Plansee: Wanderung zu den Geierköpfen

  • Einigen von euch ist vielleicht noch mein Bericht der Wanderung vom Plansee nach Griessen aus dem Vorjahr in Erinnerung.


    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthread.php?4067-Außerfern-Wanderung-vom-Plansee-nach-Griesen-im-Herbst-2012&highlight=plansee


    Kurz nachdem wir am Rückweg wieder am Plansee angelangt waren, entdeckte ich einen Wegweiser zu mir bisher unbekannten Bergen. Es handelte sich um die Geierköpfe, drei markante Erhebungen zwischen Schloß Linderhof und dem Plansee, wovon der westliche Gipfel mit 2143 Meter zugänglich, der mittlere Gipfel mit 2161 Metern genauso wie der östliche Gipfel mit 2060 Metern laut Kompaß Wanderkarte nicht zugänglich sein sollten.


    Was lag näher, als im Juli dieses Jahres dieses Gebiet im Rahmen einer etwas anstrengenden Wanderung zu erkunden, zumal hier weder bewirtschaftete Hütten, ein Lift oder sonstige Einrichtungen vorhanden sein sollten, die Touristen so magisch anziehen. Meine Angelika hat logischerweise dankend dieses Angebot abgelehnt. Meine Schulfreundin Renate jedoch war nicht abgeneigt, mich bei dieser Tour zu begleiten. So sind wir beide also an einem sommerlich warmen Tag vom Gasthof Forelle am Plansee aus über die Musteralm in unbekannte Höhen vorgestoßen.




    Im Laufe der Jahre sind anscheinend Unmengen von Kies ausgewaschen und den Hang hinabgeschwemmt worden. So habe ich dies noch nie gesehen.



    Trotz dieser Mondlandschaft findet die Natur Möglichekeiten, sich zu entfalten.



    Ganz am hinteren Ende des Plansees können wir den Heiterwanger See erkennen.



    Hier eine Gelegenheit zur Rast und zum Nachdenken.



    Im Bereich der verfallenen Zwerchenbergalpe finden wir eine ungebändigte Natur vor.




    Nach zwei Stunden gibt’s eine erste Rast an dieser Jagdhütte. Wie haben die bloß das Baumaterial zu dieser unzugänglichen Stelle geschafft? Vermutlich mit dem Hubschrauber.




    Ganz da oben wollen wir hin: der westliche Gipfel der Geierköpfe.



    So geht’s bald darauf durch ein ausgedehntes Latschenfeld



    bis wir am 1905 Meter hohen Kreuzjöchl ankommen.



    Hier sehen wir ein paar Stunden entfernt im Osten die Kreuzspitze.



    Blick nach Westen auf die Flanke der Geierköpfe.



    Alpenrosen blühen.



    und auch anderes Gewächs.



    Etwas unterhalb des Gipfels befindet sich diese Höhle natürlichen Ursprungs.



    Dann geht’s auf allen Vieren, teilweise unter Zuhilfenahme von Drahtseilen auf den Gipfel.




    Im Osten sehen wir den „normalen Bergwanderern“ eigentlich unzugänglichen mittleren Geierkopf.



    Blick nach Westen. Am Horizont der markante Gipfel des Säuling.



    Blick nach Norden in den Ammerwald und die Ammergauer Berge.



    Südwestlich von uns der Plansee.



    Wir konzentrieren uns allerdings auf den nächsten in Angriff zu nehmenden Gipfel: den mittleren Geierkopf.


    Die Entscheidung, auch diesen noch zu erklimmen fiel nach einem Gespräch mit einem jungen drahtigen Bergfex, der meinte, das „schafft ihr auch noch“. Es bedürfe nur der besonderen Vorsicht, weil der Weg immer am Grat entlang auf losem Gestein, insbesondere auf diesen Gipfel ohne irgendwelche Sicherungen verläuft. Eine dreiviertel Stunde und wir wären oben. Also pack mers!



    Eigentlich eine ganz nette Aussicht rechts vom Steig.



    …oder links davon.



    Da wollen wir hin.



    Der Weg ist ja „gut markiert“. Wer genau hinsieht, erkennt etwa in der Mitte des Bildes einen roten Punkt.



    Links im Bild kann man den Pfad erkennen, der bis zum Gipfel führt.



