Nachdem ich die Thermen Saturnia, Bagno Vignoni und die von Terme di Petriolo in der südlichen Toskana besucht hatte, wollte ich auch eine weitere kennennlernen, die nicht so sehr im Focus der meisten Toskanatouristen steht: Bagni San Filippo
Der kleine Ort liegt ca 60km südlich von Siena, unweit der Straße SR2, der römischen Via Cassia, die von der Toskana nach Rom führt. Viele Kilometer geht es zunächst bergauf, bergab durch das Val d’Orcia , durch die Colline Senesi mit der typischen , von Erosion geprägten Landschaft Mittelitaliens.
Ich weiß nicht, wie oft ich hier schon angehalten habe. So stellen sich die meisten Menschen die Toskana vor .
Die heißen Quellen von Bagni San Filippo entspringen am Fuß des Monte Amiata, einem (ehemaligen)Vulkan , mit 1738 m Höhe der höchste Berg in der Toskana.
Der freistehende Amiata ist bewaldet, an der Südseite bedeckt mit Kastanienwäldern, an der Nordseite sind es alte Buchenwälder.
Hier ein Bild des Monte Amiata vom Herbst eines anderen Jahres.
Die Abzweigung von der Hauptstraße zum kleinen Dorf Filippo ist nicht zu verfehlen und auch nicht der Wegweiser zu den heißen Quellen in der Fosso Bianco.
Geparkt wird oberhalb des Dorfes am Straßenrand einer schmalen Einbahnstraße ( für Wohnmobile gesperrt), die hinunter ins Dorf führt.
Das Parken war an diesem Werktag Mitte September kein Problem mehr, das ist an Wochenenden zur Hauptferienzeit sicher anders.
Leichter Schwefelgeruch weht um die Nase.
Die heißen Quellen , die Sorgente del Fosso Bianco, auch Poggetto genannt,
entspringen mit 48 °C oberhalb des Ortes. Das Wasser strömt den Berg hinunter und plätschert dann über zahlreiche Kaskaden und mächtige Sinterterrassen weit hinunter uns Tal.
Der Weg dort hinunter ist frei zugänglich, Eintritt wird nicht verlangt.
Die erste Sinterterrasse im oberen Bereich , im Sommer trocken und fast schneeweiß.
Das Wasser im Bach hat hier bereits eine angenehme Temperatur, geschätzte 35 Grad.
Der Weg führt weiter durch einen schattigen Wald, der Schwefelgeruch nimmt zu und schon bald leuchten weitere weiße Sinterterrassen durch die Bäume.
In den zahlreichen kleinen angestauten Wasserbecken mit dem milchig weiß-grünen Wasser genießen die Menschen das Thermalwasser.
Einer Beschreibung entnehme ich
( Quelle : https://www.dumontreise.de/magazin/partne…an-filippo.html)
„Das milchig trübe Wasser ist nicht nur herrlich warm, sondern es enthält viele wertvolle Mineralien wie Schwefel, Sulfat, Kalzium(-carbonat) und Magnesium, die sich heilsam auf Gelenke, Knochen, Haut, Nasennebenhöhlen, Bronchien und Lungen auswirken…. Der feine weiße Mineralschlick, der sich auf dem Boden absetzt, wird auch als natürlicher Fango für Körperpackungen, Gesichtsmasken oder für Peelings verwendet. "
Die große Sinterterrasse wird von den Einheimischen “Weißer Wal (Balena Bianca)“ genannt, wohl weil die bizarren Kalkablagerungen etwas an den Kopf eines Wals erinnern.
Sie stehen unter Naturschutz. Sie dürfen nicht bestiegen werden.
Eigentlich. Aber was gilt so ein Schild in einem Land, in dem auf Straßen durchgehende Mittellinien, Überholverbote, Geschwindigkeitsangaben mehr als Empfehlungen betrachtet werden als als Anordnungen ?
Auf dem Weg nach unten stellte ich fest, dass hier jeder Besucher seinen eigenen kleinen Pool oder Wasserfall finden kann.
In Bagno di Petriolo hatte ich vor Tagen noch gezögert, mir ein Bad zu gönnen.
Die hygienischen Bedingungen dort waren mir etwas suspekt.
Die Bedenken hatte ich hier nicht.
Meinen Badeanzug hatte ich dabei , und so suchte ich mir ein Plätzchen im Wald zum Umziehen und einen bequemen Einstieg in das warme Wasser.
An diesem Tag waren 34 Grad Lufttemperatur, das Wasser hatte geschätzte 38 Grad.
So angenehm !
Badeschuhe wären angebracht gewesen, der Boden war durch die hellgrauen Kalkablagerungen etwas rutschig, aber ich fand ein schönes Plätzchen ( Selfie gibt es keines)
An Schwimmen ist in dem Thermalwasser ohnehin nicht gedacht - zu anstrengend. Und so tat ich es wie die anderen ( vor allem Italiener) : Ich legte mich in die warme Brühe und genoss es, in den Himmel zu schauen und die anderen Badegäste zu beobachten.
Es war ein sehr wohltuendes Gefühl , sich hier in dem weichen, leicht salzigen Wasser zu entspannen. Ich hatte den Eindruck, dass meine Haut wunderbar glatt und weich wurde.
Nach einer Stunde beendete ich meine Kurzkur in der wilden Therme Filippo.
Nirgendwo gibt es Duschen ( es gibt auch keinen Kiosk oder irgendetwas zu kaufen ) und so schlüpfte ich salzig und nach Schwefel riechend in meine Kleider.
Es gibt in Bagni San Filippo auch ein Kurhotel, wo man als Tagesgast einen Tag in einem gepflegten Bad mit allen Annehmlichkeiten verbringen könnte. Aber ich hatte den Eindruck, die meisten Gäste, die hierher kommen, schätzen die besondere Umgebung des Fosso Bianco.
Den Weg hinauf zum Dorf und zu meinem Parkplatz ging ich ganz langsam. Thermalwasser macht müde, stellte ich fest.
Bagni San Filippo ist ein ganz kleines Dorf mit rund 100 Einwohnern. Keine Spur von mondänem Kurbetrieb.
Ein kleine Bar , ein Restaurant, ein Dorfladen. Die Gelateria war geschlossen und so erfrischte ich mich mit einem Espresso und einer Flasche Wasser in der Bar und trat dann meine Rückreise an.
Elke