Herbst 2011, 9 Wanderung Kozjak

  • Liebe Foris,


    ich weiß nicht wie es euch ginge, aber wir sahen jeden Tag den Kozjak Gebirgszug von der Terrasse aus , für uns direkt ein Zwang, da hinauf zu wandern, wenn man jeden Tag den Berg als eine/r in den Bergen Geborene /Geborener vor sich hat.






    Wir wussten zwar, dass man ganz oben vom Malačka Pass ( den kennt ihr von meiner Frühjahrs Tour, siehe Dalmatien Berichte im zweiten Teil) aus den kompletten Bergrücken in ca.14 Stunden begehen konnte, was uns aber doch zu viel erschien, lach.



    Nun hörten wir so beiläufig bei einem Gespräch mit einem Insider, dass man auf halber Höhe an einer Kehre vom Pass aus, auf einem „ schönen befriedeten Kiesweg von dort bis zur Putalj Hütte bequem mit dem Auto fahren konnte.



    Da wir aber kroatische nicht asphaltierte Str. kannten , hatten wir zumindest für unseren normalen (also keinen Gelände) Wagen höchste Bedenken.



    Aber wir fassten den Entschluss, nachdem wir 1 Ruhetag nach der Hvar Besichtigung genossen hatten, es mal mit einer Wanderung zu probieren, um endlich mal zu wissen, wie es da oben am Panoramaweg aussieht.



    Wir nahmen also trotz Morgentemperatur von schon 26 ° unser Herz in die Hand , fuhren bis zur besagten Kehre, stellten den Wagen ab und sahen schon mal ,



    dass der Weg weiter vorn in der Mitte stark erhöht war,



    ein Schild uns an zeigte , dass es bis zur Putalj Hütte 7!! km wären.


    Einfach mal von 0 auf 100 probieren, was den Kraftakt betrifft.
    Es war schon klar, dass das mehrere Stunden bedeutete, allein schon der Hinweg. (später erfuhr ich, dass Cilli der irrigen Ansicht war , wir gingen auf die Sveti Ivan Hütte , was wir 1 Woche später dann auch machten, da sahen wir , dass es eine Kapelle war), was bei Bewusstsein sofortiges Veto bedeutet hätte.



    Also unsere guten Bergschuhe angezogen und los ging es.



    Hier ein Überblick, damit ihr wisst, von was ich spreche.



    Die erste Erhebung über dem Wanderungs Beginn war eben die gen. Kapelle. Ganz hinten der Sv. Vrj 779 m hoch






    Und hier die Fortsetzung ( wo steht : hier weiter)







    Gleich mal vom Beginn ein Foto nach unten, Teile v. Kastela mit Blick auf von links: Split mit Halbinsel Marjan nach der Meerenge anschließend die Insel Čiovo.


    Dahinter schwach wegen der genau entgegenstehenden Sonne Brac und rechts Šolta.







    Nach rechts gewandt auch Kastela Stafilic, hinten die Insel Ćiovo.






    Froher Dinge , der hoffnungsvolle Beginn










    Schritt für Schritt genossen wir die Stille, die wiederkehrenden Momente eines freien Blickes über den unten pulsierenden Landstrich und glattes Meer, nahmen aber noch nicht die Hitze so wahr, die sich zwischen den Kiefern, Eichen und der Macchia staute . Schließlich hatten wir uns an sie ja schon ein bisschen gewöhnt..



    Es war traumhaft. Die würzige Luft und einzig das Geknirsche unter den Sohlen machte sich bemerkbar. Es folgte ein stetes auf und ab










    Gelegenheit eines weiteren Rückblicks auf den Flughafen Split mit Hintergrund Trogir






    Nach vorne gewandt stand jetzt die Sonne schon sichtbar höher und man sah bei einem Teleblick vor Split auch schon eine der zwei Dachhälften vom Stadion des Fußballklubs Haiduk Split.



    Übrigens ist genau in der Bild Mitte , wo sich Marjan absenkt hinter dem flachen Landstreifen, der Hafen.







    Langsam aber sicher gewannen wir Boden und waren jetzt schon direkt unter Sv. Ivan, mit Tele herangeholt (also der erste hohe Felsbrocken im 1. Bild) Ja, da wanderten wir später mal auch hinauf.







    Unweit davon entfernt oben ein Kreuz.







    Immer noch voller Freude über den Genusstag , es ging trotz der Hitze (jetzt schon bei 30 !°) recht zügig voran durch den "Gewürzgarten" (geruchsmäßig) ,sahen wir unten auch mal einen Zug auf der eingleisigen Strecke.







    Und plötzlich wurden wir auch für unsere Vorsicht, nicht mit dem eigenen Wagen zu fahren, belohnt.


    .


    Ein nicht gerade aus Meisterhand betonierter Streifen , wegen steilem Geländeanstieg ,hätte wohl das endgültige Aus für ein Fortkommen im Auto zur Folge.