    Irgendwann traf Renate dann die Entscheidung: Jetzt wird’s zuviel. Voller Elan machte ich mich also auf den Weg zum Gipfel während Renate zurück zum Westgipfel ging. Eigentlich sollte man sich in den Bergen nie trennen, aber das Adrenalin macht manchmal mit einem was es will. Heute würde ich das nicht mehr machen. Fakt ist, daß Renate zurück ging und ich alleine auf dem mittleren Gipfel aufstieg. Tatsächlich trafen wir uns anschließend wieder unterhalb des Westgipfels zum gemeinsamen Abstieg.



    Einsamkeit am Mini-Gipfelkreuz verbunden mit einem tollen Blick auf die Ammer waren mir dort oben vergönnt.



    Irgendwie gings da rauf und auch wieder runter. Eigentlich schon sehr abenteuerlich. Kein Wunder, daß dieser Gipfel als unzugänglich in den einschlägigen Wanderkarten verzeichnet ist.


    Der weitere gemeinsame Rückweg führte uns an die eingangs erwähnte Jagdhütte mit Gelegenheit, dringende Geschäfte zu erledigen.



    Eine letzte Brotzeit, bevor wir den nur selten begangenen Rückweg über das Teufelstal antraten.



    Wir überquerten zahlreiche Bäche auf diesem wunderschönen Abschnitt der Tour.




    Blick auf den Westgipfel.



    Da müssen wir hin. Zum Plansee, wo unser Auto geparkt ist.




    Endlich das Tal erreicht und eine halbe Stunde der Straße entlang gelaufen sind wir nach 10 Stunden geschafft. Diese Tour war konditionell und von der Schwierigkeit gesehen wohl die obere Grenze, was wir uns zugemutet hatten. Trotz hochsommerlicher Temperaturen wollte Renate nicht mehr im Plansee baden, sondern nur noch heim.



    Das letzte Bild zeigt einen Stopp in der Nähe von Schloß Linderhof, wo wir noch ein Foto der Geierköpfe machten. Schaut eigentlich gar nicht so schwer aus hier von unten…


    Jürgen

  • Höchsten Respekt, lieber Jürgen,


    wer sich im Allgäu auskennt, weiß darum, dass diese Geierköpfe ein sehr schwieriges Terrain sind. Wohl wissend auch um die konditionellen Voraussetzungen.


    Ein wunderbarer Bericht über Berge , die ich schon zig mal bei der Fahrt über den Plansee aufmerksam registriert habe. Nicht umsonst sind vor allem in den Gewittermonaten sorgfältige Planungen Voraussetzungen.


    Meine längste Touren waren wie die 8 Stunden hin und zurück als ich vom Reintal zur Rieserferner Hütte marschierte.


    Weiß also genau wie deine Leistung einzuordnen ist.


    Wunderbare Bilder sind dir da auch noch gelungen. Wildromantisch.


    Danke für den herrlichen Bericht.


    Ganz lieben Gruß
    Helmut

  • Ja, die Allgäuer Berge haben es in sich - mit ihren schroffen Graten und Geröllfeldern.
    Nicht zu unterschätzen.


    Aber da sind dann andererseits auch herrliche Pfade und Wege, wie Du sie uns hier zeigst.


    Das war eine Wanderung nach Deinem Geschmack - und Du bist ehrlich genug zuzugeben, dass das für Euch auch kein Sonntagsspaziergang war.
    Belohnt wurdet Ihr zu Genüge mit diesen schönen Ausblicken.


    Dass Du einer Art "Dopaminrausch" eine "Fast- Todsünde" des Berggehens begangen hast, hast Du zum Glück eingesehen. Aber es ging gut aus.


    Danke Jürgen, für diese eindrucksvollen Schilderung und die schönen Bilder einer Bergtour, die wohl so schnell keine Nachahmer finden wird!


    Lieben Gruß,
    Elke

  • Hallo Jürgen,


    auch wenn Renate den 2. Gipfel nicht erreicht hat, mein tiefer Respekt vor dieser Leistung!
    Tolle Aufnahmen und unglaubliche Eindrücke die uns hier vermittelst, Jürgen! Hab Dank.

  • Hallo Jürgen,


    wunderbare Bilder, ebensolche Landschaften, danke fürs mitsteigen .........................


    P.S. Ich bewundere deine Kondition, die hätte ich auch gern .................

  • Bin ich froh, dass mein Ammerland weit weg von Ammer und Ammersee und den Bergen liegt und platt wie ein Handtuch ist.
    Allein vom Betrachten deiner exklusiven Bilder bekam ich schon keine Luft mehr.
    Jürgen, ich wünsche dir weiterhin so eine gute Kondition und den Mut den Bergen aufs Haupt zu steigen, denn dann kann auch ich
    den Blick in die Tiefe genießen und die von dir gezeigten Pflänzchen bewundern.
    Deine schönen Pflänzchen sind übrigens ein rotes Waldvögelchen und ein Rosmarin-Seidelbast.

