Frankreich, zu Besuch in Mayenne und in der Bretagne

  • Liebe Foris,


    heute hat, neben Elke, auch mir, Jürgen von seinem iPhone einen Erfahrungsbericht aus seinem Aufenthalt in Frankreich übermittelt, mit der Bitte, diesen hier einzustellen.
    Da es schwierig ist für Elke, wegen ihres Aufenthalts auf den Peleponnes immer ein geeignetes WLAN zu bekommen, komme ich gerne dem Anliegen nach.
    Die mir im Laufe seines Aufenthalts zugesandten Bilder, habe ich chronologisch nach Aufnahmedatum , hier zur unterstützenden Veranschaulichung hinzu gefügt.


    Hier der Bericht:


    "Ich habe nun knapp drei Wochen in Frankreich verbracht. Die Hälfte der Zeit war ich in der Mayenne etwa 300 km westlich von Paris.
    (Mayenne ist eine französische Stadt mit 13.257 Einwohnern im Département Mayenne in der Region Pays de la Loire.)


    Ferner habe ich mir zusammen mit meinen französischen Freunden die Bretagne angesehen.


    Das ist tatsächlich eine landschaftlich wunderbare Gegend mit tollen abwechslungsreichen Küsten. Wie meistens bei meinen Unternehmungen hat das Wetter bis auf einen Regentag, den wir in Brest verbracht haben. immer gepasst.


    Gegen Ende meines Aufenthalts im Land wird es Zeit: euch meine Eindrücke zu schildern.
    Ich bin alle zwei Jahre für ein paar Tage in Frankreich und habe hier seit gut 15 Jahren Freunde gefunden, die in der Partnergemeinde meines Dorfes wohnen. Zugute kommt mir natürlich, dass ich die Sprache einigermaßen beherrsche.
    Mit Deutsch oder englisch kommt man hier nicht weit.


    In der Bretagne sind wir etwa 65 km entlang verschiedener Küstenabschnitte gewandert. Tatsächlich gibt es hier Sand- und Kies Strände und felsige Abschnitte mit mehr oder weniger Vegetation. Erstaunlich, dass selbst an den entlegensten Stränden praktisch kein Müll herumliegt. Das ist in fast allen südeuropäischen Ländern mit Ausnahme von Portugal anders.
    Auch die Orte sind äußert sauber und gepflegt . Wer baden will, sollte selbst im Hochsommer nicht in die Bretagne fahren. Hat das Wasser dann mal 18 Grad Celsius, sind alle glücklich. Da lob ich mir meine Adria in Kroatien.


    Die Häuser in der Bretagne sind vielfach aus verschieden, farbigen einheimischen Granit Sorten errichtet. Selbst Luxushäuser verfügen über keinen Pool. Scheinbar schätzen auch die einheimischen Zahnärzte dieses Statussymbol nicht. 😄
    Die Wanderwege, die einen Großteil der Küste erschließen, sind sehr gut markiert. Info Tafeln gibt es überall. Auch km Angaben erleichtern es dem Touristen, seine Kräfte entsprechend zu verteilen. Die Brotzeit sollte man immer dabei haben, weil fast keine Einkehr Möglichkeit besteht. Oft weht ein mehr oder weniger starker Wind.
    Der Tidenhub beträgt hier sicherlich mehr als sechs Meter! Das ist schon enorm.


    Ein paar Worte zum Preisniveau. Essen ,Getränke und Eis sind etwa doppelt so teuer wie bei uns. Wer die Auswahl hat, sollte mittags ins Restaurant gehen und ein "Menu du jour" so um die 15€ essen.
    Lasst euch überraschen, was auch immer das ist. Meist drei oder vier Gänge und evtl auch mal ein Getränk dabei.


