Auf den Spuren von Kaiserin Elisabeth in Ungarn

  • Am 8. Juni 1867 wurde Kaiser Franz Joseph zum König von Ungarn gekrönt. Sein neuer Name wurde "Ferenc József király".
    Direkt nach ihm wurde Kaiserin Elisabeth zur Königin von Ungarn gekrönt. Ihr neuer Name wurde "Erzsébet királyné".


    In diesem Jahr feiert Ungarn den 150sten Jahrestag dieses denkwürdigen Tages.
    Nachdem aus der Märzrevolution 1848 ein Freiheitskampf der Ungarn geworden war, den Österreich mit russischer Hilfe blutig niederschlug, beendete der österreichisch-ungarische Ausgleich mit der abschießenden Königskrönung den Belagerungszustand und es begann eine Aera des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs in Ungarn.


    Kaiserin Elisabeth schreibt man eine gewichtige Rolle am Zustandekommen des Ausgleichs zu. Briefe belegen, dass sie versuchte, starken Druck auf Franz Joseph auszuüben. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Königgrätz im deutsch-deutschen Krieg gegen Preußen und dem Verlust Venetiens war Franz Joseph gezwungen eine Einigung mit Ungarn herbeizuführen.


    Die Krönung fand in der Liebfrauenkirche, besser bekannt als Matthiaskirche, auf dem Burgberg von Budapest statt. Deshalb war diese Kirche eines der Ziele der kleinen Gruppe von Elisabethfans zu der ich gehöre. Ihr kennt vielleicht meine früheren Exkursionen mit meinen Freunden.
    Zwischen Roseninsel und Lechfall 2012
    Zwischen Hofburg und Hermesvilla 2013


    Beginnen wir mit meiner Anfahrt.
    Bedingt durch eine Totalsperrung der Autobahn und den Zeitverlust konnte ich den geplanten Besuch im Glasmuseum im Hotel "Wilder Mann" in Passau vergessen. In diesem Gasthof hatte Kaiserin Elisabeth übernachtet und man hat im Museum ein "Sissi-Zimmer", eine Büste und einige Utensilien ausgestellt.


    Nach der üblichen Übernachtung am Jochenstein schaute ich mir noch mal das Kaiserfenster im Mariendom in Linz an. Im oberen Teil des Fensters sieht man den betenden Kaiser Franz Joseph. Links davon steht der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand der in Sarajewo ermordet wurde. Rechts steht Erzherzog Karl, der spätere letzte österreichische Kaiser.



    Darunter sieht man im rechten Fensterteil Kaiserin Elisabeth und ihre ältere Tochter Gisela, links deren Gatte Leopold von Bayern und zwei ihrer vier Kinder.



    Am nächsten Tag traf ich meine Freunde am Denkmal des Prinzen Eugen von Savoyen das vor dem Haupteingang des Burgpalastes von Budapest steht.



    Wir hatten eine Führung in der "Nádori kripta" (Gruft der Palatine) gebucht. Hier sind die Vertreter des Kaisers von Österreich in Ungarn und Teile deren Familien bestattet.



    Im Mittelpunkt steht der monumentale Sarkophag des in Ungarn sehr beliebten Palatins (von 1796 bis 1847) Joseph von Habsburg-Lothringen.



    Sein Sohn und Nachfolger Erzherzog Stephan war mit dem Verhalten des Wiener Hofes während der Märzrevolution 1848 nicht einverstanden und legte sein Amt nieder.
    Er wurde aus Österreich verbannt und zog sich auf den Besitz seiner Mutter Schloss Schaumburg im Herzogtum Nassau zurück. Er vertarb 1867 in Menton.



    Auch Kinder wurden in der Gruft beigesetzt. Hier die Darstellung der kleinen Erzherzogin Gizella Auguszta auf ihrem Sarkophag.



    Gemälde über dem Pfeiler des Gewölbes,



    Die Kapelle der Palatingruft.



    Nach dem Verlassen der Gruft machten wir einen Rundgang durch das Burgviertel das ich 2013 in dem Thema Der Burgberg von Budapest beschrieben habe. Dort seht Ihr auch einige Bilder vom historischen Museum das wir anschließend besuchten.
    Durch den kürzlich wieder restaurierten Várbazár (Burggarten) gingen wir abwärts.



