Das Arboretum von Alcsútdoboz

  • Über das ehemalige Schloss von Alcsút, dem Sommersitz des Palatin Josef hatte ich hier berichtet.
    Dort könnt Ihr die Reste der Bauten sehen und etwas über deren Geschichte erfahren.


    Der dazugehörige Park, der nach der Fertigstellung des Schlosses 1827 als englischer Garten angelegt wurde, ist heute für Besucher - gegen Eintritt – wieder zugänglich.


    Anfangs möchte ich Euch ein wenig mit der Geschichte des Parks vertraut machen.


    Palatin Joseph leitete über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren das Anwesen als Musterbetrieb der ungarischen Gartenkunst und hat eines der Meisterwerke der klassischen Gartenarchitektur entwickelt. Der Palatin hatte selbst einen ausgezeichneten Ruf als Gärtner. Seine eigenen Hände haben auch Spuren im 45 Hektar großen Park hinterlassen. Er arbeitete dabei mit seinem Gärtner Károly Tost zusammen. In der damaligen sogenannten "Platanenzeit" liegt der Grund, dass im Park viele verschiedene Arten von Platanen zu finden sind. Darüber hinaus stehen für die damalige Zeit noch spezielle Neuheiten im Garten wie der Tulpenbaum, die kanadische Pappel, der Eisenholzbaum, der japanische Schnurbaum, der Schwarznussbaum, die Rot-Esche, Ahorne, Baum-Hasel, Rosskastanien, Ulmen, Linden, Robinien, Blutbuchen, Gleditschien, um nur einige davon zu nennen.


    Der Lieblingsplatz des Palatins Joseph lag allerdings außerhalb des Arboretums im Zentrum des Csaplári-Waldes, wo er 1833 Samen in den Boden steckte. Die daraus gewachsene Libanon-Zeder hat heute eine Höhe von 29 Metern und einen Stammumfang von 4 Metern erreicht.
    Am untersten Ende dieses blogs findet Ihr Bilder davon.


    Palatin Joseph starb im Jahr 1847 und der Park wurde erst mal sich selbst überlassen.
    Nach dem Tod von Palatin Stephan, der 1848 aus Österreich verbannt worden war und 1867 im Exil in Menton verstarb, ging das Schloss an seinen Halbbruder Erzherzog Joseph Karl Ludwig über. Mit ihm kam wieder ein begeisterter Botaniker auf das Anwesen. Während seiner Zeit erlebte der Garten eine zweite Blütezeit.


    Der Teich wurde vergrößert, die Steinbrücken angehoben, und durch die Bohrung eines 185 Meter tiefen artesischen Brunnens wurde die Wasserversorgung der Pflanzen im Park verbessert. Durch die Anpflanzung neuer Kiefern erweiterte sich der Pflanzenreichtum.


    Es wurde ein kleiner Zoo eingerichtet und ein Bärenhaus gebaut, sowie eine Reitschule. Erzherzog Joseph Karl hat mindestens 300 Pflanzenarten in Ungarn eingebürgert.
    Seine Begeisterung für die Natur zeigt diese kleine Geschichte.



    Die sinngemäße Übersetzung:
    "Erzherzog Joseph Karl hatte in dem prunkvollen Schloss ein puritanisch eingerichtetes Schlafzimmer. Eines Tages begann ein Schwalbenpaar in einer Zimmerecke mit dem Bau ihres Nestes. Der Erzherzog hat seine Bediensteten angewiesen einen Fensterteil immer offen zu lassen bis die Schwalben das Nest verließen. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrere Jahre."



    Erzherzog Joseph August, der älteste Sohn von Joseph Karl, wurde 1872 in Alcsút geboren. 1893 heiratete er Auguste von Bayern, eine Enkelin von Kaiserin Elisabeth von Österreich. Nach dem Tod von Joseph Karl im Jahre 1905 wurde er der neue Herr auf Alcsút. Von Kaiser Karl im Oktober zu seinem Stellvertreter in Ungarn ernannt, war er im August 1919 für gut 2 Wochen Reichsverweser bis er von Miklós Horthy abgelöst wurde. Im August 1920 wurde er der erste Ritter des ungarischen Ordens Vitézi Rend (Heldenorden). Bis 1944 war Joseph August eine einflussreiche Persönlichkeit der ungarischen Aristokratie und des politischen Lebens. Von 1936 bis 1944 war er Präsident der "Ungarischen Akademie der Wissenschaften".


    Die Sommerresidenz des Erzherzogs gab vielen Arbeitern und Handwerkern in Alcsút und den umliegenden Orten ein gesichertes Einkommen, denn das Schloss und die großen Anwesen die zu ihm gehörten verursachten eine Menge Arbeit.


    Der Erzherzog und seine Frau Auguste Maria Luise von Bayern unterstützten die Anstalten der Erziehung von Kindern und die Schulbildung in Alcsút, in Felcsút und den umliegenden Orten.



    Der Hauptzugang liegt heute im Süden des Parks.