    Auf der weiteren stetig ansteigenden Wanderung









    hatten wir plötzlich einen stillen Beobachter, so nach dem Motto : du siehst mich nicht.







    Es waren diese und weitere Momente die uns trotz der geringen Auswahl einfach vergessen ließen, wie weit es denn noch geht.



    Die verdorrten Disteln, die sich aber noch wohlig der Sonne zuwandten, ein keckes lila Blümchen, das sich durch die Schotterdecke einen Weg zum glühenden Himmelskörper bahnte, ebenso wie eine Unzahl von schon überreifen Brombeeren, sowie eine schöne lila Distel, die sich in der kniehohen Macchia behauptete.


















    Nicht zu vergessen, die Kapelle auf einem Felsgestein hoch über den bewohnten Teilen.








    Im Hintergrund jetzt die Felserhebung mit der Kapelle und eine noch wohlauf befindliche Cilli







    Urplötzlich ein Schild








    Es zeigte den Weg an zu einer Hütte am Beginn der lang gezogenen Felserhebung des Sveti Vrj.(im ersten Bild ganz rechts)








    Zuversichtlich schritten wir noch Raum greifend aus , markante Pinien Bewachsung neben dem Weg, die sich malerisch vom hellen Gestein abhob.








    Und machten einen entscheidenden Fehler, wir wähnten uns kurz vor dem Ziel.



    Wegen diesem Wegzeiger, es hieß in rot: Pod Koluorom, hieß zwar nicht Putalj, aber meinen Google Übersetzer im Lappi hatte ich zwangsläufig nicht dabei und sonst war niemand am Weg.







    Die Anspannung fiel ab, wir waren ja schon 2 Stunden mit Fotostopps unterwegs, aber die Enttäuschung danach war deshalb umso größer, als wir kurz vor der angesagten Hütte, die es gar nicht sein konnte, in einer Lichtung bemerkten, dass es noch ellenlang weiter gehen muss. (links der Weg)








    Zudem gab jetzt eine Lichtung den Blick auch noch frei, dass wir erst auf Höhe der Marina von Kastela waren (hier heran gezoomt)








    Also, wie üblich die Kräfte gebündelt , den Weg wieder auf die Abzweigung hinauf und dann mit letzter Energie dem Kraft spendenden Mittagsmahl auf der Hütte entgegensehend


    (vorher im Internet erkundigt, danach ganzjährig geöffnet, was auch der Insider bestätigte)








    Nach einer halben Stunde war auch schon das kleine Kapellchen Sv. Juraj na Putalju hoch über Sućurac erkennbar







    Und wir waren mit heißen Sohlen und ebensolchen Köpfen kurz vor dem Ziel









    Und dann sahen wir ungläubig die Bescherung, geschlossen, closed, chiuso,zatvoreno,fermee,
    ( mir wird jetzt noch ganz heiß, beim Einstellen der Bilder).



    oh mei , oh mei.
    Das liebe Foris, ist für den echten Bayern der Ausdrück höchster Verzweiflung.
    Beispiel: sagt die Tochter , bekomme ein Kind, Vater: oh mei
    Sagt die Tochter , sie weiß auch nicht von wem, sagt der Vater: oh mei, oh mei.
    Jetzt wisst ihr wie das einzuordnen ist.
















    2 ½ Stunden bei der Hitze, die sich jetzt natürlich ordentlich bemerkbar machte, den Weg ohne Essen zurück? Nein.
    Die 1 ½ Liter Flasche war schon fast leer.





    Nein, jetzt kam Plan B.




    Schön war, dass dieser , zwar oben steile Weg hinunter durchaus mit einem Pkw bequem befahrbar gewesen wäre. Beton und glatter grober Sand. Was uns aber hier oben nicht wirklich weiter half.


    Abstieg hinunter nach Sućurac, wie auf dem 2. Bild gezeichnet , zum Bus. 1 ½ Stunden standen uns bevor.



    Dies stellte sich wiederum erst heraus, nachdem ich per Handy meine Gastgeberin angerufen hatte


    und sie mich nach Hilferuf erinnern musste, dass ja an diesem Tag eine der euch bekannten Feiern ist, also alles schon zeitig zubereitet werden musste am Grill.


    Duck, das war der erschreckende Beweis, das was ausgedörrt war.





    Hoffnung Taxi, aber das gibt es nur in Split und so stolperten wir als Glühwürmchen , unsere Köpfe hätten für Osram Reklame machen können, hinunter nach dem Ort, gefühlte 200 Grad in den Socken.



    Hier sieht man nochmal in der Mitte die Hütte








    Vorbei an einem riesigen heuer entzündeten und gelöschten Waldbrand , die für uns seltenen
    wunderbaren Erdbeerbäumchen nahmen wir, weil wir uns zwischenzeitlich im Fegefeuer wähnten, nur halb zur Kenntnis.







