Wie ich gesehen habe, bin ich nicht die erste, die hier Bilder von einem Friedhof zeigt. Manche Leute halten das ja für makaber. Ich nicht, ich liebe Friedhöfe, und die Unterschiede in den verschiedenen Regionen und Ländern sagen viel über Region, Land und die Bewohner aus.
Der Friedhof des berühmten belgischen Badeorts Spa in den belgischen Ardennen ist für mich der schönste und zugleich traurigste Friedhof, den ich kenne. Schön ist er vor allem durch seine Lage an einem steilen Hang; traurig ist, daß es immer mehr zerfällt. Wer ihn mehrmals in Zeitabständen von etwa zehn Jahren besucht hat, konnte den unaufhaltsamen Fortgang des Zerfalls beobachten (und fotografisch dokumentieren). Nur sehr wenige Gräber scheinen noch gepflegt zu werden; überall bricht und bröckelt es. Der Stadt Spa ist durchaus bewußt, daß sie ein erhaltenswertes Denkmal besitzt, aber das Restaurieren der Gräber, soweit es noch möglich ist, wäre zu kostspielig.
1841 wurde der Friedhof eröffnet. Er wird weiterhin belegt, aber nur weiter unten, wo das Gelände flach ist.
Je nach Blickwinkel sieht er noch ganz gut aus.
Aber bald zeigt sich, wie viele Gräber nur noch aus Schutt bestehen, auch wenn die meisten Steinmale noch aufrecht stehen. Je weiter man nach oben und zum Wald kommt, desto trübseliger wird es. Zweifellos hat die Steilheit des Hangs den Verfall gefördert.
Dabei gibt es große prunkvolle Gräber (schließlich war Spa mal ein Badeort, in dem sich die elegante Welt traf!).
Viele Familiengräber sind solche Häuschen ...
... aber ihre Dächer brechen ein.
Eisernes rostet.
Wie allgemein in Belgien ist das einzelne Grab nicht mit Erde, sondern mit einer Steinplatte bedeckt. Zusätzliche aufrechtstehende Tafeln, Kreuze oder andere Aufbauten (die, wie schon gezeigt, sehr hoch, aufwendig und pompös sein können) sind üblich, müssen aber nicht unbedingt sein. Wer an deutsche Friedhöfe gewöhnt ist, empfindet diese Orte oft als "Steinwüsten".
Ein paar Detailaufnahmen:
Blumenschmuck ist allenfalls in schweren Schalen möglich, aber selten. Fast seltsam erscheint es einem, wenn man in einiger Entfernung plötzlich etwas echtes Grün und leuchtendes Begonien-Rot sieht.
Der gebräuchliche Grabschmuck – Täfelchen aus Bronze, Keramik oder Kunststoff, Porzellanbilder, Keramik- oder Plastikblumen – erweist sich als recht langlebig und bleibt oft erhalten, wenn das Grab längst nicht mehr besucht wird.
Das Grabtäfelchen mit dem Bild der kleinen Jacqueline habe ich mehrmals fotografiert. 1985 - 26 Jahre nach dem Tod des Kindes - ist das Grab noch mit Plastikblumen geschmückt. 2011 gibt es keine Blumen mehr, das Gold ist abgeblättert, das Grab scheint vergessen.
Aber noch verkündet ein Engel: "Je crois à la vie éternelle" - Ich glaube an das ewige Leben.