hallo Johannes,
danke für deine Bilder vom Eichkogel. Toll, wie sich innerhalb nicht mal vier Wochen die Vegetation ändert. Unglaublich für mich, welche Blütenpflanzen hier noch wild wachsen.
grüsse
jürgen
hallo Johannes,
danke für deine Bilder vom Eichkogel. Toll, wie sich innerhalb nicht mal vier Wochen die Vegetation ändert. Unglaublich für mich, welche Blütenpflanzen hier noch wild wachsen.
grüsse
jürgen
Hallo,
um auf die Fragen von Elke einzugehen: der Eichkogel war früher eine Hutweide, was das Herausbilden der besonderen Flora und Fauna ermöglichte. Die ersten belegten landwirtschaftlichen Nutzungen datieren mit 5.600 v. Chr. Als die Beweidung aufhörte, gab es Initiativen, den Eichkogel unter Naturschutz zu stellen und mit einem Pflegemaßnahmenkonzept den Erhalt der seltenen und stark gefährdeten Pflanzen und Tiere zu sichern. Walter Redl gilt als der Retter des Eichkogels, er wurde, so wie ich, in Klosterneuburg geboren.
http://regiowiki.at/wiki/Walter_Redl
Allerdings wurden die Pflegemaßnahmen nur schleppend umgesetzt, die engagierte Naturschützerin Mag. Gudrun Foelsche kämpfte weiter um den Erhalt. Gemeinsam mit Schülern eines Gymnasiums wurden mit Schere und Sense Pflegemaßnahmen durchgeführt. Aber es gab auch empfindliche Rückschläge. So wurden 1999 durch Baggerarbeiten am unteren Weg des Südhanges (der Weingarten gehört nicht mehr zum Naturschutzgebiet) und einer damit zusammenhängenden Zerstörung von geschützten Trockenrasenflächen die vom Aussterben bedrohte Weißwollige Sommerwurz und die äußerst seltene Violette Sommerwurz vernichtet. Auch der seltene Wollschweber und der ebenso seltene Salbeiblattkäfer, der nur auf einem winzigen Areal vorkam, wurden ausgerottet.
Heute wird versucht, mit gezielter Beweidung durch Schafe und versuchsweise auch Kühe, dem Problem der Verwucherung Herr zu werden, aber es fehlt offensichtlich auch das Geld, um hier systematisch vorzugehen.
Das nächste Großereignis, welches am Eichkogel demnächst kommt, ist die Blüte des Diptams, Dictamnus albus. Etwa zeitgleich blüht die unscheinbarere, aber umso faszinierendere Traurige Nachtviole, Hesperis tristis, die in der Nacht einen betörenden Duft verströmt.
Die Vielfarbige Wolfsmilch riecht nicht. So eine große Wolfsmilch, wie sie Elke beschreibt, gibt es auch bei uns im Alpengarten, muss die nächsten Tage einmal hinsehen, ob sie nicht schon verblüht ist. Hier ist eine Aufnahme aus 2016, Anfang April:
Liebe Grüße,
Johannes
25. April 2018
Sie ist eine schnell vergehende Schönheit, die nur sehr kurz blüht. In der Nacht verströmt sie einen Duft den Hyazinthen gleich, welcher Schmetterlinge zur Bestäubung anlockt. Im deutschsprachigen Raum kommt sie nur im pannonischen Gebiet von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland an wenigen Orten vor. Ansonsten findet man sie in Mittel-, Südost- und Osteuropa.
Sie ist nach den Nymphen der Griechischen Mythologie benannt, welche die Goldenen Äpfel behüteten, die ewiges Leben schenken konnten.
Die Rede ist von
Hesperis tristis, der Trauer-Nachtviole
Diese sehr seltene Pflanze entfaltete gestern ihre Schönheit am Eichkogel und heute ist ihr Zauber auch schon wieder vorbei.
Johannes
Das war bestimmt wieder einer der Glücksmomente, die ein Botaniker ( und jeder Naturliebhaber) erlebt, wenn er so etwas zur richtigen Zeit entdeckt!
