Die Bura, ein brüllender, maßlos schreiender Bergtitan…

  • So wird dieser Sturm an der kroatischen Adria in einer 40 Jahre alten Beschreibung charakterisiert.


    Hier ein Auszug


    Quelle
    ( zitiert mit freundlicher Genehmigung von Monika /Goldie )


    Die Bora stürmt aus Nordosten oder Osten her. Mit kalten und heftigen Stößen stürzt sie von den baumlosen kroatischen oder illyrischen Bergen herunter.


    Wenn die Bora braust, werden Straßen und Plätze menschenleer. Sie drückt zu Boden, stülpt Regenschirme um, deckt Ziegeldächer ab, reißt morsche Fensterläden aus dem Rahmen, und die Spucke ihres Zorns fliegt als weißer, gepeitschter Schaum über die Hafenmauern, wo die Bora Schiffe von den Tauen reißt, die Segelstangen bricht und den Booten die Holzrippen zerquetscht.


    Ich sah die Bora mit langen Schneefahnen im Haar. Die kalten Finger waren mit funkelnden Eiskrallen besetzt und warfen prasselnde Hagelkörner an die Hauswände. Die Bora ist ein gewalttätiger und roher Wind, aber sie reinigt. Sie fegt den Unrat einer langen und stickigen Sommerzeit aus den verwinkelten Gassen dalmatinischer Hafenstädte.


    Die Bora ist finster, ein trampelnder, zorniger, ungezähmter Stier. Sie ist ein brüllender, maßlos schreiender Bergtitan. Mit Trommeln und Posaunen steigt die Bora aus den Klüften und von den grauen Berghöhen, ein kriegerischer Wind, bereit zu Feuersbrünsten und Zerstörung, zu Überschwemmungen und Verwüstung. Ihr apokalyptischer, zerstampfender Ritt hinterlässt Scherben und Fetzen, Splitter und Trümmer.


    Dieser Ostwind hat flatternde Haare auf der Brust, ungeschlachte Arme und Fäuste, die den gemütlichen Wein- und Warenschiffen die Ladungen aus den Leibern reißen, über Bord spülen und sie schließlich irgendwo hin an eine steinige und zerrissene Inselküste rollen.


    Die Bora verschwindet so rasch und jäh, wie sie gekommen ist, Tränen, Leid, Flüche, Verwünschungen hinter sich lassend…….



    Man muss die Bura erlebt haben .


    Wer hat Lust auf eine Reise nach Kroatien im Februar / März?


    Hier mein Bericht:
    Bei Bura auf der Küstenstraße in Kroatien


    Schon mehrmals zog es uns im zeitigen Frühjahr nach Dalmatien.
    Ende Februar, Anfang März blühen dort die Mandelbäume.


    Es ist eine spannende, eine schöne Zeit - das Wetter ist jedoch unberechenbar.


    Wer auf der Küstenstraße unterwegs ist, muss mit heftiger Bura rechnen, jenem eiskalten Wind, der unangekündigt vom Velebitgebirge herunterstürzt und mit seinen heftigen Böen die Küstenstraße leerfegt.


    Die Bura geht oft einher mit blauem Himmel, klarer Luft , fast gleißendem Licht und Farben von einer unglaublichen Intensität .


    Es gibt aber auch die Crna Bura, die "schwarze Bura", eine Orkanbura mit Regen, der sich schnell in Schnee verwandelt , vom Gebirge herunterpeitscht und das Leben lahmlegt.
    Eine solche Bura hatten wir im März 2010 erlebt.
    https://www.schoener-reisen.at…ner-Region-hautnah-erlebt


    Am 8. März 2015 waren wir mit unserem kleinen Wohnmobil auch wieder einmal unterwegs zu den blühenden Mandelbäumen in Dalmatien.
    Zu dieser Zeit ist die Küstenstraße nahezu leer.


    Aber schon kurz nach Rijeka konnten wir die typischen Burawolken am Himmel erkennen.



