Schulspeisung

  • Wer weiß noch , was "Schulspeisung " war?


    Wir wohnten nach dem Krieg in einem Dorf in der "Amerikanischen Zone".


    Ich war noch nicht in der Schule und erinnere mich eigentlich auch nicht daran, dass ich Hunger leiden musste . Für die Erwachsenen sah das anders aus, aber für sie war es offensichtlich immer wichtig , dass wir Kinder ausreichend zu essen bekamen - egal was.


    Im Jahr 1949 kam mein Cousin, der bei uns wohnte , in die Schule .


    Jeden Tag nahm er eine verschließbare Blechdose mit in die Schule.


    Dort standen jeden Tag große Kübel mir allem möglichen : Reisbrei, Kartoffeln, Nudeln, Sauerkraut, Erbsen, Käse, Wurststückchen usw und jedes Kind bekam eine Portion in seinen mitgebrachten Blechtopf abgefüllt.
    Die Sachen stammten zum großen Teil aus Armeebeständen .


    Nach einer Initiative des US-Präsidenten Herbert C. Hoover war ab April 1947 in der britischen und amerikanischen Zone diese Zusatzverpflegung ("Schulspeisung") für bedürftige Kinder organisiert worden.
    Die Bauerskinder aus unserer Nachbarschaft bekamen nichts.

    Da ich noch nicht in der Schule war, bekam ich auch keine Schulspeisung,.


    Mein Cousin brachte oft einen Teil des Essens mit nach Hause. Ich weiß nicht warum , vielleicht mochte er es manchmal nicht. Das wurde dann zu Hause weiter verwertet.
    Aber : Manchmal kam er nach Hause und zeigte mir ein Stück Schokolade oder eine Orange, die sie als Nachtisch bekommen hatten. Was für ein Schatz! ( Aber er gab nichts davon ab)


    Und so freute ich mich darauf, im April 1950 eingeschult zu werden - und das vor allem wegen dem Stückchen Schokolade, auf das ich bei der Schulspeisung hoffte.


    Was für eine Enttäuschung:
    Die Schulspeisung in der Amerikanischen Zone wurde Anfang 1950 abgeschafft!!


    Wann es dann zu Hause die erste Schokolade gab, die man im Laden kaufen konnte, daran erinnere ich mich nicht.


    Elke

  • Eine schöne Geschichte Elke,


    die Schulspeisung kenne ich nicht, da bin ich zu jung, aber solche Erzählungen von früher gefallen mir, das sind Dinge, die sonst in Vergessenheit geraten.


    Danke für Deine Erinnerungen.

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Liebe Elke,


    das sind Erinnerungen die einem ein Leben lang erhalten bleiben.
    Habe auch noch so manche Erinnerung an diese Zeit.

  • Zitat

    Was für eine Enttäuschung:
    Die Schulspeisung in der Amerikanischen Zone wurde Anfang 1950 abgeschafft!!


    Da erst 1956 eingeschult, kam auch ich nicht mehr in den Genuss dieser Regelung. Gesprochen wurde allerdings darüber. Dagegen erinnere ich mich noch an die CARE-Pakete, zumindestens an die in denen Milchpulver drin war. Drei Wörter hab ich heut noch in Erinnerung:
    NONFAT DRY MILK.
    Nonfat und dry (natürlich gesprochen wie geschrieben) verstand ich nicht, Milk dagegen schon. Die Kartons standen noch jahrelang auf unserem Dachboden herum und wurden für alle mögliche Verpackungen benutzt.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Auch ich wurde 1950 eingeschult und kam in den Genuss der Schulspeisung.
    Der sogenannte "Henkelmann" gehörte wie Tafel, Griffel und Schwamm in den Tornister.
    In der großen Pause gab es dann eine Suppe - für alle - und später (ab der 3. Klasse) einen halben Liter Milch oder Kakao für "billiges Geld".


    An die Verteilung von Süßigkeiten oder Obst in der Schule hab ich keine Erinnerung.