    Am Brunnen im Renaissancegarten überraschte uns eine kleine Militärband mit einem Standkonzert.



    Unser Weg auf die andere Donauseite führte uns am Elisabethdenkmal am Döbrentei tér vorbei.



    Danach verabschiedete ich mich von der Gruppe und begab mich mit U-Bahn und Bus auf den Heimweg.
    Meine Freunde besuchten abends noch ein Konzert im Vigadó.


    Fortsetzung folgt!



    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Du bist, wie wir wissen, ein ausgezeichneter Kenner von Budapest.
    Aber mit all Deinem geschichtlichen Hintergrundwissen war Euer Besuch der Stadt dieses Mal etwas ganz Besonderes und auch mir bereitet es großes Vergnügen Deinen Bericht mit Schwerpunkt "Sissijubiläum" zu lesen.
    Er ist eine wunderbare Ergänzung zu den Budapestberichten, die wir hier im Forum schon haben.
    Danke dafür!



    Liebe Grüße,
    Elke

  • Am Tag nach dem Besuch der Palatingruft machten wir einen Ausflug in die Berge von Buda.


    Oft besuchte Königin Elisabeth die Budaer Berge während ihrer Aufenthalte in Ungarn, und manchmal blieb sie sogar auch über Nacht dort. Wir kennen einige Orte zu denen Elisabeth bereitwillig ging und gerne blieb.


    Aber fangen wir vorne an.
    Wir trafen uns am Normafa. Das war früher eine Zollstelle um in die Stadt zu gelangen. Heute steht dort eine Gaststätte - das Budapester Schihaus.



    Unser erstes Ziel vom Normafa aus war der Betschemel.
    Am Johannesberger Weg (Jánoshegyi út) befindet sich ein von den nahen Anwohnern so genannter Elisabeth-Gedenkplatz. Schon im 18ten Jahrhundert hing an einer alten Buche ein Marienbild und davor stand ein Betschemel. Dort hat Königin Elisabeth auf ihren Wanderungen auf dem Johannesberg gekniet und gebetet. Nach dem Tod von Königin Elisabeth fertigte man die Elisabeth-Kniebank und stellte eine Elisabethbüste von Alois Stróbl auf. Diese ist leider verschollen, und die Buche ist eingegangen.
    Heute steht hier ein Marterl mit einem Marienbild und einer leider nicht mehr lesbaren Erinnerungstafel an Elisabeth. Drei Bänke laden zum Ausruhen ein.



    Wir setzten unsere Wanderung fort um den "Erzsébet-kílátó", den Elisabeth-Aussichtsturm, zu besteigen.





    Um da hinauf zu gelangen mussten wir erst die...




    ... Elisabeth-Aussichtsturm-Straße hinauf.



    Und das bei hochsommerlichen Temperaturen und in meinem Alter.



    Vor dem Aussichtsturm steht der oben erwähnte Gedenkstein.



    Die Übersetzung findet Ihr im Zitat am Anfang des Berichtes.


    Dann stand in er in seiner ganzen Pracht vor uns!




    Wer die Fischerbastei kennt dem fällt der Einfluss von Frigyes Schulek auf.



    Im Inneren fanden wir eine Tafel mit der Geschichte des Turmes.





    Wir stiegen die Stufen hinauf und blickten auf Budapest.



    Wir setzten unseren Weg in Richtung "Szépjuházné" (schöne Schäferin) fort.


    Am Wegrand blüht es.






    Der Weg über die Serpentinen abwärts zog sich.



    Deshalb stärkten wir uns dort für die Fortsetzung der Wanderung.



    Wir suchten nach der Kochmeistervilla. Dort wohnten die Kaiserkinder während des deutsch-deutschen Krieges von 1866, als die preußischen Truppen kurz vor Wien standen.


    Leider versteckt sich die Villa hinter Bäumen und Büschen und wir mussten ohne Bild abrücken.


