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Das Watterbacher Haus

  • waldi
  • 21. April 2016 um 19:46
  • waldi
    Administrator
    Beiträge
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    • 21. April 2016 um 19:46
    • #1

    In meinem Bericht über die Wildenburg habe ich das


    Watterbacher Haus


    erwähnt.
    Jetzt möchte ich Euch etwas mehr darüber erzählen.


    Das als Watterbacher Haus bekannte Gebäude ist nach seinem ursprünglichen Standort in Watterbach, einem Ortsteil der Gemeinde Kirchzell, benannt.
    Es gilt als das älteste erhaltene Bauernhaus des Odenwalds.


    Der mittelalterliche Fachwerkbau ist mit Firstsäulen konstruiert, im Gegensatz zu den späteren Fachwerkhäusern die in der sogenannten Rähmbauweise
    Stockwerk für Stockwerk aufeinander gesetzt wurden, und tragen fünf durchgehende, in der Längsachse angeordnete Balken, die Firstpfette.


    Ein Modell im Museum zeigt den Aufbau der gesamten Holzkonstruktion.


    Eine dendrochronologische Untersuchung - also die Untersuchung mehrerer Holzproben nach der Jahresringmethode - ergab ein Baudatum um 1475.


    Als die ursprünglichen Besitzer das Haus wegen eines Neubaus abreißen wollten, entdeckte man unter der Vollverschindelung,
    wie sie auf dem zweiten Bild noch zu sehen ist,
    das Fachwerk in historischer Ständerbauweise und wissenschaftliche Hausforscher erkannten die Bedeutung des Hauses.
    Viele öffentliche Stellen bemühten sich daraufhin, das Haus vor dem Abriss und der Beseitigung zu bewahren und es der Nachwelt zu erhalten.

    Ein Bild des Hauses während des Abbaus in Watterbach 1962.


    So wurde es komplett dokumentiert, jedes Bauteil einzeln abgetragen und zunächst in dem abgelegenen Kirchzeller Weiler Breitenbach im Jahre 1966 wieder aufgebaut.
    Doch weil es dort wegen mangelnder Nutzung der Zerstörung durch die Witterung und auch durch Vandalismus ausgesetzt war,
    wurde das Haus schließlich 1981 ein zweites mal und jetzt an seinen endgültigen Standort an den Ortsrand von Preunschen versetzt.


    Seit 1997 ist im Watterbacher Haus auf etwa 200 m² Ausstellungsfläche ein Waldmuseum eingerichtet.

    Es zeigt die forstgeschichtliche Entwicklung seit dem Mittelalter und viele längst vergessene Waldnutzungsarten.
    Ich möchte mit nur wenigen Bildern den Appetit auf das Waldmuseum anregen.


    Die Baumarten des Odenwalds werden anschaulich erklärt.
    Die Baumform ...


    ... Kennzeichen, Verbreitungsgebiet, Wachstumsbedingungen ...


    ... Lebensalter, Höhe, Eigenschaften, Verwendung ...


    ... die Blätter (Nadeln) und Früchte...


    ... die Maserung des Holzes ...


    ... und die Beschaffenheit der Baumrinde.


    In der Geschichte des Waldes spielen auch Grenzsteine eine große Rolle und manche erzählen sogar Geschichten, so wie dieser...


    Im Bereich der Jagd sieht man verschiedene Fangeisen...


    ... eine Selbstschußanlage ...


    ... ein dekoratives Pulverfass ...


    ... und andere Waffen und Trophäen.


    Über diese leicht modernisierte alte Treppe stieg ich in den ersten Stock.


    Dort empfing mich eine echte Odenwälderin mit zweckentfremdeter Milchkanne und einer "Manne" auf dem Kopf.


    Als Bub nahm ich manchmal auch eine solche Milchkanne mit zu einem Waldspaziergang,
    besonders dann wenn meine Oma einen leckeren Heidelbeerkuchen backen wollte.
    Leider kam ich ich meist mit leerer Kanne, aber blauen Händen und Lippen nach Hause.
    Wie alle Früchte, so schmeckten mir die Heidelbeeren am Besten frisch vom Strauch!

    Mein Opa war ein guter Führer durch den Wald.
    Er kannte auch viele gute Pilzplätze. Leider erkenne ich heute grad noch einen Pfifferling.
    Deshalb lasse ich auch die Finger davon.


    Das Obergeschoss hat den Kreislauf der Holzernte von der Gewinnung des Saatguts über die Pflanzung und Wiederaufforstung bis zur Fällung der Bäume zum Thema.
    Auch auf die einst große Bedeutung des Beeren- und Pilzsammelns im Odenwald wird eingegangen.

    Die Werkzeuge der Waldarbeiter.


    Der Korbflechter ist im Odenwald ausgestorben.


    Auch den Zapfenpflücker gibt es schon lange nicht mehr.


    Die "Butzelesbrecher" verdienten sich, wie auch die Holzfäller, im Sommer ihr Geld in der Landwirtschaft, als Maurer, Schreiner etc.
    Im Herbst wenn die verschiedenen Nadelbäume Zapfen trugen, begann ihre gefährliche, aber gut bezahlte Arbeit in den Baumwipfeln.