    Lieben Gruß Karin
    Wer der Sonne entgegen wandert lässt den Schatten hinter sich. (Bruno Hans Bürgel)

  • Alle Achtung, Jürgen und Begleitung!


    Mit ehrfürchtiger Bewunderung haben wir Deinen Bericht gelesen.


    Da habt Ihr eine sehr anspruchsvolle Wanderung unternommen, die eine robuste Kondition, reichlich Bergerfahrung und Zutrauen in die eigene Leistungsfähigkeit braucht.


    Allein die Aussicht auf 10 lange Stunden Wanderzeit und das im oberen Routenabschnitt beschriebene steile, teils gefährliche Gelände, ist nur bedingt das, was wir uns als „Normal“-Wanderfreunde wünschen würden.


    Auf jeden Fall ist es eine außerordentliche Leistung, die von Dir und Deiner Bekannten erbracht wurde.


    Dein Alleingang, auf den eigentlich unzugänglichen Gipfel des Mittleren Geierkopfs, wurde sicherlich gekrönt, von dem triumphalen Gefühl den Berg bezwungen zu haben.
    Doch glaubt man herauszuhören, Du hättest noch mehr Hochgefühl gehabt, diese Emotionen und die einmalige Aussicht mit jemandem teilen zu können.


    Danke für die imponierende Schilderung und die ganz besonderen Ausblicke.


    Liebe Grüsse
    Albert + Gabi

  • ...Dein Alleingang, auf den eigentlich unzugänglichen Gipfel des Mittleren Geierkopfs, wurde sicherlich gekrönt, von dem triumphalen Gefühl den Berg bezwungen zu haben.
    Doch glaubt man herauszuhören, Du hättest noch mehr Hochgefühl gehabt, diese Emotionen und die einmalige Aussicht mit jemandem teilen zu können...


    hallo gabi und albert,


    ja, wir wussten zu beginn schon, was vom schwierigkeitsgrad und vom zeitaufwand in etwa auf uns zukommen würde. den zweiten geierkopf wollten wir evtl in angriff nehmen, obwohl er nicht als begehbar in die kompass-karte eingezeichnet ist. letztendlich hat es doch noch bezüglich meiner person mit dem gipfel geklappt. geniessen konnte ich den allerdings nicht so recht, weil ich mich schnellstens auf den rückweg machen wollte, um baldmöglichst die "zweier-seilschaft" wieder zu vervollständigen. ich nehme an, daß ich nie mehr auf diesen gipfel steigen werde. es ist einfach für einen normalen bergwanderer wie mich zu risikoreich. konditionell wäre es natürlich möglich. allerdings habe ich heute eingesehen, daß ich nicht unbedingt bis an die grenzen gehen muß. das kann zwar x-mal gut gehen aber es kann dann ein mal nicht gut gehen. dieses risiko werde ich künftig vermeiden. ich bin und bleibe ein normaler bergwanderer und kein kletterer, wenn auch noch mit relativ guter kondition. ausserdem sage ich mir, daß das schwächste glied die marschrichtung und die geschwindigkeit bestimmt. falscher ehrgeiz ist nun mal auf den bergen fehl am platz. ich habe aus dieser tour gelernt. irgendwann die nächsten wochen werde ich euch noch von einer noch anstrengenderen tour berichten, die wir zu viert in diesem sommer unternommen haben.


    grüsse


    jürgen

  • Zitat

    das kann zwar x-mal gut gehen aber es kann dann ein mal nicht gut gehen. dieses risiko werde ich künftig vermeiden.


    Gut so.
    Vielleicht kannst Du meine Bemerkung in #3 besser verstehen, wenn ich kurz erzähle, dass ich jahrzentelang immer wieder bang auf die Rückkehr eines geliebten Menschen gewartet habe, der bei Bergwachteinsätzen oft am Hubschreiberseil hing, um irgendeine(n) Verunglückte(n) unter schwierigsten Bedingungen zu bergen.
    Meistens ging es gut , aber manchmal auch nicht - die psychische Belastung war dann immer groß.
    Nicht immer - aber oft war Leichtsinn und unveranwortliches Handeln Hintergrund des Unglücks.


    Das ist die andere Sichtweise bei Berg- und Skitouren. Dabei müssen es nicht immer Klettertouren und Klettersteige sein.


    Ich bin gespannt auf Eure Sommertour!


    Gruß,
    Elke

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