    Dafür entdeckten wir die Csendilla (Csendvilla) wo ein Teil der Suite der Kaiserkinder logierte.





    Sie hätte mal ein Facelifting nötig.



    Auch der "Fácán" (Fasan) blieb unseren Blicken und Fotoapparaten verborgen.
    Mit einigen Verrenkungen konnte ich durch einen Spalt im Tor des Geländes die im Vordergrund liegende Villa des Reichsverwesers Miklós Horthy ablichten.



    Auch auf diesem Grundstück liegt alles brach. Traurig!


    Bei dem anfangs erwähnten Schweinekopf sieht es nicht besser aus.




    Durch ein Loch im Zaun konnten wir das Gelände erkunden.





    Ein trauriges Bild! Im Vorgängergebäude war Königin Elisabeth eingekehrt.
    Heute nutzen es Jugendliche für Partys.




    Die daneben liegende "Disznófő-forras", die Schweinskopf-Quelle, die dem Lokal den Namen gab, wurde um 1820 durch ein Brunnenhaus geschützt.





    Der Brunnen an dem Königin Elisabeth ihren Durst löschte ist versiegt und durch ein Gitter abgesperrt.





    Aus dem Rüssel des Schweinekopfes fließt kein Wasser mehr.



    Damit endete unsere Wanderung über den Johannesberg, die laut mitgeführtem Smartphone über 20 Kilometer betrug.



    Fortsetzung folgt!



    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Hallo Waldi!


    Danke für diesen ausführlichen Bericht mit Fotos.
    Wir wollten als wir eine Woche in Budapest verbrachten unbedingt den Elisabeth-Aussichtsturm besuchen.
    Leider kam immer etwas dazwischen.
    So haben wir dank deines Berichtes alles zu sehen bekommen und dazu die Informationen zu jedem Gebäude,
    was wir mit Sicherheit nicht gesehen hätten.

  • Nach dem "Spaziergang" vom Sonntag gönnte ich mir am Montag einen Gammeltag und erholte mich auf dem Canapé.


    Am Dienstag machten wir einen Ausflug nach Esztergom.


    Die Stadt und die Basilika habe ich Euch hier schon ausführlich vorgestellt.
    Trotzdem möchte ich Euch einige Bilder von unserem diesjährigen Besuch zeigen.


    Ein Ziel war die "Mária Valéria híd", benannt nach der jüngeren Tochter des Kaiserpaares.



    Die Brückenauffahrt von der Esztergomer Seite hatte ich im oben erwähnten Bericht vergessen.



    Am Zöllnerhäuschen auf der linken Seite hängt diese Tafel.



    Am Beginn der Eisenträgerkonstruktion...



    ...ist links das Wappen des ungarischen Königreichs und rechts das Wappen der Stadt Esztergom angebracht.



    Links steht diese Gedenktafel.



    Rechts steht diese Gedenktafel.



    Leider sind sie nur schwer lesbar.


    Unser nächstes Ziel war die Basilika.



    Ich nutzte die Gelegenheit um das Denkmal zu Ehren der Krönung Stefans I. zum ersten ungarischen König zu fotografieren.



    Die Basilika habe ich ja schon ausreichend beschrieben. Wir konzentrierten uns auf die Schatzkammer um Messgewänder und liturgische Geräte die bei Krönungen zum Einsatz kamen zu fotografieren.


    Schwurkreuz*



    Standkreuz*



    Bischofskreuz das bei der Krönung getragen wurde.*



    Krönungskelch*



    Krönungspluviale und Bischofsstab des 1867 krönenden Bischofs János Simor.*



    Krönungskasel (wurde unter der Pluviale getragen)*



    Die Mitra die Bischof Simor bei der Krönung 1867 trug.*


    *DieBilder mussten aus Urheberrechtsgründen leider entfernt werden


    Genug der uninteressanten Details.


    Nach dem Verlassen der Basilika wurden wir hungrig und spazierten ins Zentrum von Esztergom um uns zu stärken.


    Dabei suchten wir einen Weg der am Denkmal von Königin Elisabeth vorbeiführte.



    Das Original dieser Bronzebüste steht versteckt in einem Treppenhaus im Rathaus und wurde aus Terrakotta gefertigt.