    Der Zapfenpflücker kletterte mit seinen Steigeisen in die Baumkrone, zog mit einem Haken (Hokke) die zapfenbehängten Äste an sich heran
    und füllte den Sack den er über der Schulter hängen hatte.
    Manchen war die Zeit zu wertvoll um den nächsten Baum zu besteigen und sie schwangen sich auf den nächsten Baum.
    Dabei passierten nicht selten schlimme Unfälle.

    Zur Ausrüstung eines Zapfenpflückers gehörten die Steigeisen.
    Sie waren zweimal rechtwinklig gebogen und das kürzere innere Ende war mit einem scharfen Haken versehen.


    Dazu gehörten die halbhohen Lederstiefel mit einem schafthohen Lederfortsatz zum Festbinden der Riemen oder Schnüre der Steigeisen.


    Die Hokke war eine etwa 3 Meter lange Stange aus Haselholz mit einem Widerhaken an der Spitze.
    Der Butzelessack war ein Jutesack mit Schnur der über die Schulter gehängt wurde.
    Auf einem Videofilm kann man Zapfenpflücker bei der Arbeit zusehen.

    Im Dachgebälk ...


    ... hängt dieser Holzschlitten.


    Jetzt ist es doch wieder viel umfangreicher geworden als ich beabsichtigte. :roll:
    Aber Ihr kennt mich ja inzwischen.


    Das Museum ist an Samstagen und Sonntagen von Oktober bis März zwischen 12 und 16 Uhr, und von April bis September zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet.
    Es bietet sich natürlich an, einen Museumsbesuch mit einer etwa 20minütigen Wanderung zur Wildenburg zu verbinden.
    Ein Modell der Wildenburg steht im Eingangsbereich des Waldmuseums.


    Das Watterbacher Haus und die Wildenburg sind Teil des Nibelungensteiges und warten darauf erwandert zu werden!

    Meine Quellen:
    https://www.kirchzell.de/index.asp?naviid={A265F657-1255-433D-97E9-41639AB9DD1D}
    https://www.rotary1950.net/miltenberg/03_…/waldmuseum.php
    https://www.watterbach.de/watterbacher_haus.htm



    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • Josef
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    • 21. April 2016 um 20:00
    • #2

    Hallo Waldi,

    Danke für den ausführlichen Bericht des Watterbacher Hauses.
    Interessant sind Deine ausführlichen Schilderungen. Einfach Spitze.

    Liebe Grüße

    Josef

  • vadda
    Gast
    • 21. April 2016 um 23:44
    • #3
    Zitat von waldi

    Als Bub nahm ich manchmal auch eine solche Milchkanne mit zu einem Waldspaziergang,
    besonders dann wenn meine Oma einen leckeren Heidelbeerkuchen backen wollte.
    Leider kam ich ich meist mit leerer Kanne, aber blauen Händen und Lippen nach Hause.
    Wie alle Früchte, so schmeckten mir die Heidelbeeren am Besten frisch vom Strauch!

    Ich war vielleicht 20 Jahre alt, als ich mit Irmgard, ihren Brüdern und ihren Eltern im Sellgrund in Stadtprozelten ans Heidelbeerpflücken ging. Es war mühsam und vor allem, es war Samstag - Bundesligazeit. Also schnell zum geparkten Auto und mit diesem in den Wald. Fenster runter Autoradio aufgedreht - die Stimmung wurde unter den Anwesenden zunehmend schlechter. Bis heute weiß ich nicht warum. :14:

    Zitat von waldi

    Die "Butzelesbrecher" verdienten sich, wie auch die Holzfäller, im Sommer ihr Geld in der Landwirtschaft, als Maurer, Schreiner etc.
    Im Herbst wenn die verschiedenen Nadelbäume Zapfen trugen, begann ihre gefährliche, aber gut bezahlte Arbeit in den Baumwipfeln.

    Zunächst hatte ich mich gefragt, was an den Zapfen denn so wertvoll sein kann (Städter eben). Bis ich auf einen Artikel der ZEIT gestoßen bin, die Zapfenpflücker gibt es wohl heute noch. Forstbaumschulen oder Saatguthändler geben etwa drei Euro je Kilo Zapfen, das Tagespensum eines Pflückers soll bei 100 kg liegen - nicht schlecht.

    Du bringst mit deinen Berichten, lieber waldi :174:, mich immer wieder zum Hinterfragen.

    Herzlichen Dank,
    Klaus

  • Gast001
    Gast
    • 22. April 2016 um 09:23
    • #4
    Zitat von vadda

    Zunächst hatte ich mich gefragt, was an den Zapfen denn so wertvoll sein kann


    Auch als Nichtstädter hab ich mich das gestern gefragt...( hatte aber keine Zeit zum Recherchieren)
    wieso Zapfen mühsam pflücken, wenn doch manche davon ( z.B. die Fichtenzapfen) von allein vom Baum abfallen...

