Freistadt im unteren Mühlviertel

  • Auf dem Weg vom Jochenstein nach Gföhl führte uns das Navi quer durchs Mühlviertel.


    Freistadt im unteren Mühlviertel


    lud uns zu einer Pause und einem Rundgang durch die Stadt ein.


    Zitat

    Mit rund 7500 Einwohnern ist Freistadt das schulische, kulturelle, medizinische und wirtschaftliche Zentrum des gleichnamigen Bezirks.
    Die gotische Altstadt mit der mittelalterlichen Stadtbefestigung, den Wehrtürmen und den barocken Fassaden der Bürgerhäuser zählt zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
    Freistadt ist eine der wenigen Städte in Österreich, deren Befestigungsanlagen fast vollständig erhalten sind.
    In seiner gesamten Geschichte blieb Freistadt von größeren kriegerischen Zerstörungen verschont.
    Die Staatsgrenze zu Tschechien (bei Wullowitz) befindet sich annähernd 17 Kilometer nördlich der Stadt.

    Zitat


    Quelle: Wikipedia


    Auffällig war sofort der breite und tiefe Graben um die Altstadt der früher auch mit Wasser geflutet werden konnte.




    Heute dienen seine Spazierwege der Erholung.




    Ob aus diesen Fenstern früher mal die Stadt verteidigt wurde?




    Wir parkten am Marianum.




    Das dreigeschossige, mächtige Gebäude wurde zwischen 1901 und 1908 als Schule mit einem Internat und Kloster von den Marianisten errichtet.
    Besonders bemerkenswert fand ich den Satz:
    "Ursprünglich eine reine Buben-Schule dürfen seit dem Schuljahr 1986/87 auch Mädchen die Schule besuchen."


    Über den neueren westlichen Zugang - eine Brücke über den Stadtgraben- betraten wir die Altstadt.
    Der halbrunde "Turm im Winkel", der früher am westlichen Ende der Pfarrgasse stand, wurde nach dem Brand im Jahr 1815 abgebrochen.




    Sofort stach der barocke Turm der Stadtpfarrkirche, die wir später noch besuchten, ins Auge.






    Am "Goldenen Adler" bogen wir links ab in die Salzgasse.




    Das Gebäude mit der alten Hausnummer "Stadt Nr. 72", das "Stadtwirt-Haus", ist heute die Salzgasse Nr. 5.




    Dann gingen wir nach rechts in die Samtgasse.




    Durch einen Gang...




    ... kamen wir in einen der herrlichen Arkadenhöfe.







    Die Samtgasse mündet in den schönen 6.502 m² großen Hauptplatz.





    Im Sparkassengebäude (im Hintergrund mit dem Türmchen und dem Kreuz) befand sich von1761 bis 1873 die Ordensschule der Piaristen
    und später auch das erste Gymnasium der Stadt.



    Auf dem Hauptplatz entdeckte ich das Kunstobjekt "Eiserner Vorhang" das ich in diesem Rätsel schon vorgestellt hatte.




    Der spätgotische Bau im Hintergrund mit dem runden Eckerker aus der Zeit um 1600 bildet ein Eckhaus zur Böhmergasse.




    Am Ende der Böhmergasse kann man das früher mächtige Böhmertor - eines der alten Stadttore mit Zugbrücke (früher mal) - erkennen.
    Die drei oberen hölzernen Stockwerke sind leider einem Brand zum Opfer gefallen.


    Durch das spätgotische Rundbogentor in der nordöstlichen Ecke des Hauptplatzes kommt man zum Schloss mit dem 50 Meter hohen Bergfried aus dem 14. Jahrhundert.




    Vom äußeren Schlosshof kamen wir durch den Torbau in den inneren Schlosshof.




    Rechts ist die Schlosskapelle zu sehen in der eine einzigartige Sammlung von 531 Hinterglasbildern (die Größte in Österreich) aus der Zeit von 1770 bis 1930 untergebracht ist.




    Im linken Teil des Schlosses ist eine weniger attraktive Behörde untergebracht - das Finanzamt.




    Zurück auf dem Hauptplatz ...




