Kornelimünster ist zwar heute ein Stadtteil von Aachen, eigentlich aber eine kleine Stadt von völlig anderem Aussehen und mit anderer
Geschichte.
Am Anfang stand das 814 gegründete Benediktinerkloster. Die Abteikirche ist heute ein gotischer, bis ins 16. Jahrhundert mehrmals
erweiterter Bau mit achteckigem Anbau von 1708; das Kloster entstand 1721-1728 völlig neu. Um Kloster und Kirche siedelte sich der
kleine Ort an.
Die Kirche:
Die Galerien oben an der alten Kirche und dem barocken Anbau haben eine Funktion: Seit dem 14. Jahrhundert findet im 7-Jahres-Turnus
die Heiligtumsfahrt statt, bei der die drei "großen" Heiligtümer der Kirche gezeigt werden. Wegen der Menschenmassen, die sich dazu
versammelten, konnte man sie früher nur von ferne, von den Galerien herab, zeigen. Das geschieht immer noch, auch wenn das Schauspiel
inzwischen keine Massen mehr anlockt.
Außerdem gibt es alljährlich im September die Kornelioktav, bei der man die "kleinen" Heiligtümer sehen kann: das Kopfreliquiar des
hl. Kornelius, das Korneliushorn, aus dem man auch trinken darf, sowie diverse andere Reliquien; und man bekommt die 2-3 cm großen
Korneliusbrötchen, die bestimmt sehr segensreich sind. Ich fahre noch ab und zu nach Aachen, wo ich lange gewohnt habe, und da kommt
für mich nur die Zeit der Oktav in Frage.
Die alten Häuser sind noch überwiegend Bruchsteinhäuser. Nicht allen sieht man das an: Das Haus rechts ist weiß überputzt ...
... ebenso das weiße Haus rechts auf diesem Bild ...
... und anderen Häusern wurden ganz neue Fassaden vorgeblendet, wie an dem folgenden Bild zu erkennen ist. Im 19. und frühen
20. Jahrhundert galt Naturstein halt als primitiv und häßlich. Heute sieht man das wieder anders.
Zur Abwechslung mal Fachwerk, zum Platz hin mit Schieferschindeln belegt.
An Kornelimünster fließt die Inde vorbei, nur ein kleiner Fluß, der aber alle paar Jahre die Wiesen und Gärten außerhalb des Städtchens
in einen See verwandelt.
Wenn ich oben geschrieben habe: Am Anfang stand das Kloster, so stimmt das nur bedingt. Vor Kornelimünster gab es Varnenum,
eine gallorömische Tempelanlage. Der Name ist belegt durch ein dort aufgefundenes Bronzetäfelchen, eine Votivinschrift an den dort
verehrten Gott Varneno. Ein Teil der Anlage wurde ausgegraben, 1989 restauriert und bis zu knapp 1 m Höhe wieder aufgemauert.
In den 80er Jahren bin ich nach der Arbeit gern dort vorbeigefahren und habe eine Weile da gesessen. "Das kannst du vergessen",
sagt man mir heute, "das ist bloß noch ein Ort, wo sich die Spinner treffen." Das scheint der Fall zu sein, wie sich aus diesem und
dem vorhergehenden Text in einem "Portal für Heiden" entnehmen läßt.