Apoldu de Sus (Großpold) > Ort in Siebenbürgen

  • Großpold (rumänisch Apoldu de Sus, siebenbürgisch-sächsisch: Grißpuln, landlerisch:
    Großpoln, ungarisch: Nagyapold) ist ein Ort im Kreis Sibiu. Historische Region Siebenbürgen.



    Der Ort wurde 1288 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Zweihundert Jahre später
    war Großpold die größte Siedlung auf dem Gebiet des Reußmarkter Stuhles.
    (Die Sieben Stühle bezeichnen ein historisches Gebiet auf dem Königsboden in Siebenbürgen).
    So wie in Großau und Neppendorf wurden daher auch in Großpold aus dem Salzkammergut und Kärnten
    vertriebene, protestantische Landler angesiedelt, deren Mundart und Tracht sich neben jenen der
    Siebenbürger Sachsen bis in die Gegenwart erhalten haben.


    Bis heute haben sich hier die typisch siebenbürgischen Bauernhausfronten erhalten.





    Denkmal mit Namenslisten der gefallenen Großpolder beider Weltkriege.



    Als wir die gewaltige Evangelische Kirche besichtigen wollten, fanden wir sie leider zugesperrt.



    Wir wollten schon wieder gehen als eine Frau rief sie hätte den Schlüssel zur Kirche
    und wir sollten ein wenig warten.



    Es dauerte keine 5 Minuten war die Frau schon mit dem Schlüssel dar und öffnete die Kirche.



    Gleich darauf kam auch ein Mann hinzu, den ich schon vorher am Hauptplatz begegnet war.
    Wie sich herausstellte war es der Bruder der Frau.
    Wie sie erzählten wären beide nie verheiratet gewesen. Sie sprachen ein sehr gutes Deutsch.
    Angeblich besteht die Kirchengemeinde aus weniger als fünfzig Personen.
    Acht weitere Gemeinden des Unterwaldes werden von Großpold aus mitbetreut.


    Die Evangelische Kirche wurde als Saalkirche 1836 neu errichtet. Der Turm Stammt aus dem
    Jahre 1867.
    Wir waren über die herrlich gepflegte, gewaltig große Kirche überrascht.















    Nach der Besichtigung der Kirche unterhielten wir uns noch lange mit den beiden.



    Sie lebten so richtig auf, dass sie wieder mal mit deutschsprachigen Fremden sich
    unterhalten konnten. Auch sprachen sie gerne von früheren Zeiten und wir konnten
    uns fast nicht verabschieden. Sie hatten mit Sicherheit ein sehr schweres und arbeitsames Leben hinter sich.
    Irgendwie viel uns der Abschied schwer und auch die beiden winkten noch lange.



    Wir hatten uns vorgenommen die beiden vergangenes Jahr nochmals zu besuchen, was leider
    nicht klappte, da meine Herz OP dazwischen kam. Ob wir sie heuer noch antreffen werden
    bezweifle ich. Jedenfalls haben wir Fotos die wir mit Ihnen gemeinsam gemacht haben vorbereitet zum mitnehmen.
    Auch sonst haben wir manches für sie vorbereitet.

  • Hallo Josef,


    danke für den Bericht aus einem Ort, den ich auch bereits kennengelernt habe. Meine Bekannten stammen aus dem fast benachbarten Neppendorf, heute ein Stadtteil von Hermannstadt. Vielleicht klappt es ja im Sommer, daß ich wieder mal nach Siebenbürgen komme. Die Kirche konnten wir im übrigen damals nicht besichtigen. Ich glaube, man kommt direkt durch Großpold, wenn man von Arad her nach Hermannstadt fährt.


    Hast du den Eindruck gewonnen, daß einige Gehöfte leer stehen oder sind hier im Gegenzug zu den ausgewanderten deutschsprachigen Landlern und Sachsen Rumänen zugezogen?


    grüsse


    jürgen

  • Zitat

    Jedenfalls haben wir Fotos die wir mit Ihnen gemeinsam gemacht haben vorbereitet zum mitnehmen.
    Auch sonst haben wir manches für sie vorbereitet.


    Ich würde mir sehr wünschen, dass es Dir und Erna gelingt, in diesem Jahr diese Reise nochmals zu machen.