    Wir verließen Esztergom und fuhren zur Burg von Visegrad.


    Schon die Römer hatten hier im Verlauf des pannonischen Limes ein Kastell angelegt.
    Die Reste davon hat man in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ausgegraben und zugänglich gemacht.


    Erst König Béla IV. ersetzte die kleineren Befestigungen im Ortsbereich durch einen Wohnturm (Salomonturm) am Berghang der nach und nach zur Unterburg erweitert wurde.
    Im 14. Jahrhundert baute man die Fellegvár (Oberburg) auf der Bergspitze.
    In Visegrád entstand in der gleichen Zeit ein königliches Schloss.



    Auf obigem Bild kann man noch die Reste der äußeren Mauer erkennen. Sie schloss die Ortschaft am Fuß des Berges, Visegrád, mit ein.
    Dieses System kennen wir auch von deutschen Burgen.


    Die Burgruine.



    Der Aufgang vom Parkplatz zum äußeren Torturm.



    Um in die innere Burg zu gelangen mussten wir die Burg ein Mal umrunden.
    Die Aussicht vom Burgberg ist überwältigend. Es wird verständlich warum dieser Platz für die Burg gewählt wurde.
    Der Blick nach Westen.



    Der Blick nach Osten zum Donauknie.



    Diese Treppe mussten wir hinaufsteigen um in die obere Vorburg zu gelangen.



    Im Vorhof liefen wir zur Südseite.



    Der Blick nach Süden auf die Piliser Berge.



    Wir standen vor der Auffahrt zur Hauptburg.



    Der Torturm von innen.



    Der Burghof vom Balkon des Torturmes aus.



    In den Räumen werden verschiedene Ausstellungen gezeigt.


    Hier werden die Ritter zum Umtrunk erwartet.



    Jagd- und Waffengeschichte wird gezeigt.



    Auch die Geschichte der Burg und seiner Bewohner wird erklärt.



    Die Büste des Königs Károly Róbert (1288-1342).



    Nach András III., dem letzten König der Arpaden kämpften mehrere Herrscherlinien um den ungarischen Thron.


    Nach Wenzel III. (László), der vom bayrischen Otto (Bela V.) abgelöst wurde, schaffte es der erste König aus dem Hause Anjou zum ungarischen König gekrönt zu werden.


    In der Burg von Visegrád hängt auch die Kopie einer Zeichnung die András zeigt. (Original in der Széchenyi-Bibliothek in Budapest)



    Eine weitere Ausstellung zeigt unter anderem eine Kopie der ungarischen Krönungsinsignien. (Die Originale werden im Kuppelsaal des Parlaments in Budapest aufbewahrt.)



    Sie wurden hier einige Zeit aufbewahrt.



    Zum Abschluss des Berichts über die Burg von Visegrád noch ein Luftbild.




    Auf der Rückfahrt nach Budapest hielten wir noch kurz an der Terrakottabüste Elisabeths in Csillaghegy.




    Das war ein passender Abschluss eines ereignisreichen Tages.




    Liebe Grüße von waldi :174:

  • In Esztergom suchten wir nach Dingen die bei der Krönung von 1867 benutzt wurden,
    In einer weiteren Bischofsstadt suchten wir am Folgetag nach Spuren des Krönungskleides, das Königin Elisabeth 1867 getragen hat - Veszprém.



    Im Bischofspalast hinter der Dreifaltigkeitssäule besuchten wir eine Ausstellung "150 Jahre Krönung".
    Im Treppenhaus erinnert ein Relief an den Besuch des Königs Ferenc József im Jahre 1908.



    Während der Kaisermanöver vom 15. bis 18. September wohnte Franz Josef im erzbischöflichen Palais. Das Refektorium diente als Empfangssaal. Daneben nutzte er einen Raum als Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer mit angeschlossenem Badezimmer. Wie immer, so schlief Franz Joseph auch hier in seinem einfachen Eisenbett, das er auf Reisen dabei hatte.
    Eine solche Uniform soll er hier getragen haben.



    Auch Elisabeth hat man ein Zimmer eingerichtet. Das Kleid ist eine Kopie.



