Es gab Anfang des Jahres hier im Forum einmal ein Rätsel von Vadda mit dem Titel
„Einsam“
I_- 1560 Abruzzen >Blick auf die Hochebene Campo Imperatore
Zitat
….auf der von Gletschern geformten Hochebene Campo Imperatore, die sich auf 80 km² zwischen 1600 und 1900 m Höhe erstreckt. Erinnert es durch seine fehlende Vegetation nicht an Hochebenen des Himalaya? U. a. Bär, Wolf, Wildkatze, Gämse und Steinadler sagen sich hier "Gute Nacht", ließen sich für uns aber nicht blicken."
Solch eine Beschreibung ist verlockend.
Und so haben wir uns Anfang September auf den Weg gemacht, diese uns völlig unbekannte Gegend etwas kennenzulernen.
10 Tage vor unserer Abreise bebte die Erde in den Abruzzen und zerstörte die kleine Stadt Amatrice, Luftlinie ca 70 km von unsrem Zielort entfernt.
Nach Anfragen und Erkundigungen versicherte man uns, dass dieses Erdbeben relativ kleinräumig war und an der Küste keine Beeinträchtigungen zu erwarten waren. Auch wurden Hotels und Unterkünfte nicht für die Erdbebenopfer benötigt-
Es gab keinen Stornierungsgrund.
Wir fuhren nicht mit dem Wohnmobil, sondern hatten ein Apartment direkt an der Adria.
Der Wettergott meinte es in diesen 2 Wochen nicht sehr gut mit uns.
Es war schwül und meist sehr diesig .
Während überall in Europa blauer Himmel strahlte, zogen über Mittelitalien jeden Tag dicke Wolken hinweg. Es gab nur wenige Tage ohne Gewitter und Regen.
Wir sind nicht die begeisterten Strandurlauber.
1, 2 Stunden Strand , aber nicht stunden – und tagelang.
Und so machten wir mit dem Auto kleine Ausflüge entlang der Küste und in die kleinen Bergdörfer.
Endlich gab es einen Tag, an dem es morgens klar war und man die Berge der Abruzzen im Hinterland sehen konnte.
Das war der Tag für den Campo Imperatore im Nationalpark Gran Sasso, jener großen Hochebene , die von manchen mit „Klein Tibet“ bezeichnet wird.
Von der Küste führt die Autobahn A24 Richtung L'Aquila und Rom. Nach dem 10 km langen Tunnel, der unter dem Gran Sasso hindurchführt, verließen wir an der Ausfahrt Assergi die Autobahn.
Die Zufahrt zum Nationalpark ist gut gekennzeichnet, ist er doch vor allem für die Römer ein schnell erreichbares Skigebiet.
Die Bergbahn hinauf zum Campo Imperatore.
Sie fährt im Sommer nicht.
Aber es führt eine relativ gute Straße hinauf in den Nationalpark.
Zunächst noch unterhalb der Baumgrenze.
Je höher wir kamen, desto kahler wurden die Berghänge .
Der Campo Imperatore ist Teil des Nationalparks Gran Sasso und Monti della Laga, liegt in 1 500m bis 1 900m Höhe und bedeckt eine Fläche von ungefähr 80 km².
Er erinnerte uns zunehmend an eine Steppenlandschaft.
Es sind riesige Weideflächen, auf denen sich Schafe, Pferde, Rinder frei bewegen können.
Fast immer sind Hirten dabei.
Als dieser Hirte hier sah, dass ich die Tiere fotografierte, kam er auf uns zu und war sehr gesprächig.
Obwohl ich nur wenig Italienisch kann und schon gar nicht seinen Dialekt, verstand ich , dass er wissen wollte , woher wir kommen und dass er jetzt erst mal zum Mittagessen nach Hause gehen wolle. Wohin, das konnte ich nicht erkennen . Weit und breit gab es kein Dorf und keine Siedlung.
Der Gran Sasso
Wir fuhren weiter bergan, hinauf zur Gipfelstation der Bergbahn in 2 150m Höhe .
Das große Hotel steht schon seit vielen Jahrzehnten.
In der jüngeren Geschichte hatte es auch eine gewisse Bedeutung . Mussolini wurde dort von seinen eigenen Landsleuten gefangen gehalten , aber dann auf Befehl von Hitler von Deutschen befreit.
Die Erinnerung an den Duce wird hier oben wach gehalten.
Das Observatorium der Universität Rom steht hier ,weil die Nächte oft sehr klar sind und der Sternenhimmel sehr gut zu beobachten ist.
Aus Wikipedia:
Spoiler anzeigen
Eine Außenstelle des Observatoriums von Rom, die Station Campo Imperatore, wurde 1952 gegründet. Hier wurde die Höhe und das Fehlen künstlichen Lichts
ausgenutzt. Die Station verfügt seit 1997 über das Spiegelteleskop
AZT-24 mit 1,1 Meter Durchmesser. Hier wird auch das Projekt CINEOS (Campo Imperatore Near-Earth Object Survey
) betrieben.