    Du hast die Erklärung gefunden danke, Klaus

    Eine mühsame ( gefährliche) Arbeit - wenn ich mir die Samenausbeute pro Ztr ( dürften 50kg gemeint sein) ansehe - alles auf dem Rücken transportiert..

    Wieder ein interessanter Beitrag von waldi !:thx:

    Liebe Grüße,
    Elke

    P.S.
    @KLaus Mit Deiner Prorität( Bundesliga kontra Blaubeerprücken) hast Du Dir damals sicher nicht das Wohlwollen Deiner (damals) künftigen Schwiegerleute eingeholt... :grin:

  • wallbergler
    Gast
    • 22. April 2016 um 11:01
    • #5

    Respekt , lieber Waldi,

    ganz ernsthaft kann man dich quasi als Heimatforscher betiteln. Grund: Deine Sachkenntnis, die du so trefflich vermitteln kannst.

    Beispiel : Tannenzapfen.

    Hier hast du ja auch unseren Klaus angeregt, (danke Klaus) bezüglich der Zapfen nachzusetzen.

    Dabei fiel mir, als ich in Osttirol war (Defereggental) , ein, dass dort vor allen Dingen die jungen Zapfen der Zirben vom Baum in den oberen Kronen geholt werden.

    Begehrenswerter Ziel ist, u.a. Zirbenschnaps und Zirbenlikör daraus zu machen.

    Wenn das kein Erzählreigen ist, vom Aufbau mittelalterlicher Fachwerkhäuser über die Holzeigenschaften bis zur Bearbeitung zu den Waldnutungsarten.

    Ergänzt durch Möglichkeiten bis hin zu den Genussarten.

    lieben Gruß
    Helmut

  • waldi
    Administrator
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    • 22. April 2016 um 21:33
    • #6
    Zitat von ELMA

    Auch als Nichtstädter hab ich mich das gestern gefragt...( hatte aber keine Zeit zum Recherchieren)
    wieso Zapfen mühsam pflücken, wenn doch manche davon ( z.B. die Fichtenzapfen) von allein vom Baum abfallen...


    Damit es auch die wissen, die den Artikel in der Zeit nicht lesen:
    "Damit die Samen als Forstsaatgut taugen, müssen die Zapfen noch grün vom Baum geerntet werden. Wenn sie braun am Boden liegen, enthalten sie gar keine Samen mehr."

    Zitat von ELMA

    Eine mühsame ( gefährliche) Arbeit - wenn ich mir die Samenausbeute pro Ztr ( dürften 50kg gemeint sein) ansehe - alles auf dem Rücken transportiert..


    Richtig, Elke! Ein Zentner hat 10 Stein = 100 (badische) Pfund und damit 50 kg.
    Das bayrische Pfund hat(te) 560,06 Gramm! Die müssen auch immer alles anders machen!
    1 Stein = 10 Pfund = 5 kg
    1 Pfund = 32 Loth = 500 g
    1 Vierling hat 8 Loth = 125 g
    1 Unze = 2 Loth = 31,25 g
    1 Loth = 4 Quentchen = 15,635 g
    Das berühmte Quentchen hat 4 Richtpfennig = 3,9 g
    1 Richtpfennig = 4 Karat = 0,976 g
    1 Karat = 4 Gran = 244,14 mg
    1 Gran = 61,03 mg

    Was man nicht alles findet bei seiner Internetrecherche!

    Beim Apotheker hatte übrigens das Pfund = 12 Unzen = 360 g
    1 Unze = 30 g
    1 Gran = 62,5 mg

    Die waren sich früher wohl nicht so einig.

    Da gibts noch einiges an alten Maßen!
    Wer kennt noch Malter, Sester, Fuder, Zuber, Ohm, Tagwerk, Joch, Morgen, Fuß, Linie, Toise, usw.

    Wichtig für Bayern ist: 1 Eimer = 60 bayerische Maße.
    1 Maß = 1 Liter
    Da gehen wir zum Biertrinken lieber nach Baden als auf die Wiesn!
    Denn 1 badisches Maß hat(te) 2 Liter!


    Zitat von vadda

    Du bringst mit deinen Berichten, lieber waldi , mich immer wieder zum Hinterfragen.


    Das freut mich sehr, Klaus!

    Zitat von wallbergler

    ... ganz ernsthaft kann man dich quasi als Heimatforscher betiteln. Grund: Deine Sachkenntnis, die du so trefflich vermitteln kannst.


    Oh, Helmut! Zu viel der Ehre. Meine Sachkenntnis ist sehr gering. Aber ich recherchiere lange!
    Dabei lerne ich alter Depp auch noch viel dazu!
    Wenn es dann so gut ankommt, dann freut mich das sakrisch!


    Hier kann man Zapfenpflücker beim Baumbesteigen zuschauen.
    Im zweiten Teil steigt der Pflücker mit den in meinem Bericht erwähnten Steigeisen aud den Baum.

    httpss://www.youtube.com/watch?v=fi7av41woQQ


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

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