die Rumherstellung auf der Insel Martinique

  • Als wir im April eine Woche auf der Insel Martinique in der Karibik waren, bot es sich an, auch eine Rumfabrik zu besichtigen. Wir sahen uns die Firma Neisson in der Nähe von Le Carbet an der Ostküste an. Die Besichtigung ist gratis. Man kann direkt vor dem Betrieb parken und sich dort auch frei bewegen und so alle Schritte der Verarbeitung des Zuckerrohrs mitverfolgen. Erstaunlich in einem Land wie Frankreich, wo sonst alles genau geregelt ist.





    Hier am Parkplatz ist nicht Zuckerrohr, sondern hoch wachsender Bambus gepflanzt.





    Wir haben Glück mit der Jahreszeit. Ende Januar bis Ende Mai wird das Zuckerrohr auf 42 Hektar geerntet und hier ausschließlich zu Rum verarbeitet. Moderne Traktoren von Valmet bringen ein paar Mal pro Tag die Stangen direkt vom Feld zur Destillerie. Jeder Anhänger wird gewogen. Dies wohl um die Menge und damit auch den Preis festzulegen. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen, wer Eigentümer der Zuckerrohrplantagen ist, die Neisson mit der Frucht beliefern.





    Das wohl schon auf der Plantage kurz geschnittene Zuckerrohr wird hier abgekippt und dann geht's per Förderband in den Betrieb.









    Mechanisch werden die Stangen weiter zerkleinert.







    Schließlich wird der Saft ausgepreßt.





    Der wird dann in einer sogenannten Kolonne destilliert. Prizipiell ist das das Gleiche wie wenn aus Rohöl Benzin hergestellt wird.





    Vielleicht ein paar Daten zur hiesigen Rumherstellung. Martinique produziert aus derzeit etwa einem Dutzend Destillerien 2 % der Weltproduktion an Rum. Aus der Kolonne kommt der Rum mit einem Alkoholgehalt von 72 % und wird dann mit Wasser verdünnt.


    Aus 1,5 Kg Zuckerrohr gewinnt man hier etwa 150 ml Rum. Die Firma Neisson stellt eine Ausnahme bei den regionalen Rumproduzenten dar, weil hier direkt aus dem Zuckerrohr Rum hergestellt wird. Andere kochen den Saft und produzieren Zucker und erst aus den Reststoffen wird Rum destilliert. Das ist zwar grundsätzlich effektiver. Neisson ist wohl eine Art "Premiumhersteller".





    Ab und zu stock wohl das Förderband, weil sich Stängel verhaken. Dieser Herr hilft dann mit einer Metallstange nach.









    Wie auch bei anderen Destillaten macht wohl die Art der Lagerung und die Zeit den Geschmack und letztendlich den Verkaufspreis aus. Die teureren Sorten werden bis zu 18 Jahre in Holzfässern gelagert wohingegen das Standardprodukt wohl nur kurzzeitig bis zur Abfüllung in Stahltanks verbleibt.









    Dieses Pulver bleibt entweder nach der Destillation oder aus den trockenen gehäckselten Stangen übrig. Ob das nun Viehfutter ist oder als Dünger wieder auf die Felder ausgebracht wird, kann ich euch nicht sagen.







    Das Familienunternehmen ist natürlich stolz auf den Gründer des Betriebes im Jahre 1932.







    Nun haben wir alles gesehen und vor allem besondere Gerüche aufnehmen dürfen. Da ist es sicher verständlich, daß eine Rumprobe den Abschluß einer solchen Besichtigung bilden muß.





    Tatsächlich gibt es sehr leckere Sorten. Die Stimmung unter den Besuchern ist nicht schlecht. Die Hitze und der Alkohol sind natürlich nicht dafür verantwortlich. ;)





    Wie hier ersichtlich, kostet eine Flasche des Edelproduktes knapp 500 €.





    Wir haben hier keinen Rum erworben, sondern erst ein paar Tage später beim Boarding. Zwei Liter weißer Rum mit 50 % Alkohol für etwa 13 Euro ist schon sehr günstig. Allerdings kann man den nicht einfach trinken sondern sollte das Produkt nur zum Mixen verwenden. Dabei ist jedoch wegen des enormen Alkoholgehalts Vorsicht angeraten. ^^



    Ich habe hier jedenfalls gelernt, daß Rum nicht nur der schnöde billige Alkohol ist, der im Winter in den Schwarztee oder Jägertee gekippt wird um uns im kalten Deutschland aufzuwärmen oder der als Bacardi klar wie Wasser ist, mit allem möglichen vermischt und teuer verkauft wird, sondern daß Rum offensichtlich je nach Produktionsprozeß und Lagerung ein hochwertiges schmackhaftes Zuckerrohrdestillat sein kann.


    jürgen

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