    Alles ist, bis auf das Bier, genießbar. Da mit Geschmacks-u. Farbstoff und Stabilisatoren versetzt, schmeckt das überhaupt nicht. Jedes deutsche Bier, selbst das einer Großbrauerei ist besser. Dafür sind die Weine ausnahmslos gut, aber auch stärker als hierzulande.
    Bezüglich der Sauberkeit gibt es jedoch auch negatives zu berichten. Hundebesitzer lassen generell ihre Vierbeiner auch dort ihr Häufchen machen, wo Fifi gedenkt, sich zu erleichtern. Also aufpassen auf Tretminen!! Egal, ob auf dem Gehweg in der Stadt oder mitten auf dem Wander Pfad.
    Ferienwohnungen oder Zimmer mit Frühstück kosten wie bei uns, je nach Lage und Qualität. Das Frühstück ist meist nicht sonderlich üppig. Wir hatten bei unserer Fewo einen großen, beheizten Pool dabei, in welchem man jedoch nicht schwimmen kann, weil der aus Haftungsgründen nur einen Meter tief ist.


    Überhaupt ist dort viel mehr reglementiert, als hierzulande.
    Noch Infos zum Verkehr:


    Die Autobahnen sind nur in der Bretagne aufgrund des Autonomie Status gratis. Ansonsten zahlt man ein kleines Vermögen für die Benutzung der Autobahnen.
    Die meist vierspurigen "Routes Nationales" sind gratis zu befahren und ermöglichen auch ein zügiges Vorwärtskommen. Obwohl kaum Polizei und Radar zu sehen ist, sollte man sich peinlich genau an die Regeln halten. Verstöße kosten wesentlich mehr als bei uns.
    Das Auto spielt auch heute noch nicht die dominierende Rolle im Leben der Franzosen wie bei uns. Man sieht alte Karren herumfahren, wie sie bei uns zu den "youngtimern" zählen würden. Einen Feinstaub Aufkleber hat hier kein Auto auf der Windschutzscheibe. So einen sinnlosen Krampf gibt es nur bei uns.
    Sogenannte Umweltzonen in den Städten sind unbekannt. Nur in Paris wird darüber diskutiert. Nun fiel mein Aufenthalt in Frankreich ja in die Zeit der Blockaden der Raffinerien und Treibstoffdepots. Genau habe ich nicht verstanden um was es hier eigentlich geht. "


    Hier darf der wallbergler auf folgendes verweisen:

    "Die Arbeitsmarktreform ( lt. Spiegel Online, ähnlich der deutschen Agenda 2010) soll das Arbeitsrecht flexibler machen. Für Unternehmen soll es damit leichter werden, Jobs zu schaffen - das Land leidet seit Jahren unter einer hohen Arbeitslosigkeit. Die Regierung betont, dass es zugleich mehr Rechte für Arbeitnehmer gebe, zum Beispiel Unterstützung für benachteiligte junge Menschen. Gegner fürchten dagegen um Arbeitnehmerrechte, seit Monaten gehen immer wieder Menschen gegen das Projekt auf die Straße. (dpa)"


    Weiter mit Jürgen:


    "Anscheinend streiten Regierung Arbeitgeber und Arbeitnehmer um flexible Arbeitszeiten. So haben die Gewerkschaften beschlossen, das Land dadurch lahmzulegen, indem diese Einrichtungen einfach blockiert werden. Undenkbar bei uns! Das Ganze hat dann kapitalistische Auswüchse zur Folge. Preise für Sprit differieren exorbitant innerhalb eines Tages. Man steht eine Stunde an der Tankstelle an und erfährt danach, dass z.B. Diesel gerade ausverkauft ist, oder man freut sich wie der Preis sich zwei mal nach oben bewegt 😢


    Supermärkte wie Leclerc, geben nur Sprit ab, wenn zuvor mindestens für 60€ eingekauft wurde. Da unser PKW mit Flüssiggas und Benzin betrieben wird hatten wir keine Probleme.


    Thema Energie.
    Als ökologisch denkender Mensch befremdet es mich wie hier Strom verschwendet wird, bzw geheizt und Wasser erwärmt wird. Die Häuser sind entweder alt und aus dicken Bruchsteinen gemauert oder aus 25 cm starken Betonsteinen gefertigt. Isolierung gleich null.
    Fenster zwar Isolierglas, welches diese Bezeichnung aber nicht verdient. Ist es kalt, wird der Elektro Ofen aufgedreht. Manche haben auch einen Heizkamin, der jedoch lange nicht so wärmt ,wie ein Kachelofen bei uns. Warmwasser wird grundsätzlich elektrisch beheizt.
    Ist es nun im Land kalt, steigt der Stromverbrauch stark an und wir verkaufen unseren westlichen Nachbarn teuer unseren billig erzeugten Strom. Frankreich hat zwar 57 Kernkraftwerke , die jedoch alle alt und marode sind.