Die Trauer- Nachtviole ( was für ein geheimnisvoller Name) ist leicht zu übersehen, denke ich , wenn sie sich nicht durch ihren Duft verrät. Und doch hat sie auch zauberhafte einzelne Blüten.
Ich habe mir erlaubt, mal eines Deine Bilder genauer zu betrachten.
So viel Schönheit , nur für eine Nacht!
Danke, Johannes!
Liebe Grüße,
Elke
9. Mai 2018 - Diptamblüte
Es ist soweit! Am Eichkogel blüht der Diptam. Und er blüht so üppig, wie ich es noch nie davor gesehen habe.
Diptam, Dictamnus albus, gehört zu den Rautengewächsen, welche durch ätherische Öle auffallen. Zu dieser Familie gehören auch die Zitrusgewächse und die Weinraute. Der Diptam steht schon seit 1936 unter Naturschutz, ist in Österreich nur an wenigen Standorten im pannonischen Gebiet vorhanden und gilt als gefährdet.
Am Eichkogel hat er ein geeignetes Refugium gefunden und ist hier in großen Stückzahlen zu finden.
Hier einige Eindrücke von dieser beeindruckenden Blütenfülle, vor der man nur staunend niederknien kann.
Johannes
Ich wusste nicht genau, wie der Diptam aussieht.
Wunderschön! Als Einzelblüte , aber auch vor allem in dieser großen Anzahl!!!
Das Plätzchen am Eichkogel ist wie ein Schatzkammer.
Hoffentlich gelingt es, den Standort zu hüten, entsprechend zu pflegen und vor schwerwiegenden Veränderungen zu schützen.
ätherische Öle
Wonach duftet der Diptam?
Und was ist die nächste seltene Blüte am Eichkogel, auf die Du wartest?
Danke und liebe Grüße,
Elke
Der Diptam hat einen zitronenartigen Duft, der sich bei Sonnenschein besonders intensiv entwickelt. Bei sehr heißem Wetter können sich diese ätherischen Öle selbst entzünden, manche meinen, dass mit dem Brennenden Busch in der Bibel ein Diptam gemeint ist.
Aber Achtung, manche Menschen reagieren mit einer phototoxischen Reaktion auf die Öle, weswegen ein Berühren bei Sonnenschein nicht zu empfehlen ist!
Was noch kommt, wird man sehen. Im Sommer kommt der große Auftritt der duftenden Phelipanchen und Orobanchen, den Sommerwurzen.
Die nächste seltene Schönheit hat aber jetzt schon am Nordhang etwas abseits der wuchtigen Diptamblüte ihre zarten Blüten entfaltet.
Iris graminea, die Gras-Schwertlilie, auch Pflaumenduft- Iris.
Johannes
23. 05. 2018
Jetzt entfaltet der Eichkogel seine botanische Fülle mit einer vielfältigen Blütenpracht. Seltene Steppenpflanzen und eiszeitliche Reliktpflanzen wetteifern mit Farben, Düften und üppigen Blüten um die Gunst ihrer Bestäuber. Einige haben sich als Halbschmarotzer und Schmarotzer auf andere, seltene Pflanzen spezialisiert und gedeihen hier dank des Erhalts derer auch in ansehnlichen Beständen.
Clematis recta, Aufrechte Waldrebe:
Der Diptam hat bereits seine Fruchtsände ausgebildet:
Rapistrum perenne, Steppen-Rapsdotter:
Der Rapsdotter ist ein Steppenroller, der im Herbst an der Basis abreißt und vom Wind rollend über die Wiesen transportiert wird, wodurch er seine Samen weit verbreitet.