    Wir suchten aber nach dem Krönungskleid. Bilder zeigen einen mit Fliederblüten aus Silberfäden verzierten Rock.



    Und unsere Suche wurde belohnt!
    Eine Pluviale mit den Fliederblüten des Krönungskleides.



    Daneben eine Kasel die auch aus dem Krönungskleid gefertigt wurde das Königin Elisabeth dem Veszprémer Bischof János Ranolder geschenkt hatte.



    Eine Büste von Königin Elisabeth im Bischofspalast von Veszprém.



    Nach der Führung durch das Bischofspalais zeigte man uns noch die Georgskapelle und die Giselakapelle.
    Leider hat hier mein Fotoapparat keine brauchbaren Bilder gemacht. Es lag wohl am Fotograf. :roll:


    Königin Gisela war die älteste Tochter des bayrischen Herzogs Heinrich II. dem Zänker von Bayern und Gisela von Burgund. Mit etwa 10 Jahren hat man sie mit dem Sohn des Herrschers von Ungarn verheiratet. István I. (Stefan) wurde zum ersten König von Ungarn gekrönt und Gisela wurde erste ungarische Königin. Seit 1938 stehen sie auf der Burgmauer.



    Gisela initiierte den Bau einer Kirche auf dem Burgberg von Veszprém. Heute steht hier die Kathedrale St. Michael.



    Links im Chor steht ein Giselaaltar.



    1996 erhielt Veszprém eine Reliquie von Gisela aus dem Kloster Niedernburg in Passau, wo Gisela bestattet ist.



    Vom Burgberg aus hat man einen guten Überblick über Veszprém.




    Das sonnige Wetter hatte an diesem Tag eine Pause eingelegt und es nieselte leicht, was den Bildern mehr schadete als uns.


    Wir fuhren etwa 20 Kilometer nach Süden nach Balatonfüred und setzten bei Tihány mit der Fähre über nach Szántód um auf der M7 nach Budapest zurückzukehren.



    Liebe Grüße von waldi aus Uhgarn :174:

  • Waldi danke für den ausführlichen Bericht und den herrlichen Fotos von Esztergom, Visegrád und Veszprém.
    Du bist mit Deinen Erzählungen mit Hintergrundinformationen ein echter Profi.

  • Am 8. Juni 1867 wurde Kaiser Franz Joseph in der Liebfrauenkirche in der Burg zu Ofen zum König von Ungarn gekrönt.
    In der gleichen Zeremonie wurde auch seine Gattin zur Königin von Ungarn gekrönt.


    Am 8. Juni 2017 jährte sich dieser Tag zum 150sten Mal.
    Ein Grund zum Feiern!
    Mitnichten. Wer es nicht wusste, der merkte nichts vom Jubiläumstag.
    Nur eine kleine Ausstellung in der Stefanskapelle erinnert an das Krönungsjubiläum.
    Ein für den Abend geplantes Konzert in dem die von Ferenc Liszt speziell komponierte Krönungsmesse zu Gehör gebracht werden sollte, verschob man kurzerhand auf Samstag Vormittag. Ein unmögliches Verhalten!



    Die Krönung wurde in der Vorgängerkirche der Matthiaskirche vollzogen.
    Eine unscheinbare Kirche, eingeklemmt in die enge Bebauung des Burgberges.
    Eine Zeichnung die ihr Aussehen zur Krönungszeit, also um 1867, zeigt.



    Ein Foto der Matthiaskirche vor dem Umbau in die jetzige Form.



    Das aktuelle Aussehen kennen wir schon von mehreren Berichten hier im Reiseforum.



    Der Burgberg mit der Kirche und dem etwas unpassend erscheinenden Hilton ist immer wieder fotogen.




    Der Zugang über die Treppen der Fischerbastei.





    Überall Türmchen!



    Das Denkmal des Heiligen Stefan vor der Matthiaskirche.



    Die neuen glänzenden Ziegel sind Majolikakacheln von der Zsolnay-Porzellan-Manufaktur in Pécs.



    Der Rabe der Hunyadi.