    So richtig heftig zu blasen begann es jedoch erst bei Crikvenica .
    Typisch sind die kurzen Wellen, die vom Land weg gepeitscht werden .



    Es sieht aus, als würde das Meer "kochen"



    Eine Kiefer- von der Bura geformt




    Dort war die Weiterfahrt für LKWs und Fahrzeuge mit Anhänger gesperrt.
    Unser Fahrzeug zählte nicht dazu und wir fuhren weiter - vorsichtig und langsam, immer wieder von Windstößen geschüttelt.


    Die Küstenstraße war fast leer.





    Die Bura erzeugt heftige, ablandige Strömungen, kurze Wellen mit weißen Schaumkronen und über dem Meer liegt eine salzige Nebelschicht.




    Die Wellen werden über den Velebitski Kanal gepeitscht und klatschen auf der gegenüberliegenden Küste von Krk ( weiter südlich auch Rab und vor allem Pag ) an die kahlen Felsen.


    Ein solche Bura bedeutet höchste Lebensgefahr für Fischer, die nicht rechtzeitig eine geschützte Bucht oder einen Hafen erreicht haben. Touristenboote sind zu dieser Jahreszeit nicht unterwegs.


    Es heißt In Senj wird die Bura geboren.


    Wir unterbrachen unsere Fahrt kurz vor Senj auf einem Parkplatz am 45. Breitengrad .







    Der Sturm war so heftig, dass es schwierig war, die Autotür zu öffnen , bzw. die offene Türe wieder zu schließen, ohne dass sie aus den Angeln gerissen wurde.


    Dort unten befindet sich im Sommer der Campingplatz Škver. Er liegt stadtnah wird hauptsächlich für Wohnmobile benützt. Jetzt hätten die Camper dort sicher keine Freude gehabt - die Gischt hätte jedes Fahrzeug in kurzer Zeit mit Salz überzogen.



    Senj mit der Burg Nehaj




    Der Wind war eiskalt - und doch blühten selbst an der Küste die Mandelbäume.





    Hier ein paar Buraimpressionen bei Senj





    Wir verließen bei Senj die Küstenstraße und fuhren auf der Josephina über den Vratnikpass hinauf auf die Autobahn "hinter" dem Velebitgebirge.
    Dort war von der Bura wenig zu spüren.


    Eine fast leere Autobahn A1 - an manchen Straßenrändern lag noch etwas Schnee.




    Burawolken über dem Velebitgebirge




    Erst nach dem Tunnel Sveti Rok auf der Fahrt hinunter zur Maslenicabrücke packte sie uns wieder mit voller Wucht.


    Weiter südlich, in Lozovac in der Nähe der Krkafälle, war es nur noch ein normaler Wind.


    Dort atmeten wir auf und genossen den Anblick von vielen blühenden Mandelbäumen, bevor wir dann weiter nach Süddalmatien "richtig" in den Frühling reisten.


    In Lozovac bei Sibenik



    Auf der Halbinsel Peljesac , Blick hinüber zum Festland zu den schneebedeckten Gipfeln des Biokovogebirges



    Anfang März auf der Insel Korcula
    Frühling!




    An der Mauer der Zisterne auf Camp Mindel ließ es sich in der Märzsonne gut aushalten.



    In Süddalmatien ist die Bura durchaus auch zu spüren- aber nicht mit der Wucht wie in der Kvarner Region und in Norddalmatien.


    Warum ich ausgerechnet jetzt an diese Reise denken muss, wo es draußen regnet und schneit?
    Weil in 3 Monaten die Mandeln schon wieder anfangen zu blühen !! :grin:


    Gruß,
    Elke

  • hallo Elke,


    Danke erst mal für deinen Bericht. Bei uns in Istrien sagt man, daß die Bura die Luft säubert. Deshalb ergibt sich während und danach oft ein traumhafter Weitblick, wie du ihn uns auf deinen Bildern gezeigt hast. Wie heftig die Bura in dieser Gegend bläst, haben auch wir schon am eigenen Leib verspürt. Besonders stark hat die Bura hier geblasen





    Bekannte von uns haben in Caesarica bei Karlobag ein Haus. Gelegentlich besuchen wir unsere dortigen Freunde, meist im Frühjahr oder Herbst. Daher ist mir bekannt, was Hausbesitzer hier beim Bau und Unterhalt eines Hauses diesbezüglich beachten müssen.


