ich bin zwar schon seit 1955 mit dem Motorrad auf Camping gefahren, aber 1963 hatten wir dann ein Auto, einen DKW Junior, und mein Freund machte den Vorschlag, mit dem Zelt nach Südtirol zu fahren.
Mit dem Auto konnte man ein größeres Zelt mitnehmen, also wurde zuerst man eins gekauft.
Wir fuhren also los wir wollten über Mittenwald fahren. In Mittenwald war ein Strommast über die Straße gefallen, es ging nicht weiter. Wir sind also dann über die Leutasch gefahren. Am Zoll merkte mein Freund, dass er die Pässe vergessen hatte.
Na ja, wir waren ja frei. sind also auf dem Campingplatz Tennsee in Krün eingekehrt. Wer hatte damals schon Telefon, heute undenkbar, ist also mein Freund zur Post, hat ein Telegramm aufgegeben, zu seinen Eltern, unsere Pässe liegen dort, bitte schicken zum Campingplatz Tennsee.
Drei Tage haben wir warten müssen bis die Pässe kamen. Doch haben wir dann dort die Zeit genutzt. Wir die Flachländer haben uns dann vorgenommen, einen Berg zu erwandern. Da bot sich ja nun die Karwendelwestspitze an. Damals gab es noch keine Seilbahn hoch. Haben uns also Karten besorgt, und dann ging es hoch, über die Mittenwaldhütte, unterwegs kamen uns Leute mit Mulis entgegen, die also die Verpflegung zur Mittenwaldhütte hochbrachten
Die Spitze haben wir also erreicht, leider ist wie fast immer der Fotograf nicht drauf, nur mein Freund mit meiner Frau. Anschließend ging es dann über den Gletscher runter zur Dammkarhütte. Dort sind wir eingekehrt. Da war eine bildhübsche Bedienung, mein Freund sagte, die kann man nicht schöner malen, aber wenn ich mit der pousieren sollte, und dann immer bis hier hochlaufen, nein dann würde ich sie laufen lassen.
Wir sind dann wieder gut runtergekommen, und nach 3 Tagen waren die Pässe da, und weiter ging es nach Südtirol, wir sind dann in Naturns gelandet. Die Südtiroler waren sehr gut von den Italienern zu unterscheiden, die trugen alle eine blaue Schürze.
Naturns warb damals noch mit fließend deutsch und Warmwasser. Das Landeskennzeichen I wurde dann mit Sprüchen umrandet, i stand für ich und rundherum bin ein Meraner. Die Campingfrau erzählte mir, in den Amtsstuben steht ein Schild, deutsch sprechen und auf den Boden spucken verboten, aber sie meinte, wir haben im Ort nur einen Italiener, der hat die Autowerkstatt und der ist in Ordnung.
Südtirol hat uns sehr gut gefallen, wir die Flachländer, die auf den höchsten Berg der Niederlande mit 3120 schauen, ach pardon Dezimeter, waren jetzt von hohen Bergen umringt, wo man herrlich Bergwandern konnte.
Und dann die Nähe von Meran war sehr reizvoll.
Auf der Promenade saßen viele Leute auf den Bänken, und so kam es, das meine Frau und ich eben auf verschiedenen Bänken saßen. Als ich auf der Uhr schaute, sah ich das Datum 27. Habe dann gerufen Christa ? Ja ? weißt du was heute für ein Datum ist? nein.? Wir haben den 27., da bekomme ich Geld, wir können heute wieder mal essen gehen.
Die Leute schauten zu mir rüber, weiß der Teufel, was sie dachten. Damals gab es keine Bankomaten, man musste das Geld von zuhause mitnehmen.
Eines abends macht die Frau von meinen Freund sich ein Glas Gespritzten, halb Rotwein und halb Wasser. Einen Moment nicht aufgepasst, schwups hatte Susanne, die Tochter das Glas ausgetrunken. Wir haben noch was vor dem Zelt gegessen, da sagt mein Freund, schau mal wie müde die Susanne ist, sie kann kaum noch laufen.
Wir haben natürlich den Mund gehalten.
Natürlich sind wir dann auch mal nach Venedig gefahren, ich konnte mir die Kirche nur von außen ansehen, weil ich eine kurze Hose an hatte. Auch Frauen mit nackten Armen kamen nicht rein, sie mussten die Arme mit einen Tuch bedecken.
Und essen gehen am Markusplatz war eben für uns auch nicht möglich, wie sagte mein Freund einen ganzen Tag arbeiten gehen, um hier mit Frau und Kind zu essen, das ist zu viel.
Was wir wohl noch gemacht haben, wir sind zum Gardasee gefahren. Unsere Campingchefin meinte, wir sollen am Lago de Kaka kein Wasser aus der Wasserleitung trinken. Wir fanden es toll, in Riva habe ich das erste mal einen Bananenbaum gesehen. Und man konnte auf dem See mit Motorbooten fahren, in der Eifel hatten wir zwar auch schöne Seen, durften aber kein Motorboot fahren. Das musste einfach ausgenutzt werden.
Es war für ein sehr schöner Urlaub, auch wenn die 2 Regentage nicht so schön waren.
Noch ein Nachsatz für die jungen Leute. Damals bekam ich 18 Tage Urlaub, wobei eine Woche Urlaub mit 6 Tagen angerechnet wurde. War man 5 Jahre im Betrieb, bekam man ein Tag mehr.
Auf der Rückfahrt habe ich in Köln für die letzten 5 DM Benzin gekauft, fast 10 l, damit ich noch nach Hause kam. Ja, heute ist eben alles anders, besser.