Partizanska Bolnica Franja

  • Wenn man von Idrija ein Stück weiter fährt, kommt man nach Cerkno. Hier ist das Land gebirgig und die Flusstäler schroff. Eines dieser Flusstäler, Dolenji Novaki, führt uns zu einem am Ende einer Schlucht verstecktem Lazarett, welches 1943 bis zum Ende des 2. Weltkrieges von Partisanen betrieben wurde.


    Das Partisanenlazarett Franja, welches nach der Ärztin Franja Bojc Bidovec benannt wurde. Sie leitete das Krankenhaus als Chefärztin. Dr. Viktor Volčjak war Begründer des Lazaretts.





    In 2007 riß ein katastrophales Hochwasser alle original Baracken bis auf eine samt original Inventar weg. Trotzdem rekonstruierte man das Lazarett originalgetreu und kaufte ähnliche Gegenstände nach, um das Andenken so originalgetreu wie möglich zu erhalten.


    Heute führt ein befestigter Weg durch die Schlucht zum Lazarett, welches aus einer eng an und über den Fluss gebauten Hütten besteht.




    Am Eingang zur Schlucht kann man hoch oben noch einen Verteidigungsbunker sehen.



    Dieser Gedenkstein wurde bei der Flut weggerissen:



    Den Verletzten wurden die Augen verbunden und sie wurden mehrmals im Kreis gedreht, damit sie keine Orientierung hatten, wohin sie gebracht wurden.



    Sie wurden auf Bahren durch den Fluss getragen, um keine Spuren zu hinterlassen. Steile Stellen hatte man mit Zugbrücken überwunden.





    Auch das gesamte Material zum Bau der Hütten und dann während des Betriebes alle Wäsche, Lebensmittel, medizinisches Material wurde so hinaufgebracht.



    Nach einem steilen Aufstieg gelangt man schließlich zum Lazarett:




    Ganz unten am Fluss steht die Latrine, was hygienetechnisch Sinn machte.



    Auf Schautafeln sind der Standort und die einzelnen Baracken erklärt.





    Im Lazarett befanden sich bis zu hundert Verwundete gleichzeitig, insgesamt wurden 578 schwer verwundete Menschen behandelt. 78 starben trotz aller Bemühungen, was aber vergleichsweise wenige waren, bedenkt man die vielen Verletzten, die am gefürchteten Gasbrand verstarben.


    Gehen wir nun einen Rundgang durch das Lazarett:




    Es gab auch ein eigenes Elektrizitätswerk





    Die Hütten waren getarnt, die Dächer mit Moos belegt und die Innenräume mit Papier verkleidet. Es gab einen Operationssaal und sogar einen Röntgenapparat. Das Original ist ebenfalls bei der Flut zerstört worden, es gibt nur noch ein Foto und einen nachgebauten Röntgenapparat.








    Als Betäubungsmittel gab man den Verwundeten selbstgebrannten Schnaps zum Trinken, soviel sie trinken konnten.


    Die Verpflegung funktionierte nur mit Hilfe der Bevölkerung, später auch durch die Alliierten.





    Hier wurden Verletzte von den Partisanen, aber auch von den Alliierten und auch ein Österreichischer Soldat, der für die Deutschen kämpfte und später überlief wurde hier behandelt. Er blieb dann im Lazarett als Schuster.



    Auch das Dankschreiben eines US Soldaten ist ausgestellt und der Karton, auf welchem er für jeden Tag, den er im Lazarett verbrachte, ein Kreuzerl gezeichnet hat.






    Wenn man nach Slowenien reist, wird man unweigerlich mit den Partisanenkriegen konfrontiert, sind doch bis heute die Meinungen über die grausamen Geschehnisse hier sehr unterschiedlich.


    Trotz alles Heldenmutes und Humanität, die uns hier im Partisanenlazarett Franja gezeigt wird, darf man die Gräueltaten und Kriegsverbrechen auf allen Seiten nicht vergessen.


    Abschließend ein paar Links zum Lazarett


    https://www.sloveniaholidays.c…zarett-franja-cerkno.html


    https://www.mdr.de/nachrichten…nlazarett-franja-100.html


    Und einem Thema, das hier immer noch tabuisiert ist und historisch erst langsam aufgearbeitet wird. Denn um endgültige Versöhnung zu erreichen, müssen wohl alle Kriegsverbrechen auf allen Seiten aufgearbeitet werden.


    https://www.profil.at/home/rac…ajic-massenmoerder-243122


    https://www.spiegel.de/geschic…isanenkrieg-a-948248.html


    https://www.dhm.de/lemo/kapite…krieg-in-jugoslawien.html


    Das Partisanenlazarett Franja ist jedenfalls ein Ort, den es sich lohnt anzusehen, auch, um sich mit der Geschichte des Balkankrieges auseinanderzusetzen, dessen Auswirkungen bis heute wirken und allerorts auch vom Reisenden spürbar sind. Egal ob in Gesprächen mit Einheimischen, die manchmal erzählen, was man gar nicht hören will, oder bei Flohmärkten, wo immer noch Devotionalien der Faschisten und Nazis ebenso angeboten werden, wie die der Partisanen, oder bei Gedenkstätten und Denkmälern, denen man allerorts begegnet.


    Geschichte verstehen heißt auch, die Menschen des Landes, in welches man reist, besser zu verstehen. Das Partisanenlazarett Franja hat bei mir hierzu einen Beitrag geleistet.


    Johannes

  • Es fällt mir schwer, zu diesem Beitrag etwas zu schreiben.

    Außer natürlich : Ganz herzlichen Dank für diese gute und gründliche Dokumentation, die Bilder und die Hintergrundlinks zu einem Kapitel der Geschichte, das sehr schwer zu verstehen ist und viele von uns sicher auch nicht sehr gut kennen.

    Ich habe mir den Beitrag jetzt 2x angeschaut auch die Links geöffnet.


    Einerseits bewundere ich , was im Partisanenlazarett Franja in humanitärer Hinsicht geleistet wurde. Auch was die kluge Wahl des Ortes, die Logistik und die Arbeit der Menschen dort betrifft. Es ist kaum vorstellbar.


    Und dann die Hintergrundinformationen in den Links ( vor allem die letzten drei ) . Gänsehaut!

    So stelle ich mir die Hölle vor!!


    Schlimm ist auch , dass die beteiligten Volksgruppen, Ethnien oder wie man es auch nennen will, auch heute noch noch keine Distanz zu den damaligen Ereignissen gefunden haben und die historisch sachliche Aufarbeitung noch nicht möglich ist . Vielleicht wird das auch nie möglich sein.:cry::icon_frown:


    Solche Mahnstätten sind notwendig.

    Im Forum gibt es schon Beiträge, die darüber berichten

    In Slowenien siehe #1


    aber auch in Italien

    I 1830 Friaul > BASOVIZZA > Nationalmonument > Foiba di Basovizza

    Spuren der Geschichte: Kosaken in Friaul


    oder Österreich /Kärnten

    der Kosaken Friedhof in Lienz Peggetz



    Liebe Grüße,

    Elke

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