    Grundsätzlich gilt, daß Dachrinnen nicht einfach, so wie woanders mit Rinnenhaken am Dach befestigt werden können. Die Rinnen werden ansonsten aus der Verankerung gerissen. Beim Hausbau betoniert man deshalb beim Dach gleich die Rinne mit ein und lässt eine Aussparung für das Fallrohr. Dieses muß mit mehr Schellen an der Wand befestigt werden, deren Schrauben noch dazu weiter ins Mauerwerk eingedreht werden. Dachziegel werden grundsätzlich Stück für Stück angeschraubt oder einbetoniert. Eine Markise muß definitiv über den Winter abgeschraubt werden. Auch die reist die Bura, egal auf welcher Seite des Hauses gerne aus dem Schuhen heraus.


    Im Winter kommt hinzu, daß die Bura extrem kalt wird, weil sie vom verschneiten Balkangebirge herunterweht. Kanarische Dattelpalmen wie in meinem Garten in Istrien sind hier schon viele erfroren. Mein Bekannter hat es aufgegeben, diese und Feigen zu kultivieren. Auch kommt es vor, daß in einem Winter der Oleander komplett abfriert. Aufgrund der überlebenden Wurzeln kommt er jedoch spätestens im zweiten Jahr wieder. Agaven mögen einige Jahre gedeihen. Dann kommt mal wieder ein kalter Winter und aus ist es.


    Erwähnt werden sollte vielleicht auch, daß die Bura ein menschengemachtes Naturphänomen ist. Vor mehr als 2000 Jahren waren das Velebit und Biokovogebirge bis hin zum Meer völlig bewaldet. Dieser Wald, der heute nur noch ab manchen Kammlagen ins Landesinnere vorhanden ist, bremste den Wind. Die Römer und Venezianer holzten jedoch vor allem für ihre Schiffe und Bauten rigoros ab, was sich an Holz irgendwie an die Küste transportieren ließ. Im Gegensatz zum relativ flachen Istrien wurde an diesen Steilhängen jedoch binnen Kürze das Erdreich weggeschwemmt und aus was es mit der natürlichen Regeneration des Waldes. So wurde in dieser Gegend aus ganz normalen Fallwinden die manchmal bis mehr als 200 km/h kräftig blasende Bura. Ob eine Aufforstung überhaupt wirtschaftlich sinnvoll und möglich wäre, kann ich nicht sagen. Vielleicht sollten die Kroaten da einmal bei den Israelis Nachhilfe nehmen. Die haben nach der Gründung ihres Staates vor allem im Norden gute Erfolge bei der Wiederaufforstung öder Landstriche erzielt.


    jürgen

  • Hallo miteinander


    Auch mir hatte mal die Bura ein paar Tage meines Urlaubs verblasen, war ganz schön heftig!
    (In Istrien war das, 2012, da wurde sogar die Trixie von der Terrasse unseres Ferienhauses geweht...)


    Manchmal wird diese Naturerscheinung leicht unterschätzt, wie man in den folgenden Videos sehen kann:
    (Einfach Youtube weiterlaufen lassen...)


    [video]httpss://youtu.be/2Q6M0DdWaC8[/media]


    Viele Grüsse
    Viktor

  • Es ist schon unglaublich , wie zäh und anpassungsfähig die Kiefern sind, wie Du auf Deinem Bild zeigst, Hannes.
    Ich glaube , wir könnten eine tolle Bilderserie erstellen mit dem Thema: Bäume, vom Wind gebeugt ( nicht nur an der Adria)
    Vielleicht wäre das künftig mal ein Kalenderthema?