Oxytropis pilosa, Wolliger Spitzkiel, Haariger Spitzkiel:
Der Wollige, Haarige, auch Zottige Spitzkiel hat sein letztes Refugium in Östereich hier am Eichkogel gefunden. Er ist eine indigene Pflanze, die sich in der Eiszeit vom Altai Gebirge nach Westen ausgebreitet hat und heute in Österreich und Deutschland sowie Inneralpin nur noch an wenigen Inselstandorten vertreten ist. Die Bestände am Eichkogel sind in den letzten Jahren leider auch deutlich zurückgegangen. Er ist eine besondere botanische Rarität.
Muscari tenuiflorum, Schmalblütige Traubenhyazinthe:
Die Traubenhyazinthen gehören zu den Spargelgewächsen. Die Schmalblütige Traubenhyazinthe ist ähnlich der Schopf-Traubenhyazinthe, Muscari comosum. Beim genauen Hinsehen kann man sie unterscheiden, da bei tenuiflorum die Mündung des Perigons schwarz gesäumt ist.
Stipa pennata, Federgras:
Campanula sibirica, Steppen-Glockenblume:
Salvia nemorosa, Steppen-Salbei:
Phlomis tuberosa, Knollen-Brandkraut:
Das Knollen-Brandkraut gehört auch zu den besonderen Kostbarkeiten des Eichkogels. Jahrelang war es verschwunden, ist dann wieder aufgetaucht und heute an einigen Standorten regelmäßig vertreten.
Geranium sanguineum, Blutroter Storchschnabel:
Polygala major, Große Kreuzblume:
Melampyrum arvense, Acker-Wachtelweizen:
Es gibt einige unterschiedliche Arten dieser inzwischen seltenen Pflanze. Sie ist als Halbschmarotzer auf andere Pflanzen angewiesen. Arvense ist mit Gräsern und Getreiden vergesellschaftet, früher war der Acker-Wachtelweizen oft am Rande von Feldern zu finden und ist inzwischen durch Unkrautvernichtung nahezu verschwunden. Melampyrum gehört in die Familie der Orobanchaceae, der Sommerwurzgewächse, womit wir schon zu den Sommerwurzen kommen, die sich als Schmarotzer auf spezielle Pflanzen spezialisiert haben.
Orobanche gracilis, Blutrote Sommerwurz:
Orobanche lutea, Gelbe Sommerwurz:
Diese Sommerwurz ist an ihrem typischen Geruch zu erkennen, sie riecht nach Zyklamen.
Es sind noch andere Sommerwurzen und die verwandten Phelipanchen (Ästige Sommerwurzen) später im Jahr zu erwarten. Dazu mehr zum gegebenen Zeitpunkt.
Johannes
Es ist Sommer am Eichkogel!!
Wunderschön!
Genauso schön ist, dass Du die Pflanzen so genau beschreibst.
Geht es mir doch so, dass ich auf den ersten Blick oft denke : Ja das kenne ich!
Dann lese ich was Du geschrieben hast und sehe erst den Unterschied.
Stammt das nicht von Goethe:
Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht
oft gekürzt auf
Man sieht nur was man weiß
Goethe, Gespräche. Gesellschaft bei Goethe, 24. April 1819
Für mich als Laien- Pflanzen - liebhaberin ein großer Gewinn!
Es wird mir u.a. auf meinen Reisen (nicht nur) in den Mittelmeerraum sicher helfen, bei manchen Pflanzen genauer hinzuschauen.
Es ist wunderschön bei Euch!!!
Nicht nur auf diesem Foto!
Was ist denn das für ein Fluss, den man sieht ? Kanalisiert?
LIebe Grüße,
Elke
Liebe Elke,
ja, es stimmt, dass man öfter und besser das sieht, was man kennt. Die Hesperis tristis etwa wäre mir, bevor sie mir gezeigt wurde, gar nicht aufgefallen. Oder die vielen unterschiedlichen Sommerwurzen, die oft zwischen Gräsern versteckt sind. Da muss man sich niederknien und sie von der Nähe betrachten und daran riechen, dann offenbaren sie ihre verborgene Schönheit.
Das ist kein Fluss, sondern eine Strasse, genauer gesagt die Weinstrasse, die von Mödling nach Gumpoldskirchen führt.
Johannes