    Um 9 Uhr begann unsere Führung durch die Matthiaskirche.
    Es war noch erfreulich wenig los.



    Die nur schwer erkennbaren Fahnen an den Säulen stammen noch von der Krönung 1867 und zeigen die Wappen der Länder der heiligen Stefanskrone.


    Über dem Marientor ist ein Relief im Tympanon angebracht, das den Tod Mariens darstellt. Dem Original haben die Osmanen die Köpfe abgeschlagen. Eine Rekonstruktion zeigt das ursprüngliche Aussehen.



    Nach dem Mongolensturm um 1240 schaffte es der ungarische König Béla IV. 1262 die Mongolen aus Ungarn zu vertreiben. Er erkannte die Notwendigkeit von befestigten Städten und begann mit dem Bau der ersten Burg auf dem Berg von Buda. Er befahl auch den Bau der ersten Kirche an diesem Ort. Sie wurde im romanischen Stil erbaut. Nur noch ein paar Kapitelle sind davon übrig geblieben.




    Die Loretokapelle mit einer Kopie der schwarzen Madonna von Loreto aus dem 17. Jahrhundert.



    Hier (in der Loretokapelle) befindet sich auch eine barocke Jungfrauenstatue aus rotem Marmor, die an die Rückeroberung von Buda im Jahre 1686 erinnert. Der Legende nach hatte man unmittelbar vor der Eroberung der Stadt 1541 durch die Osmanen eine Marienstatue, ein Geschenk von König Vladislav II., innerhalb der Kirche eingemauert, um sie so vor der Zerstörung durch die Türken zu bewahren. So soll sie bis zum Jahre 1686 unentdeckt in der zur Moschee umfunktionierten Kirche verblieben sein. 1686 kam es zur Belagerung durch die Christen und während der Kämpfe soll in der Nähe der Kirche ein Schießpulverlager der Türken explodiert sein. Durch die Wucht der Explosion stürzte demnach die Mauer vor der Statue ein und zu ihrem Entsetzen tauchte vor den betenden Muslimen die Jungfrau Maria auf. Noch am gleichen Abend, dem 2. September 1686, wurde die Stadt zurückerobert. Der Sieg wurde diesem Wunder zugeschrieben, was diese Kapelle bis heute zu einer Pilgerstätte macht.



    In der Emmerichkapelle steht der "Imrealtar".



    Das Triptychon zeigt in den Flügeln Szenen aus dem Leben des Heiligen Emmerich (Imre) und im Mittelteil wird Imre von seinem Vater Stefan I. (István I.) und seinem Lehrer Gerhart (Gellert mit dem Krummstab) flankiert.


    Gegenüber zeigen Fresken Szenen aus dem Leben des Heiligen Franz von Assisi.



    In der Dreifaltigkeitskapelle steht der Sarkophag von König Béla III. (1172-1196) und seiner Frau Agnès de Châtillon.



    Der König aus dem 12. Jahrhundert wurde ursprünglich in Székesfehérvár begraben. Im Jahr 1848 fanden Archäologen seine sterblichen Überreste in den Ruinen der Stadtkathedrale und transportierten sie im Jahr 1860 zur Matthiaskirche.


    Über dem Sarkophag wacht Jesus mit den 12 Aposteln.



    Links vom Presbyterium ist der Aufgang zum Oratorium des Malteserordens.



    Die Inschrift erinnert an die Krönung von 1867.



    In der Stefanskapelle hat man die Ausstellung zur Krönung von 1867 installiert.



    Vor dem Altar mit einem kunstvollen alten Buch...



    ... steht eine Vitrine mit Kopien der Krönungsinsignien...



    ...flankiert vom Königspaar.



    Ferenc József király und Erzsébet királyné



    Das offizielle Krönungs-Gedenkbuch von 1867.



    Eine Origtnalpartitur der Krönungsmesse von Ferenc Liszt.



    Ein Prunkkissen mit den Wappen des Königspaares.



    Ein Teilstück eines Kopfkranzes den Königin Elisabeth getragen hat.



    Ein Gedenkbuch, erstellt nach dem Tod der Königin.



