Frühjahrswanderung nach Madau im Lechtal

  • Der Mai ist eigentlich ein schöner Monat, um in die Berge zu gehen. Auf den Gipfeln liegt oft noch Schnee, die Wiesen sind schön grün und wenn man Glück hat, so wie Angelika und ich, dann scheint auch noch die Sonne dazu und der Himmel ist blau. Eigentlich ideale Voraussetzungen, um die Kamera mitzunehmen.


    Ich will euch heute mit nach Madau nehmen. Da wird so mancher fragen, was das denn für ein unbekannter Ort ist. Madau ist schon was Besonderes. So viel kann ich euch vorab schon sagen. Die Geschichte des Ortes hat es in sich. Hier erst mal zur Einführung ein Blick ins Lechtal.


    https://www.lechtal-info.com/wanderungen/madau.html


    Nach sechs Monaten Winterschlaf haben wir die dreihundert Pferdchen unter der Haube geweckt und sind ins Lechtal bis zur Ortschaft Bach „geritten“. Von da aus geht es den Großteil des Weges entlang des Europäischen Fernwanderweges E5, der Oberstdorf im Allgäu mit Meran verbindet. Erst ca. 15 Minuten vor Erreichen von Madau müssen wir diesen Weg verlassen.





    Der gesamte Weg rauf zu dieser kleinen Ortschaft ist anfangs geteert und dann geschottert. Anfangs geht es in Serpentinen durch den Wald in ein enges Seitental des Lechtals nach oben vorbei an einem Friedhof für in diesen Bergen bei Arbeiten ums Leben gekommenen Arbeiter oder Bauern.





    Hinter uns die Ortschaft Bach.





    An manchen Stellen fließt noch Schmelzwasser über die Straße und erschwert das Fortkommen.







    Wir gewinnen rasch an Höhe. Der Bach liegt schon nach einer knappen halben Stunde Gehzeit tief unter uns.





    Nach einer dreiviertel Stunde müssen wir uns entscheiden. Dieses Mal bleiben wir auf dem Hauptweg, weil wir befürchten, sonst aufgrund des vielen Schmelzwassers nur im Matsch wandern zu müssen. So einen Erlebnisweg suchen wir heute nicht.















    Nach eindreiviertel Stunden sind wir in Madau angelangt.





    An der Kapelle ist diese leider schlecht lesbare Info-Tafel angebracht. Ich will euch kurz die Geschichte dieses Ortes erzählen. Obwohl in einem Seitental des Lechtals gelegen, wurde der Ort von Zams im Inntal aus besiedelt. Das Lechtal war vor vielen hundert Jahren ein einziges sumpfiges etwa 60 km langes völlig unzugängliches und unbesiedeltesTal.


    Von Zams im Inntal aus kletterten die Entdecker, als solche muß man die Menschen wohl bezeichnen, durch das Zamer Loch, eine enge Klamm ins Hochtal, dann über die 2550 Meter hoch gelegene Seescharte bis in die Gegend des heutigen Madau. Die Entfernung nach Zams beträgt knapp 15 Kilometer. Dort rodeten die Menschen die sanften Hänge und siedelten sich dort an. Später wurde eine Pfarrei gegründet um die Siedler zum einen in dieser Abgeschiedenheit auf gottgefälliges Verhalten zu kontrollieren und um andererseits sie auch steuerlich erfassen zu können. Obwohl bis heute vom Inntal aus lediglich ein Pfad aus nach Madau führt und der nur im Sommer bewohnte Ort ausschließlich vom Lechtal aus mit Fahrzeugen über eine in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts errichtete Fahrstraße erreichbar ist, zählt er noch heute zur Gemeinde Zams im Inntal. Ein Kuriosum.







    Darauf hatten wir uns eigentlich gefreut. Der Berggasthof Hermine mit seinen berühmten Riesenportionen für uns hungrige Bergwanderer. Allerdings hatte das Internet uns bezüglich der Eröffnung „angelogen“. Wir waren eine Woche zu früh dran. Wie gut, daß wir als eiserne Ration eine Banane und eine kalte halbe Bier dabei hatten. Das reichte aus, um müde in der wärmenden Sonne auf der Terrasse einer ehemaligen Alm ein Nickerchen zu machen. Die anderen ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen sind nur teilweise renoviert und dienen als gelegentliche Sommerhäuser. Strom hat nur der Gasthof, der über ein kleines Wasserkraftwerk verfügt.