    Mindestens 10 davon sind ständig nicht am Netz. Der staatliche Stromkonzern EDF steht mit 40 Milliarden € in der Kreide und müsste eigentlich Insolvenz anmelden.
    Einen liberalisierten Strommarkt gibt es noch nicht. Selbst in der windreichen Bretagne drehen sich nur ein paar Alibi Windmühlen. Der Strompreis ist staatlich festgesetzt und liegt etwa bei der Hälfte wie bei uns.


    Fotovoltaik spielt gar keine Rolle. Auch thermische Kollektoren zur Warmwasser Bereitung, wie sie hierzulande fast schon zum Standard eines Neubaus gehören, gibt es in Frankreich nicht. Die Steuern sind allgemein wesentlich höher als bei uns. Dafür ist der Hausbau oder das Mieten einer Wohnung wesentlich billiger.
    Paris ist natürlich als Ballungsraum eine Ausnahme.


    Abschließend noch das Wichtigste für Leib und Magen : essen ist nach wie vor die Leidenschaft der Franzosen.
    Man nimmt sich Zeit dafür und genießt hervorragende, oft lokale Spezialitäten. Baguette an sieben Tagen die Woche muss sein. Es wird überall mehrmals am Tag frisch gebacken.
    Aperitiv ist heute nicht mehr nur Pastis oder Pernod, sondern auch andere Alkoholika.
    Drei Gänge sind das Minimum .
    Käse und Gebäck schließen den Magen. Ich durfte bei einer mehrstündigen sonntäglichen Familienfeier in einem Restaurant dabei sein. Das ist nicht nur ein kulinarisches und optisches Erlebnis, sondern erfordert auch ein gewisses Sitzfleisch. Da ein Freund von mir in München eine Kochschule betreibt, kann ich diesbezüglich durchaus mitreden.


    Grundsätzlich muss man immer noch mit einem weiteren Gang rechnen. Verhungern wird keiner hier. Da Wein und Wasser serviert wird sollte man auch hier die alte Regel, mindestens halb halb, beachten. Sonst ist man am Ende nicht nur proppenvoll sondern auch betrunken. Im übrigen geht die Anzahl der Raucher auch in der Grande Nation zurück.
    Gitanes und gaulouises sind nicht mehr gefragt. Im Lokal darf auch hier selbstverständlich nicht mehr geraucht werden. Das verstärkt logischerweise den Genuss der Speisen. So viel einstweilen von unserem westlichen Nachbarn.



    Grüße Jürgen"


    Und hier die angekündigten, nach Aufnahme Datum sortierten Bilder von Jürgen:













































































    lieben Gruß
    Helmut


  • hallo Helmut,


    vielen Dank für die Erstellung deines Berichts. Vielleicht noch ein paar Ergänzungen.






    Tatsächlich bedeutet dieses Schild nicht "Wer hier anhält und säuft landet irgendwann mal im Rollstuhl" sondern daß hier Gehbehinderte anhalten dürfen.


    Der vielgelobte TGV fährt auch nur eine gute Stunde östlich von Paris mit mehr als 300 km/h, auf den anderen Strecken ist er auch nicht schneller als ein ICE hierzulande.


    Der Elefant läuft tatsächlich mit vielen "Reitern" und der Mithilfe eines Motors in Nantes im Technikmuseum herum.


    Die Galionsfigur stammt von einem Korsarenschiff welches in St. Malo vor Anker liegt.


    Die mobile Destillerie dient zum Brennen von Calvados und gehört einem Bekannten im Departement Mayenne. Klar, daß ich zwei Flaschen mitgenommen habe.


    Die letzten Bilder wurden an verschiedenen Küsten der Bretagne aufgenommen.


    grüsse


    jürgen

    • Gäste Informationen
    Hallo,gefällt dir der Thread, willst du was dazu schreiben, dann melde dich bitte an. Hast du noch kein Benutzerkonto, dann bitte registriere dich, nach der Freischaltung kannst du das Forum uneingeschränkt nutzen.

    Dieses Thema enthält 0 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.