    Eine der schönsten Büsten von Königin Elisabeth steht immer hier in der Matthiaskirche. Der weiße Marmor ist vor den hellen Fenstern nicht leicht zu fotografieren.


    Sie hält eine Rose in der rechten Hand.



    Im Aufgang zum Oratorium zeigt ein Fresko die Krönung von König Franz Joseph und Königin Elisabeth durch die Schutzheilige Ungarns, die Heilge Gottesmutter Maria.



    Im königlichen Oratorium stehen die Krönungssessel von 1916. Sie wurden von König Karl und Königin Zita benutzt.



    Blick vom königlichen Oratorium zum Haupttor der Matthiaskirche.



    Vom Oratorium hat man auch einen guten Blick auf die Südfenster der Matthiaskirche.



    Das Elisabethfenster zeigt Szenen aus dem Leben der Heiligen Elisabeth von Thüringen, einer der wichtigsten Heiligen der Ungarn, weil ungarische Königstochter.
    In der untersten Fensterreihe sehen wir links das Wappen von Ungarn zur Krönungszeit, dann das Wappen der Habsburger für König Franz Joseph, daneben die blau-weißen Rauten der Wittelsbacher für Königin Elisabeth und rechts das Wappen der Stadt Budapest.



    Der Text unter den Wappenfenstern bedeutet: gestiftet von der Hauptstadt Budapest 1887.


    Nach der Führung durch die Matthiaskirche stiegen wir über die Treppen der Fischerbastei wieder runter zum Donauufer und überquerten diese mittels Kettenbrücke.
    Der Krönungshügel auf dem Ferenc József tér (heute Széchenyi tér) existiert nicht mehr.
    Deshalb gingen wir zur ungarischen Akademie der Wissenschaften.



    An der östlichen Fassade hat man ein Relief angebracht das die Versammlung zeigt in der der Bau der Akademie beschlossen wurde.



    Unser Ziel war ein Relief im Foyer der Akademie der Wissenschaften.



    Es zeigt Königin Elisabeth an der Bahre von Ferenc Deák, einem ungarischen Politiker mit dem Elisabeth befreundet war.



    Ferenc Deák und Gyula Andrássy waren die treibenden Kräfte bei der Erreichung des österreichisch-ungarischen Ausgleichs der in der Krönung seinen Abschluss fand.
    Königin Elisabeth erteilte ihm die letzte Ehre als er hier im Foyer der Akademie der Wissenschaften aufgebahrt war.


    Wir gingen weiter in Richtung Parlament um den Dritten im Bund, Graf Gyula Andrássy auf hohem Ross zu besuchen.



    Das Relief auf der Westseite zeigt die Krönung von Franz Joseph.



    Leider waren die lästigen Mückenschwärme nicht zu vertreiben.



    Um 13 Uhr hatten wir eine Führung im Parlament gebucht. Das hatte ich schon hier vorgestellt. Deshalb beschränke ich mich auf wenige Bilder.


    Die Haupttreppe führt direkt in den Kuppelsaal wo die Krönungsinsignien aufbewahrt und von drei Soldaten bewacht werden.



    Leider ist das Fotografieren im Kuppelsaal strengstens verboten.


    Einer der großen Standleuchter in einem Saal des Parlamentes.



    Ein Blick von einer Loge in den nördlichen Sitzungssaal.



    Hier fand gerade eine Veranstaltung statt.
    Den südlichen Sitzungssaal hätten wir gerne gesehen weil dort ein Gemälde vom Königspaar hängt. Das war aber nicht möglich.
    Das Parlament verfügt über zwei Sitzungssäle weil es früher ein Ober- und ein Unterhaus, nach englischem Muster, gab.


    Das englische Vorbild zeigt sich auch am Modell des Parlaments. Hier stand der Westminster Palace Pate.



    Die große Renovierung des Gebäudes wurde im letzten Jahr abgeschlossen. Einige Teile mussten komplett ausgetauscht werden. So wie diese Turmfigur.



    Schon gleich nach der Wende hat man den roten Stern von der Kuppelspitze geholt und durch die ungarische Fahne ersetzt.



    Er war nachts sogar beleuchtet!