    Lieben Gruß Karin
    Wer der Sonne entgegen wandert lässt den Schatten hinter sich. (Bruno Hans Bürgel)

  • Karin, vielleicht lag es daran, dass wir der Amerikanischen Besatzungszone lebten.
    https://de.wikipedia.org/wiki/…rikanische_Besatzungszone
    Die Amerikaner waren großzügiger als z.b. die Franzosen unweit von uns. ( s. Karte)
    Ihr wart in der Britischen Zone, oder?
    Wenn amerikanische Militärkonvois durchs Dorf fuhren, so konnten wir Kinder sicher sein, dass die Soldaten von ihren Fahrzeugen herunter uns Süßigkeiten, aber auch Südfrüchte zuwarfen. So kam ich zu meiner ersten Banane, die ich nach Hause trug, weil ich nicht wusste, wa sich damit tun sollte.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Komisch, eine Schulspeisung gab es bei mir in Rottach-Egern 1950 noch nicht.


    Weiß nur, dass es immer lange dauerte bis es Mittagessen gab. Immerhin war der Schulweg vom Fuße des Wallbergs bis zum Rottacher Schulhaus (direkt unten bei der Kirche am See) 1 1/2 Stunden als Kind. Später mit dem Radl .


    Immerhin hatte ich als Kind auch ein herrliches Erlebnis, außer Grießbrei und wenns hoch kam mit Zimt, mal von einem riesigen Farbigen ein Stückchen Schokolade zu bekommen. Interessant dabei war ja, dass ich das versuchte meiner Mutter zu zeigen , aber auf dem Weg nach Hause, sowas bleibt unvergessen, doch arg schmolz.


    Erst neulich machte ich wieder einen Besuch zu meinem Elternhaus und dabei kam mir auch dieses Erlebnis in den Sinn.


    ganz lieben Gruß
    Helmut

  • In der Britischen Zone ging es uns auch nicht schlecht. Die Tommy's wie sie genannt wurden, verwöhnten uns Kinder oft mit Blockschokolade.
    Bei meinen Großeltern stand ein Panzer auf der Gemeindewiese und wir Kinder durften oft darauf herumklettern.
    Auch so manche Konservendose wechselte gegen kleine Gefälligkeiten (meine Oma war Schneiderin) ihren Besitzer.

    Lieben Gruß Karin
    Wer der Sonne entgegen wandert lässt den Schatten hinter sich. (Bruno Hans Bürgel)

  • Helmut- in Bayern wurde die Schulspeisung auch 1950 ( offiziell) eingestellt.
    Und vielleicht gehörtest Du danach auch nicht zu den Kindern, die daran teilnehmen durften. ( So wie die von mir ewähnten Bauernkinder) Das wurde von den Kommunen vor Ort entschieden.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • und oft erwische ich mich dabei das ich viel zurück denke - was ich sonst eigentlich nie mache.
    .


    Hallo Dieter !


    So geht es mir auch .
    Eigentlich halte ich es mehr so , wie Vize es in seiner Signatur stehen hat.
    https://www.schoener-reisen.at/forum/member.php?342-vize2


    Aber manchmal sind die Geschichten halt doch interessant und mir wird bewusst, wie sehr sich alles verändert hat und ständig immer noch verändert.
    Das ist gut so.
    Zurückdrehen möchte ich die Zeit auf keinen Fall - aber ( vielleicht liegt es auch an den etwas dunklen Vorweihnachtstagen ) ein bisschen Nostalgie darf schon sein.


    Ich wünsche mir hier in diesem Thread noch viele solche Geschichten ( neben den vielen Themen in unserem Forum , die zumindest im Moment des Einstellens vollkommen gegenwartsbezogen sind )


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Schulspeisung kannte ich bis dato auch nicht denn dafür bin ich noch zu jung ,, Jung in Anführungsstriche natürlich ,, ;).


    Egal wie auch immer , gerne lese ich diese Geschichten von früher und oft erwische ich mich dabei das ich viel zurück denke - was ich sonst eigentlich nie mache.


    Schulspeisung hatten wir auch nicht.
    Allerdings konnte man sich einen Kakao oder eine Milch bestellen, die dann zur Pause ausgeteilt wurden. Soweit ich mich erinnere kostete es wirklich nur sehr wenig .


    Ich denke auch immer öfter zurück , das hängt wohl mit dem älter werden zusammen. :oops:

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen


  • stehen wir zum älter werden und genießen wir einfach die restliche Zeit , welche uns noch bleibt.
    Aber du hast schon recht , wenn man älter wird denkt man um oder man denkt einfach intensiver.


    Lieber Dieter,


    du sprichst ein wahres Wort gelassen aus ....:sad:

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