    Aber das Video mit der Klapamusik erscheint mir für eine Bura doch recht "zahm" und friedlich - eher zum Träumen als zum Fürchten.
    Den Text verstehe ich leider nicht.


    @Dieter , warum bist Du erschrocken? Ich freu mich jetzt schon auf diese Zeit ( weiß aber noch nicht , ob es nächstes Jahr im März wieder klappt mit dem "Bura- hunting" :wink:


    @Jürgen Erinnert Dich die Bura nicht auch manchmal an Föhnstürme hier in Bayern? Die Wolkenbildung ist ähnlich - allerdings ist der Föhn warm. Aber der Föhnsturm rüttelt auch sehr an Dachrinnen und deckt Dächer ab.


    @Viktor
    Hat Dir die Bura diese Urlaubstage "verdorben"? Abgesehen, dass Eure Trixie vermutlich einen Schock bekommen hat, finde ich solche Naturereignisse immer sehr spannend , die Bura gehört einfach zu Kroatien, so wie der Mistral zur Provence.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • :wink:


    Wirklich beeindruckende Bilder! :up: Ich habe erst durch diese Fotoberichte von dieser Bura etwas erfahren.
    Wir werden im nächsten Jahr im März in der Adria herumschippern. Ich hoffe, man merkt auf einem Schiff nicht soviel davon (falls die Bura auftauchen sollte).


    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Absolut erlebenswert, wenn der "brüllende, maßlos schreiende Bergtitan" das Wohnmobil durchrüttelt. Aber schöner, wenn dieser "trampelnde, zornige, ungezähmte Stier" wieder verschwunden ist.


    Herzlichen Dank und lieben Gruß,
    Klaus

  • @Klaus
    Es ist so schön, vom warmen Wohnmobil aus den Elementen zuzuschauen - vorausgesetzt man hat genug Gas und Batteriekapazität zum Heizen .. , vielleicht ein Glas Glühwein oder heißen Tee … ich kann das eine ganze Weile "aushalten" :wink:
    Tipp: Das Wohnmobil so stellen, dass der Abluftkamin der Heizung "leeseitig" steht. Die Gefahr, dass eine Böe die Flamme ausbläst , ist groß.


    Zitat von Jofina

    Wir werden im nächsten Jahr im März in der Adria herumschippern


    Jofina , ich weiß ja nicht, welche kroatischen Hafenstädte Ihr im März anlaufen werdet- vielleicht Dubrovnik ganz im Süden?
    Aber ich glaube nicht, dass große Kreuzfahrschiffe dicht an der Küste entlangfahren und draußen auf dem Meer ist die Bura nicht mehr dieser Form zu spüren.


    @Dieter 

    Zitat

    Natürlich ist da noch die Bura, auch sie gehört dazu und liefert hin und wieder wunderschöne Bilder.


    Da hast Du Recht - bei Bura sind mir im März 2011 auf Pag Bilder gelungen, die nach wie vor zu meinen liebsten gehören.





    Ich habe hier schon einmal von diesem Buraerlebnis erzählt.
    https://www.schoener-reisen.at…ra-im-M%E4rz-in-Dalmatien


    Liebe Grüße,
    Elke

  • :wink:


    Wirklich faszinierend, diese Fotos von der Bura. Diese Wolkenbildung und wie die fernere Umgebung wie unter einem Schleier ausschaut. Toll!


    Der Adria-Teil unserer Schiffstour:
    Wir werden 1 Tag in Dubrovnik sein (nach über 40 Jahren zum 2. Mal), dann geht es weiter nach Venedig und dann Abflug nach Hause von Triest.


    Dann bin ich ja beruhigt, wie Du schreibst, dass draußen auf dem Meer die Bura (falls sie denn auftauchen sollte) nicht mehr in dieser Form zu spüren ist.


    Elke, ich habe mir Deinen schönen Dubrovnik-Bericht schon angeschaut. :up:


    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

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