    Eine Tafel gibt einen Überblick über die Parkanlage deren Betreten leider gebührenpflichtig ist. Aber die Preise sind erschwinglich. Als Rentner zahle ich etwas über 2 Euro.




    Japanische Schnurbäume.



    Eine Blutbuche.



    Der Pfad zur Gloriette die auch 1951 demoliert wurde.



    1980 - zum 100-jährigen Jubiläum - wurde eine Rekonstruktion auf dem Stefanshügel (István-halom) aufgestellt. Der Buckel ist nach dem ältesten Sohn von Palatin Joseph benannt.



    Die Wetterfahne auf der Spitze erinnert daran.



    Ursprünglich war die Gloriette als Aussichtspunkt geplant dessen Fenster den Garten in Segmente mit bestimmter Bepflanzung teilte.


    Heute wird durch die dichte und hohe Vegetation ein Ausblick vereitelt.


    Erst am Fuß des Hügels erweitert sich die Sicht.



    Ein Ginkgo biloba.



    Eine junge europäische Stechpalme, verrät uns das Infotäfelchen.



    Zwischen den Bäumen schimmert der Teich.




    Im Teich steigt eine Wasserföntäne in die Höhe.



    Eine Holzbrücke führt zu einer Insel.



    Eine Steinbrücke die über einen Seitenarm des Sees führt.



    Über eine kleine Treppe könnte ich in den Teich absteigen.



    Die Fontäne im Brückengeländer.



    Der Weg der mich im Uhrzeigersinn um den Teich führt...



    ... bringt mich an dieser Baumgruppe ...



    ... und an diesem kleinen Kanal vorbei ...



    ... zur Klotild-Insel, benannt nach der Gattin von Erzherzog Joseph Karl, wo eine Schwarzerle...



    ... und eine Sumpfzypesse stehen.



    Von der Klotild-Insel bringt uns eine Holzbrücke ...



    ... zu einem Inselchen ...



    ... mit einer Lourdesgrotte.



    Auf meinem weiteren Weg sehe ich in zwischen Brennesseln diese Blüten.




    An einer riesigen Platane (platanus x acerifolia) ...



    ... wende ich meinen Spaziergang in die westliche Richtung.



    An dem linken Baum ...



    ... fallen mir die Baumpilze auf.



    Am Fuß eines weiteren Baumes finde ich diesen Pilz.



    Ein anderer Baum hat sich eine Halskrause zugelegt.



    Ein Totarm des Baches.



    Mein Spaziergang im ehemaligen Schlosspark nähert sich dem Ende.



    An der südlichen Grenze des Gartens wird die Hermina-Insel durch zwei Arme des Acsa-Baches eingeschlossen.
    Die kleine Landfläche ist nach der ältesten Tochter von Palatin Joseph Anton und seiner ersten Frau Alexandra Romanow benannt.
    Die Insel, früher bedeckt mit üppiger Vegetation in einem detailliert gestalteten Garten, betrat man aus dem Osten über eine kleine Holzbrücke oder über die nördliche, aus Stein und Ziegel gebaute Brücke die Wappen- oder Kronenbrücke genannt wird.



    An der Nordseite der Brücke ist das Familienwappen und das Monogramm J. C. von Erzherzog Joseph Karl zu sehen.




    An der Ostseite der Brücke ist das Datum der Erstellung der Brücke im Jahre 1881 angebracht.



    Dem Baustil entsprechend kann davon ausgegangen werden, dass die Pläne von Miklós Ybl stammen.
    Zu dem jetzt zerstörten Badehaus auf der Insel gehörte ein Außenpool wo sich die herzogliche Familie an heißen Sommertagen erfrischte.



    Im Jahr 1941 wurde der Park als geschützt erklärt. Dann kamen die Kriegswirren und der Brand der das Schloss zerstörte.
    Im Jahr 1952 wurde der Park erneut als geschützt erklärt und man begann mit der Planung und der Arbeit um die Tore zum Arboretum von Alcsút für Besucher öffnen zu können.


    Besondere Attraktionen sind im Frühjahr die Blüte eines großen Schneeglöckchenfeldes und im Juni der Tanz der Glühwürmchen.




    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Einen Besuch eines solch schönen Parks muss man genießen.
    Ich stelle mir vor , wie angenehm das an einem heißen Sommertag ist.
    Aber eigentlich müsste man das immer wieder und zu verschiedenenen Jahreszeiten machen.


    Im Winter, wenn der Wuchs der laublosen Bäume besonders gut zu sehen ist, Im Frühjahr wenn sie blühen, im Sommer mit vollem Laub , im Herbst mit Früchten und mit unterschiedlichen Farben...
    Ich kann die Faszination, die von solch einem Arboretum ausgeht , so gut nachvollziehen.


    Respekt, wie schön diese Anlage gepflegt ist !!!


    Danke für die ausführliche Dokumentation, Waldi!


    Liebe Grüße nach Ungarn!


    Elke

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