    ... mit seinen herrlichen Fassaden ...






    ... und dem barocken Marienbrunnen von 1704, ein Werk des Salzburger Bildhauers Johann Baptist Spaz der Jüngere.




    Beherrscht wird der Hauptplatz aber vom mächtigen Turm der Stadtpfarrkirche - dem Katharinenmünster!




    Der Turm, erbaut von Johann Michael Prunner 1736/37, ist 67 Meter hoch.


    Der Turmeingang mit dem Heiligen Florian und zwei Engeln aus der Nähe.




    Betreten kann man das Katharinenmünster - die einzige 5-schiffige Basilika Österreichs - durch den Haupteingang...




    ... der von der Heiligen Katharina von Alexandrien gekrönt wird.




    Sie ist unschwer an ihren Attributen, dem gebrochenen Rad, der Krone und dem Schwert zu erkennen.


    Nach dem Eintreten blickt man durch das Langhaus in Richtung Hauptaltar.




    Die Fenster im Presbyterium...




    ... stellen Szenen aus dem Leben Mariens dar (1876).
    Die Szenen zeigen: Mariä Verkündigung, Maria und die Hlgst. Dreifaltigkeit, Mariä Heimsuchung, Anbetung der Könige.



    Farbglasfenster im Langhaus:


    ..........
    Mystische Verlobung der hl. Katharina von Alexandrien mit Christus.....Maria mit dem Jesuskind in neugotischem Baldachin, 1909



    In den linken Seitenschiffen stehen der Ottilienaltar und der Abendmahlsaltar.




    Links: Das Bild (2. Drittel 18. Jh.) zeigt die hl. Ottilia vom Elsass, als Klostergründerin mit dem Äbtissinnenstab und dem Buch, auf dem ein Augenpaar ruht, als Hinweis darauf, dass die Blindgeborene bei ihrer Taufe sehend wurde; seitlich Statuen der heiligen Sebastian (links) und Florian (rechts).


    Rechts: Thema des Altarbildes ist das Letzte Abendmahl, zu dem Jesus seine Jünger um sich geschart hat.



    In den rechten Seitenschiffen stehen der Rosenkranzaltar und der Kreuzaltar.




    Links: Der Altar zeigt am Altarblatt (Mitte 18. Jh.) den hl. Dominikus, wie er der Legende nach von der Muttergottes den Rosenkranz empfängt.
    Links ist als typisches Attribut des Stifters der Dominikaner und Sinnbild dieses im frühen 13. Jahrhundert gegründeten Predigerordens
    der Hund mit der Fackel im Maul zu sehen.
    Das Medaillon oben im Auszug trägt ein Marienemblem.


    Rechts: Der jüngste der vier Seitenaltäre ist ein Werk des Linzer Bildhauers Sebastian Müller aus dem Jahr 1778.
    Das Bild zeigt den ans Kreuz genagelten Christus über den Armen Seelen, die im Fegefeuer ihrer Erlösung harren.
    In die Kreuzigungsthematik fügt sich auch die Darstellung der beiden Märtyrer des Kreuzestodes,
    der Apostel Petrus (umgekehrtes Kreuz) und Philippus (T-Kreuz) sowie die Engelsfiguren mit den "Leidenswerkzeugen" oben im Auszug.



    Eine Tafel erzählt die Geschichte der Stadtpfarrkirche "in Kürze".




    In der Freistädter Stadtpfarrkirche sind an den Wänden der Seitenschiffe, in den seitlichen Vorhallen sowie in der Taufkapelle
    eine Reihe von lokalhistorisch interessanten Grabdenkmälern des 16. bis 18. Jahrhunderts zu sehen.


    ...





    Einer der alten Beichtstühle.




    Durch das Langhaus gingen wir zum Ausgang.