    Es ist Dir wieder einmal gelungen, in Gesprächen mit Einheimischen mehr zu erfahren und zu erleben als manch anderer Tourist.
    Um diese Fähigkeit , scheinbar leicht Kontakt aufnehmen zu können, bist Du zu beneiden , Josef.


    Das letzte Bild sagt eigentlich alles- das Bild ist preisverdächtig!!


    Was mich doch sehr erstaunt, ist der gute Zustand der Kirche - es gibt sogar eine Orgel!
    Diese einfachen, bemalten Holzfiguren auf der Kanzel sind bewundernswert. Und einen runden Lesepult , der von einem Engel getragen wird, habe ich noch nirgendwo gesehen. Das sind sicher Werke heimischer Holzschnitzer. Sehr schön! (Und gut fotografiert!)


    In Gegensatz dazu sind manche der Häuser in der geschlossenen Häuserzeile der Hauptstraße doch in weniger gutem Zustand. Wie schön sie sein können, zeigt das Bild mit dem gelben Haus.


    Ich bin gespannt, war Ihr bei Eurer ( hoffentlich) nächsten Reise dorthin an Unterschieden bemerken werdet!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Hallo Jürgen.


    Ja Neppendorf wurde in Hermannstadt eingemeindet.
    Aber im Nachbarort von Neppendorf, Christian (Großau) haben wir auch
    einen Nachmittag verbracht.


    Hier habe ich einen Bericht geschrieben.


    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthread.php?3730-Christian-(Großau)-Kirchenburg-in-Siebenbürgen


    In der Umgebung von Hermannstadt und rauf bis Mediaș (deutsch Mediasch) weiter
    Sighișoara (deutsch Schäßburg) und runter bis Rupea (deutsch Reps) und Făgăraș (deutsch Fogarasch)
    haben wir sehr viele Dörfer besucht. Möchte fast sagen die meisten Innerhalb dieses Bereiches.
    Mein Eindruck war das Häuser leer stehen und die anderen von
    Rumänen und teilweise auch von Zigeunern bewohnt werden.
    Überall in den Orten gibt es auch orthodoxe Kirchen.
    Was mir auch aufgefallen ist, dass viele Felder und frühere Weinberge
    nicht mehr bearbeitet werden. Wie ich überall heraushören konnte
    schmerzt das die Landler, mit denen ich in Siebenbürgen gesprochen habe sehr.
    Früher sei das alles eine blühende und sehr gepflegte Landschaft gewesen mit
    wohlhabenden Bauern in schönen großen Gehöften.
    Aber muss vieles nicht zutreffen, da es bei mir doch nur Momentaufnahmen sind.


    Ja von Arad kommend fährt man auf der gut ausgebauten Bundesstraße durch Großpold.
    Von Deva (deutsch Diemrich) führt auch eine Autobahn nach Hermannstadt.
    Ich bin sie noch nicht gefahren, denn ich möchte immer die Dörfer besuchen.
    Kann auch über die Autobahn nichts sagen.

  • Hallo Elke!


    Ja, auch wir würden uns freuen, wenn wir diese zwei netten, bescheidenen Menschen
    die Ihr Leben lang aufs schwerste gearbeitet und doch im Alter in sehr bescheidenes
    Leben führen müssen, nochmals treffen würden.


    Habe eigentlich kaum in Siebenbürgen eine so gepflegte und gut erhalten Kirche gesehen.
    Ja der Zustand der Häuser ist fast überall schlecht. Die Landler sind alt und die anderen legen
    keinen so großen Wert auf die herrlichen alten Höfe. Manchmal ist einem wirklich zum weinen
    zu Mute, wenn man diese alten Prächtigen, aber verkommenen Häuser sieht.
    Muss aber sagen die letzten Jahre hat die protestantische Kirche viel unternommen um die
    Dörfer wieder schön zu gestalten. Auch wurde in Pfarrhöfen versucht Zimmer für Touristen
    einzurichten. Aber das ist alles im Aufbau. In einem Dorf habe ich eine Niederösterreicherin
    getroffen die mir erzählte sie sei eine hohe Repräsentantin der protestantische Kirche (kann den Titel
    nicht wiedergeben) aber sie führt in diesem Dorf scheinbar ein eisernes Regiment und hat
    eine große Gärtnerei aufgebaut in der sie Ziegeunern und Rumänen einen Arbeitsplatz bietet.
    Auch die Kirche wird renoviert, wie wir uns überzeugen konnten. Auch war sie schon dabei
    im ehemaligen Pfarrhof Unterkünfte für Touristen zu bauen.
    Natürlich musste ich die Frage stellen, wo das Geld herkomme. Da meinte sie das würden
    ausgewanderte Landler spenden und auch Spenden der protestantischen Kirche seien dabei.
    Die Welt ist klein bei einem Campingtreffen in Oberösterreich haben wir Ihren Bruder und die
    Schwägerin getroffen die auch Camper sind.

