Manchmal laufe ich einfach ziellos durch die Gegend und schaue mir an, was so am Weg liegt. So war es auch im Oktober vergangenen Jahres, als ich mir Split ansah. Logisch, daß mein Hauptziel der Diokletianpalast war. Aber da lag noch ein Gebäude am Weg, welches mir ins Auge stach. Es ist das kroatische Nationaltheater.
Das Gebäude stammt ursprünglich aus dem Jahr 1893.
Hier Detailaufnahmen der barocken Fassade. So ganz stimmt das mit dem Baujahr jedoch nicht weil das Theater im Jahr 1970 abgebrannt ist und danach bis 1980 originalgetreu wieder aufgebaut wurde.
Das da ist der Platz (Trg) für den Standort des Theaters. Wer dieser Gaje Bulata war, entzieht sich meiner Kenntnis.
An der Fassade fallen mir zwei weitere Infotafeln auf.
Diese hier sagt sinngemäß folgendes aus:
"In diesem Gebäude fand am 25.03.1919 der 4. Kongress der Sozialdemokratischen Partei Dalmatiens statt, bei welchem einstimmig die Gründung der "Jugoslawischen Arbeiterpartei" auf den Prinzipien der 3. Kommunistischen Internationale beschlossen wurde.
Split, am 25.3.1959 - Verein zur Ehrung "40 Jahre Kommunistische Partei Jugoslawiens"
Die zweite lässt mich schmunzeln, ist die Ausdrucksweise heute doch etwas seltsam.
"An diesem Ort hat am 25.09.1941 die Mittelschuljugend Split angeführt von Mitgliedern der SKOJ (Verband Kommunistischer Jugend Jugoslawiens), angegriffen von Faschisten, kampfbereit gegen die Zeugnisverteilung in italienischer Sprache protestiert und gab damit ein strahlendes Beispiel für Patriotismus und Freiheitsliebe.
Split, am 11.10.1949 - Gemeinde Split, Volksjugend Kroatiens"
Hierzu sollte man wissen, daß Split ab 1918 zum Königreich Jugoslawien gehörte und 1941 von den Italienern besetzt wurde. Damit löste sofort die italienische Sprache das Serbokroatisch ab was sich offensichtlich auch im Schulwesen auswirkte.
Schauen wir einfach mal rein ins Foyer. Wenn man bedenkt, daß Split Ende des 19. jahrhunderts gerade mal 11.000 Einwohner hatte, dann ist ein Theater mit dem Fassungsvermögen von 1000 Personen schon eine Hausnummer. Die große Mehrheit der Bewohner sprach vor dem Ersten Weltkrieg übrigens italienisch. Split war über Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Hafen für den Handel Venedigs.
Auch das Foyer hält was die Fassade verspricht.
Selbst der Blick nach oben lohnt sich.
Durch diese Tür bin ich hereingekommen.
Zwischen 1941 und 1945 war das Theater kriegsbedingt unter italienischer Herrschaft geschlossen.
Dort nebenan kann man die Eintrittskarten für die Veranstaltungen kaufen. Leider komme ich nicht in den eigentlichen Konzertsaal hinein. Man kann eben nicht alles haben bei einem "Zufallsfund" wie meinem Besuch in einem Theater.
Trotzdem wollte ich euch zumindest einen Einblick in diese "Sonderimmobilie" geben, die wohl die wenigsten Touristen kennen, die Split besuchen.
jürgen