Den vergangenen Montag nutzen wir zu einer Wanderung ganz weit hinten im Lechtal. Fährt man im Lechtal von Reutte kommend flußaufwärts, verengt sich das Tal bei Steeg. Die Straße führt dann weiter nach Vorarlberg zu den Skiorten Warth, Lech und Zürs. Bei Steeg selbst kann man auf einer schmalen Straße ein paar Kilometer in ein östlich gelegenes Seitental bis zum Weiler Kaisers fahren. Der wiederum war Ausgangspunkt für unsere einfache Wanderung.
Im Vordergrund sieht man den bekannten "Monte Kuhflado" und im Hintergrund die Lechtaler Alpen.
Der Weg begann relativ eben und breit, also ziemlich gemütlich zum Einstieg.
Ein Rundweg ist eigentlich eine abwechslungsreiche Tour. Aber nach wenigen hundert Metern war schon Schluß mit Rundweg gehen.
Wir versuchten es dann querfeldein. Aber etwas oberhalb dieses Gehöfts fanden wir einfach keinen Weg mehr.
Was macht man, wenn man nach einer dreiviertel Stunde nicht mehr weiter kommt? Natürlich erst mal Brotzeit an einem idyllischen Plätzchen.
Blick auf Kaisers, einer Streusiedlung an meist steilen Hängen.
Der Kenner erblickt sicherlich auf dem Tisch die mitgeführte halbe Bier. Die gönnten wir uns zu diesem Zeitpunkt, nicht wissend, ob und wohin wir anschließend noch gehen werden.
Ganz hinten im Tal befindet sich die Valluga mit 2809 Metern Höhe der höchste Berg der Region.
Natürlich fanden wir noch ein Ziel für unsere geplante Wanderung. Etwa eine Stunde einfache Gehzeit war es vom geparkten Auto bis zur Kaisers Alpe. Das ist doch noch zu schaffen, auch wenn die an diesem Tag wegen des kurz zuvor absolvierten Viehscheids geschlossen war. Wasser und Obst hatten wir als Reserve ja noch dabei.
Der Weg zur Alpe ist abwechslungsreich und führt an gepflegten Häusern vorbei.
Rechts im Bild sieht man das Edelweisshaus, eine Berghütte einer Sektion des DAV aus Württemberg.
Auf einer Schotterstraße geht es weiter hinauf unterhalb des Muttekopfs entlang eines Bachs der in den Kaiserbach fliest.
Mitte September sind auch hier die Preiselbeeren reif.
Imposante Bergspitzen liegen am Weg
Der Almabtrieb fand zwar vor ein paar Tagen statt. Aber "Restbestände an Jungvieh" war gelegentlich zu sehen und auch zu hören.
Der Höhepunkt unserer Wanderung war jedoch die Begegnung mit Murmeltieren. Wenige Meter entfernt vom Fahrweg zur Alpe befindet sich eine Kolonie und so kann man die Tiere in Ruhe beobachten. Menschen sind die wohl seit Generationen gewohnt. Wird es denen zu bunt, pfeift der Wachtposten ein paar mal, wartet dann bis die Familie in Erdhöhlen verschwunden ist und sucht als Letzter dann ebenfalls ein naheliegendes Erdloch auf.
Mir ist eigentlich keine Stelle bekannt, wo Murmeltiere so nahe an einem durchaus häufig frequentierten Wanderweg leben.
Unterhalb von diesem Berg liegt die Alpe Kaisers. Hier im Außerfern, also dem Teil Tirols, der von Innsbruck aus gesehen hinter dem Fernpaß liegt, spricht man wie im Allgäu von Alpen und nicht wie im restlichen Österreich oder Oberbayern von Almen.
Ungewöhnlich ist wohl auch, daß nicht weit entfernt von der Alpe diese vier Sauen sich auf einer Wiese ihres Lebens freuten. Sicherlich wußten die nicht, was in wenigen Tagen auf sie zukommen würde. Zumindest hatten sie sicherlich ein schöneres, wenn auch kurzes Leben, als 99 % ihrer europäischen Artgenossen.
Das geplante Essen dürfte wohl für die Wirtsleute kein wirtschaftlicher Erfolg sein, da zum einen vor zwei Tagen Deutschland ganz Tirol zum Corona Sperrgebiet erklärt hat und seit Donnerstag das Wetter erheblich schlechter wurde.
Ungewöhnlich ist bei der Kaisers Alpe, daß so ein großer Stall mit insgesamt sechs Melkständen vorhanden ist. Anscheinend sind die Flächen so groß, daß nicht nur Jungvieh, sondern auch Kühe gehalten werden. Deren Milch muß wohl regelmäßig ins Tal gefahren werden. Strom und Wasser sind hier jedenfalls vorhanden.
Zwei Kälber sind wohl noch zu klein um im Freien zu grasen.
Auf dem Weg auf welchem wir gekommen sind ging es dann auch wieder zurück. Unten im Tal in Steeg gab es dann am Nachmittag eine Tasse Cappucino mit einem Stück Kuchen und dazu ein paar Informationen zur Gegend und zum Dorf von der Bedienung. So erfuhr ich, daß es bis auf wenige Ausnahmen im Winter fast immer gelingt, die Straße hinauf nach Kaisers befahrbar zu halten.
jürgen