    Mit dem Parlamentsbesuch war wieder ein erfüllter Tag der Sissitage zu Ende.



    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Danke für die ausführlichen Schilderungen und den super Fotos der
    Matthiaskirche und der Akademie der Wissenschaften.
    Mit den Fotos der Matthiaskirche hast Du dich selbst übertroffen.


    Hast eine neue Kamera, denn ich habe trotz einer Spiegelreflexkamera
    keine Fotos vom Inneren in der Qualität.

  • Da ich zur Zeit noch unterwegs bin, kann ich nur begrenzt Deinen Bericht sehen und die Bilder betrachten.
    Ich werde mich zu Hause hinein vertiefen.
    Eines allerdings weiß ich - es gibt bestimmt nur wenige Budapestbesucher in diesen Junitagen, die sich so intensiv auf dieses Jubiläumsjahr vorbereitet haben und die so viele Sisiorte besucht und Verbindungen hergestellt haben.
    Das hast Du grossartig gemacht und die Qualität Deiner Bilder ist hervorragend.
    Danke für die viele Arbeit, die Du Dir mit diesem Bericht gemacht hast. Ich hätte das Programm nicht "geschafft", konnte jetzt aber bequem virtuell dabei sein! ^^


    Liebe Grüße,
    Elkd

  • Hast eine neue Kamera, denn ich habe trotz einer Spiegelreflexkamera keine Fotos vom Inneren in der Qualität.

    Nein, Josef! Ich knipse immer noch mit meiner kleinen Lumix. Danke fürs Lob!


    Da ich zur Zeit noch unterwegs bin, kann ich nur begrenzt Deinen Bericht sehen und die Bilder betrachten.
    Ich werde mich zu Hause hinein vertiefen.

    Das habe ich vermutet, Elke. Genieße Deine Reise. Es fehlen ja noch zwei Tage von der Sissiwoche. Das kannst Du dann zuhause in Ruhe betrachten.


    Eines allerdings weiß ich - es gibt bestimmt nur wenige Budapestbesucher in diesen Junitagen, die sich so intensiv auf dieses Jubiläumsjahr vorbereitet haben und die so viele Sisiorte besucht und Verbindungen hergestellt haben.

    Diese Feststellung akzeptiere ich für unsere kleine Reisegesellschaft.


    Das hast Du grossartig gemacht und die Qualität Deiner Bilder ist hervorragend.
    Danke für die viele Arbeit, die Du Dir mit diesem Bericht gemacht hast. Ich hätte das Programm nicht "geschafft", konnte jetzt aber bequem virtuell dabei sein!

    Danke für die Anerkennung!
    Außer dem "Wandertag" war es nicht so schlimm, Elke. Ich hatte immer was zum Trinken und zum Knabbern im Rucksack.
    Ich habe die Tage mit Gleichgesinnten genossen!
    Mal sehen wo es nächstes Jahr hingeht. Die Überlegungen werden schon angestellt.



    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Tolle Fotos, lieber waldi. :174:


    Und da du nicht genug von dieser Frau bekommen kannst :wink: , schicke ich dir diese aus dem hohen Norden:




    Wie ich dich kenne weißt du sofort, wo die Büste steht.


    Lieben Gruß,
    Klaus

  • Wie ich dich kenne weißt du sofort, wo die Büste steht.

    Aber ja, lieber Klaus!
    Was treibst Du in Zandvoort? Baden im Ärmelkanal?


    Aber ich war leider selbst noch nicht dort. Darf ich Dein Bild in meine Sammlung aufnehmen. Ein so gutes Bild habe ich bisher noch nicht.



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Hallo @waldi,


    ich bin sehr begeistert von dem auführlichen und sehr schön bebilderten Bericht Deiner Sissireise. Viel Interessantes und Informatives berichtest Du uns auf unterhaltsame Weise.


    Sehr gerne erinnere ich mich an unseren Besuch in Budapest, besonders auch die Führung durch das Parlament, die Besichtigung der Matthiaskirche und die Fischerbastei ist mir auch in sehr schöner Erinnerung geblieben, die Du hier wieder aufgefrischt hast. Danke!

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

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