Viele Jahre lang haben wir versucht, wieder einmal die Oberbachernspitze zu erwandern. Immer wieder hat vor allem das Wetter unser Vorhaben boykottiert.
Im vergangenen Jahr waren wir Mitte Juni vor Ort, aber der noch vorhandene Schnee machte den Aufstieg unmöglich. Lediglich ein sehnsüchtiger Blick auf „unseren“ Berg war uns gestattet.
Morgen sollte es endlich so weit sein. Das Camp Alla Baita in Misurina, direkt unterhalb der Drei Zinnen war unser Stützpunkt. Ein Rundgang um den Misurinasee, der sich heute noch wolkenverhangen präsentierte, lockerte unsere von der Fahrt steifen Knochen.
Das Wetter sollte sich heute im Laufe des Tages bessern, so die Vorhersage. Der Wecker musste uns aus dem Schlaf holen. Direkt am Camp hielt der Bus, der uns um 8.35 Uhr hinauf zur Auronzohütte auf 2.333 m Höhe brachte. Schon der Blick hinunter auf Misurina belohnte uns für das frühe Aufstehen.
Einige Wohnmobile standen hier oben auf einem Stellplatz, mir war die Auffahrt mit unseren wenigen PS zu steil. Es muss aber wunderschön sein, hier Sonnenauf- oder -untergang zu erleben.
Misurina gehört zur Gemeinde Auronzo di Cadore, die wir hier von oben sahen.
Vor uns die Lavaredohütte und der Paternkofel, den wir schon einige Male durch die Galeria und den Klettersteig bestiegen haben.
Wenige Minuten später ein Blick zurück auf die Lavaredohütte und es bot sich uns eine ganz andere Aussicht. Das ist es, was wir an den Dolomiten so lieben – immer wieder hat man einen anderen Ausblick.
Nach 30 Bildern und eine Stunde später hatten wir nach gerade einmal knapp drei Kilometern den Paternsattel an der Ostflanke der Drei Zinnen erreicht (daran mag man ermessen, wie groß unsere Augen waren, sogar einen Abzweig hatten wir verpasst und sind einen Umweg gegangen).
Hier hatten wir auch unser nächstes Teilziel, die Drei-Zinnen-Hütte im Blick. Daneben der 2.2499 m hohe Sextner Stein, aus deren Höhlen heraus man wunderbar die Drei Zinnen ablichten kann (den Aufstieg habe ich mir aber dieses Mal erspart).
Links der Schwabenalpenkopf und rechts der Sextner Stein.
Eine halbe Stunde später hatten wir nach insgesamt knapp 5 km die „Hütte“ erreicht. Ausblicke auf die Drei Zinnen …
… und nach Südosten auf die Laghi Dei Piani und in der Bildmitte unser Ziel, die 2.677 m hohe Oberbachernspitze.
Zwischen Drei-Zinnen-Hütte und Paternkofel das Frankfurter Würstl, das in den Abendstunden von den Übernachtungsgästen gerne erklettert wird - gar nicht so einfach!
Vorbei am See mit Blick auf das Altensteiner Tal, das Fischleintal und der italienisch/österreichischen Grenze auf den Bergkamm mit dem „Helm“ im Hintergrund…
… und über ein Schneefeld …
… erreichten wir die Scharte, die uns zur Büllelejochhütte führte.
Wieder eröffneten sich ganz andere Ausblicke. Im Hintergrund die „Gruppo Delle Marmarole“ und die „Cadini Di Misurina“.
An der Büllelejochhütte zeigt das Thermometer 7° C an. Bevor wir hier einkehren, wollten wir aber erst hoch auf ihren Hausberg im Hintergrund, die Oberbachernspitze (das linke Gipfelkreuz, rechts der Einser).
Was jetzt kam, war die „Kür“, das Beschreiben fällt mir schwer. Nach gut 4 Stunden (die viele Knipserei) und knapp 10 Kilometern war das Ziel unserer Begierde erreicht.
Herrliche Aussicht nach Norden auf Moos und das Fischleintal, ...
… glückliche Wanderer, …
… mehrere hundert Meter senkrecht abfallende Wände …
… und atemberaubende Tiefblicke.
Der Schreibkram musste erledigt werden.
Nach Südost mein Lieblingsbild – rechts der Zwölfer und links die Flanke des Elfers mit dem Alpinisteig (auf halber Höhe teilweise zu erkennen), ein wunderschöner Klettersteig.
Schnell hatten wir die Büllelejochhütte wieder erreicht.
Noch ein Blick zurück auf „unseren“ Berg, ...
… bevor wir Minestrone und Hefe genossen.
Ein großes Hallo noch mit Steffi, der Tochter des Hüttenwirtes. Vor 21 Jahren hatte ich dort übernachtet und ihr eine Mondphasenuhr geschenkt, deren Glas ich zuvor verloren hatte. Sie erinnerte sich sofort daran, dass sie diese wenige Wochen danach ganz stolz zu ihrer Einschulung mitgenommen hatte. Was haben wir gelacht, unsere Stimmung war super, aber wir mussten uns nach einer ¾ Stunde Pause sputen, um den letzten Bus an der Auronzohütte zu erreichen.
Der Rückweg führte uns nun südlich des Paternkofels durch das Tal am Lago Di Cengia vorbei zurück zur Lavaredohütte. Natürlich hielt das Fotografieren auf. Aber sollte ich das ständig wechselnde Panorama, …
… die Alpenveilchen, …
… die Murmeltiere …
… oder die Ausblicke ignorieren?
Gerade einmal fünf Minuten vor Abfahrt des Busses hatten wir die Auronzohütte wieder erreicht.
Nach 19,2 Kilometer, je 987 Höhenmetern An- und Abstieg und 8 Stunden hatten wir die Rundwanderung geschafft. Was war ich kaputt!!!
(Wir sind bei der Auronzo-Hütte (1) gestartet. Unterhalb der Drei Zinnen (A) über die Lavaredo-Hütte (2) und über den Paternsattel zur Dreizinnennütte (3). Hinter dem Paternkofel (C) herum zur Büllelejochhütte (4) und hinauf auf die Obernbachern Spitzen (E). Zurück wieder über 4 durch das Tal unterhalb der Passportenspitzen (B) nach 2 und 1.)
Auf dem Campingplatz konnten wir noch die abendlichen Sonnenstrahlen vor dem Bergpanorama genießen.
Glückauf und Berg Heil,
Irmgard und Klaus
PS: Und wem das noch nicht reicht, der kann sich hier die (unbearbeitete) Bilderflut im Vollbildmodus ansehen: Unser Traum wurde wahr