    Abschließend möchte ich euch noch auf die Geschichte der Geierwally hinweisen. Ja, die gab es wirklich. Wikipedia kann es euch erklären:



    https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Geier-Wally_(Roman)



    Weil die Sonne so schön wärmte, fiel es uns trotz knurrendem Magen schwer, den Rückweg anzutreten. Für die Hundebesitzer sei erwähnt, daß Bello sich auf diese Wanderung sicherlich genauso freut, wie das Herrchen oder Frauchen mit etwas Kondition. Alles in allem eine nicht allzu anstrengende Wanderung, die nur etwas Ausdauer erfordert.


    Jürgen

  • Das , lieber Jürgen ,


    ist ein fantastischer Bericht über ein wunderschönes, weitgehend noch naturbelassenes Tal.


    Zwei Einschnitte vorher war ich z.B. über Gramais hinauf , über den Kogelsee zur Hanauer Hütte und zurück über Boden unterwegs.


    Es sind genau diese Möglichkeiten in dem langgezogenen Lechtal, die einen Bergsteiger begeistern. Meist noch alles ursprünglich.


    (Auch wenn die Herrschaften mit dem Kappi besonders rege darauf bedacht sind, in diesem Tal die Geschwindigkeiten zu überprüfen)


    Ansonsten sieht man im Frühjahr kaum mehr solche unbefleckten Täler mit Krokuswiesen, später Blumenwiesen und und.


    Schade, diesen von dir beschriebenen Weg wäre ich auch gern gegangen.



    Frage :


    War dieses bestechende Foto vom Wildbach schon der Märzbach oder noch der Parseierbach. Der Alperschonbach liegt ja wohl schon weiter zurück.


    Ganz lieben Gruß
    Helmut

  • hallo Helmut,


    vielen Dank für die Zeilen eines Kenners der Gegend. Die Bilder des Bachs zeigen einen von Süden her fliessenden Zufluß in den Parseier Bach, dessen Namen mir nicht geläufig ist. Meine Kompaß-Karte endet etwas weiter nördlich davon.


    Das Lechtal ist ein Biotop eigener Art durch seine sehr große Ausdehnung und die vielen engen Seitentäler. Trotz erheblicher Anstrengungen und Ausbaumaßnahmen für den Tourismus in den letzten Jahrzehnten ist es für mich immer noch eine der schönsten und an vielen Stellen einsamsten Gegenden unserer Bergregion. Der Raum Gramais steht auch noch auf meiner "Soll-Liste", wobei ich annahme, daß ich trotz der Häufigkeit meiner Aufenthalte in dieser Gegend nie alles werde kennenlernen können.


    Was die "Raubritter in ihren blau-weißen Rüstungen" im Tal anbelangt, kenne ich mittlerweile die Standorte der fest installierten Starenkästen und auch die bevorzugten Plätze der mobilen Überwacher. Trotzdem versuche ich, mich sowohl mit dem BMW als auch mit Suzi an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Der zu entrichtende Obulus im Falle eines Falles ist mehr als eine ausgiebige Brotzeit für zwei Personen selbst im überteuerten Tannheimer Tal. Leider ließ es sich vor einiger Zeit nicht verhindern, daß ich bergab vom Hahntennjoch in Richtung Imst mit Suzi unterwegs von einerm Radler (!) überholt wurde.


    grüsse


    jürgen

  • Danke für diesen schönen Bericht , der schon wieder an wunderbare Ausflüge im nächsten Frühjahr erinnert . Diese Region ist für mich so etwas wie ein "weißer Fleck" auf der Landkarte.
    Daher ist dieser Tipp besonders wertvoll.


    Gruß,
    Elke

  • Danke für diesen schönen Bericht , der schon wieder an wunderbare Ausflüge im nächsten Frühjahr erinnert . Diese Region ist für mich so etwas wie ein "weißer Fleck" auf der Landkarte.
    Daher ist dieser Tipp besonders wertvoll...


    hallo Elke,


    gib mir Bescheid, wenn du im nächsten Frühjahr da rauf möchtest. Du hast ja gelesen, daß Hermine bei unserem Besuch noch geschlossen hatte. Wir müssen also diesen Gasthof-Besuch unbedingt nachholen. Warum nicht miteinander?


    grüsse


    jürgen

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