern widme, die - jedes für sich genommen - eine Reise wert sind. Daneben gibt es auch viele kleinere Seitentäler, die stets neue Perspektiven eröffnen. In dem Wiki-Beitrag über den Vinschgau sind sie wunderbar aufgelistet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vinschgau
An dieser Stelle erwähnt sollte auch die Vinschger Bahn sein, die viele Jahre (oder Jahrzehnte?) lahm gelegt war. Ich erinnere mich noch an die dicht mit Gras bewachsenen Geleise. Auf einmal wurde sie re-aktiviert - und fährt nun im Stundentakt von Mals nach Meran und wieder zurück. Es ist eine recht komfortable Alternative zu der teilweise sehr stark frequentierten Vinschger Staatsstrasse.
Wir fahren also - nun doch mit dem Auto - weiter, Mals wird umfahren, kommen durch Tartsch, sehen vor uns den im vorigen Beitrag beschriebenen Tartscher Bühel. Von Tartsch zweigt ein Nebental nach Matsch ab, der Ort Matsch liegt hoch über dem Talboden:
Von hier aus kann man auf einer Fahrstraße bis zu den Glieshöfen kommen, von wo es wunderbare Wanderungen Richtung Talschluss gibt.
Erwähnen möchte ich die Oberetteshütte, die in ziemlicher Höhe liegt und von Bergsteigern sehr frequentiert wird.
Nach einer Übernachtung in der Hütte besteigen manche die Weisskugel oder wandern zu den Saldurseen. Sogar Übergänge bis zur Weisskugelhütte im Langtauferertal sind sehr beliebt.
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Aber jetzt weiter auf der Vinschgerstraße. Bevor die Straße Spondinig erreicht, von wo aus die Zufahrt nach Prad, von dort zum Stilfserjoch und ins Ortlergebiet möglich ist, sehen wir auf der rechten Seite des Tals die Burgruine Lichtenberg. Daneben das Kirchlein St. Christina - und ganz in der Nähe die wuchtige Kirche von Agums.
Sie alle gehören zum Hauptort Prad, wo noch die alte romanische Kirche St. Johann am Ortsrand erwähnt werden sollte, die ich wegen seiner Christophorus-Darstellung an der Außenwand in diesem Thread schon erwähnt habe:
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Johann_(Prad)_
Das Ortlergebiet ist wohl das größte und bedeutendste Nebental des Vinschgau. Neben den Orten Sulden - mit wunderbaren Aufstiegsmöglichkeiten und Rundblicken -
und Trafoi - mit den "Heiligen 3 Brunnen"
führt die berühmte Stilfser-Joch-Straße, also von Prad kommend, in vielen Kehren aufs gleichnamige Joch, von dort über den Umbrailpass in die Schweiz - und es bildet die Grenze zwischen Südtirol und Bormeo im Veltlin, in der Lomardei
Viel, viel mehr möchte ich noch von der Gegend erzählen, heute nur noch der Verweis auf mein Puzzle-Bild Nr.52,
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wo der gelbe Alpenmohn den Vordergrund für die obersten Kehren der Stilfserjochstraße bildet.
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Auf der Hauptstrasse fahren wir von Spondinig also weiter, kommen mit Eyrs durch einen jener Orte, die noch nicht umfahren werden, rechnen also mit Ampel und Kreisverkehr...
Jetzt wird das Tal breiter, die Landschaft weitet sich. Hat man die Tanaser Höhenstrasse genützt, ist hier eine jener Stellen, wieder ins Tal zu kommen. Vor uns liegt der Ort Laas, mit dem weltberühmten Laaser Marmor.
Bevor man aber nach Laas kommt, sieht man schon von weitem auf der rechten Seite das uralte Kirchlein St. Sisinius liegen. Wie auf dem Tartscher Bühel wird hier eine alte vorchristliche Kultstätte angenommen. Obwohl die Kirche immer verschlossen ist - und scheinbar auch keine Inneneinrichtung mehr aufweist, ist ein Besuch dieses Ortes wunderschön, die steinernen Mauern scheinen Geschichten zu erzählen und man steht auf einem Boden, wo schon über 2000 Jahre früher Menschen gestanden sind.
Ich zeige Euch einfach ein paar Bilder von da. Sie sprechen für sich:
Die Dachschindeln sind wohl das Neueste hier um Umkreis
Im Zentrum von Laas gibt es ebenfalls einiges Sehenswerte. Besonders hinweisen möchte ich auf die romanische Apsis der alten Kirche:
Kurz nach Laas kommt man auf einer kleinen Bergkuppe an, wo eine relativ neue Lourdeskirche steht, erbaut etwa 1900. Sowohl Kirche als auch die daneben stehende Kapelle haben starken Bezug zur Marienwallfahrt.
Von da an geht die Straße in Kehren talwärts Richtung Schlanders.
Schon bald gibt es hübsche Blicke auf Kortsch und das weithin sichtbare St. Aegidius-Kirchlein am Berg, mitten in den Weingärten:
Blick von St. Aegidius auf Kortsch:
Hier noch einmal der schon gezeigte Blick auf den Hauptort des Vinschgau, Schlanders. Trotzdem ist Schlanders keine Stadt, die einzige kleine Stadt des Vinschgau ist nämlich Glurns. Der Turm der Kirche von Schlanders gilt als bedeutend - und ist für diese Gegend ein sehr hohes Bauwerk. Das eine oder andere Foto vom Ortsbild von Schlanders kann ich noch später nachtragen.
Je nach Einteilung gibt es den Oberen und den Unteren Vinschgau. Oder noch den Mittleren dazu. Fahren wir jetzt weiter von Schlanders ostwärts, sind wir auf jeden Fall im unteren Vinschgau angekommen. Das schon beschriebene Schloss Goldrain auf der linken Seite talauswärts und der Eintritt ins Martelltal mit der Burgfeste Obermontani sind nächste Fixpunkte.
Der untere Vinschgau ist mir nicht mehr annähernd so vertraut wie der obere. Einige Bilder - wie Schloss Kastelbell als Rätsel
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und Nauders mit der alten Kirche St. Prokolus sind schon im Forum vorhanden.
Eine Fortsetzung darüber - und über einige andere Sehenswürdigkeiten dieser Gegend - schreibe ich demnächst. Der heutige Beitrag ist ohnehin ziemlich ausführlich ausgefallen.
Für heute ganz liebe Grüße an Euch alle!
Susanne