    Die früheste Orgel der Stadtpfarrkirche von 1507 wurde beim Stadtbrand zerstört. Ihr folgte 1538 eine Renaissanceorgel.
    Die weitere Geschichte der Freistädter Orgel wird begleitet von klingenden Namen von Orgelbaumeistern wie Leopold Freundt aus Passau
    (Orgel von 1701/05 mit verziertem Orgelkasten, der im Spätbarock noch zusätzlich ausgeschmückt wurde),
    Lorenz Franz Richter (Umbau der Freundt-Orgel vor 1760),
    Leopold Breinbauer (pneumatische Orgel, 1901) und schließlich Andreas und Mathias Metzler;
    von deren Schweizer Orgelbaufirma Metzler (Dietikon/Zürich) wurde im Jahr 2005 eine neue Orgel (26 Register) in das bestehende barocke Orgelgehäuse eingebaut.



    Nach dem Verlassen der Kirche warfen wir noch einen Blick zurück...




    ... und liefen durch die Pfarrgasse zurück in Richtung Parkplatz.
    Beinahe hätte ich doch den Nepomuk am Haus Nr. 4 übersehen!




    Der Heilige Franz von Paola und der Heilige Nepomuk.




    Das Eckhaus Pfarrgasse/Waaggasse.




    Das Eckhaus Pfarrgasse/Salzgasse...




    ... mit einem "geflügelten Stiermenschen".




    An der Außenwand des Eckhauses Pfarrgasse/Eisengasse ist dieses religiöse Fresko von 1760 zu bewundern.




    Danach setzten wir unsere Fahrt in Richtung Gföhl fort.
    Die Bilder von Freistadt wirkten noch einige Zeit nach, und bei den Recherchen zu diesem Beitrag stellte ich fest,
    dass ich noch lange nicht alle Freistädter Sehenswürdigkeiten gefunden hatte.
    Freistadt ist einen zweiten Besuch wert!





    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Ein wahres Klainod hast du da entdeckt, waldi :174:.


    Kaum zu glauben, dass ein 7.500-Seelen-Dorf solch viele Schätze birgt.


    Herzlichen Dank für die detaillierte Vorstellung,
    Klaus

  • Nachdem ich diesen Bericht in aller Ruhe gelesen habe, frage ich mich , weshalb ich nicht noch viel mehr unterwegs bin!


    Du zeigst uns Kleinode abseits der touristischen Hauptrouten, die einen Besuch wert sind.
    Freistadt ist solch ein Ort, den man nicht links liegen lassen sollte, wenn man in dieser "Ecke" Österreichs ist.


    Mit intensiver Recherchearbeit und viel Datailkenntnis machst Du auf die Schönheiten und auf Hintergründe in diesem sehenswerten Städtchen aufmerksam.
    Ein Städtchen, das nie ganz zerstört wurde und das sein historisches Erbe sorgfältig pflegt , wie z.B. die kostbaren Fassaden der Häuser, die Plätze , Gassen und die sakralen Orte erkennen lassen.
    Danke, Waldi , für diesen Bericht und die Arbeit , die Du Dir damit gemacht hast.


    Er ist mehr als ein Appetitmacher - er ist eine fundierte Quelle für Informationen und für die Vorbereitung eines Besuches von Freistadt.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Zunächst mal herzlichen Dank, lieber Waldi,


    dass du dir wieder einmal so viel Mühe gemacht hast und diesen hervorragenden Bericht hier eingestellt hast.
    Ja, es ist schon , wie angeklungen, unglaublich welche städtebaulichen Juwelen es überall so gibt.


    Irgendwie muss man aber im Alter zur Kenntnis nehmen, dass man nicht mehr alles persönlich in Augenschein nehmen kann.
    Hört sich resignierend an, ist aber real nicht so, denn man sucht halt die Plätze auf, die man gedanklich als noch machbare Favoritenliste vor sich her trägt.


    Deshalb ist es ja hier im Forum so spannend, die vielschichtigsten Beiträge zeigen es.


    Nochmal vielen Dank


    Helmut

  • Vielen Dank fürs Herzeigen dieser sehr schönen Fotoserie!


    Ich bin schon einige Male in Linz gewesen und habe sogar auch Freund aus Freistadt, aber es hat mich dort einfach noch nie verschlagen. Vielleicht kann ich das einmal im Frühjahr nachholen. :up:

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