  • Lieber Josef,


    allmählich kenne ich das Land Rumänien, dank deiner eindrucksvollen Beschreibungen besser als durch gedruckte Reiseberichte. Vor allem ist es dein Verdienst,
    nicht nur das Land mit seinen unverkennbaren Schätzen , sondern auch im einzelnen das beschwerliche Leben zu verdeutlichen.


    Wenn man in die Gesichter des deutschsprachigen rumänischen Paares sieht, könnte man meinen, man kann den äußerst beladenen Lebenslauf der Beiden darin exakt erkennen. Und doch gibt es Momente, wie bei eurem Besuch, dass auch noch ein Lachen noch Platz hat.


    Das ist es , was deine Berichterstattung so heraus stellt.


    vielen Dank nochmal


    ganz lieben Gruß
    Helmut


  • Danke Lieber Helmut,


    du hättest das nicht besser wiedergeben können, mit den zwei deutschen Landlern.
    Genau die gleichen Gedanken hatten wir als wir sie von Ihrem Leben erzählen hörten.
    Ja die lebten richtig auf als wir Ihnen lange zuhörten.
    Schäme mich nicht, dass ich damals Tränen in den Augen hatte.

  • Josef, auch ich wünsche dir, dass du in diesem Jahr die Geschwister noch einmal siehst.
    Wie ich dich kenne, hast du nicht nur Bilder im Gepäck.
    Danke auch für diesen Bericht eines Ortes, der leider auch schon besser Zeiten gesehen hat.
    Die schlichte Kirche gefällt mir sehr gut und ich hab mich gefragt, wer wohl die schönen Altartücher gestickt hat?

    Lieben Gruß Karin
    Wer der Sonne entgegen wandert lässt den Schatten hinter sich. (Bruno Hans Bürgel)

  • Karin, herrlich gestickte Sachen findet man überall
    in Siebenbürgen, aber auch in Norden im Maramures.
    Hier habe ich in den Holzkirchen uralte dicke gestickte
    Tücher gesehen.

  • Unglaubliche Gegensätze die du uns hier zeigst, Josef!


    Die alten Bauernhäuser, die schon recht marode aussehen und dann die schmucke Kirche. Sehr beeindruckend, was Siebenbürgen zu bieten hat.

  • Hallo Josef,


    die Geschichte mit den beiden alten Leuten berührt mich sehr, ich hoffe, daß Ihr sie doch wieder antreffen werdet.


    Abgesehen davon, haben mir auch die Bilder der Häuser und der Kirche sehr gut gefallen, man staunt wirklich, wie gepflegt dieses Gotteshaus ist.


    Danke!

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Liebe Besucher,

    ich habe im Internet diese Fotos von meinem Heimatort gesehen. Auf dem zweiten und dritten Bild, das Haus ganz links gehört inzwischen unsere Stiftung über welche wir uns in Großpold seit Jahren engagieren. Die Innenräume des Hauses und Fensterläden sind inzwischen renoviert, für die Fassade haben wir aber noch keine passenden Handwerker und Unterstützer gefunden. In der Scheune des gleichen Anwesens wurde im Jahr 2015 ein Museum eingeweiht.

    Im Sommer kommen inzwischen viele Besucher in den Ort


    Viel Spaß beim Reisen und liebe Grüße Maria

    http://grosspold.ro

    https://www.facebook.com/fundatia.grosspold

  • Hallo Maria!


    Da stammts Du aus einem herrlichen Ort Siebenbürgens.


    Eure Stiftung hat sich da großes vorgenommen, diese alten wunderschönen

    Bauernhöfe zu restaurieren.


    Wir haben bis jetzt 3 Mal Siebenbürgen besucht und waren in sehr vielen Dörfern.

    Haben aber sonst keine Beziehung zu Siebenbürgen.

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