Auf dem Parkplatz vor dem Hotel standen viele PKWs, aber auch Busse.
Viele Besucher machten eine kleine Bergtour zu diesem Aussichtspunkt Rif Duca d. Abruzzi in 2338m Höhe.
Der höchste Gipfel des Gran Sasso, der Corno Grande, mit seinen2 912 m, ist eher eine anspruchsvolle Bergtour.
Es war empfindlich kalt in dieser Höhe und wir erwärmten uns mit einem heißen Cappuccino in der Hotelbar.
Wie erstaunt waren wir über die Inneneinrichtung des von außen doch recht verkommen wirkenden Gebäudes!
Im Winter ist hier sicher Hochbetrieb.
Im Sommer kann man sich in dem Sportgeschäft des Hotels einen Bergführer vermitteln lassen , aber auch spezielle Sommersportgeräte ausleihen.
z.B. Bikes - E-Bikes , wohlgemerkt !
Allzu lange hielten wir uns an diesem Ort nicht auf.
Wir fuhren wieder hinunter in die Hochebene und setzten dort auf einer schmalen , kaum befahrenen Straße unsre Rundfahrt fort.
Das war nun die Landschaft, wie wir sie uns vorgestellt hatten.
Eine weite, baumlose Ebene, fast unbewohnt ,Mitte September schon in Herbstfarben.
Noch selten habeich so viele, so große Silberdisteln gesehen.
Weidenröschen an geschützten Stellen am Straßenrand .
Diese Schafherde wurde aufmerksam von drei Hunden bewacht.
Ihnen hätte ich mich nicht nähern wollen.
Hier haben wir uns gewünscht, in unserem Wohnmobil unterwegs zu sein.
Wir wären sicher 2 oder 3 Tage irgendwo hier oben stehen geblieben in absoluter Stille, nachts mit einem klaren Sternenhimmel , wie man ihn wohl kaum irgendwo findet.
Vor Wölfen hätten wir uns nicht gefürchtet.
Wir hielten uns einige Zeit in dieser Landschaft auf, genossen die Weite und die Stille.
Aber wie fast an jedem Nachmittag bauten sich am Himmel Gewitterwolken auf.
Wir hatten es zwar nicht eilig, aber begannen dann dennoch mit der Fahrt hinunter ins Tal auf der Südseite des Campo Imperatore.
Dort schmiegen sich mittelalterliche Städtchen an die Berghänge.
Es sind Castel del Monte, Calascio
und Santo Stefano di Sessanio
, deren Herrscher einst die Medici
waren.
Castel del Monte
Calascio
San Stefano di Sessanio
In allen diesen Bergdörfern fielen uns die Baugerüste und Baukräne auf.
Die Orte liegen unweit von L'Aquila und bekamen 2009 auch etwas von dem schlimmen Erdbeben zu spüren.
Schon bei Castel del Monte erblickten wir das erste Safranfeld. Für die Blüten war es aber noch viel zu früh.
Wären wir noch ein Stück weiter nach Süden gefahren in die Gegend von Navelli zwischen L'Aquila und Popoli , wären wir in die Täler gekommen , in denen in größerem Umfang Safran angebaut wird.

Im September ist dort allerdings noch wenig zu sehen. Der Safrankrokus treibt seine Blüten erst Mitte/ Ende Oktober.
Dann leuchten dort große Felder für wenige Tage in schönstem Blau.
Ein Werbeplakat für Safran aus der Gegend von L'Aquila
Das wäre sicher einmal ein Ziel mit dem Wohnmobil im Spätherbst!
Klaus hat in seinem Beitrag bereits einen Link für Wohnmobilreisen in den Abruzzen eingefügt
Das wilde Herz Italiens
Wir beendeten unsere Rundreise im und um den Campo Imperatore bei L'Aquila.
Die Stadt ist 7 Jahre nach dem Erdbeben erst zu einem kleinen Teil wieder aufgebaut.
Wir besichtigten sie nicht, sondern fuhren in L'Aquila auf die Autobahn.
Aber nicht ohne zuvor nochmals am Straßenrand zu halten:
Funghi porcini! Frische Steinpilze aus den Wäldern der Abruzzen.
Daran kam ich nicht vorbei.
In unsrem Apartment gab es dann abends Steinpilze in Rahmsoße mit Bavette.
Elke
Nachtrag
2017 haben wir die Region nochmals mit dem Wohnmobil erkundet
Abruzzen: Mit dem Wohnmobil zum Campo Imperatore und rund um den Gran Sasso
2017 war unser Wunschziel das "Wilde Herz" Italiens, der Nationalpark Gran Sasso und Monti della Laga im Mittelitalien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalp…onti_della_Laga
Im September 2016 hatten wir von der Küste aus schon einmal einen kurzen Ausflug in diese atemberaubende Berglandschaft gemacht und hatten uns dann vorgenommen, einmal mit dem Wohnmobil ein paar Tage dort zu verbringen.
Wir starteten Anfang Juni und ließen uns für die Anreise Zeit mit Pausen am Idrosee…