ZitatAlles anzeigenWie vielen von euch ja bekannt ist, komme ich ursprünglich aus dem
Allgäu und lebe nun ein paar Kilometer davon entfernt in der "Diaspora".
Trotzdem bin und bleibe ich heimatverbunden.
In den letzten Jahren hat sich bei uns die Milchwirtschaft dramatisch
und immer schneller gewandelt. Immer mehr Kühe müssen immer mehr Milch
produzieren, das möglichst noch auf der gleichen Fläche. Flächen gibt es
jedoch immer weniger, weil auch bei uns der Siedlungs- und Straßenbau
immer mehr Flächen benötigt. Maschinen werden immer größer und teurer,
gleiches gilt für Saatgut, Dünger und Futtermittel.
Vorbei sind die Zeiten, wo eine Milchkuh nur Gras und im Winter Heu
fraß. Um die MIlchleistung zu erbringen, die heute etwa beim Vierfachen
einer Kuh aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts liegt, braucht
die Kuh daneben Kraftfutter in Form von Mais und bzw. oder Soja (Eiweiß)
und wer weis was sonst noch alles.
Bis Mitte letzten Jahres war der Milchpreis durch eine EU weite
Quotenregelung wenig flexibel. Milchquoten konnten gehandelt werden. Ein
Bauer, der seinen Betrieb stilllegte, verkaufte zudem seine Quote. Das
ist nun vorbei. Jeder Milchbauer wirtschaftet auf volles Risiko.
Jahrelang waren die Milchpreise auch relativ hoch bei etwas über 40 Ct
pro Liter. Heute liegt der Preis bei maximal 30 Ct pro Liter. Woran
liegt das? Zum einen daran, daß vor allem die großen Milchviehbetriebe
in Norddeutschland expandieren konnten und zum anderen, daß Milch ein
gefragtes Exportgut, vor allem nach Russland war. Es wurde hierbei nicht
nur Milch, sondern Milchprodukte wie Käse, Butter, Joghurt, Milchpulver
etc. exportiert. Im Zuge des Konflikts um die Ukraine hat die EU einen
Lieferstopp für bestimmte Waren nach Russland beschlossen. Im Gegenzug
hat Russland einen Boykott fast aller Lebensmittel aus der EU
beschlossen.
Nun produzieren die Bauern in der EU zu viel Milch, weil auf die
Schnelle keine neuen Absatzmärkte erschlossen werden können. Damit
trifft es vor allem die kleineren unter den Milchbauern, also die
Betriebe mit weniger als 50 Kühen.
Ich gehe davon aus, daß das Voralpenland wie auch das Allgäu schon in
wenigen Jahrzehnten ein ganz anderes Landschaftsprofil haben werden,
weil Milchwirtschaft auf den buckligen Böden nicht mehr rentabel
betrieben werden kann. Da nützt es wenig, wenn hier hervorragende
Käsesorten in einer Vielfalt produziert werden. Die Milch kommt dann
eben woanders her.Jürgen
ZitatAlles anzeigenManch einer mag sich fragen was dieses Thema in einem Forum zu suchen hat, das schwerpunktmäßig "Reisen " zum Thema hat.
Reisen bedeutet auch immer, das was man sieht, mit dem zu vergleichen, was man aufgrund von Erinnerungen oder Werbeprospekten im Kopf hat.
Und so sind z.B. jene Bilder von glücklichen Kühen auf den Almen auf
Werbeprospekten mit denen von Massentierhaltungsställen in modernen
Betrieben kaum zu vergleichen.
Sachinformationn sind hilfreich.
Im Zusammenhang mit Hygiene und mit der Wasserreinheit bei der
Bierherstellung hat sich in diesem Thread eine Diskussion entwickelt ,
die vom Thema Bierkrugmuseum in Schussenried abweicht.
Danke, Jürgen, dass Du dieses Thema Milchwirtschaft aufgegriffen hast.
Ich werde ein paar der Beiträge aus o.g. Thread hier her verschieben.
Gruß,
Elke
hallo Waltraud,
zur Ergänzung noch zwei Bilder von einem für unsere Region großen Milchviehbetrieb. Er gehört zum Kloster St. Ottilien bei Landsberg am Lech.
Der Laufstall für die knapp 200 Milchkühe
das Melkkarusell
Logisch, daß auch eine Biogasanlage vorhanden ist. Darin wird nicht nur Biogas zur Stromerzeugung produziert sondern es werden die Auscheidungen der Kühe in Substrat verwandelt, welches beim Ausbringen auf die Felder nicht nur weniger stinkt sondern auch besser von den Pflanzen aufgenommen werden kann. Somit wird das Grundwasser weniger belastet.
Vielleicht noch ein Spruch, der sicherlich einen wahren Kern zu früheren Zeiten hatte:
"Der Herr Bürgermeister gibt bekannt, dass am Mittwoch Bier gebraut wird und deshalb ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf"
Er stammt aus dieser Sammlung von Zitaten rund ums Bier
https://www.braukultur-franken.de/Zitate+Redensarten_2009-11-02.pdf
grüsse
jürgen