    Kein Zufall kam uns entgegen (kein Taxi und bei einem Gastwirt , mir eines zu rufen, stieß ich auf taube Ohren, dabei wischte er nur Blätter von den leeren Stühlen, sah also nicht nach Vollbeschäftigung aus) und so tatschten wir schließlich in Sućurac nach Überquerung der Magistrale kurz vor der Busstation im Zentrum des Ortes in den dortigen Konzum .



    Kauften die Getränkeregale leer und fuhren stehend mit dem kommenden proppenvollen Bus , es war Feierabend, zum Gastgeber.




    Nicht ganz, Cilli ging vom Bus zur Wohnung und ich zum Restaurant. Nein nicht zum Essen, wo denkt ihr hin,


    sondern mit der Bitte, ob jemand mich zu meinem Wagen hinauf zur halben Höhe vom Malačka Pass fahren kann.



    Da war sie wieder die viel gerühmte Hilfsbereitschaft in Kroatien, eine junge tatkräftige Frau des Hauses rief ihren jungen ( Gott sei Dank) Ehemann an, der mich dann zu dem dort geparkten Wagen fuhr.



    Und schon war wieder alles fast vergessen, ein schöne Dusche und die danach schon beginnende Feier taten ein Übriges.


    Und bei einem Rückblick überwogen die unglaublichen Natureindrücke entlang des (so lang hätte er auch nicht sein müssen ) Panoramaweges.



    Zugegeben der nächste Tag war wieder für eine Ruhepause vorgesehen,




    aber da man einem sich abzeichnenden Muskelkater keine Chance lassen soll, lockte urplötzlich herrliches klares Wetter uns am darauf folgenden Tag zu einem Besuch in das nicht weit entfernte Šibenik.



    Wir hatten von einer traumhaften Altstadt gehört und wollten uns dann gleich mal davon überzeugen.




    Darüber gibt es schöne Bilder im nächsten Teil, freut euch darauf.




    Euer
    Wallbergler


    Siehe auch:


    Herbst 2011,Teil 1,Anreise
    Herbst 2011,Teil 2,Starigrad-Paklenica
    Herbst 2011,Teil 3 Zrmanja/Zadar
    Herbst 2011,Teil 4,Kastela/Split
    Herbst 2011,Teil 5,Peljesac/Korcula
    Herbst 2011,Teil 6, Imotski, Vinisce
    Herbst 2011,Teil 7,Omis
    Herbst 2011,Teil 8,Hvar


    Herbst 2011,Teil 10,Sibenik
    Herbst 2011, Teil 11, Brac
    Herbst 2011,Teil 12, Zurück zu den Wurzeln
    Herbst 2011, 13,Kozjak, Sv. Ivan
    Herbst 2011,abschl.Teil 14, Marjan

  • Das ist mal wieder ein Höhepunkt Wallbergler'scher Erzählkunst!
    Spannend, mit einer Portion Galgenhumor, und dennoch gespickt mit vielen interessanten Informationen und Bildern hat mich dieser Bericht schon beim Lesen zum Schwitzen gebracht...
    Wandelnde "Glühwürmchen"... was für ein treffender Einfall!


    Wenn ich Cilli wäre, wäre ich allerdings in Zukunft bei Deinen Wanderplanungen misstrauisch. Das hält nicht jeder durch :74:, aber wird Euch immer in Erinnerung bleiben.


    Danke Helmut für diesen Bericht, für die schönen Panormaaufnahmen einer Wanderung, die ich so sicher nie machen werden . ( Aber Du hast ja von einem Fahrweg geschrieben...)


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Na bei einem Fahrweg wäre ich doch auch dabei.


    Oder auch ein paar Träger vielleicht.



    haha, aber oben ist es steil , wenn auch mit Beton, nur es geht halt recht weit runter und man muss achten, dass kein Gegenverkehr kommt.


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Aber deine Antworten sind schon auch sehr gehaltvoll, macht Spaß, liebe Elke,


    aber ganz ehrlich, wer schon auf dem Ararat war , für den ist das ein Spaziergang.


    Aber der Fahrweg, wie ich es auch schon Anton mitteilte, ist zwar recht gut in Schuss, aber oben hat man schon einen Blick steil nach unten.
    Danke für die lieben Worte
    Helmut

  • Allen Respekt für diese Kraftanstrengun, Chili und Helmut, und ganz nebenbei noch diese herrlichen Aufnahmen!


    Wir würden da die chinesische Methode vorziehen :525::


  • Haha, der war gut, ein Volltreffer, lieber Bernd,


    Globetrotter wissen sich halt zu helfen. In München haben sich junge Leute ja auch schon mit Rikscha ´s selbständig gemacht.


    Vielleicht sollte man diese Innovation auch mal im nächsten Dalmatien Urlaub anregen.
    Schafft sozusagen eine tragende Säule für`s Unternehmertum.


    Danke dir
    Helmut

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